Review

TEST: Resident Evil

play3 Review: TEST: Resident Evil: Revelations – Von der Hosentasche auf den großen Bildschirm

8.0

Es gibt verschiedene Sätze, bei denen ich davon ausgegangen bin, dass sie mir auf absehbare Zeit nicht mehr über die Lippen beziehungsweise in diesem Fall über die Tasten kommen würden. Unter anderem wären das wohl Aussagen wie „Das letzte Resident Evil? Ja, so kann es mit der Serie weitergehen“ gewesen.

Denn nach dem unsäglichen „Resident Evil 6“ gelang es Capcom mit der HD-Umsetzung von „Revelations“ endlich, zumindest bis zu einem gewissen Grad zu den klassischen Stärken der Serie zurückzukehren. Warum nach wie vor nicht alles Gold ist, was zunächst noch glänzen mag, verrät euch unser ausführlicher Test.

Was wir cool finden

Ein Prise klassisches „Resident Evil“:

Auch auf die Gefahr hin, dass ich dem einen oder anderen unter euch mit meinem Gezeter gehörig auf den Zeiger gehe, möchte ich an dieser Stelle noch einmal betonen, dass die letzten Konsolen-Ableger für mich eigentlich nichts mehr mit der „Resident Evil“-Reihe zu tun hatten. Kooperative Shooter, die mich mit Munition und im Falle von „Resident Evil 6“ auch noch zahlreichen Quick-Time-Events überschütten, sollen für Gruselstimmung sorgen? Also bitte….

Besser macht es in den ersten Spielstunden „Resident Evil: Revelations“, das euch in der Rolle verschiedener bekannter Charaktere wie Jill Vallentine oder Chris Redfield auf das Kreuzfahrtschiff „SS Queen Zenobia“ verfrachtet. Hier geht ihr dem möglichen Wiederauftauchen der eigentlich zerschlagen geglaubten bioterroristischen Organisation Il Veltro auf den Grund und versucht ihre Pläne, einen großen Teil der weltweiten Meere mit dem sogenannten ‘T-Abyss-Virus’ zu infizieren, zu vereiteln. Wie man es von den vergangenen „Resident Evil“-Teilen gewohnt ist, bietet die Handlung zwar eine gesunde Mischung aus Verschwörungstheorien, vollkommen überzogenen Action-Abschnitten und kleineren menschlichen Dramen, kommt im Endeffekt jedoch nicht über das Niveau typischer B-Movies vom Grabbeltisch hinaus. Unterhaltsam bis zum Schluss bleibt das Ganze natürlich dennoch.

Zu den größten Stärken von „Resident Evil: Revelations“ gehört in den ersten Spielstunden sicherlich die Atmosphäre, die doch schnell an die ersten Abstecher in das legendäre Herrenhaus erinnert. Mit der durchgeladenen Waffe schleicht ihr durch die düsteren Gänge, schreckt beim kleinsten Geräusch hoch und erwartet von jeder Ecke, dass sich hinter dieser eine der bizarren Kreaturen befindet, die nur darauf wartet, euch anzuspringen und zu Frikassee zu verarbeiten.

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Mehr als nur stumpfes Kanonenfutter:

Nicht nur in Sachen Atmosphäre vermag „Resident Evil: Revelations“ zu punkten, auch spielerisch griffen die Entwickler von Capcom die Elemente auf, die uns bis „Resident Evil 4“ noch so viel Freude bereitet haben. Vorbei sind hier die Zeiten, in denen ihr wie in „Resident Evil 5“ oder „Resident Evil 6“ eure Knarren durchladet und Zombies oder Mutanten gleich im Dutzend über den Jordan schickt.

Stattdessen steht hier das strategische Haushalten mit den eigenen Ressourcen im Mittelpunkt. Von der klassischen Hinter-der-Schulter-Kamera begleitet, geht ihr den grauenhaften Geschehnissen auf der „SS Queen Zenobia“ und an anderen Schauplätzen, auf die wir aus Spannungsgründen hier nicht näher eingehen wollen, auf den Grund und werdet schnell bemerken, dass es nicht immer ratsam ist, sein Heil in der Offensive zu suchen. Spätestens wenn euch einer der Mutanten in einem engen Raum, der kaum Platz zum Ausweichen lässt, in die Ecke drängt, und ein Blick auf den Munitionsvorrat deutlich macht, dass dieser so langsam aber sicher zuneige geht, wird deutlich, dass es manchmal besser ist, die Beine in die Hand zu nehmen und sich nach einem anderen Weg umzusehen. Momente, die in Kombination mit der schaurigen Atmosphäre der ersten Spielhälfte dafür sorgen, dass endlich wieder so etwas wie Survival-Horror-Stimmung und echtes „Resident Evil“-Flair aufkommen. Dass sich auch die Rätsel ähnlich anspruchslos geben wie damals und sich in der Regel auf das klassische „Finde Schlüssel X, um Tür Y zu öffnen“ beschränken; geschenkt.

Lobend wollen wir an dieser Stelle auch die Bosskämpfe hervorheben, die euch vor allem auf den höheren Schwierigkeitsgraden vor die eine oder andere knackige Herausforderung stellen und lediglich mit der richtigen Taktik aus dem Weg geräumt werden können. Nach den Bosskämpfen von „Resident Evil 6“, die nicht selten aus belangloser Dauer-Action und nervigen Quick-Time-Events bestanden, eine willkommene Abwechslung, mit der Serien-Fans so fast nicht mehr gerechnet haben dürften.

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Von Upgrades und Entdeckungstouren:

Wie wir bereits in unserer Vorschau zu „Resident Evil: Revelations“ angesprochen haben, sind Ressourcen wie Munition und Heilkräuter dieses Mal Mangelware. Getreu dem Motto „Machen wir aus der Not doch einfach eine Tugend“ entschieden sich die Entwickler von Capcom dazu, den sogenannten Genesis-Scanner zu implementieren, mit dem ihr die Möglichkeit habt, sowohl eure Umgebung als auch die diversen Mutanten etwas genauer zu durchleuchten.

Wer nun davon ausgehen sollte, dass wir es beim Genesis-Scanner mit einem simplen Gimmick zu tun haben, das getrost ignoriert werden darf, der irrt. Vor allem aufgrund der begrenzten Ressourcen sind alle vier spielbaren Charaktere auf den Scanner angewiesen, da Munition oder Heilkräuter nicht selten so gut versteckt sind, dass ihr sie lediglich aufspüren könnt, indem ihr zum Scanner greift und das Level in der Ego-Perspektive absucht. Zumal ihr auf diesem Wege die Möglichkeit habt, auch eure Widersacher zu scannen und damit einen Prozentwert zu steigern. Knackt ihr dabei die Marke von 100 Prozent, springt der Wert zurück auf Null, während ihr mit einem Heilkraut bedacht werden. Es versteht sich wohl von selbst, dass noch lebende Kreaturen den Wert beim Scannen schneller steigen lassen als bereits besiegte Widersacher.

Ein weiterer Vorteil des Scanners: Mit diesem lassen sich in den Arealen diverse Upgrades aufspüren, mit denen ihr eure Wummen auf Vordermann bringen könnt, indem beispielsweise der Schaden eurer Geschosse, die Feuerrate oder andere Eigenschaften verbessert werden. Eine nicht zu unterschätzende Hilfe, wenn es darum geht, den stets akuten Munitionsmangel zu kompensieren.

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Beschäftigungen nach und abseits der Handlung:

Natürlich dachte Capcom auch an die Vielspieler und Veteranen unter euch. „Resident Evil“-Profis oder solche, die sich dafür halten, dürfen sich beispielsweise auf den neuen „Höllisch“-Schwierigkeitsgrad stürzen, der es wirklich in sich hat. Hier sind nicht nur die Ressourcen noch knapper bemessen, als es ohnehin schon der Fall ist, gleichzeitig teilen eure Widersacher kräftig aus und blasen euch nicht selten mit wenigen gezielten Treffern das Lebenslicht aus. Wer der Meinung sein sollte, sich virtuell mal wieder beweisen zu müssen, wird hier fündig.

Verspürt ihr einmal nicht den Drang, euch einen Weg durch die Handlung zu bahnen und Il Veltro einen Strich durch die sprichwörtliche Rechnung zu machen, wartet abseits der Singleplayer-Kampagne der sogenannte „Raubzug-Modus“ auf euch – eine herrlich unkomplizierte Arcade-Ballerei für zwischendurch. Wahlweise alleine oder mit einem Freund wagt ihr euch an diverse Mini-Missionen, die an den Schauplätzen der Kampagne angesiedelt sind und euch stets vor die gleiche Aufgabe stellen: Ballert über den Haufen, was euch vor die Flinte kommt, und erreicht lebend den Ausgang. Als Belohnung warten Erfahrungspunkte, mit denen ihr die Stufe eures Recken erhöht, und Credits, die in neue Ballermännern investiert werden können. Diverse Schwierigkeitsgrade, Bonus-Level und die Möglichkeit, den „Raubzug-Modus“ auch online mit einem Freund zu bestreiten, werden euch sicherlich die eine oder andere Stunde bei Laune halten, sofern ihr gewillt seid, euch mit einem kleinen Manko zu arrangieren.

Erst mit dem entsprechenden Charakter-Level lassen sich manche Bonus-Missionen freischalten. Um dieses zu erreichen, werdet ihr die zur Verfügung stehenden Missionen mehrfach abschließen müssen. Eine unserer Meinung nach fragwürdige Design-Entscheidung, die auf kurz oder lang leider zu unschönen Abnutzungserscheinungen führt, die die Motivation zwischenzeitlich in den Keller rauschen lassen. Schließlich ist stumpfes Grinding nicht jedermanns Sache – meine übrigens auch nicht.

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Was wir weniger cool finden

Zu viele Köche verderben den Brei:

Jeder unter euch, der im Bad schon einmal auf nassen Fliesen ausgerutscht ist, wird wissen, dass zwischen einen großen Schritt nach vorne auf der einen und einem ungewollten schmerzhaften Spagat auf der anderen Seite meist nur wenige Zentimeter liegen. Eine Lebensweisheit, die sich im Prinzip nahtlos auf „Resident Evil: Revelations“ übertragen lässt.

Wie eingangs bereits erwähnt, punktet der Titel vor allem in den ersten Spielstunden mit der schaurig schönen Atmosphäre, die selbst dem legendären Herrenhaus aus „Resident Evil“ in quasi nichts nachsteht. Traurigerweise bleibt es dabei nicht, da die Mannen von Capcom offenbar Angst vor der eigenen Courage beziehungsweise dem großen Schritt nach vorne hatten und sich stattdessen dazu entschlossen, es mit einem misslungenen Spagat möglichst allen Recht machen zu wollen – auch den Anhängern der modernen Ableger „Resident Evil 5“ und „Resident Evil 6“, mit denen man zum Leidwesen der eingesessenen Fans den Kniefall vor der „Call of Duty“-Generation zelebrierte. Die Folge: Vor allem in der zweiten Spielhälfte verliert sich „Revelations“ immer wieder in mitunter monotoner Dauer-Action, die irgendwie den Eindruck von belanglosem Füllmaterial vermittelt und der ansonsten packenden Survival-Horror-Atmosphäre immer wieder einen Knüppel zwischen die Beine wirft.

Hinzukommt an dieser Stelle die Entscheidung, es bei der episodenhaften Aufmachung des Nintendo 3DS-Originals zu belassen. Dadurch hat auch die Konsolen-Umsetzung mit dem Manko zu kämpfen, dass in regelmäßigen Abständen zwischen den unterschiedlichen Protagonisten und Schauplätzen hin- und hergesprungen wird. Und spätestens, wenn auf einen gruseligen Abschnitt, in dem ihr Jill vorsichtig und angespannt durch das Geschehen dirigiert, eine Passage folgt, in der ihr Mutanten mit Chris gleich im Zehnerpack über den Haufen schießt, ist die Atmosphäre erst einmal dahin und muss mühsam wieder aufgebaut werden.

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Portierung mit kleinen technischen Schwächen:

Unter dem Strich kann „Resident Evil: Revelations“ seinen Handheld-Ursprung zwar keineswegs verbergen, trotz allem gaben sich die Entwickler von Capcom bei der Konsolen-Umsetzung sichtlich Mühe.

Die Soundkulisse wurde komplett überarbeitet und weiß dank ihrer hochwertigen 5.1-Abmischung zu Gefallen, die Zwischensequenzen wurden komplett neu berechnet und nicht nur hochskaliert und auch die detaillierten Charakter-Modelle wissen zu gefallen. Doch wo es Licht gibt, da wartet bekanntlich auch Schatten und so werden sich Konsoleros im technischen Bereich mit dem einen oder anderen Manko arrangieren müssen. Uns stießen vor allem die niedrig aufgelösten Texturen, die mittelmäßigen Animationen der Mutanten und die vereinzelten kleinen Slow-Downs auf. Ebenfalls wieder mit von der Partie: Die regelmäßig eingestreuten Ladebildschirme, die euch immer und immer wieder aus dem Spielgeschehen herausreißen und so negativen Einfluss auf die Atmosphäre haben. Bedingt durch die begrenzten technischen Ressourcen waren die Ladezeiten auf Nintendos Doppeldecker sicher noch zu verschmerzen, auf den deutlich leistungsfähigeren Konsolen hätte man das Ganze unserer Meinung nach aber besser lösen können.

Ebenfalls missfallen hat uns die künstliche Intelligenz der KI-Kumpanen, die uns in ausgewählten Abschnitten zur Seite gestellt werden und uns tatkräftig unterstützen sollen. Dies gelingt leider nicht immer, da unsere KI-Kollegen gerne einmal an Kanten hängen bleiben, Situationen vollkommen falsch einschätzen und teilweise mit Platzpatronen zu feuern scheinen. Anders können wir es uns leider nicht erklären, dass ihre Schüsse zum Teil nicht die geringste Wirkung zeigen. An der künstlichen Intelligenz hat Capcom bei der Portierung auf die Konsolen leider genauso wenig nachgebessert wie bei der automatischen Kameraführung, die vor allem in engen Räumen nicht immer für die perfekte Übersicht sorgt.

Alles in allem kleine Mankos, die in dieser Form definitiv zu vermeiden waren und den ansonsten gelungenen Gesamteindruck ein wenig trüben.

System: PlayStation 3
Vertrieb: Capcom
Entwickler: Capcom
Releasedatum: 24. Mai 2013
USK: Ab 16

8.0

Wertung und Fazit

TEST: Resident Evil: Revelations – Von der Hosentasche auf den großen Bildschirm

Genau wie es bereits auf dem Nintendo 3DS der Fall war, punktet „Resident Evil: Revelations“ auch auf den Konsolen mit der Rückbesinnung auf die klassischen Tugenden der Reihe. Enge Gänge, ständiger Munitionsmangel und die schaurig schöne Atmosphäre gehören definitiv zu den Pluspunkten der Portierung. Schade nur, dass die Entwickler von Capcom dieses Konzept nicht konsequent durchzogen und vor allem in der zweiten Spielhälfte verstärkt auf Feuergefechte und Popcorn-Action setzen. Hinzukommen kleinere technische Unzulänglichkeiten, die der Sprung von der Hosentasche auf den großen Bildschirm mit sich brachte. Aber sei es drum: Wer mit den letzten Konsolen-Ablegern so gar nichts anfangen konnte, wieder einmal klassische „Resident Evil“-Luft schnuppern möchte und sich dabei mit kleineren Mankos und der teilweise inkonsequenten Umsetzung arrangieren kann, darf einen Blick riskieren.

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Kommentare

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