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TEST: FIFA 12

play3 Review: TEST: FIFA 12

9.0

Diese Woche erscheinen „FIFA 12“ und „Pro Evolution Soccer 2012“. Nachdem vergangene Woche Konamis Vorzeige-Simulation bereits eine fette 9.0 bei uns absahnen konnte (TEST), ist EA Sports in Zugzwang. Wie schlägt sich „FIFA 12“?

Was wir cool finden

Vom Kampf ins Spiel finden
Entscheidend ist bei Fußballspielen bekanntermaßen auf dem Platz. Und dort schlägt sich „FIFA 12“ ausgesprochen wacker und fühlt sich erstaunlich anders an, als sein Vorgänger. „Schuld“ daran ist natürlich die viel beschworene Player Impact Engine. Sie verändert das Zweikampfsystem in Kombination mit der taktischen Verteidigung maßgeblich. In diesem Punkt ist „FIFA 12“ seinem Konkurrenten „Pro Evolution Soccer“ deutlich überlegen.

Denn die Zweikämpfe fühlen sich in „FIFA“ realistischer und anspruchsvoller an. Hier steht das richtige Timing für Attacken auf den Ball im Vordergrund. Hetzt ihr unwirsch auf den gegnerischen Angreifer zu, könnt ihr sicher sein, dass ihr den Ball nicht bekommt. Stattdessen könnt ihr mit dem Tactical Defending selbst den Rückraum abschirmen und einen KI-Verteidiger angreifen lassen. Oder ihr lauft rückwärts und versucht, wie in der Realität Fehler des Stürmers ausnutzen. Das System ist nicht einfach, aber habt ihr euch an die neuen Zweikämpfe gewöhnt, werdet ihr es nicht mehr missen wollen. Die Abwehr-KI überzeugt ebenfalls. Die Spieler halten brav ihre Position und so entstehen Löcher in der eigenen Verteidigung meist durch eure eigenen Fehler.

Die Offensive leidet ein wenig unter der mangelnden Laufbereitschaft (siehe „Was wir weniger cool finden“) der eigenen Mitspieler. Trotzdem gelingen mit Kurzpässen und Flügelwechseln problemlos hübsche Angriffe. Allerdings müsst ihr in „FIFA 12“ varianten- und ideenreicher spielen, als noch zuvor. Ihr müsst Schwächen ausmachen und schneller auf Lücken reagieren. Das Passsystem geht dabei schnell von der Hand. Lupfer und tiefe Pässe erweisen sich als besonders effektiv. Bei Weitschüssen hat uns hingegen die Torhüter-KI überzeugt. Die Goalies agieren stark, aber nicht übermenschlich. Im 1 gegen 1 verlassen sie flink ihr Tor und machen euch das Leben schwer, indem sie den Winkel verkürzen. Distanzschüsse wehren sie zumeist zur Seite weg. Patzer erlauben sie sich nur sehr selten.

Gleiches gilt übrigens auch für die Schiedsrichter. Sie pfeifen hart, aber fair. Aufgrund der neuen Körperlichkeit werden allerdings häufig kleine Fouls – also etwa für ein stehen gelassenes Bein – abgepfiffen. Insgesamt aber sind fast alle Pfiffe absolut nachvollziehbar. Verletzungen treten nicht häufiger als bei den Vorgängern auf. Viele hatten aufgrund der Player Impact Engine Probleme in diesem Sektor erwartet.

Flankenläufe und Standards sind in „FIFA“ weiterhin ein Thema für sich und extrem abhängig von den Mannschaften. Groß gewachsene Stürmer köpfen das Leder problemlos in die Maschen. Allerdings ist das Timen der hohen Zuspiele schwieriger als etwa in „Pro Evolution Soccer“. Daher sind flache Querpässe oftmals die bessere Alternative zum Erfolg. Mit Übung sind und bleiben auch Flanken ein guter Weg zum Tor.
Urteil: Sehr gut

Kluge Konkurrenz
Wir kennen es noch aus den Vorgängern: Die Computer-KI lässt sich immer wieder mit den selben Spielzügen abkochen und wir fahren selbst auf höchstem Schwierigkeitsgrad mit hohen Siegen nach Hause. Diese Zeiten sind Geschichte. Denn die CPU-Gegner agieren clever, halten sich an ihre eigene Marschroute und geben das Leder garantiert nicht einfach so her. Gerade zu Beginn des Spiels werdet ihr Mühe haben, die Pocke überhaupt zu erobern. Stars wie Cristiano Ronaldo oder Lionel Messi haben außerdem auch kein Problem damit, euch mit Tricks und Übersteigerung nass zu machen. „FIFA 12“ ist eine fordernde Fußballsimulation – gut so!
Urteil: Sehr gut

Viele alte, spaßige Bekannte
„FIFA 12“ protzt natürlich einmal mehr mit einem dicken Lizenz-Paket. Über 500 Clubs und Nationalmannschaften mit insgesamt mehr als 15.000 Spieler sorgen gemeinsam mit hübsch nachgebauten Stadien für eine gewohnt authentische Atmosphäre.

Im Hauptmenü treffen wir unterdessen auf viele alte Bekannte: Ultimate Team hat den direkten Weg auf die „FIFA 12“-Disc geschafft. Hier stellt ihr euch eure Mannschaft in Form von Spielkarten zusammen, benutzt Aktionskarten, kauft und verkauft Blätter. Anschließend tretet ihr online oder offline an, um zusätzliche Punkte zu erhaschen. Mit diesen könnt ihr nämlich neue Kartentütchen einkaufen. Bei akuter Erfolglosigkeit habt ihr auch die Möglichkeit, mit echtem Geld zu bezahlen.

Neben Ultimate Team könnt ihr natürlich einen eigenen Virtual Pro erstellen und mit diesem eine Karriere starten. Außerdem ist weiterhin die Be-A-Goalkeeper mit an Bord. Die Optionsauswahl ist groß, aber eben auch altbekannt.
Urteil: (Noch) sehr gut

Dich kenn ich … aber wer bist denn du?
Technisch hat sich „FIFA 12“ nur auf den zweiten Blick weiter entwickelt. Die Player Impact Engine tut den Animationen zweifellos gut. Doch der Rest des Spiels hat sich nur wenig verändert. Gerade bei den Spielergesichtern hätten wir noch mehr erwartet. Natürlich sehen die Visagen bekannter Stars – wie etwas den Spieler der deutschen Nationalmannschaft – realistisch und schick aus.

Aber schauen wir in die kleineren Ligen oder auf die Ersatzbank mancher Vereine, treffen wir immer wieder auf die typischen Baukasten-Fratzen. Diese sehen ihren Vorbilder oftmals nur entfernt ähnlich. Das schadet zwar dem eigentlichen Spiel nur wenig, aber bei den vielen Nahaufnahmen fallen diese kleinen Schwächen gelegentlich durchaus auf.
Urteil: Befriedigend

Mehr Karriere
Wie in „Pro Evolution Soccer 2012“ könnt ihr den Karrieremodus von „FIFA 12“ als Einzelspieler, Spielertrainer oder als Manager verfolgen. Der Unterschied: Mal steuert ihr nur einen Kicker, mal die gesamt Truppe. Die Kernänderungen an der Karriere findet ihr im Transfersystem. Die CPU-Manager agieren nun deutlich zielstrebiger und versuchen, junge Stars mit Geld ins Ausland zu locken. Zudem gehen Verhandlungen nun einige Tage hin und her, ehe eine Einigung erzielt werden kann. Zum Ende der Transferperiode spitzt sich das Spiel schließlich zu. Hier läuft die Zeit auf Tastendruck im Stundenrhythmus herunter. Ihr erhaltet Infos über aktuelle Transferverhandlungen über ein übersichtliches Menü, sodass ihr jederzeit in die Gespräche einsteigen könnt. Diese Option ist ausgesprochen spannend. Gerade, wenn ihr selbst nach neuen Kickern sucht.

Weiterhin spielt nun die Presse eine kleine Rolle. In kurzen Interviews vor wichtigen Matches könnt ihr einzelne Spieler, den eigenen Club oder den Trainer der anderen Mannschaft entweder loben oder verunsichern. Dies sorgt für Veränderungen in der Moral. Eine nette Idee, die in der Praxis aber leider nur wenig spürbar ist. Dafür liefern eure Leistungen aber umso schneller Ergebnisse. Spieler entwickeln sich weiter oder werden abgewertet, sobald sie auf der Tribüne versauern.

Langzeitmanager freuen sich über die erweiterte Jugendabteilung. Bis zu vier Scouts kümmern sich hier um den Nachwuchs und besorgen euch Kicker für die Jugendmannschaft. Diese Option richtet sich an die unter euch, die gerne drei und mehr Saisons spielen. Erst dann rücken nämlich langsam die ersten Spieler nach. Uns fehlten bei der Karriere von „FIFA 12“ insgesamt leider ein wenig die Möglichkeit. Warum dürfen wir nicht die Trainingseinheiten bestimmen? Warum ist der Finanzbereich bis auf einen Schieberegler so klein und nichtig? Bei „Pro Evolution Soccer 2012“ haben wir mehr zu tun!
Urteil: Gut

Starker Sound, mittelmäßiger Kommentar
Die Stadionkulisse von „FIFA 12“ ist einmal mehr berauschend. Die Fans feuern ihre Mannschaft lautstark mit Sprechchören an. Schießt gar die Auswärtstruppe ein Tor, herrscht plötzlich Stille in der Arena. Die Akustik ist in den Stadien, wie in den Menüs erstklassig. Denn der Soundtrack ist absolut hörenswert, ohne dabei allzu aufdringlich zu sein.

Leider hinterlassen die Kommentatoren Manni Breuckmann und Frank Buschmann erneut einen mittelmäßigen Gesamteindruck. Zweifellos hat EA Sports zusätzliche Sprüche in das Spiel eingebaut. Dadurch wiederholen sich die Floskeln nicht mehr ganz so oft. Einzig in der Karriere oder in der Liga, wo ihr ja immer mit derselben Mannschaft spielt, kommt es häufiger zu Dopplungen. Nicht gefällt uns aber die Tatsache, dass Kommentare gar nicht zum Spielgeschehen passen. Da betreten etwa der Tabellenzweite und der Vierte den Platz und die Kollegen Breuckmann und Buschi sprechen vom Spitzenreiter. Solche Logikfehler sind störend.
Urteil: Gut

Erweiterte Online-Funktionen
Leider waren in unserer Testphase die „FIFA“-Server nicht immer stabil und online. Daher verzichten wir an dieser Stelle auf eine endgültige Wertung der Online-Funktionen, erklären euch aber, was euch erwartet. In EA Sports Football Club zählt das Programm all eure Aktionen im Spiel, verwurstet sie in EXP-Punkte und liefert euch – ähnlich wie bei „Need for Speed“ – neue Herausforderungen. In Support your Club sorgt ihr dafür, dass euer Lieblingsverein nicht absteigt. Und in den neuen Mann-gegen-Mann-Saison bzw. Freundschaftsspielen richtet ihr eigene kleine Wettbewerbe innerhalb eures Freundeskreises aus.

Natürlich könnt ihr auch mit eurem Virtual Pro in einer selbst kreierten Mannschaft oder in einer Truppe eurer Freunde mitspielen. Über das so genannte Creation Center erstellt ihr eigene Clubs, Spieler oder Turnier und teilt sie mit anderen Mitspielern. All diese Systeme funktionierten während unseres Tests recht ordentlich. Allerdings halten wir uns mit einer endgültigen Wertung an dieser Stelle noch zurück. Schließlich sind gerade Online-Optionen stark abhängig von der Leistung der Server. Trotzdem haben uns diese Funktionen insgesamt gut gefallen.
Urteil: keine Wertung

Was wir weniger cool finden

Müde Beine
EA Sports zelebriert nicht den modernen Offensivfußball, wie es etwa „Pro Evolution Soccer 2012“ tut. „FIFA 12“ spielt sich langsamer und bedächtiger. Es fällt in „FIFA 12“ insgesamt schwerer, Anspielstationen zu finden. Die eigenen Offensivspieler rücken oftmals nicht schnell genug nach oder bieten sich in ungünstigen Momenten an. Dadurch wirkt das Spiel insgesamt weniger dynamisch und manch ein Angriff verläuft im Sand. Für das nächste „FIFA“ wünschen wir uns etwas lauffreudigere CPU-Mitstreiter.
Urteil: Befriedigend

Die mangelnde Einsteigerfreundlichkeit
„FIFA 12“ ist kein simpler Arcade-Kick! Im Vergleich mit „Pro Evolution Soccer 2012“ ist der Einstieg hier sogar bockschwer. Es dauert, bis ihr euch an die erweiterten Verteidigungskontrollen gewöhnt und die CPU-Verteidigung geknackt habt. Glücklicherweise gibt es jede Menge Hilfefunktionen, sodass sich Einsteiger über Wasser halten können. Trotzdem fällt der Einstieg in „FIFA 12“ schwer. Hier werden einige erst einmal eine Reihe von trostlosen Unentschieden oder knappen Siegen hinnehmen müssen. Eine gewisse Eingewöhnungszeit sollte daher jeder dem Spiel gönnen.
Urteil: Ausreichend

System: PlayStation 3
Vertrieb: EA Sports
Entwickler: EA Canada
Erscheinungstermin: 29. September 2011
USK: noch nicht bekannt
Offizielle Homepage: http://www.electronic-arts.de

9.0

Wertung und Fazit

TEST: FIFA 12

„FIFA 12“ gefällt mit seiner neuen Player Impact Engine, einem robusten Abwehrverhalten und üppigem Spielumfang. Noch nie war ein Fußballspiel aus dem Hause EA Sports derart komplex und fordernd. „FIFA 12“ hat sich weiterentwickelt und steht Kopf an Kopf mit „Pro Evolution Soccer“ an der Genrespitze. Denn es leistet sich keine gravierenden Schwächen und wirkt in sich sogar ausgereifter als seine japanische Konkurrenz. Es richtet sich aber eher an Freunde des taktische Fußballs, die kein Problem mit langen Zweikampf und viel Mittelfeldgetöse haben. Hier wird vielleicht weniger flotte Strafraumaction als in „Pro Evolution Soccer“ geboten, doch dafür sind es gerade die harten Tacklings und die packenden Matches mit dem etwas langsameren, aber nicht minder spannenden Spielablauf, die „FIFA 12“ auszeichnen.

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Kommentare

Ismirwurscht90

Ismirwurscht90

26. September 2011 um 22:21 Uhr