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TEST: Fuse – Nicht exklusiv und auch nicht gut?

play3 Review: TEST: Fuse – Nicht exklusiv und auch nicht gut?

6.5

„Ratchet & Clank“- und die „Resistance“-Serie. Mit diesen Spielen machten sich Insomniac Games einen großen Namen. Mit Exklusivtiteln für die Playstation 2 und die Playstation 3. „Fuse“ – ehemals als „Overstrike“ angekündigt – ist nicht exklusiv. Es erscheint zeitgleich für Playstation 3 und Xbox 360.

Wir Playstation-Jünger fragen uns: Ist das wirklich ein gutes Zeichen? Oder verlieren sich Insomniac Games nach einigen Release-Verschiebungen und beim Versuch „Fuse“ für zwei vollkommen unterschiedliche Konsolen anzupassen?

Was wir cool finden

Vier Knarren für ein Halleluja
„Fuse“ erzählt eine ganz klassische Action-Geschichte in Anlehnung an Kultfilme der 80er und 90er. Böse Buben experimentieren mit fremder Materie. Basteln sich Massenvernichtungswaffen. Und irgendwie taumelt unser Söldnertrupp mitten in eine riesigen Intrige hinein und steckt plötzlich bis zum Hals in Blut, Blei und Bomben. So ist „Fuse“ nicht sonderlich originell oder gar so kreativ abgedreht wie es „Far Cry 3: Blood Dragon“ Anfang des Monats war.

Trotzdem klappt das Zusammenspiel unter den vier Protagonisten Dalton, Izzy, Naya und Jacob ordentlich. In kurzen Dialogen frotzeln sich die Kollegen immer wieder gegenseitig an und machen sich beispielsweise über Daltons Angst vor Katzen oder seiner Beziehung zu seiner Ex lustig. Die Dialoge sind in der deutschen Version gut angepasst, das englische Original wirkt aber etwas knackiger. Der Humor von „Fuse“ ist zwar offensichtlich, erreichte mich aber nicht so leicht wie es „Blood Dragon“ oder Gunslinger“ zuletzt gelang. Aber für den einen oder anderen Schmunzler ist „Fuse“ allemal gut.

Letztlich geht es aber in erster Linie um die Zusammenarbeit der vier Protagonisten und ihren „Fuse“-Waffen. Izzy beispielsweise friert mit der Splitterkanone ihre Gegner in Kristallen ein. Dalton baut ein Schild auf und schützt damit seine Kameraden. Jacob ist mit seinem Bogen der Scharfschütze der Truppe und Naya bringt mit ihrem Ultra-Sturmgewehr Köpfe zum Schmelzen. So erhaltet ihr für Abschüsse Erfahrungspunkte, bekommt aber einen Extrabonus, wenn ihr die Attacken miteinander kombiniert. Das ist eigentlich der Hauptanreiz, um „Fuse“ überhaupt weiterzuspielen: Der Spaß an der Zerstörung und an dem fachmännischen Zerlegen der anrückenden Armeen. Dass das Leveldesign von „Fuse“ dabei über eine Ansammlung von Schläuchen und Arenen nicht hinaus kommt, ist der Motivation gerade im Singleplayer aber alles andere als zuträglich.

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Starker Mehrspieler-Modus
Während der Spielspaß mit drei KI-Robotern an der Seite also schnell ins Bodenlose sinkt, bleibt er im Multiplayer auf angenehm hohen Niveau. Denn mit vier Freunden ist „Fuse“ ein kurzweiliger, wenn auch anspruchsloser Ballerspaß. Man pflügt sich durch die feindlichen Reihen, sieht kräftig Pixel-Blut über den Bildschirm spritzen, überall rappelt und knallt es kräftig.

Die Interaktionsmöglichkeiten sind leider stark eingeschränkt. So helft ihr Kameraden wieder auf die Beine, sobald sie niedergeschossen wurden. Gelegentlich platziert ihr gemeinsam Minen oder öffnet Türen. Das ist alles irgendwie Standard und hebt sich nicht gerade von der Konkurrenz ab. Auch das Charaktersystem wirkt in sich nett, hat aber vergleichsweise wenig Einfluss auf das Spielgeschehen. Mal gibt es mehr Health dazu. Mal rüstet ihr eure Sekundärfähigkeiten auf. Izzy beispielsweise wirft Medidrohnen in den Raum und heilt damit ihre Kameraden.

Der Multiplayer profitiert letztlich von der ganz typischen Dynamik eines Koop-Actionspiels. Es wird geflucht. Es wird geschimpft. Es wird um Hilfe geschrien. Daher macht auf „Fuse“ für einen geselligen Abend durchaus Freude … trotz offensichtlicher Schwächen.

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Ein bisschen was von allem …
„Fuse“ bringt nur wenige eigene Ideen ein. Stattdessen spielt es sich wie so ziemlich jeder andere Third-Person-Shooter auch. Das Deckungssystem funktioniert hier ordentlich. Auf Tastendruck springt ihr von einem Mäuerchen zum nächsten oder spurtet vor. Tatsächlich ist „Fuse“ in späteren Kapiteln durchaus taktisch angehaucht, da ihr Geschütze, schwere Roboter und Schildsoldaten nur durch Flankieren erledigt. Das ist nicht neu, gibt den furiosen Gefechten aber einen netten Touch.

Für ein klein wenig Auflockerung sorgen die eingestreuten Bosskämpfe. Mal stehen euch dicke Mechs gegenüber, dann taucht wieder ein Helikopter auf. „Fuse“ artet zuweilen in knackige Materialschlachten aus. Nicht zu leicht, aber auch nicht zu schwer. Dazu gibt es noch einige Kletter- und Seilbahneinlagen. Sie bilden die kurzen Verschnaufpausen in den ansonsten bleihaltigen Kapiteln. Denn Rätsel oder dergleichen gibt es in „Fuse“ nicht.

Was wir weniger cool finden

… aber einiges davon nicht richtig
Obwohl sich „Fuse“ freigiebig bei der Shooter-Konkurrenz bedient, kommt immer wieder Sand in das Gameplay-Getriebe. Die Stealth-Mechanik, wenn man sie denn so nennen darf, ist ein schlechter Scherz. An vorgegebener Stelle heißt es: „Wir müssen sie leise ausschalten.“

Doch statt zu schleichen sind einfach die Wachen nur auf taub geschaltet und reagieren verspätet auf eure Attacken. Wirkliche Schleichelemente gibt es in „Fuse“ nämlich nicht und so wirken die Takedowns – egal, ob von hinten oder im Nahkampf – wie aufgezwängt. Gleiches gilt für die Charakterentwicklung, die zwar zu dem arg linearen Leveldesign passt, aber einem kein wirkliches Gefühl für den Spielfortschritt verleiht.

Technisch ist „Fuse“ ebenfalls nur solides Mittelmaß. Einige Abschnitte – allen voran die hübschen Landschaftsaufnahmen aus dem Dschungel oder den Bergen – sind wirklich ansehnlich. Aber leider rennt ihr über weite Strecken durch karge Labore oder Militäreinrichtungen, in denen Grautöne dominieren.

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Retorten-Shooter ohne Reiz
„Fuse“ offenbart seine Schwächen besonders im Einzelspieler-Modus: Schlauchige Levels. Immer wieder öde Arenakämpfe. Und die Kameraden-KI spielt auch nur in der 2. Liga. Wie oft bin ich draufgegangen, weil die Kollegen nicht in der Lage waren, schnell genug an Feinden vorbei zu sprinten und mich wiederzubeleben. „Fuse“ nutzt sich im Singleplayer rasch ab.

Denn es besitzt nur wenige eigene Ideen und aufgrund der fehlenden Abwechslung fühlt sich jeder Abschnitt nahezu gleich an. Ganz egal, ob Level, Gegner oder auch Waffen – „Fuse“ ist monoton und wiederholt sich zu schnell. Bereits nach kurzer Zeit bekommt man den Eindruck wirklich schon alles gesehen zu haben. Wenn nicht in diesem Spiel, dann doch zumindest in einem anderen Action-Game.

Wirkliche Aha-Momente gibt es nicht und trotz einer Prise Humor bleibt die Charakterdarstellung ausgesprochen oberflächlich und die Geschichte insgesamt zu episodenhaft und berechenbar.

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Ich brauche Waffen!
Wenn ich Insomniac Games höre, dann denke ich erst an „Ratchet & Clank“ und dann an besonders kreative Waffensysteme. Und genau das fehlt in „Fuse“. Stattdessen bekomme ich vier Spezialknarren und jede Menge 08/15-Gerätschaften serviert. Warum darf ich meine Kanone nicht aufrüsten oder individualisieren? Warum gibt es nicht noch mehr Knarren – speziell für die jeweiligen Charaktere? Insomniac Games versuchen geradezu zwanghaft, eigene Charakterklassen zu erstellen und schränken sich damit selber ein.

System: PlayStation 3
Vertrieb: Electronic Arts
Entwickler: Insomniac Games
Releasedatum: 31. Mai 2013
USK: ab 18 Jahren
Offizielle Homepage: http://www.insomniacgames.com/games/fuse/

6.5

Wertung und Fazit

PRO
CONTRA

TEST: Fuse – Nicht exklusiv und auch nicht gut?

Verdammt, wo sind die Ideen eines „Ratchet & Clank“? Wo bleibt die Ruchlosigkeit eines „Resistance“? „Fuse“ ist ein Durchschnittsspiel. Besonders im Singleplayer ödeten mich die ständigen Arenakämpfe mit gesichtslosen Soldaten und Kampfrobotern nach zwei Stunden an. Denn spätestens dann hab ich mich an die „Fuse“-Waffen gewöhnt und jedes schwarze Loch und jede Splitterkombo wird zum Standard. Hier wären zusätzliche Waffensysteme oder eine Werkbank zum Aufrüsten der eigenen Knarren Gold wert gewesen. Das Charaktersystem ist nämlich so aufregend wie eine Kaffeefahrt mit Omi. So plätschert „Fuse“ über die gesamte Spielzeit irgendwie dahin: Geballer hier, Kampfroboter da und ein wenig klettern dort. So wirklich Spaß kommt hier wirklich nur im Vier-Spieler-Koop-Modus auf. Denn „Fuse“ ist angenehm schwer, sodass Teamplay und die Koordination der Figuren untereinander von größter Wichtigkeit sind und für zusätzlichen Spielspaß sorgen. Auf diese Weise entsteht eine schöne Dynamik, die über die Längen im Spiel hinweg tröstet. Allerdings erreicht „Fuse“ dennoch nie die Klasse und Tiefe eines „Left 4 Dead 2“ oder gar eines „Borderlands 2“. Schade Insomniac, nächstes Mal bitte wieder mit Esprit!

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Kommentare

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