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TEST: Dark Souls

play3 Review: TEST: Dark Souls

9.0

Wenn schon der PR-Kollege von Namco Bandai uns das Spiel mit dem süffisanten Kommentar „Willst du dir das wirklich antun“ zuschickt, wissen wir genau, was auf uns zukommt. „Dark Souls“ ist eines der schwersten und zugleich einzigartigsten Spiele für die PlayStation 3. Ein verklärter Blick in die Vergangenheit, als Spiele mehr waren als nur Einheitsbrei und Popcorn-Gaming. Ein kleines Kunstwerk inmitten von Fließbandarbeit. Aber trotzdem hat es uns mehr als ein Mal an den Rand des Nervenzusammenbruchs gebracht!

Was wir cool finden

Fantastisch, düster, riesig
„Demon’s Souls“ war ein relativ geradliniges Rollenspiels mit einem Zentral-Level, von dem aus ihr neue Bereiche angegangen seid. „Dark Souls“ dagegen ist zwar weiterhin ein Third-Person-Action-RPG, aber in einer offenen Spielwelt. Es gibt hier keine Hauptquest oder so etwas wie den berüchtigten roten Faden. Ihr seid ein untoter Abenteurer, der auf dem Weg ist, seine Menschlichkeit wieder zu erlangen. Welche Aufgaben ihr dafür erfüllen oder welche Gegner ihr erledigen müsst, das weiß niemand. Daher habt ihr auch keine Auto-Map oder andere Hilfsmittel.

Anfangs fühlten wir uns daher ein wenig verloren. Wir schlichen durch finstere Kellergewölbe, nur auf der Suche nach Hinweisen wie man sie aus anderen Spielen kennt. Doch schnell bemerkten wir: Darum geht es in „Dark Souls“ nicht. Es geht um das Erkunden dieser wunderschönen und doch feindseligen Welt. Und sobald ihr euch einmal damit abgefunden habt, stellt sich auch die Motivation ein, die „Dark Souls“ letztlich so einzigartig macht.

Die Spielwelt ist bezaubernd und wie aus einem Guss designt. Zwar unterscheiden sich Bereiche wie die Sümpfe, das Totenquartier zu Beginn oder manch ein Tempel im Spielverlauf optisch voneinander. Trotzdem wirkt das Universum in sich geschlossen und rund. Die Atmosphäre ist daher sehr dicht und wird durch einen brillanten orchestralen Soundtrack noch weiter unterstützt.
Urteil: Sehr gut

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Brachiale Boss-Kämpfe
Die verschiedenen Bereiche sind trotzdem nicht von Anfang an frei zugänglich. Meist blockiert ein fieser Riesenboss den Weg in den nächsten Abschnitt in Form eines riesiges Tors. Gleich zu Beginn etwa trachtet uns ein fetter Oger mit breitem Hintern und noch größerem Hammer nach dem Leben. Im späteren Verlauf nehmen wir es mit Drachen, Gargoyles und sprichwörtlich bis an die Zähne bewaffneten Riesenwölfen auf. Die Bosskämpfe sind der (un)heimliche Höhepunkt im Spiel und erfordern viel Fingerfertigkeit, Geduld und Können. Bei besagtem Oger müssen wir etwa zunächst einen anderen Eingang in die Halle und unsere erste vernünftige Waffe finden.

Dann zerschmettern wir dem Monster problemlos mit einem waghalsigen Sprung von einem Balkon aus den Schädel. Andere Biester wie etwa besagter Wolf müssen mit Taktik und Geschick ausmanövriert werden. Dem Hundchen stellen wir uns nicht direkt gegenüber, sondern laufen am besten unter seinen Beinen durch und attackieren ihn mit Feuerbällen. Das Monsterdesign ist – wie im gesamten Spiel – einfach hervorragend. Die Biester überraschen mit einer Vielzahl unterschiedlicher Attacken. So dauert es einige Zeit und noch mehr Leben, ehe wir den richtigen Weg zum Sieg gefunden haben. Aber dann ist der Triumph umso größer!
Urteil: Sehr gut

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Gnadenlos … aber motivierend
Mit der Anzahl der Neustarts sind wir gleich beim Thema: Ihr werdet in „Dark Souls“ oft das Zeitliche segnen. Ihr werdet erschlagen, verbrannt, gefressen, aufgespießt und sicherlich noch auf viele weitere Arten ins Jenseits befördert. Das „Game Over“ ist ein kalkulierter Gameplay-Faktor in „Dark Souls“ und erzieht euch, das Spiel anders anzugehen, als die meisten aktuellen Games auf dem Markt. Selbst die schwachen Imps zu Beginn des Spiels stellen eine große Herausforderung dar, sofern ihr nicht die richtige Waffe einsteckt. Standard-Kanonenfutter gibt es in „Dark Souls“ nicht. Jeder Gegner könnte euer nächste Bezwinger sein.

Das liegt an dem insgesamt hohen Schwierigkeitsgrad bedingt durch eine starke KI und ein breites Repertoire an Attacken. Einige Gegner schlagen oder stechen einfach nur zu. Andere sind in der Lage, euch zu verwünschen oder schmeißen sich im Kampfgeschehen einfach mal einen Heiltrank ein. Spätestens nach dem zehnten Neustart geht ihr mit größter Anspannung in einen neuen Raum. Das Schild bereits zur Deckung erhoben. Schließlich kann bereits hinter der nächsten Ecke ein argwöhnischer Widersacher lauern, der nur dafür lebt, um euch einen Kopf kürzer zu machen.

„Dark Souls“ ist eines der schwersten Spiele auf dem PS3-Markt – ohne Zweifel. Doch es hat Methodik. Durch diese stetige Herausforderung an das eigene Spielgeschick ist die Freude und der Triumph über einen wichtigen Sieg umso größer. Selbst das Einsammeln von Loot ist hier wieder eine echte Belohnung. Schließlich haben wir es uns redlich erarbeitet.

Ein Speichersystem gibt es übrigens in „Dark Souls“ nicht. Geht ihr drauf, werdet ihr an Lagerfeuern wieder ausgespuckt. Diese bilden ein zentrales Gameplay-Element. Hier füllt ihr eure Lebensenergie, Zauber und Heiltränke wieder auf, levelt auf und kauft neue Gegenstände ein. Doch die zweite Seite der Lagerfeuer-Medaille sieht weniger beschaulich aus: Mit einer Rast weckt ihr gleichzeitig alle erschlagenen Gegner (außer Bossen) wieder auf. Das bedeutet: Ihr müsst in vielleicht bereits erkundeten Gebieten erst erneut die Biester erschlagen, ehe ihr wirklich weiter kommt. Sterbt ihr allerdings, verliert ihr all eure Seelen – die Ingame-Währung von „Dark Souls“ – und müsst sie an dem Ort eures Ablebens wieder einsammeln. So ist bereits das kurze Verschnaufen ein taktisches Element im Spiel, welches gut überlegt sein will.

Weiterhin habt ihr in „Dark Souls“ die Möglichkeit, euch an bestimmten Stellen so genannten „Covanants“ (also Pakten) anzuschließen. Durch dieses Bündnis erhaltet ihr Zugang zu zusätzlichen Zaubersprüchen oder Fähigkeiten. Brecht ihr allerdings die Vorgaben, werdet ihr dafür bestraft. Auch hier wird die Dualität der Funktionen deutlich, die sich durch alle Inhalte von „Dark Souls“ zieht.
Urteil: Sehr gut

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Die Steuerung
Das Kampfsystem wird euch in „Dark Souls“ innerhalb des ersten Abschnitts und über kleine Nachrichten erklärt. Tatsächlich ist es erstaunlich präzise für ein Rollenspiel, aber nicht minder komplex. Gerade das Parieren von Attacken mit der L2-Taste erfordert perfektes Timing und ein gutes Auge für die Bewegungsabläufe eurer Gegner. Die Geschwindigkeit eurer eigenen Attacken orientiert sich natürlich an eurer Ausrüstung. Während ihr mit einem Dolch sehr schnell zustoßt, aber nur wenig Schaden anrichtet, hinterlässt ein Morgenstern schwere Wunde, kostet aber viel Zeit zum Ausholen und obendrein auch noch Ausdauer. Der Auto-Fokus auf einen Gegner mit R3 funktioniert dabei nicht immer ideal, sondern erst, wenn wir dicht genug am Mann sind. Das führt zu gelegentlichen Problemen und hätte besser gelöst werden können.

Das Ausführen von Zaubersprüchen erfolgt bequem über Aktionstasten und über das Digitalkreuz. Die Menüs sind ein wenig verkopft und daher dauert es anfangs ein wenig, bis man Ordnung in sein Item-Chaos gebracht hat. Außerdem wirken einige Übersetzungen recht holprig. Trotzdem gefällt uns die Steuerung insgesamt sehr gut. Sie ist leicht zu handlen, sehr präzise, erfordert aber – wie das gesamte Spiel – auch ein gewisses Maß an Koordination.
Urteil: Gut

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Interessante Online-Optionen
Obwohl „Dark Souls“ im Kern ein klassisches Singleplayer-Erlebnis ist, haben From Software trotzdem einige spannende Online-Optionen in das Spiel eingebaut. Anhand von glühenden Kohlen findet ihr Nachrichten andere Spieler. Das kann mal ein patenter Hinweis auf den nächsten Gegner sein oder auch nur ein kurzer Gruß. Ihr selbst könnt natürlich solche Infos ebenfalls hinterlassen. Außerdem zieren immer wieder Blutspuren euren Weg. Dies sind Zeichen dafür, dass an dieser Stelle ein anderer Spieler drauf gegangen ist. Weiterhin könnt ihr euch auch andere Spieler als Verstärkung herbei zaubern – die entsprechenden Fähigkeiten vorausgesetzt. Zudem wird es möglich sein, die Welten anderer Mitspieler anzugreifen, um sich so deren Seelenpunkte zu stehlen.
Urteil: Gut

Was wir weniger cool finden

Kalkulierter Frust
„Dark Souls“ ist keine leichte Kost. Das war klar. Und wir sind gestorben. Hundertfach. Vielleicht sogar noch mehr. Natürlich wissen wir, dass die Neustarts nicht die Schuld des Programms waren. Es war unsere eigene Ungeduld, unsere Unfähigkeit und gelegentlich auch unsere Nervosität, die uns immer wieder das große „Ihr seid gestorben“ auf dem Bildschirm sehen ließen. „Dark Souls“ erfordert ein dickes Fell und eisenharten Willen. Gerade in der heutigen Zeit von regenerierenden Energiebalken, Schutzschilden und Quick-Save-Funktion werden sicherlich einige Spieler „Dark Souls“ vorschnell aufgeben. Die Entwickler sind gnadenlos, locken euch in Fallen oder stellen euch immer stärkere Gegner in den Weg. Wir sind uns bewusst, dass viele „Dark Souls“ genau wegen dieser Herausforderung spielen. Aber es wird sicherlich auch eine Menge Spieler geben, die auf der rund 60 Stunden währenden Reise auf der Strecke bleiben.
Urteil: Befriedigend

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Ruckler und andere technische Macken
Ganz fehlerfrei ist „Dark Souls“ trotzdem nicht. In engen Innenräumen spielt die Kamera immer wieder verrückt. Balken und Mauern ragen dann ins Bild und machen die Navigation durch die Gassen oftmals sehr schwierig. In die gleiche Kerbe schlagen die in regelmäßigen Abständen auftretenden Ruckler. Offensichtlich muss das Spiel zwischendurch immer wieder Daten streamen, was sich in einem deutlichen Einbruch der Framerate manifestiert. In unserer Version kam es zudem zu gelegentlichen Systemabstürzen. Das Spiel blieb einfach stehen und wollte auch nach längerer Wartezeit nicht wieder starten. Wir sind gespannt, ob From Software für diese technischen Probleme in den kommenden Wochen noch einen Patch raushauen wird.
Urteil: Ausreichend

System: PlayStation 3
Vertrieb: Namco Bandai
Entwickler: From Software
Erscheinungstermin: 07. Oktober 2011
USK: ab 16 Jahren
Offizielle Homepage: http://www.preparetodie.com/

9.0

Wertung und Fazit

TEST: Dark Souls

„Dark Souls“ ist wie der alte, strenge Mathelehrer in der Schule. Irgendwie habe ich immer gehasst, schließlich brummte er einem die meisten Hausaufgaben auf und stellte die schwierigsten Klausuren. Trotzdem war die Begeisterung dann umso größer, als ich schließlich mit einer guten Note nach Hause kam. Denn diese hatte ich mir erarbeitet. Mit Fleiß, Einsatz und Köpfchen. Und genauso spielt sich auch „Dark Souls“. Es ist zuweilen frustrierend schwer und während unseres tagelangen Tests haben wir geflucht, geschrien, die Konsole genervt ausgeschaltet und das Gamepad durch die Gegend geworfen. Aber wir haben immer weiter gespielt. Denn unser Scheitern wird hier logisch erklärt: Wir waren einfach zu diesem Zeitpunkt zu schlecht für das Spiel. Doch nach unzähligen Versuchen hatten wir die Taktik raus und umso größer war der Triumph, als wir unseren einst übermächtigen Gegner endlich besiegt hatten. „Dark Souls“ ist ein beinharter Lehrmeister, belohnt aber mit einem wunderschönen, in sich stimmigen Universum und unzähligen genialen Momenten.

Hotlist

Kommentare

Twisted M_fan

Twisted M_fan

05. Oktober 2011 um 02:43 Uhr
Plastik Gitarre

Plastik Gitarre

05. Oktober 2011 um 05:12 Uhr
Twisted M_fan

Twisted M_fan

05. Oktober 2011 um 13:32 Uhr