Angespielt: I Am Alive

Seit nunmehr vier Jahren geistert der Name „I Am Alive“ durch das Internet. Zwischen 2008 und 2010 von Darkworks („Alone in the Dark: A New Nightmare“) betreut, landete das Spiel anschließend bei Ubisoft Shanghai. Die lange Leidenszeit nähert sich schon bald dem Ende: Am 7. März erscheint die zeitexklusive Xbox 360-Fassung. Eine PS3-Version ist ebenfalls fest eingeplant, einen offiziellen Releasetermin gibt es aber noch nicht.

Dennoch haben wir uns bei Ubisoft in Düsseldorf eingefunden, um dort die 360-Fassung von „I Am Alive“ ausführlich anzuspielen. Ganz egal, wann „I Am Alive“ im PSN als Download-Titel auftaucht: Das Warten lohnt sich!

Apokalypse in Schwarzweiß
Einsamkeit. Trauer. Zerstörung. Die Stadt Haventon liegt nach „dem Ereignis“ in Trümmern. Giftiger Nebel wabert durch die Straßen. Ob es eine Atomkatastrophe, ein Meteoriteneinschlag oder gar ein Militärangriff war, der die einstige Metropole derart zugerichtet hat. Man weiß es nicht.

Inmitten dieser Katastrophe spielen sich kleine und große Dramen ab. Wir blicken auf den Bildschirm eines Camcorders. Der Mann vor der Kamera führt ein Videotagebuch. Er sucht seine Frau und seine Tochter. Er hat seit „dem Ereignis“ nichts mehr von ihnen gehört. Denn er wurde vom Militär einberufen, um an vorderster Front zu helfen.

Die Geschichte und Atmosphäre von „I Am Alive“ lässt sich am ehesten mit John Hillcoats Endzeit-Drama „The Road“ vergleichen. Die melancholische Stimmung wird allein durch die Farbgebung getragen: Es gibt fast keine Farben im Spiel. Die gesamte Welt ist in ein tristes Grau-in-Grau gehüllt. Einzig der rote Balken unserer Lebensenergie strahlt deutlich hervor. Doch der Rest des Bildschirms ist finster, traurig und schwarz-weiß mit gelegentlichen Brauntönen.

Dadurch kaschieren die Entwickler auch ganz gekonnt die – zumindest während unserer Spielrunde – einzige Schwäche des Spiels: Die angestaubte Technik. „I Am Alive“ hat gerade im Texturbereich großen Nachholbedarf. Objekte wie Autos wirken stellenweise nur oberflächlich angemalt. Die Texturen erscheinen grob und wenig detailliert. Doch durch den Einsatz der verschiedenen Grafikfilter – neben den Schwarzweiß-Effekten stapfen wir später auch durch dichten Nebel – vergessen wir viele der optischen Schwachstellen und lassen uns von der packenden Endzeitstimmung gefangen nehmen.

Eine Welt voller Gefahren
Wir steuern den namenlosen Familienvater aus der klassischen Verfolgerperspektive. Mit dem linken Stick dirigieren wir die Spielfigur, mit dem rechten schwenken wir die Kamera. „I Am Alive“ entpuppt sich schnell als beinhartes Survival-Action-Adventure. Abhängig vom Schwierigkeitsgrad – „Normal“ oder „Haudegen“ – erhalten wir drei oder eben gar keine Wiederholungen. Sie fungieren wie „Reloads“ oder „Continues“ in Arcade-Games. Haben wir keine Wiederholungen mehr, können wir die Checkpunkte nicht nutzen.

Aber auch die kaum vorhandene Munition für die Pistole und Lebensmittel zur Wiederherstellung von Gesundheit oder Ausdauer wollen streng rationiert werden. Bereits die erste Begegnung mit einem anderen Überlebenden gerät zur Nervenprobe. Der Typ pöbelt uns an. Trägt eine Machete bei sich.

Wir haben eine Knarre, aber keine Kugeln im Lauf. Ganz klar, der Bursche will unsere Vorräte und kommt bedrohlich nahe. Als wir die L2-Taste drücken, wechselt das Spiel in die Ego-Perspektive. Wir bedrohen unseren Gegner, der zurück weicht und beschwichtigend die Arme hebt. Aber keine Chance: Auf Tastendruck stoßen wir ihn eine Klippe herunter und greifen uns selbst die Machete.

Jeder Konflikt mit feindseligen Menschen ist ein echter Nervenkrieg. „Normale“ Widersacher halten wir mit vorgehaltener Pistole in Schach. Mit der Zeit ergeben sie sich und wir können sie ausknocken. Doch es geht auch härter: Besitzen die Burschen selbst eine Kanone, greift unser Held zu miesen Tricks. Er lässt die Räuber näher heran kommen und attackiert sie dann überraschend mit der Machete. Es folgt ein Quicktime-Event, bei dem wir unserem Feind durch Button-Mashing die Klinge brutal zwischen die Rippen rammen.

Purer Überlebenskampf
Getötete Widersacher lassen gelegentlich einzelne Kugeln fallen. Diese solltet ihr aber klug einsetzen und euch für den Kampf gegen aggressive Banden aufheben. Denn die Unholde tragen gelegentlich auch Pistolen bei sich und unser Held verträgt nur wenige Treffer. Daher sind die Kämpfe geprägt von Taktik. Wer ist der gefährlichste Gegner? Wer greift sofort an? Und wer lässt sich vielleicht auch nicht von unserer Pistole einschüchtern? Denn „aggressive“ Gegnertypen stapfen ungeachtet der offensichtlichen Bedrohung auf uns zu und provozieren geradezu einen Schusswechsel.

Allerdings trefft ihr nicht nur Feinde. Manch Überlebendem könnt ihr auch einfach durch langsames Vorbeigehen ausweichen oder müsst ihnen sogar helfen. Insgesamt trefft ihr in „I Am Alive“ 20 Verwundete, die ihr mit Nahrungsmitteln heilen dürft. Als Belohnung winkt natürlich eine ganz besondere Trophäe.

Das Spieldesign erwies sich übrigens als geradliniger als zunächst vermutet. Auch wenn die Welt auf den ersten Blick recht offen wirkt, werden wir durch Barrikaden und unpassierbare Hindernisse durch die Levels geführt. Ein wenig enttäuschend fiel die Interaktion mit der Umgebung aus. Nur wenige Objekte waren interaktiv und konnten nach Gegenständen durchsucht werden. Stattdessen lagen die Helferlein deutlich markiert einfach in der Gegend herum.

Unsere Session dauerte etwa anderthalb Stunden und machte rund neun Prozent des Spielverlaufs aus. Laut den Entwicklern wird „I Am Alive“ zwölf bis fünfzehn Stunden dauern. Eine sehr gute Länge, wie wir finden!

Gerüstkletterer
Eure Energieanzeige splittet sich in „I Am Alive“ in zwei Bereiche: Die rote Leiste zeigt die Lebenskraft an. Bei Verletzungen durch Schläge, Stürze oder gar Schüsse geht diese recht schnell in den Keller. Wichtig: Im Gegensatz zu vielen anderen aktuellen Games füllt sich die Lebensenergie mit der Zeit nicht automatisch wieder auf.

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Daneben befindet die der Ausdauerbalken. Ihr verbraucht Ausdauer beim Sprinten und beim Klettern, allerdings könnt ihr die Leiste durch eine kurze Verschnaufpause auch wieder aufladen. Doch gerade die an „Assassin’s Creed“ erinnernden Kletterpassagen zehren zuweilen arg schnell an der Kondition eures Protagonisten. Geht euch auf halber Strecke die Puste aus, habt ihr zwei Möglichkeiten: Durch das schnelle Drücken der R2-Taste führt ihr so genannte „extreme Anstrengungen“ durch. Dadurch könnt ihr zwar länger klettern, aber eure Ausdauerleiste verkürzt sich dauerhaft. Nur durch den Konsum von Wasser oder anderen Gegenständen findet eure Spielfigur danach wieder zur alten Form zurück.

Weiterhin findet ihr in den Abschnitten immer wieder Kletterhaken. Mit diesen könnt ihr euch in die Wände und Gerüste einhängen und so Rast machen, um wieder Ausdauer zu tanken. Allerdings sind sowohl Kletterhaken als auch Lebensmittel in „I Am Alive“ rar gesät.

Die Kletterpassagen steuern sich übrigens recht gut. Benutzbare Objekte werden leicht hervorgehoben, sodass man die Wege schneller findet. Im Vergleich zu „Assassin’s Creed“ ist es aber die Ausdaueranzeige, die zusätzlichen Realismus ins Spiel bringt. Oftmals mussten wir Klettertouren abbrechen, weil wir auf dem Weg merkten, dass wir die Strecke nicht problemlos schaffen werden. Denn verkalkuliert ihr euch, blüht euch das selbe Schicksal wie Whitney Houston: Ihr stürzt gnadenlos ab.

System: Playstation 3
Vertrieb: Ubisoft
Entwickler: Dark Works / Ubisoft Shanghai
Releasedatum: noch nicht bekannt
USK: noch nicht bekannt
Offizielle Homepage: http://iamalive-game.ubi.com/iamalive/de-DE/

Einschätzung: gut

Die lange Entwicklungsarbeit an „I Am Alive“ hat sich anscheinend gelohnt. Das Survival-Action-Adventure ist eine ungemein intensive Spielerfahrung. Jede Klettertour ist ein nervlicher Kraftakt. Habe ich noch genug Kletterhaken? Wo könnte ich eine Pause machen? Reicht meine Ausdauer? All diese Fragen rasten uns durch den Kopf, als wir etwa ein hohes Bürogebäude erklimmen mussten. Gleiches gilt für die Gefechte: Die Kämpfe sind dreckig und brutal. Jeder Treffer schmerzt und raubt wertvolle Lebensenergie. „I Am Alive“ fordert den Spieler. Zum Nachdenken, Taktieren und Durchhalten. Der Schwierigkeitsgrad ist anspruchsvoll, aber noch immer leichter als „Dark Souls“. Uns gefällt der spielerische Ansatz und die dichte Atmosphäre von „I Am Alive“. Und deshalb hoffen wir, dass auch die PS3-Fassung eher früher als später erscheint.

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