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Test: F.E.A.R. 3

play3 Review: Test: F.E.A.R. 3

6.0

Vor sechs Jahren erblickte die kleine Alma das Licht der Welt. Das Horror-Balg lehrte damals in „F.E.A.R.“ zunächst PC-Spielern und später auch Konsolenrockern das Fürchten. Monolith Entertainment gelang es, einen erwachsenen Grusel-Shooter auf die Beine zu stellen, wie er für damalige Verhältnisse sehr rar war. Der zweite Teil konnte leider nicht ganz an diesen Erfolg anknüpfen. Auch bei „F.E.A.R. 3“ waren wir spätestens seit der Ankündigung des Koop-Modus ausgesprochen skeptisch. Und unser Gefühl hat uns auch diesmal nicht getäuscht. „F.E.A.R. 3“ ist zu einem Durchschnittsshooter verkommen. Voll von Standardideen, unkreativen Levels und einer Alma, die allenfalls auf der Geisterbahn beim örtlichen Rummel noch für Angst und Schrecken sorgt.

Was wir cool finden

Hübscher Koop-Modus
Dabei ist die Grundidee von „F.E.A.R. 3“ gar nicht mal schlecht. Denn im Gegensatz zu den Vorgängern könnt ihr den Story-Modus wahlweise im Splitscreen oder online mit einem Freund spielen. Einer steuert dann den bereits aus dem ersten Teil bekannten Point Man. Der andere übernimmt dessen Bruder Fettel. Der Witz an der Sache: Fettel wurde seiner Zeit von Point Man erschossen. Doch irgendwie hat er es aus dem Totenreich zurück geschafft, um seinen mordenden Bruder zu unterstützen.

Über die Story lassen wir uns später noch aus. In diesem Abschnitt möchten wir lieber über das durchaus gelungenen Koop-Gameplay sprechen. Denn zu zweit macht „F.E.A.R. 3“ wirklich Laune – zumindest bedeutend mehr als im Singleplayer. Denn die Dynamik zwischen den beiden Anti-Helden stimmt einfach. Point Man ist der knallharte Soldat. Er zieht die Kugeln auf sich, wirft Granaten und ballert mit schwerem Geschütz um sich. Kurzum: Er spielt sich wie so ziemlich jeder Charakter in einem Ego-Shooter. Das eigentliche Salz in der Suppe ist aber Fettel.

Er kann seine Gegner nicht nur mit roten Energieblitzen brutzeln, sondern sich auch in sie hinein versetzen. Diese Funktion offenbart ganz neue Möglichkeiten. Etwa wenn Fettel kurzerhand einen Sniper steuert und die feindliche Angriffsaufstellung somit aushebelt. Zudem kann er seinem Bruder auch kurzzeitig mit einem Energieschild unter die Arme greifen. Allerdings müssen beide dafür sehr dicht beieinander stehen, sodass für diesen Move wirklich gutes Teamwork gefragt ist.

Natürlich helft ihr eurem gestürzten Kameraden auch durch Drücken der Aktionstaste wieder auf oder gebt ihm Rückendeckung. Der Koop-Modus funktioniert auch dank der gelungenen KI so gut und ist wohl der wichtigste Grund, bei „F.E.A.R. 3“ doch einen genaueren Blick zu riskieren. Die übrigen Online-Optionen können sich ebenfalls sehen lassen: In „Wehen“ etwa wehrt ihr eine Angriffswelle nach der anderen ab – ähnlich wie beim Zombie-Modus in „Call of Duty: Black Ops“. Deutlich kreativer fällt da der „Be….er Lauf“-Modus aus. Hier müsst ihr euch einen Weg durch die Levels suchen, während ihr von einer Wand förmlich hindurch geschoben werdet. Der Effekt: Hektik, Panik, Spaß. Solche Ideen wünschen wir uns häufiger. Hinzu kommen noch zwei Versus-Varianten, die das gute Online-Angebot abrunden.
Urteil: Gut

Schwaches Gegnerdesign, gute KI
Eigentlich könnte man doch so viel aus dem schrägen und ein wenig undurchsichtigen Szenario von „F.E.A.R.“ zaubern. Doch stattdessen bekommt ihr es im dritten Teil lediglich mit Klon-Soldaten, Freaks und Mutanten-Krabblern zu tun. Das Gegnerdesign von „F.E.A.R. 3“ bleibt leider weit hinter dem der Konkurrenz zurück. Die immer wieder heranstürmenden, fast identischen Gegnerhorden drücken doch auf Dauer arg auf die Motivation.

Deutlich besser gefällt uns da die herausfordernde KI. Bereits auf der mittleren Schwierigkeitsstufe merkten wir im Test schnell, dass die Brechstange besser zuhause bleiben muss. Stattdessen nutzen wir das gute Deckungssystem und liefern uns zuweilen spannende Stellungskämpfe mit den gegnerischen Soldaten. Diese gebrauchen selbst Höhenunterschiede geschickt und versuchen gar, uns durch Gitter unter Feuer zu nehmen. Doch diese Momente sind leider zu rar gesät. Vielerorts verkommt „F.E.A.R. 3“ zu einem simplen Dauerfeuer-Spektakel. Zu zweit zwar ganz lustig, aber Spieltiefe sieht anders aus.
Urteil: Befriedigend

Was wir weniger cool finden

Angestaubte Technik
Die Grafikqualität von „F.E.A.R. 3“ schwankt zwischen passabel und „Ach du Schreck“. Gerade die Texturen sind oftmals erstaunlich matschig und jede Menge kleine und große Grafikfehler trüben das Gesamtbild. Bereits der erste Teil wirkte seiner Zeit recht trist. „F.E.A.R. 3“ hat auch dieses Manko schonungslos übernommen. Auf der anderen Seite gibt es immer wieder Stellen, an denen das Spiel durch den Einsatz von Horror-Stilmitteln wie blutigen Altären und aufgeknüpften Leichen ordentlich aussieht. Die Darstellung von Wasser und Regen ist ebenfalls gelungen. Gleiches gilt für die Explosionen. Aber leider sind das nur Ausnahmen. Im Großen und Ganzen ist „F.E.A.R. 3“ grafisch nur mittelmäßig.

Ähnlich ergeht es der Akustik. Die Soundeffekte waren uns generell nicht wuchtig genug. Und die Sprachausgabe innerhalb der Levels wiederholt sich häufig. Selten wurden wir in einem Spiel so oft „Du Hurensohn“ genannt.
Urteil: Befriedigend

Zu kurzer, unkreativer Grusel-Cocktail
„F.E.A.R. 3“ besteht aus gerade einmal acht Leveln. Selbst wenn ihr langsam spielt, dürftet ihr nach spätestens sechs oder sieben Stunden den Abspann über den Bildschirm laufen sehen. Das wäre ja nicht einmal tragisch, wäre diese Zeit gespickt mit Schockmomenten und gruseligen Ideen. Doch im Gegensatz zum ersten Teil betreibt „F.E.A.R. 3“ lediglich Ideenrecycling. Immer wieder taucht Alma in kurzen Visionen auf. Das ist anfangs noch überraschend, aber spätestens nach einer Stunde Spielzeit hat das kleine Schreckgespenst seinen Horror eingebüßt. Gerade im Koop geht die Spannung oftmals komplett flöten. Denn hier sieht nur der anführende Spieler das Balg aus der Nähe.

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Dazu passen auch die teilweise harten Schnitte, die die Entwickler zu Gunsten der deutschen Version vornehmen mussten. Die anrückenden Freaks reagieren zwar dynamisch auf unseren Beschuss, allerdings können wir keine Körperteile wie in der englischen Version abtrennen. Richtig schlimm ist allerdings, dass erledigte Widersacher in einer schwarzen Rauchwolke verschwinden. Wieso? Das wissen wir auch nicht. Fakt ist aber, dass dadurch viel Atmosphäre flöten geht.
Urteil: Ausreichend

Noch ein Schlauch, noch ein Schlauch …
Wir haben uns bei vergangenen Ego-Shootern oft über Schlauchlevel aufgeregt. Und auch „F.E.A.R. 3“ bildet keine Ausnahme. Im Gegenteil, es ist lebender Beweis dafür, was aktuell im Shooter-Genre schief läuft. Das Leveldesign ist in nahezu jedem Kapitel identisch: Wir betreten einen Raum. Die Türen gehen zu. Gegner überfluten den Bereich. Wir kämpfen, ballern, siegen. Und anschließend gehen die Türen wieder auf. Dieses Gameplay-Element darf ein Shooter mal bringen, aber nicht über die gesamte Spielzeit.
Urteil: Mangelhaft

Roter Faden? Was ist das?
„F.E.A.R. 3“ besitzt keinen roten Faden. Nach den ersten vier Kapiteln haben wir uns nur gefragt: „Worum geht es hier eigentlich?“ Die Geschichte dreht sich rund um die Brüder Fettel und Point Man und ihre gemeinsame Suche nach ihrer Mutter Alma. Hintergründe gibt es in zu kurzen Zwischensequenzen. Die Verhältnisse zwischen den Figuren werden nur mangelhaft dargestellt. Eine durchgängige Handlung gibt es eigentlich nicht. Die beiden Hauptcharaktere bleiben dabei blass: Fettel ist das intrigant plappernde Muttersöhnchen. Point Man dagegen ist die ganze Zeit über stumm. Eine echte Identifikation mit den Figuren findet hier eigentlich kaum statt. Beide Helden sind dafür einfach zu platt und eindimensional.
Urteil: Mangelhaft

System: Playstation 3
Vertrieb: Warner Bros. Interactive Entertainment
Entwickler: Day 1 Studios
USK: ab 18 Jahren
Release: erhältlich
Offizielle Homepage: http://www.whatisfear.com

6.0

Wertung und Fazit

Test: F.E.A.R. 3

Wir hatten von „F.E.A.R. 3“ mehr erwartet. Mehr Grusel. Mehr Spannung. Mehr Kreativität. Das Szenario bietet eigentlich eine ausreichend große Grundlage, um daraus ein wirklich packenden Ego-Shooter zu zaubern. „F.E.A.R. 3“ ist lediglich ein solides Actionspiel – gerade im Koop-Modus. Zwar geht dabei komplett der Grusel verloren, aber im Teamplay kommt zumindest Spielspaß auf.

Allein dagegen werden die Schwachstellen von „F.E.A.R. 3“ umso deutlicher: Die Story ist zu dünn. Die Levels sind schlauchig, wie in kaum einem anderen Spiel. Und gerade das Kapiteldesign ist unkreativ bis ins Mark. So ist „F.E.A.R. 3“ zwar keineswegs katastrophal schlecht oder macht keinen Spaß. Im Vergleich zu anderen Shootern allerdings fehlen hier jedoch Ideen und gerade auf technischer Seite handwerkliches Geschick. Daher ist das Spiel allenfalls wegen seines gelungenen Mehrspieler-Teils empfehlenswert.

Hotlist

Kommentare

Bierschiss

Bierschiss

05. Juli 2011 um 06:28 Uhr
IceWolf316

IceWolf316

28. August 2011 um 08:39 Uhr