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TEST: Grand Slam Tennis 2 (inkl. hausgemachtem Gameplay-Video)

play3 Review: TEST: Grand Slam Tennis 2 (inkl. hausgemachtem Gameplay-Video)

7.0

Keine Sportart ist mehr vor EA Sports sicher. Drei Jahre nach dem comichaften Wii-Ableger holt „Grand Slam Tennis 2“ zum Rebreak gegen „Virtua Tennis“ aus. Kann sich die Tennissimulation auf Anhieb den Platz an der Sonne sichern?

Was wir cool finden

Ein Hauch von Nostalgie
Ein Spiel aus dem Hause EA Sports ohne Lizenzen wäre schon ein Wunder. Und für „Grand Slam Tennis 2“ bieten die Kanadier ein kleines, aber feines Aufgebot. Der Kader besteht aus insgesamt 23 Damen und Herren. Mit dabei sind nicht nur aktuelle Stars wie Rafael Nadal oder Roger Federer, sondern auch Alt-Stars wie Boris Becker, Michael Stich oder Martina Navratilova gehen hier noch einmal an den Start.
Bei dem Aufeinandertreffen der Generationen kommt ordentlich Stimmung auf, die noch einmal in klassischen Matches der letzten Jahrzehnte im „ESPN Grand Slam Klassiker“-Modus gesteigert wird.

Weiterhin sind natürlich alle Grand Slam-Turniere im Spiel vertreten. So habt ihr erstmals die Möglichkeit den heiligen Rasen von Wimbledon zu betreten und euch die Trophäe zu sichern. Tennis-Freunde der alten Schule werden an dem Lizenzumfang von „Grand Slam Tennis 2“ sicherlich ihre Freude haben. Allerdings wären einige weitere aktuelle Stars durchaus wünschenswert gewesen.

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Sticks, Buttons oder doch lieber Move?
Entscheidend ist auch bei „Grand Slam Tennis 2“ auf dem Platz und dort lässt euch das Spiel wirklich alle Freiheiten. Denn die „Volle Schlägerkontrolle“ – selten dämliche Übersetzung übrigens – könnt ihr sowohl mit den beiden Analog-Sticks, den Aktionsbuttons oder auch mit der Move nutzen.
Als Standard ist allerdings die Stick-Steuerung eingestellt und sie begeistert durch hohe Präzision und Vielfalt. Ähnlich wie in „Skate“ oder in „Fight Night“ nutzt ihr den rechten Knüppel als Schlägerersatz. Abhängig von der Richtung und der Geschwindigkeit der Ausholbewegung führt ihr Topspin, Slices, normale Schläge, Lobs oder Stopps aus.

Dabei zählt die Genauigkeit eurer Aktionen enorm und so dauert es, ehe ihr koordiniert schöne Longline-Schläge oder auch nur ein simples Server&Volley aufzieht. Die Steuerung mit den Analog-Sticks wird dem Simulationscharakter des Spiels absolut gerecht, auch wenn wir uns ein bisschen mehr Tempo bei harten Schlägen gewünscht hätten.
Abhängig vom Bodenbelag müsst ihr oftmals eure Schläge anders timen oder euren Spieler anders positionieren. Allerdings – und das machen wir dem Spiel zum Vorwurf – ist wirklich viel Präzision gefragt und dafür landen leider zu wenige Bälle im Netz oder gar im Aus. Das Gameplay hinter „Grand Slam Tennis 2“ weiß aber insgesamt durchaus zu gefallen – ganz egal, ob im Einzel oder im Doppel.

Die Button-Steuerung wirkt dagegen ein wenig arcadiger und erinnert an „Virtua Tennis“. Den Vogel schießt dagegen die Move-Kontrolle ab. Denn Sonys Zauberstab wird hier wirklich erstklassig ausgenutzt. Unsere Bewegungen werden schnell und über weite Strecken lagfrei übertragen. Dadurch ist „Grand Slam Tennis 2“ gerade für passionierte „Mover“ ein sehr interessanter Titel. Theoretisch könnt ihr sogar mit vier Mann gleichzeitig die Move schwingen … den entsprechenden Platz voraus gesetzt.

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Die Herausforderung
Spielt „Grand Slam Tennis 2“ bloß nicht auf „Amateur“. Denn hier sind selbst die besten Gegner nicht viel mehr als Opferlämmer. Richtig spannend wird es erst auf „Profi“. Dann legen die Stars nämlich so richtig los und zeigen ihr wahres Gesicht. Und tatsächlich wurden viele der Eigenarten in das Spielverhalten eingebaut.
Stefan Edberg etwa geht direkt nach dem Aufschlag zum Netz. „Pistole“ Pete Sampras dagegen bombardiert euch mit Schlägen von der Grundlinie. So erfordert „Grand Slam Tennis 2“ ein gutes Stück Koordination und Konzentration. Wer auf der höheren Stufen die Zügel schleifen lässt, sieht kein Land. Und das gefällt uns, denn wir mögen Herausforderungen!

Was wir weniger cool finden

Wie die Bürokraten
Und wieder eine Aufgabe abgehakt. Der Karriere-Modus von „Grand Slam Tennis 2“ gleicht in seiner Aufmachung einem Formular der Krankenversicherung. Habt ihr schon Nadal besiegt? 25 Volleys ausgeführt? Oder bereits Wimbledon gewonnen? Kreuzt bitte ja oder nein an. Selbst als wir die Australian Open – unser erstes Turnier – souverän gewinnen, gibt es keine Siegerehrung, sondern nur eine schnöde Einblendung.

Wir haben in dem kalenderartigen Menü der Karriere verschiedene Möglichkeiten zum Zeitvertreib. Im Training etwa können wir die Fähigkeiten unseres Spielers verbessern. Blöderweise wurden die meisten Aufgaben aus dem normalen Übungsmodus übernommen und sind deutlich langweiliger als die Mini-Games aus „Virtua Tennis“. Zusätzlich können wir über Showmatches unser Punktekonto auffüllen, um Gegenstände wie Schläger einzukaufen und so unseren Protagonisten konkurrenzfähig zu machen.

Der Schwierigkeitsgrad steigt während der zehn Jahre dauernden Karriere langsam aber stetig an und so dauert es seine Zeit, bis euch euch an der Tabellenspitze festgesetzt habt. Allerdings ist der Weg dorthin auch verhältnismäßig monoton, wobei das Aufleveln der eigenen Spielfigur für viele sicherlich eine hohe Motivation darstellen wird. Alles in allem ist der Karrieremodus trotz aller Schwächen eine nette Idee, aber gerade wenn EA Sports ein Sportspiel produziert, sollten die Ansprüche doch eigentlich über dem gehobenen Mittelmaß liegen.

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Zu viel Plastik
Insgesamt liegt die Bildschirmpräsentation EA Sports untypisch bei „Grand Slam Tennis 2“ eher auf einem soliden bis guten Niveau. Die Spieler sind in ihren Bewegungen und ihrer Darstellung gelungen, auch wenn die Mimik im Vergleich zu „Virtua Tennis“ noch ein wenig steif wirkt. Was bei „Grand Slam Tennis 2“ tatsächlich stört ist das etwas triste Drumherum und einige Patzer in der Akustik.

Insgesamt erscheinen die Plätze dieser Welt leider recht tot und leblos. Abgesehen von den Spielern und dem müden Klatschen der zuschauenden Schaufensterpuppen bewegt sich nämlich auf dem Court fast nichts. Selbst die Schiedsrichter weichen Bällen eher widerwillig aus. Und die Balljungen rühren sich überhaupt nicht von der Stelle. Es mangelt hier einfach an netten Details, die letztlich auch Sportspiele wie „NHL 12“ oder „FIFA 12“ groß gemacht haben.

Zudem konnte uns die akustische Untermalung ebenfalls nicht überzeugen. Den Kommentatoren widmen wir sogleich einen eigenen Unterpunkt. Aber auch die Schritt- und Schlaggeräusche wirken vielerorts zu künstlich. Auf dem Hartplatz hören sich die Spieler beinahe an, wie eine heran rauschende Horde Kinder beim Läuten der Schulglocke. Echte Atmosphäre kommt nur auf, wenn sich das Publikum bei einem Stoppball zu einem gemeinschaftlichen „Ooooh“ hinreißen lässt.

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Das hast du schon mal erzählt!
Jeder, der Tennis mag, liebt auch John McEnroe. Seine Wutausbrüche sind bis heute ebenso legendär, wie seine Fähigkeiten auf dem Court. Umso gespannter waren wir, als EA Sports ankündigte, dass man McEnroe für „Grand Slam Tennis 2“ gewinnen konnte. Die gute Nachricht: Gemeinsam mit Pat Cash, einem ehemaligen Wimbledon-Sieger, kommentiert er die Matches. Daher gibt es in diesem Spiel auch keine deutsche Sprachausgabe. Die Sprüche der beiden Ex-Profis sind anfangs angenehm und in ihrer Qualität durchaus hoch.

Doch schon bald fällt auf: Cash und McEnroe wiederholen sich ständig. Immer wieder erzählen sie uns bei Match-Bällen von schmerzenden Armen oder philosophieren über den Vorteil des Aufschlagenden. Was anfangs nett war, wird alsbald anstrengend. Diese Problematik geht leider bei den Trainingsspielen weiter. Hier „motiviert“ uns McEnroe mit den immer gleichen Phrasen. Anstatt ihn wie einen echten Coach in das Spiel zu implementieren, bekommen wir nur jede Menge Text und die geballte Ladung „Come on, you can do better“ oder „Read the manual again“ geboten.

System: PlayStation 3
Vertrieb: Electronic Arts
Entwickler: EA Sports
Releasedatum: erhältlich
USK: ohne Altersbeschränkung
Offizielle Homepage: http://www.ea.com/grand-slam-tennis-2

7.0

Wertung und Fazit

TEST: Grand Slam Tennis 2 (inkl. hausgemachtem Gameplay-Video)

EA Sports schwächelt bei „Grand Slam Tennis 2“ an ungewöhnlichen Stellen und liefern daher „nur“ eine gute, aber keine alles überragende Tennissimulation ab. Gerade auf der technischen Seite fehlen uns einige Punkte zur Zufriedenheit. Die Kommentatoren fallen – ähnlich wie in in früheren „FIFA“-Teilen – durch ihren geringeren Wortschatz auf. Und überhaupt bietet „Grand Slam Tennis 2“ abseits des gelungenes Gameplays nicht genug, um den geneigten Spieler dauerhaft zu motivieren. Der Karrieremodus etwa wirkt ein wenig lieblos und ist zuweilen recht monoton. Die klassischen Szenarien dagegen gefallen uns gut, sind aber nur eine spielerische Füllung für den hohlen Zahn. Was aber insgesamt bestehen bleibt, ist ein sehr gutes Gameplay-Grundgerüst. Die Matches machen viel Spaß und steuern sich – egal, ob mit Move oder normalem Controller – klasse. Die Gegner-KI ist in den höheren Schwierigkeitsgraden eine Herausforderung und die Spielphysik kann bis auf wenige Schwachstellen ebenfalls überzeugen. „Grand Slam Tennis 2“ ist daher für Tennisfreunde sicherlich einen ausführlichen Blick wert und wir sind sehr gespannt, in welche Richtung sich die Serie entwickelt. Der Grundstein für eine goldene Zukunft ist jedenfalls gelungen.

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Kommentare

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