Angespielt: Watch Dogs – Hacken im Sekundentakt

Wird „Watch Dogs“ das bessere „GTA V“? Ubisofts Open-World-Spiel nimmt langsam Formen an. Nachdem www.play3.de zuletzt einen ausführlichen Blick auf einige Gameplay-Ausschnitte werfen konnte, war „Watch Dogs“ auf der gamescom 2013 sogar auf der Playstation 4 spielbar.

„Watch Dogs“ entwickelt sich immer mehr zum interessantesten Spiel des Jahres, hat aber auch seine Macken. Warum ich nicht vollends von dem düsteren Science-Fiction-Thriller überzeugt bin, erfahrt ihr in diesem Artikel!

Erste Eindrücke
In den ersten Minuten erschlägt mich „Watch Dogs“ förmlich. Das Spiel sieht auf der Playstation 4 einfach unfassbar gut aus. Das heruntergekommene Chicago ist einfach der perfekte Schauplatz für das Open-World-Spiel. Die Stadt wirkt ungemein lebendig: Fußgänger marschieren durch die Straßen, Autos hupen, Menschen telefonieren. Das alles erzeugt den Eindruck einer atmenden und pulsierenden Großstadt. Besonders die Wetterwechsel haben es mir angetan. Während der rund 20-minütigen Hands-On-Session beginnt es plötzlich zu stürmen und zu regnen. Für den maximalen Effektgenuss schalte ich kurz den Zeitlupenmodus ein und beobachte einzelne, herabfallende Regentropfen und umher fliegende Objekte im Detail. Sehr schön!

Allerdings überflutet mich „Watch Dogs“ auch mit Informationen. Sobald mir ein Passant ins Fadenkreuz läuft, ploppen Fenster mit Texten auf. Wer ist das? Was tut er oder sie? Und besonders wichtig: Kann ich das Kreditkartenkonto hacken? Mit seinem Smartphone knackt Aiden jede Firewall und kann sich somit Zugang zu wichtigen Daten verschaffen. Mit einem Klick mopse ich Informationen über Kreditkarten und kann am nächsten Bankautomaten das Geld abheben. Das alles geht leicht. Vielleicht sogar zu leicht.

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Einbrechen und schleichen
In der Stadt verteilt befinden sich immer wieder eingezäunte Lager mit Störsendern. So lange diese aktiv sind, kann Aiden sein Smartphone nur begrenzt einsetzen. Daher muss er sich Zugang zum Hauptcomputer verschaffen und diesen lahm legen. Gerade die Kartenansicht erinnert stark an Ubisoft-Titel wie „Far Cry 3“ oder „Assassin’s Creed 3“. Auch die Herangehensweise an die Eroberung eines Lagers ist ähnlich: Ihr habt die Wahl, ob ihr lieber schleicht oder mit der Knarre im Anschlag durch die Vordertür poltert.

Ich entscheide mich für die leise Variante. Durch einen Zaun sehe ich einen Gabelstapler. Per Hacking-Tool aktiviere ich diesen und locke den Wachmann damit weg. Schnell durch eine Lücke im Draht geklettert und hinter einer Kiste versteckt. Auf Tastendruck springt Aiden von einer Deckung zur nächsten – ähnlich wie in „Splinter Cell: Blacklist“. Als der Soldat wieder auf seinen Posten zurückkehrt, schlägt Aiden ihn lautlos KO. So habe ich freien Blick auf die Kamera vor dem Zentrallager. Erneut hacke ich mich in das System und bahne mir über die Kameras den Weg zum Computer.

Letztlich ist beim Hacken lediglich die Sichtlinie entscheidet. Sobald ihr ein Objekt auf mittlere Distanz erkennen könnt, dürft ihr es manipulieren. Auf diese Weise springt ihr sogar von einer Kamera zur nächsten und erreicht so auch weiter entfernte Systeme.

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Aiden auf der Flucht
Nach dem Hacken des Computers wird die Polizei auf Aiden aufmerksam. Es folgt eine kleine Verfolgungsjagd. Pearce muss zum Knacken von Autos keine Fensterscheiben einschlagen. Ein Klick und die Karre ist offen. Ganz ohne Alarm. Das Fahrverhalten der Wagen und Motorräder ist simpel und arcadig. Hubschrauber oder Flugzeuge wird es in „Watch Dogs“ nicht geben.

Auch bei der wilden Hatz durch die dicht befahrene Innenstadt kommt euch das Hacking-Tool zur Hilfe. Mit ihm deaktiviert ihr Ampelsysteme, lasst Metallpfeiler hochfahren oder öffnet Durchgänge für Abkürzungen. Schüttelt ihr einen Polizeiwagen mit diesen Hilfsmitteln ab, folgt eine kurze Zeitlupensequenz, die den Crash noch einmal kurz bestätigt. Das richtige Timing zum Hacken ist allerdings in all der Hektik nicht sonderlich leicht zu finden.

Trotzdem machen die Verfolgungsjagden einen guten ersten Eindruck. Die Präsentation und das Fahrgefühl sind klasse und das Hacken ist eine gute Alternative zum Einsatz von Waffen. Allerdings funktionierte dieses Feature für meinen Geschmack zu leicht und wirkte in sich noch zu repetitiv. Abwarten, wie das sich Hacking-Tool und dessen Fähigkeiten in der Vollversion entwickeln werden. Für die Demo waren bereits viele Funktionen zu Vorführzwecken aktiviert.

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Vorsicht, Hacker!
Aber Aiden Pearce ist nicht allein in der Stadt. Plötzlich erscheint die Meldung „You’ve been hacked“ auf dem Bildschirm. Verunsichert blicke ich mich um. Wie kann so etwas passieren? Ein Ubisoft-Entwickler blickt hinter dem Bildschirm gegenüber hervor und winkt. Ein Beispiel für den Online-Modus von „Watch Dogs“. Andere Spieler können eure Welt betreten und mit euch interagieren. In diesem Fall wurden meine Kreditkartendaten abgezogen und damit geht ein Teil meines erspielten Geldes flöten. Zumindest wenn ich den Täter nicht an Ort und Stelle finde und platt mache.

Der Fairness halber muss der Hacker in Aidens unmittelbarer Umgebung bleiben. Ein farbiger Kreis zeigt auf dem Radar den Radius dieser Zwischenmission. So schleiche ich an den Passanten vorbei und bekomme Informationen über sie eingeblendet. Plötzlich schlägt das Smartphone aus. Ich hab den Bursche gefunden. Ein kurzer Zwischensprint und ein Tastendruck zum Tacklen. Ihr habt die Wahl, ob ihr den Hacker festnehmt oder erschießt. Aber der Einsatz von Waffen bringt unweigerlich die Polizei auf den Plan.

Anschließend bin ich mit dem Datenklau dran. Erst visiere ich das Opfer an, dann kurz die Taste gedrückt halten und fertig. Jetzt beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel. Ich muss mich verstecken und der andere muss mich finden. Durch die verschiedenen Ebenen des Einsatzgebiets ist das nicht sonderlich schwer. Ich suche auf einem kleinen Platz vor einem Hochhaus Deckung und beobachte meinen Gegner über die Sicherheitskameras. Nach 120 Sekunden gehören seine Daten mir. Ein witziges Intermezzo. Allerdings frage ich mich, wie Ubisoft diese Übergriffe reglementiert. Ich habe nämlich keine Lust, mich alle fünf Minuten mit einen anderen Spieler um meine Daten zu balgen.

System: PlayStation 3, Playstation 4
Vertrieb: Ubisoft
Entwickler: Ubisoft Montreal
Releasedatum: 22. November 2013
USK: noch nicht bekannt
Offizielle Homepage:http://watchdogs.ubi.com/

Einschätzung: gut

„Watch Dogs“ hat mich zunächst unglaublich beeindruckt. Die pure Präsentation von Chicago ist einfach gigantisch. Diese vielen Details und all die Kleinigkeiten. Herrlich. Auch die Idee der vollständigen Überwachung und der Manipulierbarkeit von Daten durch Hacker ist angesichts der aktuellen Diskussionen um Prism und Konsorten sicherlich ein Grund, weshalb „Watch Dogs“ so faszinierend wirkt. Je länger ich allerdings über das Spiel nachdenke, desto mehr Kompromisse und Baustellen fallen mir auf. Wird das Hacking von Kameras, Handys, Autos und Ampeln nicht irgendwann langweilig und zur Routine? Stören mich vielleicht die anderen Spieler mit ihren ständigen Angriffen oder kann ich den Online-Modus einfach abschalten? Und wieso kann sich Aiden eigentlich so problemlos in Hochsicherheitssysteme hineinhacken, ohne dass eine Firewall Alarm schlägt? Ubisoft präsentierte bislang immer nur kleine Ausschnitte von „Watch Dogs“. Wie aber die gesamte Spielwelt funktioniert, das ist bislang noch unklar. Nur wenn diese Hand in Hand mit der Geschichte geht, kommt es nicht zu Logiklücken und anderen Problemen. So ist „Watch Dogs“ sicherlich einer der interessantesten Titel dieses Jahres. Aber eben auch weiterhin eine unbekannte Größe, die sowohl Mega-Hit, aber auch genauso gut ein ambitionierter Flop werden könnte. Ich hoffe einfach mal, dass „Watch Dogs“ meine Zweifel bei längerem Spielen pulverisiert und wir alle das Open-World-Game bekommen, das Ubisoft uns verspricht.

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