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TEST: Warhammer 40.000 - Space Marine

play3 Review: TEST: Warhammer 40.000 – Space Marine

6.5

Die Ultramarines schreiten zur Tat: Auf dem Maschinenplaneten wollen sich Orks die Superkampfmaschine Titan unter die schmutzigen Nägel reißen. Captain Titus und seine wackeren Kameraden werden gerufen. Die Schlacht geht los … auch für euch! „Space Marine“ ist geradlinige Action im martialischen „Warhammer 40.000“-Universum. Ob das allerdings ausreicht, um die Marines in die höchsten Wertungsregionen zu ballern?

Was wir cool finden

Von Fans für Fans
Ein dickes Lob verdient sich Relic für die Umsetzung der „Warhammer 40.000“-Lizenz. Die Entwickler haben sich wirklich sehr stark an der Vorlage orientiert und so werden sich besonders Fans pudelwohl auf dem Maschinenplaneten führen. Sie erkennen auch die vielen kleinen Anspielungen, die in der Geschichte vorgenommen werden – etwa an den Ehrenkodex der Ultramarines. Obwohl die Charaktere um Titus insgesamt sehr blass bleiben und im Spielverlauf kaum eine Rolle haben, ist die Geschichte aufgrund der Hintergründe dennoch ein gutes Grundgerüst für „Space Marine“.

Diese Hingabe fehlt glücklicherweise auch bei der optischen Darbietung nicht. Denn das Actionspiel glänzt mit dem typischen Look der Tabletop-Vorlage. Wie wir bereits in einer früheren Preview geschrieben haben, mixt das „Warhammer 40.000“-Universum Einflüsse der Gothik – dem Baustil, nicht der Musikrichtung – mit diversen Cyberpunk-Elementen. Da prangen Totenschädel an immens hohen Säulen. Kirchen erinnern in ihrer Konstruktionsweise an den Kölner Dom und beeindrucken mit ihrer puren Größe und Detailtiefe. Viel besser kann man „Warhammer 40.000“ eigentlich nicht in Bits und Bytes darstellen.

Ein paar Abzüge gibt es aber für die insgesamt zu dürftige Effektdichte. Gerade die Explosionen hätten voluminöser und hübscher ausfallen dürfen. Auch die Gegner sind zwar nett designt, allerdings wirken sie dennoch ein wenig kantig. Wir empfehlen für „Space Marine“ übrigens die enthaltene englische Sprachversion. Sie ist lippensychnron und deutlich atmosphärischer, als die etwas gelangweilt wirkende deutsche Fassung.
Urteil: (noch) Sehr gut

Solider Mehrspieler mit Tiefgang
Der Multiplayer von „Space Marine“ funktioniert lediglich über das PSN und ist mit bis zu 16 Leuten spielbar. Bevor wir allerdings in die zwei vorhandenen Optionen einsteigen, möchten wir das Klassensystem und den Editor loben. Nach einigen ersten Runden habt ihr schnell ein üppiges Repertoire an Bauteilen, Farben und Extras freigeschaltet, um euren Marine so zu gestalten wie es euch gefällt.

Das macht Spaß und sorgt für ein wenig Individualität auf dem Schlachtfeld. Im Multiplayer treten Ultramarines gegen Chaos an. Jede Gruppe hat jeweils drei Charakterklassen, die sich stark von einander unterscheiden, aber auch zusätzlich noch individuell ausgerüstet werden können. Abhängig von euren Vorlieben erstellt ihr hier Skillsets mit Waffen und natürlich zwei Perks, die passiv eure Fähigkeiten aufwerten.

Auf dem Schlachtfeld ist aber weniger Kreativität gefragt: „Annihilation“ ist ein klassisches Achter-Team-Deathmatch, „Seize the Ground“ ein erweitertes „Capture the flag“. Letzteres hat uns ein wenig besser gefallen, da die Schlachten in sich dynamischer waren und sich die Gefechte von einem wichtigen Flaggenpunkt zum nächsten verlagerten. Beide Modi waren gut spielbar, allerdings sind nur zwei Optionen auch verhältnismäßig wenig. Schließlich gibt es auch keinen Koop-Modus oder andere Funktionen. Letztlich sind es aber die vielen freischaltbaren Extras und der umfangreiche Marine-Editor, der für einen insgesamt positiven Gesamteindruck beim Multiplayer sorgen.
Urteil: (noch) Gut

warhammer 40k space marine melee

Was wir weniger cool finden

Unpraktisches Health-System
„Resistance 3“ setzt auf Health-Packs. Bei anderen Actionspielen lädt sich die Lebensenergie nach einer kurzen Wartepause von selbst wieder auf. In „Space Marine“ aber regeneriert ihr euch, indem ihr eure Widersacher exekutiert. Abhängig von der Stärke des Opfers ist der Gesundheitsschub mal kleiner und mal größer. Das Problem: Ihr müsst eure Widersacher zunächst betäuben ehe ihr zum Finishing-Move ansetzen dürft.

Das kostet Zeit und ist gerade im dichten Schlachtgetümmel, durch das sich „Space Marine“ ja auszeichnet, schwierig. Nicht selten gehen Orks schon drauf, ehe wir sie exekutieren können. Größere Gegnerklassen stoßen Titus gar weg, wenn sie noch nicht bereit für eine Betäubung ist. Zudem verliert ihr häufig während des Exekutierens auch noch Energie, weil euch die übrigen Grünhäute während der Animation weiter beharken. Nicht selten kommt ihr mit nur unwesentlich mehr Kraft aus dem Gefecht heraus, als ihr zuvor ohnehin hattet.

Eine weitere Möglichkeit, den Energiebalken wieder aufzufüllen, ist der Wutmodus. Allerdings setzt ihr den zumeist ohnehin nur in besonders brenzligen Situationen oder bei riesigen Orkwellen ein. So kompensiert ihr höchstens den erlittenen Schaden, aber nur selten bringt euch der Wutmodus in Bezug auf die Lebensenergie weiter.
Urteil: Ausreichend

Chaos auf dem Schlachtfeld
In „Space Marine“ geht es heiß her: Die Orkhorden rücken Titus und seinen Ultramarines in Massen auf die Pelle. Das Gameplay besteht daher aus einer Mischung aus Feuergefechten und – sobald die Meute dicht genug dran ist – aus jeder Menge Melee-Combat.

Das liest sich eigentlich recht verlockend, artet aber im Spiel in unübersichtliches Chaos aus. Im Nahkampf schwenkt die Kamera derart wild herum, dass wir kaum noch wissen, wo oben und unten ist. Eine automatische Zielerfassung gibt es natürlich nicht. Deshalb prügeln wir allzu oft heillos in der Gegend umher. Die Nahkämpfe sind zwar toll präsentiert, aber die Kameraführung macht es einem wirklich extrem schwer und sorgt nicht selten für ungewollte Neustarts.

Zu allem Überfluss werdet ihr oftmals nicht nur von einer riesigen Truppen von Fußsoldaten, sondern auch noch von Distanzkämpfern mit Raketenwerfern oder Maschinengewehren bearbeitet. Versucht mal, in mitten von Dutzenden von Gegnern überhaupt noch einen gezielten Schuss anzubringen. Das Bestehen mancher Level – gerade in späteren Abschnitten – basiert meistens auf dem Auswendiglernen der Positionen dieser hinterlistigen Ork-Gesellen und dem frühzeitigen Abschießen, bevor die Hauptgruppe anrückt.
Urteil: Mangelhaft

Hakelig, redundant und stumpf
Doch die größten Schwächen sind nicht die Schlachten von „Space Marine“. Sie sind aufgrund der gelungenen Atmosphäre und des Gore-Faktors gerade für Fans unterhaltsam, wenn auch gelegentlich frustrierend und nervig. Das Hauptproblem sind das Gameplay und das Leveldesign selbst. Denn „Space Marine“ spielt sich wie ein einziger großer Schlauch. In einigen Passagen rennen wir gar von einem Tor zum nächsten, ohne dass irgendetwas passiert, ehe wir das nächste größere Schlachtfeld erreichen.

So fühlt sich „Space Marine“ trotz seiner durchaus soliden Geschichte wie eine einzige Aneinanderreihung von Arenakämpfen an. Wir betreten einen neuen Bereich, besiegen alle Orks und rennen dann weiter. So geht das über die fünf Kapitel und daran ändern auch die gelegentlich eingestreuten Jet-Pack-Levels oder die Railsequenzen nichts. Denn die machen vielleicht ein Zehntel der gesamten Spielzeit aus.

Weiterhin störte uns die Art, wie die Entwickler den Schwierigkeitsgrad anzogen. Natürlich muss im Spielverlauf die Spannung und auch der Anspruch steigen. Relic löst die Aufgabe aber ausgesprochen unkreativ. Sie werfen nämlich einfach mehr Orks ins Gefecht und platzieren zudem immer wieder Scharfschützen und Granatwerfer auf den Dächern. Das macht keinen Spaß, endet im Chaos allzu oft mit Neustarts und spätestens ab Kapitel 3 nagt „Space Marine“ genüsslich den Geduldsfaden durch.

Außerdem wirken die Ultramarines einfach unbeholfen. Captain Titus kann aufgrund seiner schweren Rüstung nicht springen. Aber dass er noch nicht mal auf kniehohe Felsen steigen, ist einfach lächerlich. Ständig bleibt der Gute an Objekten hängen und kann deswegen nicht ausweichen. Überhaupt wirkt „Space Marine“ in sich recht steif. Das Kampfsystem beschränkt sich auf zwei Buttons.
Die Animationen wiederholen sich ständig. Ihr dürft nur eine Nahkampf- und drei Fernkampfwaffen mit euch herumtragen, könnt keinerlei Gegenstände aufheben. Stattdessen sammelt ihr Waffen aus Supply-Kapseln ein. Das passt alles so gar nicht zum Bild der perfekten Kampfmaschinen, das die Ultramarines doch letztlich verkörpern sollen.
Urteil: (noch) Mangelhaft

System: PlayStation 3
Vertrieb: THQ
Entwickler: Relic
Erscheinungstermin: 06. September 2011
USK: ab 18 Jahre
Offizielle Homepage: http://www.spacemarine.com/

6.5

Wertung und Fazit

TEST: Warhammer 40.000 – Space Marine

Es tut uns schon fast in der Seele weh: „Space Marine“ ist eigentlich perfekter Fanservice. Das Spiel ist einfach eine Hommage an das „Warhammer 40.000“-Universum. Die technische Umsetzung ist klasse und stimmungsvoll bis in den letzten Pixel. Wäre doch das Gameplay auf einem ähnlichen Niveau. Selten ist uns ein Spiel untergekommen, das sich derart schnell wiederholt. „Space Marine“ spielt sich über die zehn bis zwölf Stunden nahezu identisch. Das wäre noch nicht einmal tragisch, würden nicht Designmacken wie etwa das eintönige Kampfsystem, das mühsame Health-Sammeln und natürlich der schlecht ausbalancierte Schwierigkeitsgrad dazu kommen. „Space Marine“ büßt daher sehr schnell an Faszination ein. Es fehlt hier einfach überall an Abwechslung. Etwas, dass uns der umfangreiche Editor im Mehrspieler-Modus geradezu unter die Nase reibt. Relic Entertainment hatte offensichtlich mehr Ideen, als sie letztlich in „Space Marine“ zeigen konnten. So ist das Actionspiel leider Genre-Einheitsbrei, der wohl gerade im Singleplayer-Bereich ohne seine „Warhammer“-Lizenz noch viel tiefer im Wertungskeller gelandet wäre.

Hotlist

Kommentare

blackfox2061

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