Review

TEST: Yakuza 4

play3 Review: TEST: Yakuza 4

7.5

Mit einer Verspätung von rund einem Jahr schlug „Yakuza 4“ endlich in Europa auf und entführt euch einmal mehr in das fiktive Unterhaltungsviertel Kamurocho, für das das Unterhaltungsviertel Kabukicho im japanischen Tokio Pate stand. Und während man spielerisch quasi komplett auf Neuerungen verzichtete und sich auf die vertrauten Stärken der Reihe berief, ging man man bei der Geschichtserzählung neue Wege. Erstmals schlüpft ihr in die Haut von vier verschiedenen Protagonisten, was Licht wie Schatten mit sich bringt. Welchen Eindruck der neue Ableger in unserem Testlabor hinterließ, entnehmt ihr den folgenden Zeilen.

Was wir cool finden

Die japanische Unterwelt – live und in Farbe
Seit jeher lebt die „Yakuza“-Reihe von der Art und Weise, wie man die japanische Unterwelt und die damit verbundenen Protagonisten in Szene setzte. Es versteht sich wohl von selbst, dass der vierte Ableger da keine Ausnahme bildet und nahtlos an das anschließt, was man uns bereits in den vergangenen Jahren kredenzte. Mit einer Ausnahme: Anstatt lediglich Kazuma Kiryu in den Mittelpunkt zu rücken, stellt man euch dieses Mal insgesamt vier Protagonisten zur Seite, die zunächst ihre ganz eigenen Ziele verfolgen und Geschichten erleben. Darunter den Finanzhai Shun Akiyama, den desillusionierten Cop Masayoshi Tanimura, den Knastbruder Saejima und natürlich Kazuma, bekannt aus den diversen Vorgängern. Erst im fünften und letzten Kapitel schließt sich der Kreis und konfrontiert euch mit einem packenden und zufriedenstellenden Finale. Bis es soweit ist, ziehen je nach Spielweise 30 oder noch mehr Stunden ins Land.

Was zunächst nach einer gelungenen Neuerung klingen mag, bringt leider kleinere Probleme mit sich. So schien man der Aufgabe, vier Handlungsstränge miteinander zu verbinden, diese stets spannend zu halten und sie zu einem packenden Finale zu führen, nicht immer gewachsen. Stattdessen bekommt man gelegentlich das Gefühl vermittelt, dass die einzelnen Geschichten ihr volles Potential nur bedingt entfalten können. Sicherlich, die typischen Klischees der japanischen Unterwelt werden einmal mehr vorzüglich bedient, man schließt die unterschiedlichen Recken schnell ins Herz und auch die unterschiedlichen Motivationen und Ziele wirken glaubwürdig umgesetzt. Vertreibt man sich die Zeit abseits der Handlung jedoch mit den zahlreichen Nebenaufgaben, läuft man mitunter Gefahr, den Faden zu verlieren und dürfte sich die Frage stellen, wie denn jetzt eigentlich alles zusammenpasst. Alles in allem ein unnötiges Manko, mit dem man sich angesichts der erneut packenden Handlung und der nach wie vor hochwertigen Zwischensequenzen gerne arrangieren wird. Auch wenn sich der Gedanke, dass man hinsichtlich der Charakterentwicklung tiefer hätte ins Detail gehen können, nicht immer bei Seite schieben lässt.
Urteil: Gut

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Das Recht des Stärkeren
Spielerisch hat sich wie bereits angesprochen nur wenig getan: Zahlreiche Zwischensequenzen, ein Schuss unterhaltsamer Nebenaufgaben, das Ganze mit einer Prise Keilereien abschmecken und fertig ist der wieder einmal schmackhafte „Yakuza“-Cocktail. Vor allem den Faustkämpfen kommt dabei eine tragende Rolle zu, da sie erneut den größten Teil des Street Brawlers ausmachen. Und wir geben gerne zu, dass die Kämpfe trotz der Tatsache, dass man ein wenig auf der Stelle tritt, Spaß machen und vor allem durch die teilweise recht schmerzhaften Heat-Moves deutlich machen, wie es in der japanischen Unterwelt zugeht. Auf Knopfdruck verteilt ihr Schläge und Tritte, schnappt euch einen der zahlreichen Gegenstände in Form von Baseballschlägern, Schwertern, Schusswaffen und sonstigen Totschlägern oder setzt zu schmerzhaften Würfen an. Mit erfolgreichen Treffern füllt ihr die so genannte Heat-Leiste, wodurch euch die Möglichkeit geboten wird, einen der knochenbrechenden Finishing-Moves anzusetzen.

Diese haben es wahrlich in sich und verdeutlichen, warum „Yakuza 4“ hierzulande keine Jugendfreigabe erhalten hat. Mit Golfschlägern richtet ihr Kiefer, tapeziert mit den Gesichtern eurer Widersacher Wände und Vehikel oder lasst mit gezielten Schlägen und Tritten Kiefer brechen – vollkommen überzogene Verformungen der Visagen natürlich inklusive. Die japanische Unterwelt ist nun einmal kein Streichelzoo und genau das wird euch mit den recht brutalen Heat-Manövern hervorragend vermittelt. Erfolgreich bestrittene Kämpfe bringen dabei die bekannten Belohnungen in Form von Geld, diversen Items sowie Erfahrungspunkten mit sich, womit man sichergehen möchte, dass die zahlreichen Scharmützel auch auf lange Sicht motivieren.
Urteil: Gut

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Kamurocho: Quietschbunt und typisch japanisch
Ihr gehört zu den Zeitgenossen, die sich gerne abseits der Handlung die Zeit vertreiben, diversen Nebenaufgaben nachgehen und jedes Geheimnis eines Titels lüften möchten? Dann stellt euch schon einmal darauf ein, dass „Yakuza 4“ auch nach Wochen noch in die heimische Daddelkiste wandern und zahlreiche Stunden fressen wird. Kamurocho  ist vollgepackt mit Minispielen, Substories, durchgeknallten Zeitgenossen und versteckten Gimmicks, die euch über einen langen Zeitraum bei Laune halten und ungemein abwechslungsreich gestaltet sind. Sämtliche Möglichkeiten aufzuzählen würde an dieser Stelle den Rahmen des Artikels sprengen: Trainiert im Fighter Maker euren eigenen Athleten und erobert mit diesem die Arena, stellt euer Stimmtalent beim Karaoke unter Beweis, versucht euer Glück beim Angeln, bandelt mit einer der zahlreichen Hostessen an, zeigt euch im Baseball, Tischtennis und Golf von eurer sportlichen Seite oder bringt im Casino die Bank zum verzweifeln.

Selbst vor typisch japanischen Beschäftigungen wie Arcade-Hallen, Pachinko, Shogi oder Mahjong machte man nicht Halt. Ein Paradies für Anhänger der japanischen Spielekultur. Erfreulich ist zudem, dass man den eigenen Versprechen Taten folgen ließ und beliebte Inhalte wie den Hostess-Maker, der in der westlichen Fassung von „Yakuza 3“ noch dem Rotstift zum Opfer fiel, auch hierzulande anbietet. Hier sprecht ihr kurzerhand vielversprechende Mädels an, kleidet sie ein, trainiert sie und helft ihnen so dabei, zur Nummer 1-Hostess eures eigenen Clubs zu werden. Die Barbie für den Nerd von nebenan sozusagen. Spaß macht das Ganze natürlich trotzdem. Und wer sich auf dem normalen Schwierigkeitsgrad unterfordert fühlen sollte, darf sich nach dem erfolgreichen Abschluss des Abenteuers auf höhere Ränge stürzen. So wird gewährleistet, dass Neulinge wie Veteranen auf ihre Kosten kommen.
Urteil: Sehr Gut

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Was wir nicht so cool finden

Yakuza 3 = Yakuza 4?
Eine packende Handlung, zahlreiche und abwechslungsreiche Inhalte, das liebevoll gestaltete Kamurocho; hier haben wir es erneut mit einem „Yakuza“ zu tun, wie es leibt und lebt. Eine für Fans erfreuliche Begebenheit, die uns leider zu einem der größten Probleme des mittlerweile fünften Konsolen-Ablegers bringt: Man tritt schlichtweg auf der Stelle und versäumte es erneut, einen Schritt nach vorne zu machen. Klammert man die neue Geschichte mitsamt ihren glaubwürdigen Protagonisten einmal aus, könnte man es hier ohne weiteres mit einem „Yakuza 3,5“ zu tun haben. Während sich Neulinge problemlos in das farbenfrohe Spektakel stürzen können, suchen Veteranen händerringend nach Neuerungen oder Verbesserungen. Leider vergeblich, da sämtliche Elemente aus den Vorgängern bekannt sind. Okay, neuerdings ist es möglich, den Untergrund, Tiefgaragen oder Dächer zu betreten, eine wirkliche Überarbeitung der Spielwelt sieht aber wohl anders aus.

Zumal man leider an den bekannten Schwächen der Reihe festhielt, anstatt diese zu überarbeiten. Da wäre beispielsweise das an für sich spaßige Kampfsystem, das nach wie vor mit kleineren und vor allem unnötigen Macken zu kämpfen hat. Die Kloppereien kommen mitunter etwas steif daher, die Animationen wirken im Direktvergleich mit aktuellen Titeln ein wenig hölzern und mit zunehmender Spielzeit können die omnipräsenten Zufallskämpfe leider etwas ermüdend wirken. Daran kann auch die Tatsache, dass mit Level-Ups neue Manöver freigeschaltet werden, nur bedingt etwas ändern. Ein weiteres Manko: Die Technik. Während die Zwischensequenzen und die Mimiken der Gesichter nach wie vor über jeden Zweifel erhaben sind, lässt der Detailgrad von Kamurocho in der Zwischenzeit ein wenig zu wünschen übrig. Es ist verständlich, dass man ein erfolgreiches Pferd so oft wie möglich ins Rennen schicken möchte, auf kurz oder lang sollte sich „Yakuza“ hier allerdings weiterentwickeln, um dem Vorwurf, lediglich Fließbandarbeit abzuliefern, entgegenwirken zu können.
Urteil: Mangelhaft

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Sprachprobleme
Angesichts der Tatsache, dass Sega mit der Entscheidung, ein typisch japanisches Spiel wie „Yakuza“ auch im Westen zu veröffentlichen, durchaus ein finanzielles Risiko eingeht, mag der folgende Kritikpunkt sicherlich etwas unfair beziehungsweise unangebracht wirken. Trotz allem sollte nicht verschwiegen werden, dass es recht anstrengend werden kann, das Geschehen auf dem Bildschirm zu verfolgen. Wie es bereits im dritten Ableger der Fall war, setzt man bei der westlichen Version auch dieses Mal auf die Original-Sprecher aus Japan und versah den Titel mit englischen Untertiteln. Da die wenigsten unter euch der japanischen Sprache mächtig sein dürften, entwickelt sich aufmerksames Lesen zum Pflichtprogramm.

Und angesichts der zahlreichen japanischen Namen kann es durchaus schon einmal vorkommen, dass man kurzfristig den Faden verliert und sich das Geschehene noch einmal in Erinnerung rufen muss, um überhaupt zu wissen, um was es eigentlich geht. Nur bedingt zeitgemäß wirkt die Art und Weise, wie man euch die Dialoge abseits der gelungenen Zwischensequenzen präsentiert. Trockene Textboxen und gelegentliche Sprachsamples im Stile von „The Legend of Zelda“ locken heute wohl niemanden mehr hinter dem Ofen hervor.
Urteil: Ausreichend

7.5

Wertung und Fazit

TEST: Yakuza 4

Getreu dem Motto „Never change a running system“ konzentrierte man sich bei „Yakuza 4“ auf das, was die Serie seit Jahren auszeichnet. Der packende Plot mitsamt seinen glaubwürdigen Charakteren lässt auch dieses Mal kein Klischee aus und vermittelt euch ein Bild der japanischen Unterwelt, das stets mit einem Augenzwinkern zur Kenntnis genommen werden sollte, ohne den nötigen Ernst vermissen zu lassen. Und spätestens wenn man sich erneut an den zahlreichen Nebenaufgaben festgebissen hat, birgt „Yakuza 4“ durchaus das Potential, euch 50 Stunden oder noch länger bei der Stange zu halten. Alles in allem müssen sich die Jungs von Sega jedoch den Vorwurf gefallen lassen, dass es so langsam an der Zeit ist, die Reißleine zu ziehen und in verschiedenen Bereichen nachzubessern. Andernfalls läuft man auf lange Sicht Gefahr, die Serie übertrieben zu melken und den Anschluss an aktuelle Open World-Titel zu verlieren.

Hotlist

Kommentare

LasVegasPlaya17

LasVegasPlaya17

07. April 2011 um 15:07 Uhr
CodeName1818

CodeName1818

07. April 2011 um 15:50 Uhr
CodeName1818

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07. April 2011 um 16:06 Uhr
Stefan-SRB

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07. April 2011 um 17:07 Uhr
xjohndoex86

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07. April 2011 um 23:46 Uhr
Killerphil51

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07. April 2011 um 23:59 Uhr
Killtheory

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19. April 2011 um 13:06 Uhr