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Test: Assassin's Creed 4 - Black Flag

play3 Review: Test: Assassin’s Creed 4 – Black Flag

8.5

Hisst die Segel, ladet die Pistolen durch, wetzt die Schwerter: In „Assassin’s Creed 4: Black Flag“ geht ihr mit Kapitän Edward Kenway auf Kaperfahrt. Nach „Assassin’s Creed 3“ ist jetzt der Großvater von Connor Held der Actionserie.

Aber wartet der eingeschobene, vierte Teil der Assassinensaga auch mit echten Neuerungen auf? Wir haben haben „Assassin’s Creed 4: Black Flag“ getestet!

Hinweis: In der uns vorliegenden Version war der Multiplayer-Modus zwar schon spielbar. Die Server waren allerdings noch verwaist. Daher können an dieser Stelle keine endgültigen Wertung über die Mehrspieleroptionen abgeben. Das Rating bezieht sich daher auf den Singleplayer und dessen Qualitäten.

Was wir cool finden

Ein modernes Piratenmärchen
Die Geschichten hinter „Assassin’s Creed“ waren schon immer ein wenig wirr und undurchsichtig. „Black Flag“ bildet da keine Ausnahme, weiß aber – trotz einiger Längen – mit liebenswerten Charakteren, spannenden Momenten und netten Anspielungen zu punkten. So treffe ich einen Edward Kenway an, der nach Geld und Reichtum giert, dafür sogar seine Frau verlässt und sich der Piraterie zuwendet. Alsbald schlittert der Gute auch in den Konflikt zwischen den Assassinen und den Templern hinein. Der machthungrige Gouverneur Torres ist nämlich auf der Suche nach dem Observatorium, einer mystischen Maya-Konstruktion, welche ihm Kontrolle und Wissen über jeden Menschen auf dem Globus verschaffen würde. Er ist als Gegenspieler so etwas wie die graue Eminenz im Hintergrund. Er zieht die Fäden und lässt andere die Drecksarbeit für ihn erledigen.

Abseits des roten Fadens gibt es so noch allerlei Nebenstränge, die die zwölf Kapitel umfassende Geschichte ein wenig in die Länge ziehen. Da geht es um Sklaverei, um eine Piratenrepublik und letztlich natürlich auch um Edward, der immer tiefer in den Sumpf der Piraterie hineingezogen wird. Wirken die Bösewichte eher ein wenig sterotyp, sind es besonders die Freibeuter, die in „Assassin’s Creed 4: Black Flag“ gut wegkommen. Gerade ein Blackbeard oder auch Jack Kidd sind im Spiel tragende Figuren, die viel Tiefe besitzen und Sympathien auf sich ziehen.

Abseits des Piratenmärchens gibt es auch einige Ausflüge in die Büros von Abstergo Industries. Ähnlich wie in dem Playstation-Vita-Spiel „Assassin’s Creed: Liberation“ seid ihr hier Proband für das Animus-Entertainment-Programm. Diese Abschnitte außerhalb der virtuellen Realität nimmt ganz offensichtlich Ubisoft Montreal selbst aufs Korn. Mit viel Humor wird hier ein französischsprachiges Unternehmen mit freundlichen PR-Menschen und dunklen Machenschaften im Hintergrund präsentiert. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Die Ausflüge außerhalb des Animus nehmen – mit kleineren Hacking-Rätseln und Dialogen – rund drei Stunden in Anspruch. Die Hauptquest dagegen zirka 15 bis 20 Stunden.

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Das Meer ist meine neue Heimat
„Assassin’s Creed 4: Black Flag“ zeigt seine Stärken besonders dann, wenn sich Edward Kenway an Bord der Jackdaw befindet. Denn das Schiff ist Dreh- und Angelpunkt des Spiels und somit sein Hauptquartier. Ähnlich wie die USS Normandy in „Mass Effect 3“ kann ich die Jackdaw frei begehen, die Kapitänskajüte besuchen und das Schiff bei der Hafenmeisterei aufrüsten. Alle Upgrades kosten Rohstoffe wie Metall, Holz, Leinen und natürlich Goldmünzen. Ist die Jackdaw anfangs noch ein ziemlich heruntergekommener Kahn, verwandele ich sie über die Stunden zu einem mächtigen Kriegsschiff. Grundlage dafür ist natürlich die Piraterie. Ich schippere durch die Karibik und kapere Schiffe, als gäbe es kein morgen mehr.

Die Seeschlachten spielen sich ähnlich wie in „Assassin’s Creed 3“. Bedeutet: Ihr visiert mit Hilfe der Kamera an, reguliert das Tempo über die Aktionstasten und wechselt die Waffen abhängig davon, aus welcher Richtung die Feinde angreifen. Für Distanzattacken aktiviert ihr im Spielverlauf den Mörser, Verfolger schüttelt ihr mit explosiven Fässern ab, schnelle Schiffe bringt ihr mit den Kettenkanonen an der Spitze der Jackdaw zum Stehen. Was sich sehr actionreich anhört, ist taktisch anspruchsvoll und herausfordernd. Gerade Fregatten, schwere Kriegsschiffe oder die selten auftretenden Schatzkonvois sind harte Brocken. So spielen sich diese Schlachten toll und sehen auch absolut brillant aus. Wenn der Pulverdampf in den Himmel steigt, Feuer aus den Kanonen schießt und das Wasser über die Reling brandet, zeigt „Black Flag“ noch einmal, was in der PS3 steckt. Die Unterschiede zur Next-Generation-Version liegen in erster Linie in der Auflösung und ganz subjektiv hatte ich das Gefühl, dass die PS4-Fassung mit einer etwas höheren Framerate läuft. Echte Einbrüche gab es aber auch bei der PS3-Version kaum. Zudem muss man einige Einbußen in Bezug auf die Texturqualität und die Wassereffekte auf der Playstation 3 hinnehmen. Nichtedestotrotz sieht „Black Flag“ auf der PS3 weiterhin gut und absolut spielenswert aus.

Nach der Schlacht kommt das Entern des Schiffs. Hier müsst ihr abhängig von der Stärke des Gegners eine bestimmte Anzahl von Soldaten und Aufgaben erledigen. Hier ist „Black Flag“ wieder klassische Assassinen-Action mit einem soliden Kampfsystem. Die Jackdaw jedenfalls trägt riesiges Potenzial für Langzeitmotivation in sich. Denn spätere Missionen sind nur mit einem gut aufgerüsteten Schlachtschiff möglich. Es heißt also: Kämpfen, kapern, Beute machen. Mit jedem Upgrade verändert sich das Aussehen der Brigg und kosmetische Upgrades wie farbige Segel oder hübschere Steuerräder verleihen dem Schiff einen individuellen Anstrich. Da die Upgrades aufeinander basieren, dauert es seine Zeit, ehe die Jackdaw wirklich stark genug für besondere Herausforderungen wie die legendären Schiffe ist. Und wer die Elite-Teile für die Jackdaw freischalten will, muss die Baupläne gar in Tauchmissionen finden. „Assassin’s Creed 4: Black Flag“ kombiniert so Spielelemente wie das Ressourcenmanagement, die offene Spielwelt und Unterwassermissionen miteinander. Beutejäger haben hier richtig Spaß am Sammeln.

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Wunderschöne Karibikwelt
Der rote Faden des „Ich will noch mehr“ zieht sich durch das gesamte Spiel. Denn während die Kampagne einige Längen aufweist, gibt es in dem Open-World-Komplex eine wirklich starke Mischung aus traditionellen „Assassin’s Creed“- und frischen Piraten-Elementen.

In Städten wie Kingston, Nassau oder Havanna ist „Black Flag“ wieder ganz Teil der Serie. Diese Orte sehen aufgrund der insgesamt etwas kleineren Umfänge und flacheren Stadtstruktur lange nicht so beeindruckend aus, wie die Großstädte früherer Tage. Aber im Kern ist das Gameplay hier nahezu identisch. Edward kann Assassinenaufträge annehmen und Zielpersonen ausschalten. Er sucht Shantys – Seemannslieder für die Jackdaw – in kleineren Verfolgungssequenzen. Er sammelt Abstergo-Bruchstücke für zusätzliche Informationen.

Deutlich spannender sind da schon die Assassinenjobs für den Maya-Attentäter Ah Tabai. Hier verfolgt ihr kleine Geschichten rund um den Konflikt zwischen den Mayas und den Templern und bekommt nach einigen Missionen Schlüssel für eine Schatzkammer in Edwards Unterschlupf. Darin befindet sich eine besonders hübsche Assassinenrüstung. Ein ähnliches Spielprinzip steckt hinter den Maya-Steinen. Diese entdeckt ihr, indem ihr die auf den Inseln verteilten Statuen erklimmt und die Lichtornamente zur Umgebung ausrichtet. Habt ihr alle Steine, erhaltet ihr ein Maya-Outfit.

Ein Lob verdient sich Ubisoft aber für die Wasserwelt. Denn diese ist herrlich lebendig und eine tolle Abwechslung zu den klassischen Assassinenmissionen. Das Craften von Gegenständen ist zwar hohl (siehe weiter unten), aber gerade der Fischfang ist ein riesiger Spaß. Die Gefechte mit Haien und Walen sehen toll aus und auch hier machen sich die Upgrades der Jackdaw bemerkbar. Weiße Wale und Haie sind nämlich keine leichte Beute und bedürfen einiger Verbesserungen.

Das Tauchen auf der anderen Seite hat es mir besonders angetan. Hier wechselt Edward nämlich die Rolle vom Jäger zum Gejagten. Er muss Haien, Muränen und Quallen ausweichen, dabei seinen Sauerstoffvorrat beachten. Gar nicht so einfach, dann auch noch die Kisten zu sammeln. Die Tauchpassagen sind kleine Dungeons für sich und sind herrlich stimmig gestaltet. Einige münden sogar in unterirdischen Buchten, sodass Land- und Wasser-Gameplay miteinander verknüpft werden.

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Alte Tugenden
An Land spielt sich aber „Assassin’s Creed 4: Black Flag“ wie ein ganz typischer Ableger der Serie. Hier gibt es keinerlei Überraschungen. Mit der R2-Taste setzt ihr zum Freerunning an, springt über Stock und Stein, klettert Gebäude hinauf und synchronisiert Aussichtspunkte. Bei Fluchtmissionen ist allerdings ein wenig Fingerspitzengefühl gefragt, da Edward auch gerne mal an den falschen Objekten hochklettert.

Ein wenig Management gibt es natürlich auch: Edward baut seine eigene Piratenrepublik auf, kauft Läden und hortet Schätze in einer abgelegenen Höhle. In der Kapitänskajüte kümmert ihr euch zudem um eure Flotte – ähnlich wie die Bruderschaft in „Assassin’s Creed: Brotherhood“. Für ein wenig Ablenkung ist also gesorgt.

Aus technischer Sicht sollte niemand einen gewaltigen Sprung erwarten. Die Seeschlachten – gerade beim Belagern von Forts oder bei Unwettern – sind der grafische Höhepunkt des Spiels. Der Rest – also die Gesichtsanimationen, die Städte und auch die Dschungel- und Tempelgebiete – ist auf starkem PS3-Niveau und damit ähnlich gut wie die Vorgänger.

Was wir weniger cool finden

Schleichen von gestern!
Das größte Manko von „Assassin’s Creed“ ist seine inzwischen in die Jahre gekommene Stealth-Mechanik. Edward Kenway kann sich weiterhin nicht ducken, ein Deckungssystem gibt es auch nicht. Stattdessen stolziere ich aufrecht in versteckte Gebiete und suche nach Heuhaufen, Bänken oder Gebüschen – so genannten Anpirschzonen. Ich fühle mich in „Assassin’s Creed“ eingeschränkt, habe nicht den Eindruck mit meinen eigenen Weg bahnen zu dürfen. Stattdessen suche ich den von den Entwicklern vorgegebenen Pfad, denn dieser ist der leichteste und führt am schnellsten zum Erfolg. Weiche ich von diesem ab – etwa bei reinen Schleichmissionen in Tulum oder außerhalb von Havannas – sind ständige Neustarts vorprogrammiert. Unzählige Male wurde ich hier von Alligatoren angegriffen oder gar von Wachleuten entdeckt. Das Schleichen macht in „Black Flag“ wenig Spaß.

Leider bestehen viele Missionen der Kampagne aus Altlasten früherer Teile. Das Belauschen von Zielpersonen zieht sich erneut wie Kaugummi und ist trotz überarbeiteter Adlersicht zum Markieren von Gegnern eine tranige Angelegenheit, da die Computer-Menschen auch nur selten etwas Interessantes zu berichten haben. Gleiches gilt für das Verfolgen von Feinden. Auch hier kommt keine Spannung auf. An dieser Stelle muss Ubisoft unbedingt in den kommenden Jahren nachbessern.

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Edward, Super-Pirat
„Assassin’s Creed“ war noch nie für seine starke Computer-KI bekannt. Aber diesmal ist der Hauptcharakter auch noch viel zu mächtig. Edward Kenway ist Meister der Klingen und kann mit den richtigen Upgrades zwei Säbel und bis zu vier Pistolen gleichzeitig tragen. Das Kontersystem ist weiterhin viel zu mächtig und darüber hinaus gibt es einfach zu wenig verschiedene Gegnertypen. Einzig der Scharfschütze wird Edward gefährlich, sofern der Bursche weit genug weg steht. Ansonsten aber sind selbst die schweren Axtsoldaten oder die Offiziere nur noch Kanonenfutter. Denn wie in „Assassin’s Creed“ üblich greifen selbst größere Truppenverbände stets nur einzeln an, sodass ihr euch keine Sorgen um Edward machen müsst. Und kommt ihr doch einmal in Probleme, werft eine Rauchgranate und rennt weg! Die Soldaten vergessen schneller, was vor dreißig Sekunden passiert ist, als manch ein Alzheimerpatient.

So ist Edward gleich von Beginn an ein vollständiger Assassine. Seine Bewegungen wurden nahezu unverändert von den Vorgängern übernommen, eine echte Entwicklung seiner Fähigkeiten gibt es nicht. Wirklich übel ist mir eine der ersten Missionen aufgestoßen, bei denen es Pirat Edward mit Maya-Assassinen aufnimmt und diese mit Leichtigkeit abfertigt. Das passt leider nicht zu der Tradition der Assassinen, wie sie in den Vorgängern proklamiert wurde.

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Hohles Crafting
Einen faden Beigeschmack hinterlässt das an „Far Cry 3“ erinnernde Crafting-System. Durch die Jagd von Tiere oder Fischen erhaltet ihr Rohstoffe, die ihr wiederum im Optionsmenü mit nur einem Klick zu Ausrüstungsgegenständen verarbeitet. Diese Erweiterungen sorgen dann beispielsweise für mehr Lebensenergie, zusätzliche Pistolen oder mehr Platz für Darts im Köcher. Eine echte Progression gibt es auch hier nicht. Alle Erweiterungen sind von Beginn frei zugänglich.

Gleiches gilt auch für die bei Händlern verfügbaren Waffen. Auch diese sind sehr früh frei verfügbar. Wer also das stärkste Schwert haben möchte, muss also nur ein wenig sparen und kann sofort zuschlagen. Ubisoft hat sowohl bei der Inventargestaltung, als auch bei den Kämpfen Balancing-Probleme, die zu Lasten der Spielbarkeit geht.

System: PlayStation 3, Playstation 4
Vertrieb: Ubisoft
Entwickler: Ubisoft
Releasedatum: 29. Oktober 2013
USK: ab 16
Offizielle Homepage: http://www.assassinscreed.de/

8.5

Wertung und Fazit

Test: Assassin’s Creed 4 – Black Flag

„Assassin's Creed 4: Black Flag“ bekommt gerade noch die 8.5! Denn wenn es eine reine Singleplayer-Kampagne wäre, würde ich dem Spiel maximal eine 7.5 geben. Denn die Story ist – trotz vieler guter Ansätze – einen Tick zu lang und verworren. Das eigentliche Spiel leistet sich ungewohnte Schwächen. Besonders das Kampfsystem und das Crafting kosten wichtige Punkte. Außerdem bedarf die Schleichmechanik eines grundlegenden Neuaufbaus. Zwar funktioniert diese besser als „Assassin's Creed 3“, aber nichtsdestotrotz gibt es massig Baustellen. Warum kann sich Edward im Jahr 2013 nicht ducken? Warum muss ich immer noch von Busch zu Busch springen? Glücklicherweise fängt die Open-World-Spielmechanik diese Defizite über weite Strecken wieder auf. Die Karibik ist ein herrlicher Spielplatz für Freibeuter: Tauchen, plündern, Schiffe kapern, die eigene Piratenrepublik aufbauen, Flotte managen, Schätze finden. Gerade der Aufbau der Jackdaw motiviert ungemein und die Seeschlachten sind grandios inszeniert. Mir machte die offene Spielwelt riesigen Spaß. Sie unterhielt mich mit all ihren Extras, versteckten Schätzen und genialer (Piraten-)Atmosphäre weit mehr als die Kampagne.

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Kommentare

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