Review

TEST: Star Trek - Unendliche Weiten... von wegen

play3 Review: TEST: Star Trek – Unendliche Weiten… von wegen

5.5

Vor vier Jahren initialisierte J.J.Abrams ein Reboot von Gene Roddenberrys Weltraum-Saga und brachte einen Kinofilm mit dem schlichten Namen “Star Trek” in die Kinos. Ohne Ziffer, ohne Untertitel.

Das Game von Entwickler Digital Extremes („The Darkness 2“) wandelt namenstechnisch auf denselben Pfaden. Allerdings hat ”Star Trek” weder etwas mit dem vorherigen Kinofilm noch mit dem am 9. Mai startenden ”Star Trek”: Into the Darkness“ zu tun.

Vielmehr knüpft die Handlung an den Film von 2009 an und spielt im von J.J.Abrams erschaffenen Alternativ-Universum. Der Planet Vulkan ist zerstört, die Vulkanier sind auf der Suche nach einer neuen Heimat. Die scheinen sie in dem Planeten Neo-Vulkan gefunden zu haben. Mit dem sogenannten Helios-Gerät erschaffen sie die notwendige Energie für ihr Siedlungsprojekt.

Dumm nur, dass dabei ein Riss im Raum entsteht und die angriffslustigen Gorn hindurchschlüpfen. Aber zum Glück gibt es ja noch die Enterprise, die sich natürlich rein zufällig mal wieder zur rechten Zeit am rechten Ort befindet.

Was wir cool finden

Auf den Spuren von Mass Effect und Gears of War

Um den Riesenechsen zu verdeutlichen, dass sie nicht willkommen sind, macht ihr ihnen ordentlich Feuer unter dem schuppigen Hintern. Dazu wählt ihr anfangs, ob ihr Captain Kirk oder seinen Ersten Offizier Spock übernehmt. Zwar sind beide recht unterschiedliche Charaktere, spielerische Unterschiede gibt es jedoch kaum. Habt ihr einen menschlichen Mitstreiter zur Hand, kann er den jeweils anderen Charakter übernehmen. Das funktioniert sowohl online als auch offline per Splitscreen. Wenn ihr euch lieber solo ins Abenteuer stürzt, übernimmt die KI den Kollegen.

Im Kern ist “Star Trek” ein Third-Person-Deckungsshooter. Gemeinsam nehmt ihr die Gorn ins Visier und huscht von Deckung zu Deckung. Da ihr euch meist einer Übermacht gegenüber seht, führt blindes Voranstürmen schneller zum Bildschirmtod als ihr „Live long and prosper“ sagen könnt. Absolute Sicherheit bieten jedoch auch Deckungen nicht. Werdet ihr beim Feuern erwischt, wirbelt euch der feindliche Treffer aus der Deckung. Das richtige Timing ist also entscheidend, um nicht vorzeitig als Gorn-Futter zu enden. Und die richtige Taktik. Umgehungsversuche und Flankenangriffe machen im Koop naturgemäß mehr Spaß als mit der KI.

Star Trek PS3 Test Screenshot 02

Aber auch die hat durchaus etwas drauf. Meistens geht der KI-Kamerad eigenständig in Deckung. Solltet ihr einmal zu Boden gehen, könnt ihr liegend weiterfeuern, während euch Spock bzw. Kirk medizinisch versorgt. In der Hitze des Gefechts entstehen so zahlreiche spannende Situationen. Erst wenn auch der Begleiter ausgeschaltet ist, müsst ihr vom letzten der fair verteilten Checkpoints neu beginnen.

Darüber hinaus löst ihr kleinere Rätsel, wuchtet zu zweit Türen auf oder erklimmt per Räuberleiter höhergelegene Schächte. Zudem könnt ihr Spock bzw. Kirk anweisen, zu einer bestimmten Position vorzurücken, einen Feind anzugreifen oder eine Waffe aufzuheben und zu benutzen. Ihr selbst dürft natürlich auch die Schießprügel niedergestreckter Feinde aufnehmen und im Kampf einsetzen.

Allerdings habt ihr stets die Qual der Wahl, da die Taschen der Sternenflottenuniform begrenzt sind und ihr lediglich zwei Argumentationsverstärker sowie Granaten mit euch herumtragen könnt. Besonders praktisch: Die Waffen verfügen über einen sekundären Feuermodus. So betäubt ihr etwa Feinde mit einem gezielten Schuss aus dem Phaser und einem anschließenden Würgegriff. Letzteres ist zwar nicht ganz Star-Trek-konform, macht spielerisch aber Sinn.

Star Trek PS3 Test Screenshot 01

Auf die sanfte Tour

Wieso soll man Gegner denn eigentlich betäuben, wenn man sie zerlegen kann bis die gelbe Gorn-Suppe über den Bildschirm spritzt? Wo bleibt da der Spaß? Wer “Star Trek” bisher nur durch Abrams‘ Kinofilm kennt, der wird es vielleicht nicht glauben, aber: Die Sternenflotte ist kein Haufen actiongeiler Adrenalin-Junkies. Ursprünglich hat sie sich die Erforschung fremden Lebens und die friedliche Kontaktaufnahme auf die Fahnen geschrieben. Ein wenig dieser Ideologie sickert daher durch, wenn ihr beispielsweise den Auftrag erhaltet, infizierte „Zombie“-Crewmitglieder lediglich zu betäuben und nicht zu töten.

Weltraum-Rambos können aber beruhigt sein. Solche Aufgaben sind optional, bringen jedoch zusätzliche Erfahrungspunkte. Diese gibt es nicht nur für absolvierte Missionen, sondern auch für erfolgreiche Scans. Der Phaser ist nämlich nicht euer einziges Arbeitsgerät. Zwischendurch darf ebenfalls etwas geforscht werden. Mit dem Tricorder scannt ihr in der Umgebung nach Objekten wie exotischen Pflanzen, Waffen und Audiologs.

Mit den Erfahrungspunkten schaltet ihr Upgrades für eure Waffen und den Tricorder frei. So könnt ihr beispielsweise die Feuerkraft eurer Kampfgeräte verbessern oder die Reichweite eures Tricorders erhöhen. Letzteres ist besonders nützlich, da ihr mit dem Tricorder feindliche Geschütze, Drohnen sowie Minen hacken und damit „umkehren“ könnt.

Minen hacken, Feind durch ein Signal des Tricorders anlocken, fertig ist der Gorn-Hackbraten. Der Einsatz des Tricorders beim Hacken funktioniert mittels Minispielen, die keine große Herausforderung darstellen, wenn man ihr Prinzip erst einmal verstanden hat. Alternativ übernimmt der KI-Kollege das Hacken.

Star Trek PS3 Test Screenshot 03

Eure Aufgabe besteht dann darin, ihm in diesen Momenten Feuerschutz zu geben, falls gerade Feinde in der Nähe sind. In die Kategorie „Nicht wirklich “Star Trek”, aber spielerisch sinnvoll“ fällt ebenfalls, dass ihr an Stationen Munition für eure Waffen sammelt und die Energie eures Tricorders auffüllt. Selbst erbeutete Gorn-Schießprügel lassen sich selbst auf Sternenflottenbasen mit Munition versorgen.

Neben den schon erwähnten optionalen Aufgaben erledigt ihr natürlich auch

Hauptmissionen. Diese bestehen zumeist aus Aufgaben nach dem Motto „Entschärfe drei Bomben“. Das klingt zunächst einmal monoton. Allerdings bekommen Hobby-Sternenflotten-Offiziere zusätzliche Abwechslung geboten. Mal beamt ihr euch mit eurem Mitstreiter auf einer Weltall-Mission gegenseitig von Plattform zu Plattform, dann sucht ihr Deckung vor zyklisch auftretenden tödlichen Strahlen oder kämpft mit der Enterprise in einer Weltraumschlacht.

An Bord des Flaggschiffs der Föderation befinden sich zwar alle bekannten Charaktere. Auch wurden alle von ihren Originalsprechern vertont. Allerdings „nur“ von ihren englischsprachigen. Die deutschen Stimmen fehlen. Hierzulande muss man mit Untertiteln vorlieb nehmen. Dafür wurde die Stimmung von Abrams‘ “Star Trek” jedoch sehr gut eingefangen. Neben der Action kommt natürlich auch der Humor nicht zu kurz. Besonders die bissigen Dialoge zwischen Kirk und Spock wissen zu gefallen. Abgerundet wird die stimmungsvolle Atmosphäre durch den tollen Soundtrack.

Star Trek PS3 Test Screenshot 05

Was wir weniger cool finden

Rette die Welt – mal wieder

Im Laufe des Abenteuers gibt Kirk einen bezeichnenden Satz von sich: „Ja, ja, die Welt retten und wie geht’s weiter?“ Überhaupt nicht, denn “Star Trek” bietet den üblichen Rettet-die-Welt-vor-bösen-Aliens-Kram. Überraschungen und spannende Wendungen sucht ihr vergeblich. Stattdessen bekommt ihr eine geradlinige 08/15-Story geboten, die nicht uns nicht vom Kommandantensessel haut, aber auch nicht wirklich schlecht ist.

Ärgerlicher ist da schon die altbackene Technik. Optisch erinnert “Star Trek” nicht an Science-Fiction, sondern an Last-Generation-Konsolen. Die Gesichtssanimationen sind schwach. Selbst eine Marionette der Augsburger Puppenkiste hat mehr Mimik drauf als Kirk und Spock. Unfreiwillig komisch sind dagegen die lächerlichen Animationen eurer Helden. Gehen Kirk oder Spock zu Boden, erinnern die beiden mehr an Dummy-Puppen als an Sternflotten-Offiziere.

Darüber hinaus gehören pixelige und matschige Texturen zum Alltag virtueller Captains. Die Grafikeffekte wie beispielsweise Explosionen sind schwach. Insbesondere die Zwischensequenzen hinterlassen einen mittelmäßigen Eindruck. Darüber hinaus versprühen die Schauplätze nicht den Reiz fremder exotischer Welten. Stattdessen sehen die detailarmen, generischen Locations nach Baukasten aus. Apropos Schauplätze.

Zwar seid ihr gelegentlich auf der Enterprise unterwegs. Ein freies Erkunden eures Schiffes wie in Mass Effect gibt es jedoch nicht. Wie genial wäre es gewesen, als Captain die Enterprise zu erkunden und Dialoge mit der Crew zu führen. Hier hätte man sich gerne etwas bei Bioware abkupfern dürfen. Da der Fokus jedoch auf Kirk und Spock liegt, kommen die anderen Charaktere zu kurz. Wo sind die Streitgespräche zwischen Spock und Doktor „Pille“ McCoy? Wo ist das „Russen-Genie“ Chekov? Die restlichen Führungsoffiziere der Enterprise müssen sich mit spärlichen Gastauftritten und kurzen Einzeilern begnügen. Trotz der durchaus prima eingefangenen Stimmung, sorgen diese Mankos für einen Atmosphäre-Malus.

Star Trek PS3 Test Screenshot 04

KI-Ausfälle

Abstriche müsst ihr auch bei der KI machen. Teilweise versuchen die Gegner euch zwar zu umgehen, allerdings leiden sie immer wieder unter Totalausfällen. So ist es beispielsweise nicht nur einmal vorgekommen, dass Spock durch das Sichtfeld eines Feindes schlich und nicht bemerkt wurde. Mitunter befand sich der Vulkanier direkt neben einem Gegner.

Aber worüber meckern wir eigentlich? Ist doch toll, wenn das Spitzohr auf leisen Sohlen durch die gegnerischen Reihen schleicht. Ärgerlich wird es allerdings dann, wenn das Spock mal wieder einen Alleingang macht und von einem Geschützturm niedergestreckt wird.

Solche Wegfindungsprobleme tauchen kontinuierlich auf und machen im schlimmsten Fall das Laden des letzten Checkpoints notwendig, wenn der KI-Kollege mal wieder an einem Objekt hängengeblieben ist oder sich trotz ausdrücklichen Befehls nicht von der Stelle rührt. Unser besonderes Bug-Highlight war eine Szene, in der wir uns mit Kirk auf einer Mission außerhalb einer Raumstation befanden. Nach einem falschen Tritt schwebte der Captain nicht in den unendlichen Weiten des Weltalls, sondern stand stoisch inmitten des schwarzen Nichts. Erst ein Neustart befreite Kirk aus seiner misslichen Lage.

Damit der KI-Kollege nicht wild vorprescht, könntet ihr ihm natürlich auch einfach den Befehl geben, zu einer bestimmten Position vorzurücken. Allerdings klappt das im Eifer des Gefechts nicht so reibungslos. Zunächst müsst ihr von der gewählten Waffe in den Tricorder-Modus wechseln und dort schließlich den entsprechenden Befehl geben. Wenn jedoch rechts und links die Phaser-Schüsse niedergehen, bleiben für solche Spielereien meist keine Zeit.

Die Befehle könnt ihr euch in der Regel ohnehin sparen. Wer durch Schächte schleichen, Feinde umgehen und Geschütztürme hacken will, der kann das zwar machen. Notwendig ist es aber nicht. Selbst die Upgrades sind nicht spielentscheidend. Stattdessen könnt ihr euch unter Ausnutzung des Deckungssystems durch die schlauchartigen Levels ballern.

Daran ändert auch nichts die Gegnervielfalt, die von wieseflinken Feinden über Nahkämpfer wie zu Stealth-Kriegern reicht. In der Regel hechtet ihr von Deckung zu Deckung und ballert bis der Phaser glüht. Wenn ihr doch einmal das Zeitliche segnet, liegt es eventuell daran, dass euer Alter Ego nur verzögert auf euren Befehl reagiert hat.

Wenn ihr etwa in Deckung gehen wollt, kann es passieren, dass ihr erst ein paar Treffer einsteckt, bis sich die Herren Kirk und Spock dazu durchringen können, endlich in die Hocke zu gehen. Da sich zudem „Hechtrolle“ und „In Deckung gehen“ auf derselben Taste befinden, passiert es mitunter, dass die beiden eine formvollendete Rolle ins feindliche Feuer hinlegen und die Performance mit der Figur „Sterbender Schwan“ abrunden…

System: PlayStation 3
Vertrieb: Bandai Namco
Entwickler: Digital Extremes
Releasedatum: erhältlich
USK: ab 12 Jahren
Offizielle Homepage: http://www.startrekgame.com/intl/de/

5.5

Wertung und Fazit

TEST: Star Trek – Unendliche Weiten… von wegen

Entwickler Digital Extremes hat durchaus ein paar tolle Ideen. Koop-Modus, taktische Elemente, Tricorder-Einsatz und Upgrades versprechen jede Menge Spielspaß. Allerdings hapert es an der Umsetzung. Optisch kommt das Spiel altbacken daher und trübt die ansonsten prima eingefangene Star-Trek-Atmosphäre. Daneben stören die häufigen KI-Schnitzer, Bedienungsmängel sowie die gelegentlich auftretenden Bugs das Spielvergnügen. Richtig ärgerlich ist allerdings, dass ihr trotz aller Spielelemente auch mit monotoner Dauerballerei euer Spielziel erreicht. Warum sollte man sich die Mühe machen, durch Schächte zu schleichen und Gegner zu betäuben, wenn es auch zeitsparender geht? Hier hätte man sich etwa bei Deus Ex abschauen können, wie es funktioniert und man einen möglichst gewaltfreien Weg belohnen kann. Das hätte letztendlich auch besser zum Star-Trek-Universum gepasst. Was bleibt, ist ein durchwachsener Deckungs-Shooter, an dem so mancher Trekkie seine Freude haben wird. Für alle anderen gibt es genügend Alternativen.

Hotlist

Kommentare

Twisted M_fan

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06. Mai 2013 um 15:19 Uhr
samonuske

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06. Mai 2013 um 15:28 Uhr
TylerDurden94

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superuwi01

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