ANGESPIELT: Thief – Ein Klassiker wird neu erfunden!

Reboots bewährter Marken sind derzeit der Renner im Spielegeschäft. „Tomb Raider“, „XCOM: Enemy Unknown“ oder auch „DMC: Devil May Cry“ bekamen allesamt ein zeitgemäßes Makeover verpasst.

Mit „Thief“ kehrt nun ein wahrer Kritikerliebling und Tonangeber des Schleich-Genres auf Playstation 3 und Playstation 4 zurück. Die Abenteuer des zwielichtigen Meisterdiebs Garrett werden von Eidos Montreal aber nicht nur neu aufgelegt, sie werden „neu erfunden“.

Für einen ersten Eindruck lud Publisher Square Enix zum Anspielen nach Hamburg. Hier war der Demo-Level von Stonemarket samt einiger Nebenmissionen spielbar. Und siehe da: Leisetreter Garrett hat nichts von seinem Können verlernt.

Der Klassiker
Der 1998 in Deutschland unter dem Titel „Dark Project: Der Meisterdieb“ veröffentlichte erste Teil der „Thief“-Reihe gilt – neben Spielen wie „Metal Gear Solid“ oder „Tenchu“ – als einer der Ur-Väter des Stealth-Genres. Meisterdieb Garrett benutzt hier bereits viele Techniken, die heute in Titeln wie „Splinter Cell: Blacklist“ längst Standard sind.

Er versteckt sich in der Dunkelheit und ist dort nahezu unsichtbar. Er verwendet Hilfsmittel – in seinem Fall Pfeile -, um Wachleute auszutricksen und Kämpfe zu vermeiden. Das Ungewöhnliche an „Dark Project“ war allerdings die Spielperspektive. Ihr steuert Garrett nämlich aus der First-Person-Ansicht. Dadurch ist zwar das Eintauchen in die Spielwelt leichter, allerdings seht ihr gleichzeitig auch weitaus wenig als etwa in einem „Splinter Cell“.

„Dark Project: Der Meisterdieb“ und der 2000 erschienene Nachfolger „Dark Project 2: The Metal Age“ wurden seiner Zeit von Looking Glass („System Shock“) unter der Federführung von Warren Spector entwickelt, dessen Studio Junction Point dank der Flops der „Epic Mickey“-Spiele 2012 Schiffbruch erlitt.

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Eine Stadt in Angst
„Thief“ spielt – wie seine Vorgänger im Geiste – in einer mittelalterlichen Stadt, die allerdings auch geprägt wird durch Technologie und Alchemie. An diesem Ort geben sich Aberglauben und modernes Bewusstsein also die Klinke in die Hand. Allerdings herrscht in der Stadt ein gnadenloser Konflikt zwischen der reichen Obrigkeit und den Bürgern. Die Bewohner werden nämlich von Baron Northcrest unterjocht. Der charismatische Anführer Orion aber versucht, die Städte zu einer Rebellion gegen den Monarchen zu führen.

All das ist Garrett eigentlich ziemlich egal. Er ist ein Dieb und in erster Linie auf sein eigenes Wohl konzentriert. Er stiehlt, um zu überleben. Und dennoch schlittert er im Verlauf der Geschichte in den schwelenden Konflikt hinein.

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Munition im Köcher
Doch davon bekomme ich zu Beginn der Demo noch nichts mit. Sie startet nämlich in Garretts Glockenturm, dem Rückzugsort des Räubers, im Herzen der Stadt. Hier findet Garretts Diebesgut Platz. An den Wänden befinden sich allerlei Nägel und Schatten von Bildern, die ihr während der Missionen suchen könnt. Innerhalb der Areale sind neben diesen Sammelgegenständen auch allerlei Gold und Geschmeide versteckt. Hebt ihr diese auf, erhaltet ihr Geld für Einkäufe.

Durch das Fenster geht es direkt in die Stadt. Der erste Weg führt mich zunächst zu einem Händler. Hier kaufe ich ein paar Medi-Packs. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Spielen regeneriert sich Garretts Gesundheit nicht von selbst. Stattdessen werfe ich mir über das Optionsrad Medikamente ein.

Außerdem gibt es beim Händler die aus der Serie bekannten Pfeile. Mit dem Seil-Geschoss beispielsweise lasse ich an vorgegebener Stelle einen Strick hinunter und kann diesen hinauf klettern. Mit dem Wasser-Pfeil lösche ich Fackeln und sorge damit für Dunkelheit. Der „Broadhead“-Pfeil ist die Allzweckwaffe. Mit ihm schalte ich Wachen aus, interagiere aber auch mit der Umgebung und lasse beispielsweise Feuerleitern herunter.

Des weiteren verbessere ich – das entsprechende Kleingeld vorausgesetzt – Garretts Ausrüstung und seine Fähigkeiten. So stehen beispielsweise stufenweise Verbesserungen für die Lebensenergie, die Nahkampfangriffe, die Fertigkeiten mit dem Dietrich, das Zielen und der angerichtete Schaden mit dem Bogen zur Auswahl.

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Erste Beute
Der in der Demo spielbare Stonemarket ist nur einer von vielen Teilen der Stadt, daneben gibt es noch Orte wie die Altstadt, die Docks oder Dayport und Auldale. Wichtig: Auch wenn die Gebiete für sich frei erkundbar sind, so ist „Thief“ kein Open-World-Spiel. Wollt ihr zwischen den Bereichen wechseln, gibt es Ladebildschirme.

Aber kaum blicke ich zum ersten Mal in die Welt von „Thief“ hinaus, hat mich das Spiel schon fest am Haken. Denn der Grafikstil ist wirklich gelungen. Eine krude Mischung aus Mittelalter gewürzt mit der Industrialisierung. Detailverliebt und voller netter Feinheiten. Die gezeigte PC-Version ist technisch auf dem Niveau der PS4-Fassung und verblüfft mit gestochen scharfen Texturlawinen und tollen Lichteffekten. Die Version für die Playstation 3 wird zwar inhaltlich identisch sein, muss aber gerade in Puncto Detailtiefe und Schärfe einige Kompromisse machen.

Die Steuerung ist – insbesondere ohne Tutorial – gewöhnungsbedürftig und erfordert ein wenig Übung. Für präzise Sprünge, also beispielsweise auf Pfähle oder von Dächern herunter, muss ich einen Button drücken, damit Garrett keinen Schaden nimmt. Auch beim Springen über Objekte genügt es nicht, einfach nur zu Sprinten. Vielmehr fordert „Thief“ eine gewisse Genauigkeit, damit sich Garrett flink durch die Welt bewegt. Dann aber macht das Kraxeln über Dächer und das Schleichen durch Schatten mächtig Spaß. Einige Fenster lassen sich sogar auf Tastendruck aufhebeln. Hier findet der Dieb erste Beute und räumt beispielsweise Schubladen aus.

Verschlossene Türen knackt Garrett mit seinem Dietrich. Das folgende Mini-Spiel erinnert an „Skyrim“ oder „Kingdom of Amalur: Reckoning“. Langsam schiebe ich einen Zylinder nach oben, ehe das Gamepad vibriert. Dann fixiere ich die Stellung mit einem Tastendruck. Ebenfalls schön: Hinter Bildern verstecken sich nicht selten Tresore oder andere Schätze. Zum Finden von Schaltern taste ich mit dem Gamepad langsam die Ränder des Gemäldes ab und warte auf ein kurzes Vibrieren. Dies signalisiert mir den Standort des Knopfs.

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Besser im Dunkeln bleiben
Meine ersten Jobs, die ich mir übrigens von dem schmierigen Basso abhole, verlaufen reibungslos. Ich schleiche in Wohnungen hinein und stehle alles, was nicht festgenagelt ist. Allerdings werden spätere Aufträge etwas kniffeliger. Denn nicht immer gibt die Umgebung eindeutig vor, wie Garrett in höher gelegene Zimmer gelangt. Hier hilft der optionale Fokus weiter. In diesem speziellen und zeitlich begrenzten Sichtmodus werden alle möglichen Interaktionsmöglichkeiten rot markiert. An einer Stelle schieße ich beispielsweise eine Leiter mit einem Pfeil nach unten, woanders lasse ich an einem Haken ein Seil herab.

„Thief“ macht seinem Namen wirklich alle Ehre, als ich beispielsweise einem feinen Draht folgen muss, um den Schalter zu einem Zugbrückenmechanismus zu finden. Dieser führt mich schließlich in das Schlafzimmer einer jungen, schlafenden Frau. Wie ich aus dem Tagebuch erfahre, behandelt ihr Ziehvater sie denkbar schlecht. Daher hat sie die Kombination für dessen Tresor in den Schrank eingeritzt, in den er sie häufig einsperrt. Die Rache folgt auf dem Fuße: Ich gehe in das Wohnzimmer, erschlage den Unmenschen und raube danach das Gold. „Thief“ lässt einem zumeist die Möglichkeit, ob man brutal oder gewaltlos vorgehen möchte.

Auf offener Straße jedenfalls sollte sich Garrett nicht mit den Wachleuten anlegen. Denn er verfügt lediglich über einen Knüppel und geht bereits nach wenigen Schlägen zu Boden. Dafür lassen sich die Burschen aber auch mit geworfenen Flaschen oder Pfeilen ablenken. In der Demo-Version agierten sie teils noch etwas kopflos und verloren schnell die Lust an ihrem Ziel.

Anders als etwa Edward Kenway in „Assassin’s Creed 4: Black Flag“ ist Garrett ein gesuchter Mann. Sobald er von einem Wachmann gesehen wird, schlägt dieser auch Alarm. Daher lohnt es sich mit Hilfe der Schultertasten flink von einer Deckung zur nächsten zu huschen. Dieser geduckte Zwischensprint erwies sich im Test als besonders hilfreich. Denn in „Thief“ überlebt Garrett nur, wenn ihr nicht entdeckt werdet.

System: Playstation 3, Playstation 4
Vertrieb: Square Enix
Entwickler: Eidos Montreal
Releasedatum: 1. Quartal 2014
USK: noch nicht bekannt
Offizielle Homepage:http://www.thief4.com/

Einschätzung: gut

„Thief“ spielt sich eigen. Und genau deshalb war es ausgesprochen schwer, in das Spiel hinein zu finden. So ganz ohne Tutorial. Doch nach etwa einer Stunde hatte ich mich langsam mit den Kontrollen angefreundet und schlich wie es sich für einen Meisterdieb gehört. Dennoch haut mich „Thief“ noch nicht komplett von den Socken. „Schuld“ daran ist die offene Spielwelt, die mir Optionen vorgaukelt, aber mir letztlich zu viele Barrieren in den Weg stellt. So kann ich nur auf bestimmte Kisten klettern und an vorgegebenen Stellen auf Dächer steigen. Aus „Assassin's Creed 4: Black Flag“ bin ich dagegen – unter ähnlichen Grundvoraussetzungen – gewohnt, nahezu überall klettern, sprinten und hangeln zu können. In „Thief“ dagegen muss ich mich zunächst hinein finden und ein Gefühl für die richtigen Punkte im Spiel entwickeln. Dann aber entfalten die Abenteuer von Garrett langsam ihren ganzen Charme: Das lautlose Ausrauben von Häusern ist ebenso befriedigend wie das Schleichen über Dächer. Dank der vielfältigen Pfeile habe ich stets verschiedene Möglichkeiten, wie ich einen Wachmann ablenken oder gar ausschalten möchte. So entsteht nach einiger Zeit wirklich das Gefühl, seinen Gegnern überlegen und ein wahrer Meisterdieb zu sein. Und genau das sollte ja „Thief“ auch vermitteln. Daher bin ich auch frohen Mutes, dass Eidos Montreal nicht nur eine tolle Stadt kreiert, sondern auch auf den teils sehr kniffeligen Pfaden des Ur-Vaters des Stealth-Genres wandelt. „Thief“ jedenfalls macht mich neugierig auf mehr!

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Kommentare

Heartz_Fear

Heartz_Fear

09. Oktober 2013 um 18:38 Uhr
CoolMind783

CoolMind783

10. Oktober 2013 um 01:02 Uhr