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TEST: Duke Nukem Forever

play3 Review: TEST: Duke Nukem Forever

5.5

Running Gag. Legende. Mythos. Nennt es wir ihr wollt. Aber „Duke Nukem Forever“ ist bereits jetzt ein Stück Videospielgeschichte. Die Frage ist nur, ob man den verspäteten Ego-Shooter gut oder schlecht im Gedächtnis behält. Wir haben „Duke Nukem Forever“ getestet und müssen leider auf die Euphorie- …. äh Nostalgiebremse treten.

Was wir cool finden

Shake it baby!
Er ist zurück. Der härteste Mann unter der Sonne. Stärker als Chuck Norris und mit mehr One-Linern ausgestattet als alle 80er-Jahre-Filme zusammen. Der Duke ist auch nach 14 Jahren kein bisschen zahm geworden. Er ist noch immer ein fluchender Frauenheld mit Vorliebe für leichte Mädchen, Alkohol und dumme Sprüche. Der durch den Vorgänger geprägte Humor überstrahlt auch „Duke Nukem Forever“.

Ganz egal, ob wir über Las Vegas blicken und Duke „I can see my dick from here“ murmelt. Oder ihm ein Soldat eine „Halo“-Power-Rüstung anbietet und er diese mit „Ich bin doch keine Pussy“ ablehnt. Die Witze kommen hier am laufenden Band und sind das tragende Element, dass „Duke Nukem Forever“ immer wieder am Leben erhält.
Dieser Witz macht sich auch im Spieldesign bemerkbar: Da hätten wir etwa den brandneuen Ego-Balken – eine Art „Duke“-Schutzschild. Interagiert ihr mit Objekten in der Umgebung, steigert ihr Dukes ohnehin schon mächtiges Ego noch weiter. Im Fitnessraum packt ihr etwa Extra-Gewichte drauf und pumpt eine Runde. Spielt eine Runde Flipper. Oder lasst den Duke sein Ding durch das Gloryhole in einer Toilette stecken.

All diese Kleinigkeiten sind zwar nur simple Spielereien ohne großartigen Nährwert, tragen aber ihren Teil zur Atmosphäre des Spiels bei. Kein Witz ist dem Duke zu abgedroschen, kein Spruch zu sexistisch oder platt. Man muss den King einfach mögen. Kommt man mit dem Brachial-Humor nicht klar, dann ist „Duke Nukem Forever“ das falsche Spiel.
Urteil: Sehr gut

Einige schöne Ideen
Im Grunde seines virtuellen Herzens spielt sich „Duke Nukem Forever“ ganz ähnlich wie sein legendärer Vorgänger. Doch obwohl die Levels insgesamt sehr schlauchig sind, lockern unzählige Rätsel, Mini-Spiele und nette Ideen den bleihaltigen Spielzusammenhang auf. Besonders wenn wir Duke schrumpfen, geht ordentlich die Post ab. Mal springen wir in einer Toilette durch die Gegend, suchen nach dem Ausgang in einer riesigen Maschine oder nehmen sogar in einem RC-Car Platz.

Daneben gibt es neue Fahrzeugsequenzen. Im Abschnitt „Duke Dome“ bringt ihr einen Kran zum Laufen und reißt damit gleich die Hälfte eines Gebäudes ein. In einem anderen Level ballert ihr mit Geschützen durch die Gegend. Sogar kleinere Physik-Rätsel wurden eingebaut – etwa beim Nutzen von Sprungpads für Granaten oder dem Kippen von Bauwagen. Deutlich hausbackener wirken da die Bossfights. Diese sind zumeist nicht nur sehr berechenbar, sondern auch recht leicht. Hier hätte wir uns ebenfalls ein wenig mehr Kreativität gewünscht.
Urteil: Gut

Was wir weniger cool finden

Ordentliche Kämpfe mit Abstrichen
Die Steuerung funktioniert in „Duke Nukem Forever“ ordentlich, aber nicht ganz so gut wie bei manch anderem Shooter. Denn das Spiel reagiert minimal verspätet auf Bewegungen. Trotzdem machen die Gunfights ordentlich Laune. Gerade weil „Duke Nukem Forever“ bereits auf mittlerer Schwierigkeitsstufe sehr fordernd ist. Hier werden viele Spieler häufige Neustarts und damit lange Wartezeiten in Kauf nehmen müssen. Denn die fiesen Aliens werfen ihre schwerste Artillerie auf den Duke. Da kann es auch passieren, dass unser Held nach einem Treffer das Zeitliche segnet. Zum Glück wurden die Checkpoints gut gesetzt.

Weniger hat uns dagegen das Verhalten unserer Widersacher erfreut. Die Burschen agieren oftmals einfach dumm. Sie bemerken nicht, wenn wir direkt neben ihnen stehen. Feuern aus luftiger Höhe auf uns, rechnen aber die dazwischen liegende Wand nicht mit ein. Oder bleiben gar an Türrahmen oder unsichtbaren Wänden hängen. Mit diesem Problem hat allerdings auch der Duke immer wieder zu kämpfen. Gerade an Ecke und Deko-Objekten wie Felsen bleiben wir zu gerne stecken. Besonders ärgerlich, wenn wir uns gerade unter Wasser befinden.

Ebenfalls unschön: Der Duke kann nur noch zwei Waffen gleichzeitig tragen. Okay, hinzu kommen Hilfsmittel wie Steroide oder Bier, aber nur zwei Waffen für den Supermann Duke? Das ist wirklich lachhaft und passt gar nicht zum Nostalgie-Flair von „Duke Nukem Forever“. Die Melee-Attacks kann man übrigens kaum zum Waffenarsenal dazu zählen. Zum einen sind die Animationen gruselig. Zum anderen richten Dukes Fäuste nur unter Steroiden richtig Schaden an.
Urteil: Befriedigend

Ist das wirklich PlayStation 3?
Grafisch hinterlässt „Duke Nukem Forever“ einen sehr zwiespältigen Gesamteindruck. Die Levels in urbanen Regionen – also etwa in Las Vegas – sehen aus als kämen sie von einer anderen Konsolengeneration. Die Texturen sind matschig. Es gibt kaum runde Objekte. Selbst Chips auf dem Roulette-Tisch sind eckig. Gerade die ersten Abschnitte des Spiels sind absolut unansehnlich und hässlich.

Erst nach drei bis vier Stunden kommen die ersten anständigen Levels auf euch zu. Im Alien-Mutterschiff sieht „Duke Nukem Forever“ sehr ordentlich aus. Besonders die Darstellung von nassen und schleimigen Oberflächen hat Gearbox gut hinbekommen. Hier kommt tatsächlich so etwas wie Atmosphäre auf, wohingegen die folgenden Levels mit trüben Aussichten auf das Spielerparadies Las Vegas erneut enttäuschen.

Man merkt „Duke Nukem Forever“ einfach an, dass viele Texturen und Abschnitte offensichtlich bereits seit Längerem existieren und nur notdürftig auf moderne Zeiten angepasst wurden. Auch die Animationen der Monster und das Körper-Modell erscheinen aus heutiger Sicht einfach veraltet und sehr holprig umgesetzt.
Urteil: Ausreichend

Oberflächlicher Mehrspieler-Modus
Ein Mehrspieler-Modus gehört zum guten Ton. Dachten sich wohl auch Gearbox und bastelten auf die Schnelle sieben Maps und Standard-Modi wie (Team-)Deathmatch, Capture the flag und King of the Hill zusammen. Dazu noch ein Ranglistensystem und ein paar neue Outfits für den Duke und fertig ist der Mehrspieler-Modus. Leider genügt das in der heutigen Zeit nicht mehr. Wir erwarten Mehrwert – auch im Multiplayer. Gerade dann, wenn das Spiel technisch ohnehin keine Bäume ausreißt. Und auch „Duke Nukem Forever“ leidet unter diversen Lags im Online-Betrieb. Enttäuschend!
Urteil: Ausreichend

Kaum Story, keine Zusammenhänge
Die verdammten Außerirdischen aus „Duke Nukem 3D“ haben sich erst beim Präsidenten eingeschleimt, dann alle heißen Bräute vom Planeten Erde geklaut und zu guter Letzt auch noch ganze Städte mit ekeligem Alien-Schleim eingenebelt. Der Duke will Rache, denn „niemand klaut unsere Babes … und lebt.“ Mehr Story gibt es in „Duke Nukem Forever“ eigentlich nicht. Hin und wieder trefft ihr auf Soldaten der Earth Defense Force, die aber sterben wie die Fliegen. Oder der Duke plaudert mit dem Präsidenten höchstpersönlich. Insgesamt aber gibt es in diesem Spiel keinen wirklichen roten Faden.

Den bräuchte es eigentlich nicht, wenn denn wenigstens die Levels halbwegs gut zusammengehalten würden. Doch das ist leider nicht der Fall! Die acht bis zehn Stunden andauernde Kampagne splittet sich in eine Unmenge kurzer Levels. Manche davon kaum länger als fünf Minuten. Ärgerlich: Zwischen den einzelnen „Kapiteln“ stören ewig lange Ladezeiten den Spielablauf und brechen den Fluss derart heftig, wie wir es in kaum einem anderen Titel zuvor erlebt haben. Durch die Kleingliedrigkeit der Abschnitte wirkt „Duke Nukem Forever“ wie ein Puzzle oder ein Flickenteppich.

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Während sich Nostalgiker darüber freuen, dass sie einige Areale des Originals besuchen – wie etwa den Strippschuppen oder die Hochhausdächer – stören sich Neulinge an den fehlenden Zusammenhängen. In einem Moment sind wir im Duke Dome, im nächsten sammeln wir Vibratoren in einer Nacktbar. Dann sitzen wir plötzlich in einem Hubschrauber, weil ja der Level davor nur ein Traum war. Das gesamte Levelkonstrukt wirkt über weite Strecken wie eine Ansammlung von Ideen, die dann notdürftig zu einem großen Ganzen zurecht geschustert wurden. Ein Zusammenhang ist aber leider selten erkennbar.
Urteil: Mangelhaft

Technik-Patzer wohin das Auge reicht
„Duke Nukem Forever“ wurde ganz offensichtlich mit dem PC als Lead-Platform entwickelt. Anders können wir uns die drastischen Unterschiede nicht erklären. Die PlayStation-3-Version krankt an so ziemlich allen Macken, die wir im Techniklexikon finden können.
Bereits beim Spielstart fällt auf, dass Texturen häufig erst nach etlichen Sekunden nachgeladen werden. In dieser Zeit laufen wir durch kaum angepinselte Landschaften. Darüber hinaus ruckelt „Duke Nukem Forever“ gerade bei größeren Schlachten immens. Als wir im Kampf mit der Alien Queen einige Raketen abfeuerten, brach das Spiel beinahe vollständig in sich zusammen.

Hinzu kommen altersbedingte Probleme bei Öffnungen in Wänden: Ihr denkt, ihr könnt auch durch kleine Löcher ballern? Nicht immer! Denn die Geschosse bleiben allzu gerne an unsichtbaren Mauern hängen und so sind wir mehr als ein Mal an Experimenten mit dem Raketenwerfer gestorben.

Größtes Defizit sind allerdings immer noch die unverschämt langen Ladezeiten. Obwohl wir „Duke Nukem Forever“ auf der Festplatte installieren müssen, dauert das Laden eines neuen Abschnitts gerne 20 bis 30 Sekunden. Bei der puren Anzahl an Mini-Levels und dem zuweilen fordernden Schwierigkeitsgrad zerstören die Wartezeiten einfach komplett den Spielfluss.
Urteil: Ungenügend

System: PlayStation 3
Vertrieb: Take2
Entwickler: Gearbox
USK: ab 18 Jahren
Release: erhältlich
Offizielle Homepage: http://www.dukenukemforever.com/

5.5

Wertung und Fazit

TEST: Duke Nukem Forever

Wir hören jetzt schon so manchen von euch schreien und nörgeln. Aber „Duke Nukem Forever“ begibt sich in den Kampf mit der aktuellen Shooter-Generation. Daher müssen wir die Nostalgiebrille für diesen Test ablegen und (möglichst) objektiv Stärken und Schwächen des Spiels abwägen. Leider fällt das Urteil in diesem Fall nicht sonderlich rosig für den Duke aus. Denn der Old-School-Shooter ist den meisten anderen Ballereien auf dem Markt technisch und spielerisch unterlegen.

Uns störten besonders der fehlende Zusammenhang zwischen den Levels, die langen Ladezeiten und nicht zuletzt die vielen Grafik- und KI-Bugs. „Duke Nukem Forever“ hat zweifellos seine Momente – gerade in den Rätselpassagen. Und wir können auch vollkommen verstehen, dass Fans des Kings das Spiel nach jedem kleinen Gag durchforsten. Wer hier eine Reise zurück in seine Gaming-Vergangenheit antritt, der wird nicht enttäuscht und sollte unserer Wertung zwei Punkte oben drauf packen.

Kennt ihr allerdings Duke Nukem nur vom Hörensagen oder gar überhaupt nicht, dann legen wir euch eher „Bulletstorm“ in der ungeschnittenen Version ans Herz. Es bietet einen ganz ähnlichen Humor und dabei noch eine fehlerfreie Technik. „Duke Nukem Forever“ ist ein kleines Relikt aus vergangenen Videospielzeiten. Es verdient seinen Platz in der Historie, kann aber die Nachfolge seines legendären Vorgängers „Duke Nukem 3D“ nicht antreten. Aber das hatte hoffentlich auch niemand erwartet!

Hotlist

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Kommentare

EL POLLO LOCO

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15. Juni 2011 um 01:13 Uhr
Alopex-Lagopus

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15. Juni 2011 um 09:00 Uhr
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15. Juni 2011 um 16:44 Uhr
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Fischkopf13

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03. Juli 2011 um 15:48 Uhr
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