Angeschaut: FIFA 14 - Spielt EA Sports auf Zeit?

Die Bundesliga ist entschieden. Die Champions League geht in die heiße Phase. Eigentlich ist es der perfekte Augenblick, um „FIFA 14“ anzukündigen. Bei Electronic Arts in Köln präsentierten die Executive Producer Nick Channon und Sebastian Enrique den nächsten Teil der überaus erfolgreichen Fußballserie.

Und dennoch haftet „FIFA“ immer noch der Fluch der Milchkuh an. Jedes Jahr ein neues Spiel. Jedes Jahr zum Vollpreis. Und gerade 2013 wird es durch den bevorstehenden Generationswechsel der Spielkonsolen besonders schwierig. Wagt EA Sports einen Umbruch oder gibt es nur ein Update mit Kleinstverbesserungen?

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Mit Geduld zum Torerfolg
„Schauen wir uns modernen Fußball an. Etwa vom FC Barcelona oder Real Madrid. Hier dominiert eine Mischung aus langem Ballbesitz und kaltblütigem Abschluss. Genau da wollen wir mit FIFA 14 hin,“ philosophiert Nick Channon in seiner Präsentation. Der Torerfolg soll der krönende Abschluss eines intelligent geführten Angriffs sein. Eine Art Event im Spiel. Doch dazu gehört vor allem eine anständige Mitspieler-KI. Hier bessert EA Sports an allen Fronten aus. „Unsere Verteidiger haben den Angreifern zu viel Platz gelassen. Dadurch gab es fast keinen Spielaufbau im Mittelfeld. Das Tempo war teils zu hoch,“ erklärt Nick weiter und zeigt anschließend einen kurzen Gameplay-Ausschnitt von „FIFA 14“.

Tatsächlich sind die Manndecker nun deutlich dichter an ihren Gegenspielern. Noch besser: Sie stehen freien Kontrahenten sogar förmlich auf den Füßen. In einer Szene spielt der FC Barcelona einen Doppelpass und die Verteidiger rücken schnell nach und verhindern so, dass das zweite Anspiel ankommt. Die KI-Kollegen erkennen nun potenzielle Lücken und Spielzüge frühzeitig und reagieren entsprechend eurer Taktik darauf. Mal zieht sich die Abwehrreihe geschlossen zurück. Mal versucht sie, mit Pressing mehr Druck aufzubauen. Wer „FIFA 13“ kennt, weiß um die Abwehrprobleme, die gerade beim Kurzpassspiel immer wieder auftreten. Hält EA Sports, was Nick Channon verspricht, so kann das für den Spielablauf und die Nachvollziehbarkeit der Tore eigentlich nur gut sein.

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Abgeschirmt!
Damit die Offensive dem neuen „Abwehrbollwerk“ in möglichst wenig nachsteht, bekommen auch die KI-Stürmer ein paar zusätzliche Gehirnzellen spendiert. Bedeutet im Klartext: Sie laufen ein wenig mehr und versuchen, aktiver Lücken in der Abwehr zu finden. Eine schöne Variante sind die so genannten „checked runs“. Hier täuscht der Stürmer einen Sprint nach hinten an, ehe er in die Lücke hinein spurtet. In dem präsentierten Material entstehen so immer wieder Eins-gegen-Eins-Situation bzw. flinke Konter.

Die größte Umstellung müssen „FIFA“-Fans aber wohl bei der Steuerung hinnehmen. Zum einen sind die Kicker nun auch aus dem Sprint heraus deutlich agiler. Rannte man in „FIFA 13“ oftmals noch aus vollem Lauf chancenlos in das nächste Tackling seines Gegenspielers hinein, sind die Stürmer nun auch mit viel Tempo beweglicher. Ein Lionel Messi schlägt hier etwa fröhlich Haken, tritt auf den Ball oder drosselt schnell die Geschwindigkeit. Verteidiger besitzen nun mit einem doppelten Tastendruck zudem eine zweite Chance, um beim Tackling noch einmal nachzuhaken. Treiben euch die Gegenspieler in die Enge, schirmt ihr den Ball mit Hilfe der linken Schultertaste ab. Arsch raus, Arme breit. Schon haben es die Verteidiger mit der Balleroberung schwer. Für Kabinettsstückchen benutzt ihr allerdings weiterhin den rechten Analog-Stick, nur eben ohne Schultertasten.

Vor dem so genannten „Protect-the-Ball“-Feature graut mir allerdings ein wenig, da es förmlich zum Zeitspiel einlädt. Natürlich wäre das in knappen Partien realistisch, allerdings könnte dies auch im Online-Betrieb für gelegentliche Frustmomente sorgen. Executive Producer Nick Channon wischt diese Bedenken vom Tisch: „Uns geht darum, das Spieltempo kontrollierter zu gestalten. Dazu gehören eben auch Zweikämpfe auf kleinstem Raum und das Abschirmen des Balls.“

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Ein Schuss wie ein Strich!
Ich muss es leider so gnadenlos sagen: „FIFA 13“ wirkte gerade im Abschluss allzu häufig sehr undynamisch. Den Schüssen fehlte es an Wucht, der Ball war viel zu schwer. „Das ist uns auch aufgefallen. Wir haben daher die Ball-Physik überarbeitet,“ erklärt Nick Channon. „Früher erreichten die Bälle kurz nach dem Abschuss ihre höchste Geschwindigkeit. Diesmal berechnen wir sie dynamischer.“ Die Konsequenz daraus: Die Kugel flattert, dreht sich und nimmt auch im Flug noch Fahrt auf. Bei Aufsetzern auf nassem Rasen beschleunigt der Ball zusätzlich. Im Spiel donnerte beispielsweise Lionel Messi das Leder aus satten 25 Metern in den Winkel. Insgesamt wirkt die Pocke einen Tick leichter und schneller als noch bei „FIFA 13“.

Wirklich interessant sind, gerade in Zusammenhang mit der frischen Ball-Physik, die neuen Animationen. „Früher ploppten unsere Modelle in eine Schussbewegung hinein, egal ob es gerade passte oder nicht. Das sah sehr seltsam aus. Manchmal verstand man gar nicht, warum nun ein Schuss nicht so ankam wie geplant“, beginnt Nick im Interview. In „FIFA 14“ richten sich die Spieler nun nicht mehr automatisch so aus wie es gerade passt, sondern eben so wie es in der Bewegung sein sollte. Da donnert selbst ein Ronaldo das Leder nach einem unsauberen Zuspiel auf das Tribünendach.

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Kleiner Einblick: Karriere und Skill-Games
Zu guter Letzt präsentierte Executive Producer Sebastian Enrique einige Details zum Karrieremodus. Dieser bekommt eine komplett neue Benutzeroberfläche spendiert. Die etwas spröden und wenig übersichtlichen Textfelder aus „FIFA 13“ weichen großen, bildlich angelegten Kästen samt einiger Reiter darüber. Das optische Design gefiel mir sehr gut, da es in sich intuitiver und leichter zugänglich erscheint. Die einzige spielerische Neuerung aus dem Karrieremodus stellt das erweiterte Scouting dar. „Wir hatten das Gefühl, dass es besonders zwischen den Transferphasen zu große Pausen gab, in denen man nur auf den Kalender starrte und auf das nächste Spiel wartete“, erklärt Enrique.

Das Scouting soll diese Pausen mit Leben füllen. Während hier bekannte Größen aus der ersten Liga bereits mit bekannten Werten aufwarten, sind versteckte Talente in den kleineren Klassen noch unbekannte Größen. Sobald ihr einen Scout erstmals auf einen bestimmten Spielertyp ansetzt, bekommt ihr nur ein sehr grobes Bild von der potenziellen Neuverpflichtung. Erst mit der Zeit und weiteren Scouting-Versuchen wird das Bild von eurem künftigen Spieler schärfer. Eigenschaften und Talente werden in Balken- bzw. Textform dargestellt.

Als beliebter Brecher in den Ladepausen dienen übrigens erneut die Skill-Games. Hier zeigt der Entwickler u.a. ein wenig Doppelpass- und Schusstraining, so wie die populäre „Schweinchen in der Mitte“-Übung mit zwei gegen fünf Spielern. Alles nichts Atem beraubendes, aber in sich ganz nett. Enttäuschend bleibt allerdings, dass EA Sports keinerlei Infos zur Next-Generation-Version herausgaben oder beantworteten. Wir halten eine PS3-Umsetzung für sehr wahrscheinlich, aber eine Bestätigung oder gar eine Absage von Seiten EA Sports gibt es nicht.

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System: PlayStation 3
Vertrieb: Electronic Arts
Entwickler: EA Sports
Releasedatum: Herbst 2013
USK: noch nicht bekannt
Offizielle Homepage: http://www.electronic-arts.de/

Nach der rund einstündigen Präsentation machte sich bei mir Ernüchterung breit. Natürlich klingen die Verbesserungen zunächst verheißungsvoll. Besonders die verbesserte Mitspieler-KI tut „FIFA“ garantiert gut und verhindert hoffentlich manch billiges Tor. Gerade im Mehrspielermodus versauen einem ja Gurken immer wieder den Spaß. Auch die Einführung einer neuen Ball-Physik ist sicherlich ein notwendiger Schritt. Aber irgendwie fehlt „FIFA 14“ etwas. Es gibt keine wirklich neuen Ideen. Vielmehr bessert EA Sports einfach nur an den Baustellen nach, die man in den vergangenen Monaten nicht in den Griff bekommen hat. Neue Impulse gibt es aber trotz der leicht umgemodelten Gamepad-Belegung und leichten Veränderungen bei den Dribblings nicht. Offensichtlich spielt EA Sports hier auf Zeit. Statt Informationen zur Next-Generation-Fassung gibt es ein sicherlich gelungenes und spielerisch seinem Vorgänger überlegenes Update. Wie sich aber die Veränderungen auf das Spiel tatsächlich auswirken und was aus der Next-Generation-Version wird, das zeigen erst die nächsten Monate. Bei mir jedenfalls löst „FIFA 14“ (noch) keine Begeisterungsstürme aus.

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18. April 2013 um 17:22 Uhr
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