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TEST: Virtua Tennis 4

play3 Review: TEST: Virtua Tennis 4

7.5

Nach einer etwas enttäuschenden Saison 2009 poliert SEGA seine Traditionsreihe auf Hochglanz um der niemals müden „Top-Spin“-Konkurrenz aus dem Hause 2K Paroli (Test hier lesen) zu bieten. Die hatte jüngst mit ihrer vierten Ausgabe aber schon sehr hart und authentisch aufgeschlagen. Was hat „Virtua Tennis 4“, das dieses Mal wieder bei den Erfindern der Serie in Japan entstand, dem osteuropäischen „Jungstar“ entgegenzusetzen?
(Kleiner, technischer Hinweis: Da das PlayStation Network derzeit bekanntlich offline ist, heben wir uns eine Bewertung der Netzwerk-Komponente auf, bis wir sie ausgiebig testen konnten. Ehrensache!)

https://www.youtube.com/watch?v=KxwLiexWBNE&feature=fvsr

Was wir cool finden

Bewundernswerte Schnörkellosigkeit
Kaum ein Entwickler kennt sich so sehr damit aus, was es heißt, einen Arcade-Titel zu entwickeln. SEGAs Spielhallen-Ursprünge sind auch im Jahr 2011 noch überdeutlich zu erkennen und resultieren in einem Tennisspiel, dass auf Anhieb „klickt“, mit schierem Tempo unmittelbar zu unterhalten weiß und dabei lernwilligen Spielern auch noch „Luft nach oben“ gewährt.
Im lokalen Duell mit einem geübten Freund zeigt sich schnell, wer der bessere Spieler ist. In bester Serientradition bietet „Virtua Tennis 4“ damit einen Spielablauf, der zwar eher nach der Michael-Bay-Ausgabe des Sports aussieht, aber den Gedanken des Sportes gut einfängt – und das mit nur vier Tasten.

Doch auch für „Virtua Tennis“ ist die Zeit nicht stehen geblieben: So vollführen die Spieler allgemein weitaus seltener Hechtrollen und wenn sie dann passieren, ergeben sie höchstens im absoluten Glücksfall einen tödlichen Ball. Zum anderen gibt es ein neues Super-Shot-System. Am oberen Bildrand füllt sich eine Power-Anzeige, wenn ihr gemäß des Spielstiles eures Athleten agiert. Schlagt mit Murray also viel mit eurer starken Rückhand, kontert mit Monfils oder treibt als Nadal euer Gegenüber in den Wahnsinn, indem ihr selbst die schwersten Bälle noch erreicht.

Ist die Leiste voll, zündet ihr den besonders harten und gezielten Superschlag mit der Kreistaste. Die Animation wird dann effektvoll in einer Zeitlupe in verschiedenen Kamerawinkeln eingefangen, was zwar gut aussieht, aber auch irritiert und vor allem teilweise schon die Richtung des Schlages verrät. Puristen schalten diese Zeitlupe einfach aus und freuen sich über ein gelungenes neues Feature, das zunächst wie ein Gimmick wirken mag, letzten Endes aber für ein willkommenes Element der Unkalkulierbarkeit sorgt – man weiß schließlich nie, wann der Gegner diesen Schlag einsetzt. Wenn ich meckern wollte, dann darüber, dass die Leiste mit Spielern gewisser Stile etwas kniffliger zu füllen ist als mit anderen.
Urteil: Sehr gut

Lange, abwechslungsreiche und unterhaltsame Karriere
Im Vergleich zum direkten Konkurrenten „Top Spin 4“ hat „Virtua Tennis 4“ die abwechslungsreichere Karriere spendiert bekommen, auch wenn ihr im SEGA-Produkt nicht ganz so viel über den Spielablauf lernt und weniger Einfluss auf die Entwicklung eures Tennis-Cracks habt.
Im Grunde ist es schlicht die Struktur, die für ein attraktiveres Erlebnis sorgt: Ihr bewegt euch mithilfe zufällig verteilter Bewegungstickets auf einer Weltkarte im Spielbrett-Format von einem Event zum nächsten. Dabei müsst ihr geschickt wählen, wie welches Ticket ihr einsetzen wollt, weil ihr auf der Karte keinen Schritt zurück machen könnt. Zieht ihr an einer Veranstaltung vorbei, findet sie ohne euch statt. Ab und an verzweigen sich die Routen leicht, sodass ihr kurz überlegen müsst, was euch wichtiger ist.

Neben normalen Spielen bietet euer Aufstieg in einer Rangliste aus ungezählten Konkurrenten auch etliche lustige Trainingsspiele, etwa wenn man ein Rudel Küken unversehrt einsammeln und dann zu seiner Henne führen muss, ohne dass die Projektile Ballmaschine einen der Baby-Vögel erschlägt. Auch Matches, in denen man durch das Betreten bestimmter Flecken Wände am Netz errichten kann oder Duelle bei denen sich ständig die Windrichtung ändern, würzen den Spielablauf in unrealistischer aber dafür umso lockerere Begegnungen, die einen ganz eigenen Charme mitbringen.

Dadurch, dass ihr euch für die Teilnahme an den großen Turnieren eine bestimmte Zahl an Sternen verdienen müsst und stets die verbleibende Ausdauer eures Athleten im Auge haben solltet, wird hier ein gutes Gefühl davon vermittelt, dass man einem Spieler beisteht, der eine Entwicklung durchmacht. Schade, dass ihr nicht – wie bei der Konkurrenz – wählen dürft, ob ihr auch volle Matches austragen wollt.
Urteil: Sehr gut

Stark verbesserte Grafik
Trat die Optik bei beiden Vorgängern noch auf der Stelle, ist nun ein deutlicherer Sprung auszumachen. Die Charaktermodelle der 24 lizenzierten Profis haben eine weit höhere Ähnlichkeit zu ihren Vorbildern als zuvor und das kontrastreiche Lighting sowie die satten Farben lassen Platz und Protagonisten buchstäblich in einem guten Licht dastehen. Die Schweißeffekte sehen aber leider aus, als würden die Spieler ein Pfund Halbfettmargarine in ihrer Frisur spazieren tragen, das in der Sonne zu schmelzen beginnt. Obwohl „VT4“ das weniger sterile Bild bietet, bewegen sich „Top Spin 4“ und das SEGA-Produkt annähernd auf dem gleichen Niveau. Unserer Meinung nach hat 2K Czechs Tennisspiel unterm Strich aufgrund abwechslungsreicherer und lebensechterer Animationen dennoch die Nase vorne.
Urteil: Gut

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Was wir weniger cool finden

Ballwechsel nicht so packend und variabel wie bei der Konkurrenz
Bei allem Lob, das wir SEGA aussprechen wollen und müssen, wenn es darum geht, einen komplexen Sport in ein simples, unterhaltsames Format zu packen, so bietet „Top Spin 4“ doch unterm Strich das packendere und nachvollziehbarere Tennis-Erlebnis. Das liegt vor allem daran, dass das schnellere „Virtua Tennis“ die Laufarbeit über alles stellt, während „Top Spin 4“ genauso euer Stellungsspiel fordert wie eure volle Konzentration beim Schlag. Das resultiert in einem ausgewogeneren und „gefühlsechteren“ Erlebnis, bei dem man vor dem Fernseher mehr mitgeht.

Auch scheinen sich bei „Virtua Tennis 4“ die einzelnen Ballwechsel stärker zu ähneln als beim tschechischen Kontrahenten. Und dabei erfordert letzterer weit weniger Eingewöhnungszeit, als man befürchten könnte. Wer von einem Tennisspiel also keine unabdingliche Einsteigerfreundlichkeit einfordert, der ist „drüben“ besser bedient.
Urteil: Befriedigend

Reserviertes Publikum
Auch wenn SEGA die Replays besser gelungen sind als 2K, unterliegen die Japaner den Osteuropäern auch in Sachen Atmosphäre. Das Publikum scheint sich für das treiben auf dem Platz weit weniger zu interessieren und spart beim Applaus und bei Zwischenrufen. Auch den anderen Sound-Effekten fehlt es an Pepp: Allen voran enttäuschen besonders Schritt- und Schlaggeräusche. Auch die etwas ungelenken Übergänge zwischen einzelnen Animationen nagen etwas an der Stimmung.
Urteil: Ausreichend

Bewegungssteuerung mit Alibi-Charakter
Zwar muss man der Move-Steuerung zugute halten, dass man nach kurzer Eingewöhnung durchaus befriedigende Ergebnisse erzielt – hier ist eigentlich nur die Kamera, die ständig zwischen Third- und First-Person wechselt, anfänglich irritierend – sie hat dennoch ausgesprochenen Alibi-Charakter. Anstatt sich vor einem Match oder zumindest zu Beginn der Karriere entscheiden zu können, ob man mit Sonys „Eistüte“ spielen will (wobei übrigens nur der Schlag von euch gesteuert wird.Die Bewegung erledigt die KI für euch), steht diese nur in den Party-Games und in Einzelmatches zur Verfügung. Abgesehen davon, dass EAs Grand Slam Tennis auf der Wii nach wie vor der präziseste und komfortabelste Bewegungsgesteuerte Tennistitel ist, ist die gebotene Umsetzung, liebes SEGA, leider nichts Halbes und nichts Ganzes.
Urteil: Ausreichend

System: Playstation 3
Vertrieb: SEGA
Entwickler: SEGA
Release: Erhältlich
USK: Ab 6 Jahren
Offizielle Homepage: http://www.sega.de/virtuatennis4/de/

7.5

Wertung und Fazit

TEST: Virtua Tennis 4

Es ist sicherlich kein Klassenunterschied, der "Virtua Tennis 4" und "Top Spin 4" hier trennt. Dazu hat SEGAs Spaßtennis nach wie vor zu viele gute Seiten. Der lockerere Umgang mit dem Sport sowie die unterhaltsamen Mini-Games, die dem abwechslungsreichen Karrieremodus schöne Akzente verleihen, dürften dafür sorgen, dass viele Spieler nach wie vor das Spiel der Japaner bevorzugen. Ausgehend von der Xbox-360-Version scheint außerdem der Online-Modus sehr gelungen zu sein. Eine Tatsache, die wir für euch prüfen werden, sobald das PlayStation Network wieder steht. Letzten Endes müssen jedoch selbst Fans der Serie zugeben, dass ein wenig mehr Kontrolle über den eigentlichen Schlag genau das wäre, was "Virtua Tennis" zum zehnten Jubiläum auf die nächste Stufe erhoben hätte. So wie es ist, stagniert die Marke auf gutem Niveau.

Hotlist

Kommentare

MoNaCOatZe

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01. Mai 2011 um 12:28 Uhr
redfield84

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