Review

TEST: Need for Speed

play3 Review: TEST: Need for Speed: The Run (inkl. Gameplay-Video der dt. Version)

6.5

Der Tradition verpflichtet: Die „Need for Speed“-Serie hat in den vergangenen Jahren mit „Hot Pursuit“ und „Shift“ wieder ordentlich an Fahrt aufgenommen. Für „The Run“ benötigen wir leider den Pannendienst. Denn EA Black Box leistet sich zwar keinen Totalschaden, aber eine Fahrt in die Werkstatt ist bei dem neuesten Teil der Reihe definitiv Pflicht.

Was wir cool finden

Vielfältige Strecken, solide Kampagne
Der „The Run“-Modus führt euch auf einen Roadtrip quer durch die USA. Genauer gesagt ist es ein illegales Straßenrennen mit 250 Fahrern. Ihr steuert dabei Jack Rourke, der sich mit dem Sieg des Wettbewerbs freikaufen und aus den kriminellen Kreisen, in denen er steckt, herauskommen will. Die Story splittet sich in acht Etappen mit jeweils drei bis sechs Unterlevels. So haben wir für  die Kampagne von „Need for Speed: The Run“, welche aus zirka auf 50 Einzelrennen besteht,  rund 7,5 Stunden benötigt. Inklusive dem ein oder anderen Neustart eines Rennens.

Durch die pure Anzahl an Mini-Contests ist die Streckenauswahl natürlich riesig. Nicht alle Kurse sind dabei herausragend genial, aber immer wieder kommt es zu erstklassigen Rennen, die an Dramatik kaum zu überbieten sind. Wir denken etwa gerne an unsere Flucht aus San Francisco, Herausforderungsrennen von Endbossen mit anschließendem Gewinn der Autos oder an das bekannte Lawinen-Level in den Rocky Mountains zurück. Die Streckenvielfalt ist groß, wird aber überschattet durch einige 08/15-Strecken, die zwar Spaß machen, aber zu gewöhnlich wirken. Da gurken wir etwa etliche Male durch lahme Canyons – mal am Tag, mal bei Nacht. Angesprochene Highlights sind wirklich die Höhepunkte des Spiels, viele der kurzen Events spielen sich zwar gut, sind aber wenig originell in ihrer Struktur.

Die Kampagne selbst wird hin und wieder durch die im Vorfeld heiß diskutierten spielbaren Zwischensequenzen unterbrochen. Wir sagen es gleich vorweg: Die Quicktime-Events sind spielerisch platt wie unsere Reifen, nachdem wir durch ein Nagelband gefahren sind. Hier ein Knöpfchen drücken, dort ein bisschen Button-Mashing. Aber immerhin sind die Sequenzen grafisch sauber in Szene gesetzt und glänzen mit einigen wirklich hübschen Stunts. Leider passt die schwache deutsche Synchronisation nicht zu dem Hollywood-Anspruch, den EA Block Box offensichtlich an diese Filmchen hatte. Letztlich sind die Zwischensequenzen nicht mehr als kleine Füller. Sie dominieren das Spielgeschehen nicht, sondern erzählen nur gelegentlich kurze Storyteile und halten so die Story zusammen.

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Unser Lieblings-Autolog
Wie schon in früheren „Need for Speed“-Teilen setzt auch „The Run“ auf das Autolog-Feature. All eure Spielfortschritte werden nun in Echtzeit an eure Freunde weitergegeben, ihr erhaltet wie gehabt Herausforderungen und Vorschläge für Online-Matches. Zudem habt ihr die Möglichkeit, euer Profil ein wenig aufzuhübschen und somit ist euer eigener Fortschritt für jedermann sichtbar.

Denn in „The Run“ sammelt ihr mit jedem abgeschlossenen Rennen Erfahrungspunkte. Durch diese schaltet ihr neue Funktionen für euer Auto und andere Extras frei. Zu Beginn erhaltet ihr etwa den Nitro-Boost, später weitere Funktionen für den Nachbrenner wie etwa beim Fahren im Windschatten. Das EXP-System ist natürlich ausgesprochen simpel, aber es motiviert dennoch, sich neben der Kampagne auch online oder in der Challenge-Serie zu betätigen. Nach jeder gefahrenen Etappe schaltet ihr nämlich die Herausforderungen frei. Das bedeutet: Ihr fahrt die Strecken der Kampagne noch einmal, aber unter anderen Vorzeichen – etwa diesmal mit Polizeiverfolgungsjagden. So könnt ihr weiter Erfahrung sammeln und die Spielzeit wird sinnvoll verlängert.

Die Online-Optionen mit bis zu acht Spielern sind ebenfalls recht vielschichtig. Hier stechen sicherlich die vorbereiteten Playlists heraus, die ihr bewältigen könnt und damit neue Fahrzeuge, weitere Playlists und Erfolge für den Multiplayer freischalten könnt. Einen Splitscreen-Modus gibt es in „Need for Speed: The Run“ leider nicht.

Nicht ganz Battlefield!
Grafisch basiert „Need for Speed: The Run“ auf der Frostbite 2-Engine von „Battlefield 3“, kann diese Technik aber nicht ganz so gewinnbringend einsetzen. Effekte wie Nebel, Schnee oder auch Funken sind zwar äußerst hübsch, aber allzu oft fahren wir auch durch schwach texturierte Standard-Strecken, die mit Effekten zu sehr geizen. Die Spielgeschwindigkeit ist ebenfalls ordentlich, allerdings kommt der wahre Rausch erst mit schnelleren Autos im Verlauf der Story auf. Trotzdem ist „Need for Speed: The Run“ grafisch ein gutes Spiel. In die höchsten Wertungsregionen dringt es aber nicht vor.

Gleiches gilt auch für die akustische Untermalung: Während der lizenzierte Soundtrack wieder einmal perfekt zum Spiel passt, fehlte uns bei den Motorsounds die Tiefe. Die in den Zwischensequenzen eingesetzten Synchronsprecher hatten zudem offensichtlich keine richtige Lust auf ihren Job und liefern eine sehr mittelmäßige Leistung ab.

Was wir weniger cool finden

Zu viel von der Stange
Leider erinnerte uns vieles bei „Need for Speed: The Run“ an seine Vorgänger. Das Fahrgefühl ist sehr ähnlich. Die Boliden liegen ein wenig steif auf der Straße, brechen in Kurven nur selten mit dem Heck aus. Das bewährte „Burnout“-Prinzip – also sich mit dem Turbo aus Kurven heraus schieben – funktioniert auch hier. Doch für einen Arcade-Racer mit scheinbarer Adrenalin-Garantie waren uns die Rennen insgesamt zu gewöhnlich: Gerade die Verfolgungsjagden mit der Polizei wirkten müde. Absichtliche Lücken in den Straßensperren und zu wenig Ausdauer bei der Jagd machen die Polente zu virtuellen Witzfiguren. In diesem Punkt erreicht „The Run“ lange nicht die Dramatik und Klasse eines „Hot Pursuit“.

Die gegnerischen Fahrer erweisen sich ebenfalls als ein lahmer Haufen. Da wird nur selten ordentlich gedrängelt oder geschoben. Crashes gibt es wenn überhaupt nur durch unser eigenes Verschulden und der Computer neigt dazu, einen selbst bei einem kleinen Ausritt abseits der Strecke sofort mit einem Rewind zu bestrafen.

Versteht uns nicht falsch, „Need for Speed: The Run“ macht Spaß. Aber es gibt wirklich wenige Ansatzpunkte, die nach „Hot Pursuit“ so richtig begeistern. Es ist leider nicht mehr als ein hübscher Arcade-Racer, gewürzt mit einigen Zwischensequenzen und dem Autolog. Das alles kennen wir bereits und deshalb hat sich die große Euphorie nicht eingestellt.

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Und täglich grüßt das Gummiband!
Die Gegner-KI ist – wie ja beschrieben – nicht das Gelbe vom Ei. Doch am meisten regen wir uns über die wirklich ausgeleierte Gummiband-Verhalten der Konkurrenz auf. Wir können die Uhr danach stellen, dass uns spätestens nach dem letzten Checkpunkt die Konkurrenten wieder an der Stoßstange hängen. Das stört gewaltig und kostet oftmals Nerven und unnötige Neustarts. Der Rennverlauf wirkt durch doof platzierte Scripts und das Gummiband einfach unnatürlich. In Elimination-Rennen etwa müssen wir drei Gegner überholen und dann die Führung halten. Aber die Burschen tauchen immer nur einzeln auf, sodass die Mission in die Länge gezogen wird. An anderer Stelle kommen sie binnen Sekunden zurück, obwohl sie gerade erst einen Unfall hatten. Das sind Designfehler, die erfahrenen Entwicklern wie EA Black Box eigentlich nicht passieren dürfen.
Urteil: Mangelhaft

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Der Zwang zu siegen
Man kann nicht immer gewinnen. Das wusste Michael Schumacher bereits während seiner Glanzzeiten. Und jeder der Rennspiele und Arcade-Racer mag, weiß auch, dass ein zweiter oder dritter Platz eher der Motivation förderlich sind. Aber in dem Story-Modus von „Need for Speed: The Run“ habt ihr keine Wahl: Ihr müsst jedes Rennen gewinnen. Ansonsten funktioniert nämlich die Geschichte nicht.

EA Black Box war es offensichtlich nicht möglich, ein flexibleres Missionskonstrukt zu bauen, ohne dass ihr in Sackgassen landet. Daher seid ihr verpflichtet, jedes Rennen als Erster durch das Ziel zu gehen. Durch diesen Zwang entwertet EA Black Box leider das Spiel um den Belohnungsfaktor. Jeder erste Platz fühlt sich irgendwie gleich an. Schließlich gibt es ja gar keine andere Wahl. Das kostet viel Motivation und raubt euch immer wieder das Gefühl, etwas Besonderes geleistet zu haben.

System: Playstation 3
Vertrieb: Electronic Arts
Entwickler: EA Black Box
Releasedatum: 17. November 2011
USK: ab 12 Jahre
Offizielle Homepage: http://www.needforspeed.com/

6.5

Wertung und Fazit

TEST: Need for Speed: The Run (inkl. Gameplay-Video der dt. Version)

„Need for Speed: The Run“ ist nach den sehr guten „Hot Pursuit“ und „Shift 2“ ein Rückschritt für die Serie. Dem Spiel fehlt es an tollen, einzigartigen Momenten. Nur selten reißt uns „The Run“ wirklich mit – wie etwa bei dem Entkommen vor den drohenden Lawinen. Viele der unzähligen Rennen sind eben einfach nur da. Gut spielbar, aber in sich zu arm an Höhepunkten. Selbst die Verfolgungsjagden mit der Polizei – sonst ein Garant für Adrenalin und wilde Stunts – verkommen hier zur Routine. Auf dem Roadtrip von San Francisco nach New York störte uns besonders der Zwang zu siegen und die Gummiband-KI. Diese Elemente nerven einfach auf Dauer und motivieren nicht gerade zum Weiterspielen. Aufgrund der Kürze der Rennen und der stark gescripteten KI-Gegner fühlen sich die Siege außerdem nicht wertig genug an. Daran ändert leider auch das Erfahrungssystem nichts, was zumindest ein wenig Abwechslung in den ansonsten sehr geradlinigen Rennalltag bringt. Das Autolog-Funktion rettet dagegen das Spiel vor einer noch größeren Schmach, da das gemeinsame Kämpfen um Positionen tatsächlich gewaltig für Freude sorgt. Insgesamt aber ist „Need for Speed: The Run“ ein Titel der Serie, den ihr getrost überspringen könnt. Hier wird spielerisch nichts Neues geboten. Sorry EA Black Box, better luck next time!

Hotlist

Kommentare

Twisted M_fan

Twisted M_fan

15. November 2011 um 21:06 Uhr
broken steel

broken steel

15. November 2011 um 21:41 Uhr
TrophyHunter

TrophyHunter

16. November 2011 um 00:13 Uhr
kingofqueens

kingofqueens

17. November 2011 um 14:28 Uhr
goodoldbismarck

goodoldbismarck

19. November 2011 um 10:34 Uhr
Bullettiger

Bullettiger

19. November 2011 um 14:08 Uhr