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TEST: Sleeping Dogs – Das GTA aus dem Reich der Mitte?

play3 Review: TEST: Sleeping Dogs – Das GTA aus dem Reich der Mitte?

8.5

„Sleeping Dogs“ hat einen langen Weg hinter sich. Erst als „True Crime: Hong Kong“ von Activision verstoßen, dann von Square Enix aufgelesen. Eigentlich steht „FAIL“ bereits dick auf der Verpackung dieses Actionspiels. Aber diesmal läuft die Geschichte anders ab: „Sleeping Dogs“ entpuppt sich als spannendes und spielerisch gelungenes Open-World-Spiel. Vielleicht nicht ganz so brillant wie „GTA IV“, aber dennoch packend und empfehlenswert!

ACHTUNG: Dieser Test basiert auf der ungeschnittenen PEGI-Version! Square Enix kündigten an, dass die deutsche „Ab 18“-Fassung erst in einigen Wochen auf den Markt kommen wird. Der Grund: Einige Umgebungskills mussten aus dem Spiel komplett entfernt werden.

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Was wir cool finden

Hong Kong lebt!
„Sleeping Dogs“ ist einfach ein bildschönes Spiel. Und das Szenario Hong Kong erweist sich als unverbraucht und dennoch vertraut genug, um einen in seinen Bann zu schlagen. Was haben wir gestaunt, als wir erstmals durch die von Neonreklamen beleuchteten Vergnügungsviertel gestreift sind. Und wie mussten wir schmunzeln, als Undercover-Cop Wei Shen durch einen Teller Nudelsuppe einen kurzzeitigen Gesundheitsbonus erhalten hat.

In den Gassen herrscht reges Treiben und die Straßen sind – trotz merkwürdig wenig Polizei – dicht befahren. So richtet ihr euch langsam in Hong Kong ein und könnte dazu sogar euer Apartment umgestalten und Wei Shen ein neues Outfit verpassen. Die technische und künstlerische Umsetzung von „Sleeping Dogs“ stimmt und reiht sich nahtlos in Hong-Kong-Movies wie „Election“ ein.

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Im Herzen einer Metropole
Überraschung: „Sleeping Dogs“ ist ein umfangreiches Spiel. Keine Lebensaufgabe wie „Skyrim“, aber trotzdem groß und tagesfüllend. Die 30 Missionen umfassende Hauptgeschichte wird euch rund zehn bis zwölf Stunden bei Laune halten. Diese Zeit ist auch gut angelegt, denn die Story ist – trotz einige weniger spannender Aufträge – rund und spannend.

Abseits des roten Fadens gibt es allerhand in Hong Kong zu erledigen. Allerdings schwankt die Qualität der Nebenaufgaben. Die illegalen Straßenrennen etwa klingen spannend, sind aber aufgrund des Gummiband-Effekts ein wenig nervig. Aufregender ist das Vermöbeln von Drogen-Gangs oder das Kapern von Lieferwagen. Und wenn ihr Wei Shens Kampfsportkünste weiter verbessern möchtet, geht ihr auf die Suche nach Statuen und erhaltet im Gegenzug gratis MMA-Stunden.

Zudem erfüllt ihr Aufträge für die Cops und für die Triaden gleichermaßen. Dadurch verbessert ihr im Spielverlauf Wei Shens Eigenschaften und Fähigkeiten – etwa seine Zielgenauigkeit oder seine Gesundheit. Echten Einfluss haben diese Missionen zwar nicht auf die Geschichte, aber sind dennoch unterhaltsame Sidequests.

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Die gewisse Härte
Das Kampfsystem von „Sleeping Dogs“ ist klasse gelungen und orientiert sich leicht an „Batman: Arkham City“. Wei Shen kann aktiv Gegner schlagen und treten, aber auch Kombo- und Spezialmanöver ausführen. Zusätzlich greift er die Burschen und schmettert sie in Umgebungsobjekte. „Sleeping Dogs“ ist wirklich nichts für Weicheier. Denn Wei Shen lässt seinem Zorn in den Kämpfen freien Lauf, schmettert seine Gegner in rotierende Ventilatoren oder gar in Kreissägen. Die Gewaltdarstellung ist aufgrund des realistischen Szenarios saftig, passt aber zur Thematik.

Die Schlägereien basieren dabei auf einem einfachen Kontersystem: Leuchtet ein Gegner rot auf, öffnet sich ein kurzes Zeitfenster zum Kontern. Das funktioniert hervorragend und Wei Shens Bewegungen sind geschmeidig wie die seines MMA-Vorbilds George St. Pierre. Gelegentlich kommen Messer oder Schlaggegenstände zum Einsatz. Ebenso sporadisch ist auch der Gebrauch von Schusswaffen. Das Deckungssystem hat uns gut gefallen. Wei Shen reagiert prompt und der Zeitlupen-Effekt beim Überspringen eines Hindernisses erleichtert das Zielen.

Natürlich braust ihr auch in geklauten oder gekauften Karren herum. Hier spielt sich „Sleeping Dogs“ wie ein Arcade-Racer. Einfach, simpel und handlich. Die Physikmodelle sind solide, auch wenn Roller und Motorräder ein bisschen zu stabil für unseren Geschmack waren.

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Man spricht Englisch!
Wir bleiben dabei: Lieber eine geniale englische Synchronisation mit deutschen Untertiteln, als eine verhunzte Übersetzung. „Sleeping Dogs“ wurde nicht eingedeutscht. So wechselt das Spiel immer wieder zwischen englischer und chinesischer Sprache, was perfekt zur Szenerie passt. Die ausufernden Zwischensequenzen sind trotz einiger Längen in der Geschichte toll anzusehen und erstklassig präsentiert.

Was wir weniger cool finden

Wei Shen = Superman?
Kein Frage, das Kampfsystem von „Sleeping Dogs“ ist gelungen. Allerdings war uns das Gangster-Drama über weite Strecken zu einfach. Gerade das Kontersystem ist – ähnlich wie in „Assassin’s Creed“ – übermächtig. Bei stärkeren Gegnern warten wir nur ab und tricksen sie aus, sobald sie rot aufleuchten. Dadurch avanciert Wei Shen binnen kürzester Zeit zum virtuellen Bruce Lee, dem selbst zehn oder zwölf Widersacher kaum gewachsen sind.

Auch bei den Schusswechseln streikt die Gegner-KI: Die Burschen suchen geradezu die Nähe von Gasflaschen und sind daher eher Kulisse als echte Feinde. Gleiches gilt für die illegalen Straßenrennen, die nur durch einen nervigen Gummiband-Effekt spannend gehalten werden. Das passt zwar alles zur Illusion des Action-Films, ist aber gerade im späteren Spielverlauf etwas störend.

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Cops mit Donut-Pause
In „GTA IV“ ist die Polizei manchmal wirklich ein Ärgernis. Sie sind zäh und hartnäckig. Bei „Sleeping Dogs“ halten sich die Ordnungshüter allerdings fein zurück. Das Klauen von Autos wird nur selten geahndet, Schlägereien geradezu geduldet. Generell gibt es keine wirkliche Polizeipräsenz in „Sleeping Dogs“. Wenn ihr es dann mal mit den Männern in Schwarz zu tun bekommt, besitzen diese die Kondition eines übergewichtigen Marathonläufers. Ein paar Rempler, einige Abkürzungen in enge Gassen später und schon habt ihr sie abgehängt. Die Kollegen merken sich auch nicht die Farben oder gar das Modell eures Autos – selbst wenn es sich dabei um einen Hühner-Transporter handelt.

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Hong Kong und seine Bugs
Es ist schon beinahe Tradition in Open-World-Spielen: Kleinere Fehler trüben den Gesamteindruck. In unserer Testversion waren dies im speziellen Grafik-Pop-Ups am Horizont und gelegentliches Clipping-Fehler der Figuren mit Gegenständen. Nicht dramatisch schlimm wie etwa in „Risen 2“, aber dennoch erwähnenswert. Gerade für die Grafikpuristen!

System: PlayStation 3
Vertrieb: Square Enix
Entwickler: United Front Games
Releasedatum: 17. August 2012
USK: noch nicht bekannt
Offizielle Homepage: http://www.sleepingdogs.net/

8.5

Wertung und Fazit

TEST: Sleeping Dogs – Das GTA aus dem Reich der Mitte?

Ein langer Weg findet für „Sleeping Dog“ einen versöhnlichen Abschluss. Sicherlich ist der Hong-Kong-Thriller nicht fehlerfrei: Gerade Core-Gamer werden sich über den niedrigen Schwierigkeitsgrad, die kleinen Design-Patzer und die schwächliche Gegner-KI ärgern. Aber dennoch haben wir Hong Kong mit einem guten Gefühl verlassen. Die Spielzeit war sinnvoll angelegt. Denn „Sleeping Dogs“ besitzt einen eigenen Stil, ohne dabei mit den „GTA“-Traditionen zu brechen. Das liegt besonders an dem ungewöhnlichen Szenario und an dem Fokus auf Faustkämpfe.

Dabei leistet sich „Sleeping Dogs“ eigentlich keinerlei Ausrutscher und spielt sich erstklassig. Die Schuss- und Fahrsequenzen liegen dagegen im oberen Genre-Mittelfeld und übrigen Open-World-Features sind über weite Strecken ebenfalls gelungen. Nicht ganz so üppig und ausufernd wie etwa in „GTA IV“, aber dennoch unterhaltsam und technisch stark umgesetzt. „Sleeping Dogs“ lohnt sich!

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Kommentare

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