Review

TEST: Batman

play3 Review: TEST: Batman: Arkham City

9.5

Was ist schlimmer als eine Irrenanstalt voller wahnsinniger Superschurken? Eine ganze Stadt voller wahnsinniger Superschurken! Nach „Batman: Arkham Asylum“ (2009) legt Rocksteady mir „Arkham City“ nach: Das zweite Abenteuer des dunklen Ritters ist die bis dato beste Comic-Versoftung aller Zeiten und glänzt mit unglaublich intelligentem Gameplay und einem Spielumfang, der euch sicherlich für Wochen beschäftigen wird.

Was wir cool finden

Winterurlaub mit Batman
„Arkham City“ ist riesig. Nicht ganz so groß wie Liberty City oder die Spielwelt von „Skyrim“, aber immer noch groß genug, um uns für etliche Tage und vielleicht sogar Wochen an den Bildschirm zu fesseln. Die Singleplayer-Kampagne – inkl. der vier spielbaren Catwoman-Episoden – umfasst rund zehn bis zwölf Stunden. Die Geschichte schließt dabei direkt an den Vorgänger an und bindet diesmal noch mehr schräge Comic-Charaktere mit in den Zusammenhang ein. Neben Joker, Catwoman und Batman treten u.a. Mr. Freeze, der Pinguin und sogar Robin auf. Doch wir wollen an dieser Stelle nicht zu viel verraten. Schließlich sind die Auftritte der Helden und Schurken ein Hauptgrund, weshalb viele von euch „Batman: Arkham City“ so spannend finden werden wie wir. Die Hauptgeschichte kommt anfangs ein wenig langsam in Fahrt und bis man sich in der düsteren Spielwelt zurecht gefunden hat, vergeht ebenfalls seine Zeit. Doch mit jeder weiteren Mission spitzen sich die Konflikte zu. Und die Kampagne motiviert durch kreative Einsätze immer wieder zum Weiterspielen.

Abseits der Hauptquests gibt es in „Batman: Arkham City“ aber auch noch Unmengen von Nebenquests und versteckten Gegenständen. Allein der Riddler hat 400 Trophäen und verschachtelte Rätsel in der Stadt zurück gelassen. Catwoman bekommt in diesem Fall übrigens 40 eigene Statuen serviert, die nur für sie zugänglich sind. Hinzu kommen zusätzliche Quests anderer Superhelden, die euch u.a. auf eine muntere Telefonschnitzeljagd quer durch Arkham City führt. Und natürlich wollen wir nicht die im Hauptmenü aufrufbaren Riddler-Challenges vergessen, in denen ihr Rennen oder Arenakämpfe bestreiten könnt. Bis ihr wirklich alle Gegenstände, Extras und Missionen gespielt und freigeschaltet habt vergehen locker 25 bis 30 Spielstunden. Eine Zeit, die gerade für ein Action-Adventure doch sehr beachtlich ist.
Urteil: Sehr gut

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Stimmung bis zur letzten brennenden Mülltonne
Niemand hätte bei „Batman Arkham City“ etwas anderes als echtes Blockbuster-Gaming erwartet. Wie schon das Irrenhaus im ersten Teil ist die Stadt der Wahnsinnigen einfach traumhaft schräg und stimmig in Szene gesetzt worden. Die Gangster – allen voran der Joker – haben den Gebäuden ihren individuellen Touch verliehen. Egal, ob es nun giftig pinke Neonreklamen sind, die aus dem ansonsten sehr finsteren Bild hervor stechen. Oder ob es einfach einige Luftballons sind, die als Kennzeichnung besonders wichtiger Punkte dienen.

Aber ihr seid in „Arkham City“ natürlich nicht nur an der Oberfläche unterwegs. Ihr begebt euch tief in diese verschrobene Welt hinein und besucht dabei so manch seltsamen Ort. So beginnt das Spiel gleich mit dem Sturzflug in einen riesigen Schornstein und mündet im Museum inkl. Riesenhai und Dinosaurier , einer verlassenen Polizeistation, einem unterirdischen Utopia oder dem Stahlwerk. All diese Ort haben ihren ganz eigenen Charakter und wurden mit viel Liebe zum Detail in Szene gesetzt.

Gleiches gilt im übrigen für die Charakterdarstellung. Selbst die 08/15-Schurken wirken nicht wie Retorten-Soldaten. Allein durch die Gespräche, die sie immer wieder führen, gewinnen sie deutlich an Persönlichkeit und Individualität hinzu. Die Superhelden – allen voran natürlich Batman, Catwoman und Joker – sind einmal mehr toll präsentiert und wirken gerade in den Zwischensequenzen erschreckend lebendig. Das liegt natürlich an den wunderbar weichen und flüssigen Animationen, die immer wieder begeistern. Bei wüsten Prügeleien freuen wir uns über die schönen Übergänge zwischen normalen Schlägen und Kontern. In Filmchen über nette Details, wie etwa als der Pinguin einem Vasallen während einer Ansprache den Regenschirm ins Gemächt haut.

Wir haben kaum technische Schwäche feststellen können. Gelegentliche Clipping-Fehler bei erledigten Gegnern mal ausgenommen. Nur ganz selten geriet das Spiel beim Nachstreamen der Daten ins Stocken. Doch diese Mini-Ruckler waren so unmerklich, dass wir sie nur der Vollständigkeit halber erwähnen wollen.
Urteil: Sehr gut

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Gameplay mit Hirn und Faust
Was aber „Batman: Arkham City“ wie schon den Vorgänger auszeichnet, ist das grandios abwechslungsreiche Gameplay. Denn unser geflügelter Held vereint wirklich alle Möglichkeiten, die das Action-Genre hergibt. Er prügelt sich in bester Wild-West-Manier mit irgendwelchen Schurken. Die Gegner-KI ist dabei sehr gelungen und die Burschen dank verschiedenster Ausrüstung – etwa einem Schild, einem Messer oder speziellen Schutzwesten – garantiert kein Kanonenfutter. Jede Klasse benötigt eine eigene Taktik mit entsprechenden Angriffen und Kontern. Das Kampfsystem ist daher erstklassig und aufgrund der sehr direkten Steuerung leicht zu handlen, aber eben auch schwierig zu meistern.

Die Krönung der Raufereien sind natürlich die (Mini-)Bosskämpfe. Auch hier müsst ihr mit Geschick und Köpfchen agieren. Im Gefecht mit Mr. Freeze etwa packt dieser immer wieder neue Abwehrtechniken aus, sodass ihr stetig eure Taktik umstellen müsst. Hammer schwingende Mutanten hingegen fertigt ihr durch das Betäuben und anschließende Multi-Schlag-Kombinationen ab.

Aber natürlich greift Batman nicht nur auf seine Fäuste zurück. Sein Ausrüstungsgürtel ist einmal mehr prall gefüllt und wurde um etliche Gimmicks erweitert. Mit der Elektrokanone könnt ihr etwa Gegner kurzzeitig ausschalten oder ihr manipuliert Maschinen und öffnet mit dem Gerät etwa Tore oder sorgt für einen Kurzschluss. Mit eurem Hacking-Tool knackt ihr Schlösser zu versteckten Passagen. Mit dem Seilwerfer überwindet ihr Abgründe. Mit dem Bat-Hook gelangt ihr auf höhere Ebenen oder zieht Objekte an euch heran. Wie in einem Rollenspiel könnt ihr das Arsenal, die Ausrüstung und Batmans Attacken im Spielverlauf zudem aufrüsten. Die Möglichkeiten sind zwar überschaubar, aber insgesamt durchaus gut gelungen.

„Batman: Arkham Asylum“ als simples Actionspiel abzustempeln, würde dem Titel absolut nicht gerecht werden. Denn es verknüpft Rätsel- und Actionelemente absolut meisterlich miteinander. Schließlich ist Batman nicht nur ein Kämpfer, sondern auch ein Detektiv und Leisetreter vom Dienst. Mit seinen Tools scannt ihr Blutspuren, haltet nach zerstörbaren Zwischenwänden Ausschau oder beobachtet gegnerische Patrouillen. Denn tatsächlich ist es häufig sinnvoller, einer offenen Konfrontation aus dem Weg zu gehen. Gerade gegen schwer bewaffnete Truppen hat der dunkle Ritter schnell das Nachsehen. Daher ist geschicktes Schleichen und das Verstecken auf höheren Ebenen Pflicht. Diese Stealth-Einlagen sind zwar anspruchsvoll, werden aber durch coole Aktionen wie etwa der Sturzflug-Attacke aufgelockert. Die Möglichkeiten zur „Entsorgung“ von Gegnern sind ausgesprochen vielfältig, auch wenn die KI dabei gelegentlich ein bisschen zu berechenbar wirkt.
Urteil: Sehr gut

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Kinoreife Vertonung
Neben der brillanten grafischen Umsetzung hat uns an „Batman: Arkham City“ die akustische Untermalung sehr gut gefallen. Die Sprachausgabe setzt dabei auf die bekannten Sprecher des Vorgängers und ist durch die Bank hörenswert, wenn auch nicht immer lippensynchron. Trotzdem können sich andere Action-Adventures an der Fülle und an der Liebe zu einer gute Übersetzung ein Beispiel nehmen. Klassische englische Witze und Sprichworte wurden nicht lieblos eingedeutscht, sondern sinngemäß übertragen – gut so.

Im Detektiv-Modus könnt ihr zudem die Schurken bei ihren Gesprächen belauschen und somit etwa über den aktuellen Zustand von Arkham City und den Verhältnissen der Superbösewichte untereinander erfahren. Die Dialoge sind ebenfalls toll synchronisiert und runden die in sich geschlossen chaotische Spielwelt ab.

Der Soundtrack passt sich dynamisch dem Geschehen an. Zwischen den Missionen herrscht beinahe komplette Stille und ihr hört lediglich die Umgebungsgeräusche. Sobald dann aber ein Kampf ausbricht oder eine Quest startet, ertönen zunächst leise, aber zunehmend lauter und hektischer werdende Streicher- und Orchestersequenzen. Sie tragen maßgeblich zur Dynamik und zur dramatischen Stimmung des gesamten Spiels bei.
Urteil: Sehr gut

Was wir weniger cool finden

Auf Fehlersuche!
Bei einem herausragenden Spiel wie „Batman Arkham City“ fällt es schwer, nach echten Schwachstellen zu forschen. Denn letztlich sind es eigentlich nur Kleinigkeiten, die uns hin und wieder stören. Da fällt uns zunächst die Steuerung und die etwas hektische Kameraführung ein. Wie schon im Vorgänger bedient ihr die verschiedenen Waffensysteme und Gagdets mit Kurzbefehlen oder wählt sie einzeln mit Hilfe des Digitalkreuzes aus. Aufgrund der puren Fülle an Gegenständen ist die Steuerung daher sehr komplex und in der Hitze des Gefechts kann es da schon mal zu einigen Fehlklicks kommen. Doch das wollen wir „Batman Arkham City“ gar nicht zum Vorwurf machen. Was uns häufiger störte, waren die etwas verqueren Kameraperspektiven, die besonders in engen Innenräumen mit mehreren Gegnern für Probleme sorgen können. Hinzu kommt eine Sprint- bzw. Freerunning-Funktion, die nicht ganz so frei ist, wie etwa in „Assassin’s Creed“. So bleibt die Fledermaus gerne mal an Objekten hängen oder möchte auf den Millimeter genau an Vorsprünge heran geführt werden.

Ein weiteres kleines Manko ist die fehlende Mini-Map. Batman hat so viele coole Gadgets, da wird es ja wohl möglich gewesen sein, eine Karte im HUD einzubauen. Gerade Spieler mit leichten Orientierungsschwächen müssen allzu oft über SELECT mühsam in den Kartenbildschirm wechseln und so den Spielfluss unterbrechen. Lediglich ein kleiner Kompass am oberen Teil des HUDs zeigt uns in Arkham City – nicht in den Gebäuden – die Richtung an. Andere Spiele haben diese Klippen besser umschifft.
Urteil: Ausreichend

System: Playstation 3
Vertrieb: Warner Bros. Interactive
Entwickler: Rocksteady
Releasedatum: 21. Oktober 2011
USK: ab 16 Jahren
Offizielle Homepage: http://arkhamhasmoved.com/

9.5

Wertung und Fazit

TEST: Batman: Arkham City

Es klingt irgendwie paradox: Aber eigentlich wollen wir gar nicht mehr weg aus Arkham City. Rocksteady's neuester Streich setzt den Weg, den „Arkham Asylum“ vorgegeben hat, nicht nur souverän fort, sondern baut das Spielideen und das Gameplay noch weiter aus. Klingt der pure Spielumfang bereits auf dem Papier sehr beeindruckend, so ist es weniger die Anzahl der Haupt- und Nebenquests, die uns begeistert, sondern deren Verbindung zur Spielwelt und ihrer Aufbereitung. Wir hatten zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, irgendwelche lahmen Fließbandmissionen zu erfüllen. An jedem Auftraggeber hängt ein Schicksal und dass zieht uns sofort emotional in jeden Level hinein. Dieses Bewusstsein für die Macht der Comic-Lizenz zeichnet Rocksteady und damit natürlich auch „Batman: Arkham City“ aus. Die Entwickler schaffen es, die Charaktere und das Gameplay zu einem großen Ganzen zu verknüpfen. Dadurch ist die Spielwelt authentisch und die Figuren in sich schlüssig. Das Gameplay mit all seinen Facetten ist dabei ebenso stimmig an das kleine „Arkham“-Universum angepasst worden. Ein Batman tötet nicht. Er tüftelt, schaltet aus, manipuliert oder schlägt KO. Rocksteady haben hier ein ganz großes Spiel entwickelt, welches sich zum nahenden Weihnachtsgeschäft vor keinem Spiel verstecken muss. Denn von der Spielintelligenz, die in einem „Batman: Arkham City“ steckt, kann sich manch anderes Game noch eine gehörige Portion abschneiden.

Hotlist

Kommentare

XxProudToBeSerb

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14. Oktober 2011 um 19:14 Uhr
Playman1982

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14. Oktober 2011 um 19:36 Uhr
Klaus Hetzel

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14. Oktober 2011 um 20:00 Uhr
ABWEHRBOLLWERK

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ABWEHRBOLLWERK

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14. Oktober 2011 um 20:59 Uhr
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14. Oktober 2011 um 21:47 Uhr
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15. Oktober 2011 um 23:31 Uhr