Review

TEST: Killzone

play3 Review: TEST: Killzone: Shadow Fall – Wirklich der PS4-Systemseller?

7.0

Mit der Verschiebung von „DriveClub“ fehlte Sony ein weiteres AAA-Exklusivspiel im Startaufgebot. Nun lastet die gesamte Bürde auf „Killzone: Shadow Fall“. Der Ego-Shooter vom niederländischen Entwickler Guerilla Games ist für viele der Kaufgrund für die Playstation 4.

Aber ist dieses Vertrauen in die Holländer überhaupt gerechtfertigt? Die Redaktion spielt „Killzone: Shadow Fall“ bereits seit Tagen und verrät, warum der Shooter zwar geil aussieht, aber spielerisch enttäuscht.

Was wir cool finden

Was macht das Licht?
„Killzone: Shadow Fall“ ist ein Next-Generation-Exklusivspiel und zeigt es auch gerne. Gerade die Darstellung weitläufiger Außenlevels ist ungemein imposant. Erinnert die Hauptstadt der Vektaner mit vielen Hochhäusern und bunten Farben eher an ein modernes New York, fühle ich mich in New Helghan fast wie in einen finsteren Science-Fiction-Film wie „Blade Runner“ versetzt. Denn „Killzone“ setzt massiv auf farbige Lichteffekte. Nicht selten überstrahlen rote oder weiße Lichtbündel den Bildschirm, blenden mich und kreieren so einen kurzen Moment der Orientierungslosigkeit. Die Lichteffekte sind alle in Echtzeit berechnet und entsprechend reagieren auch die Schattenwürfe dynamisch auf das Geschehen.

Nicht selten nehme ich mir beim Test einige Sekunden Zeit und werfe einen Blick über die weiten Areale des Spiels. Denn die Missionen von „Killzone“ schenken mir immer wieder Aussichtspunkte und damit tolle Bilder der Umgebung. Kleiner Höhepunkt des Spiels sind die Abschnitte in der Schwerelosigkeit. Dabei schwebt Protagonist Lucas Kellan nicht nur durch havarierte Raumschiffe, sondern auch durch den Weltraum. Die Darstellung der Planeten und insbesondere der Sonnenstrahlen ist hier einfach genial.

Etwas unspektakulärer fallen dagegen die Innenabschnitte aus. Abgesehen von den knackscharfen Texturen und der flüssigen 1080p-Grafik gibt es hier nur allzu selten wirklich spannendes zu berichten. An diesen Stellen stößt „Killzone“ an die Grenzen des Szenario. Finstere Metalloberflächen bleiben eben auch bei Full HD finstere und leicht monotone Metalloberflächen.

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Ein Hauch von Stealth
Als Ego-Shooter funktioniert „Killzone: Shadow Fall“ ordentlich, spielt sich aber nicht ganz so knackig wie beispielsweise ein „Call of Duty: Ghosts“. Mich störte im Speziellen das etwas müde Waffen-Design, das nicht mit seinen konservativen Prügeln nicht so wirklich zu dem futuristischen Setting passen will. Das Handling geht allerdings über weite Strecken in Ordnung, speziell schwere Knarre verreißen bei Dauerfeuer sehr nett und erfordern somit Feingefühl am Abzug. Das Waffen-Feedback selbst hätte für meinen Geschmack etwas deutlicher ausfallen dürfen. Treffer werden oft nur indirekt angezeigt, manchmal rappeln sich die Helghast sogar nach etlichen Salven aus unerfindlichem Grund wieder auf. Hier fehlen mir immer wieder deutliche Signale, ob ich tatsächlich ins Schwarze getroffen habe oder eben nicht.

Allerdings ermutigt mich „Killzone: Shadow Fall“ gerade im späteren Spielverlauf, die Knarre auch mal stecken zu lassen und es mit ein wenig Schleicherei zu probieren. Diese Stealth-Elemente, wenn auch vergleichsweise simpel gehalten, gefallen mir ausgesprochen gut. Sie sind eine gelungene Abwechslung zu den unzähligen Schlachten mit Helghast-Soldaten. In einer Mission seid ihr gar unbewaffnet und müsst euch auf Kommandos über das Funkgerät verlassen. Diese Momente im Spiel sind ganz ausgezeichnet und atmosphärisch dicht. Sie lockern den ansonsten etwas zähen Spielfluss merklich auf und wirken in sich frisch und unverbraucht. Gerade wenn später Kameras und Geschütze ins Spiel kommen, ist vorsichtiges Herantasten und taktisches Vorgehen nämlich Pflicht.

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Hightech-Finessen
Spielfigur Lucas besitzt einige spezielle Hilfsmittel, die ihm das Leben in der feindlichen Welt von „Killzone“ erleichtern. Durch das Halten des Digital-Kreuzes scannt ihr beispielsweise die umliegende Umgebung. Dort befindliche Feinde oder auch Geschütze werden dann farbig hervorgehoben. Es ersetzt sozusagen den Radar in anderen Ego-Shootern.

Ebenfalls positiv fällt im Test die OWL, sprich die Drohne, auf. Deren Funktion verändert ihr mit einem Wischen über das Touchpad im Zentrum des neuen Dualshock Controllers. Mit einem Klick auf L1 lasst ihr euch anschließend ein Schutzschild schicken, weist die Drohne zu einem Angriff mit dem MG oder der EMP-Ladung an. Zudem dient die OWL als Transportmittel: Von höheren Stellungen aus lässt sich Lucas mit einem Seilzug an den gewünschten Ort schicken. Weiterhin belebt euch die Drohne wieder, falls euch die Helghast mal zu sehr in die Mangel genommen haben. Voraussetzung dafür ist allerdings Adrenalin, welches in den Level versteckt liegt.

Außerdem nutzt „Killzone: Shadow Fall“ den Lautsprecher im Controller zum Abspielen von Audiologs. Auch wenn diese teils schlecht übersetzt wirken, ist der Effekt durch den etwas knarzigen Speaker ganz ausgezeichnet. Auf diese Elemente hätte Guerilla Games viel häufiger setzen sollen, denn die Geschichte bleibt in „Killzone“ trotz einiger Ansätze auf der Strecke.

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Der Multiplayer
Der Mehrspieler-Modus von „Killzone: Shadow Fall“ präsentiert sich stärker als die Kampagne. Denn er bietet alles, was das moderne Shooter-Herz verlangt. Ihr könnt Loadouts nahezu frei zusammenstellen, schaltet im Verlauf Waffen-Extras wie Lampen oder Zielfernrohre frei. Klasse: Beinahe alle Waffen sind von Beginn an frei zugänglich, sodass ihr fleißig experimentieren dürft und es keinen direkten Nachteil durch besser ausgerüstete Gegner gibt. Statt Waffen-Upgrade bekommt ihr als Belohnung für das Erledigen von Herausforderungen Effektivitätsboni für die von euch benutzten Waffen. Zudem habt ihr die Möglichkeit, ganz ähnlich wie in „Assassin’s Creed 4: Black Flag“ eigene Spielregeln zu kreieren und die online auszuprobieren. Der Multiplayer spielt sich flott und abwechslungsreich. Gut so!

Was wir weniger cool finden

Wer bin ich und wenn ja, wie viele?
Die Vernachlässigung der Geschichte und der Charakterzeichnung scheint eine Modeerscheinung bei aktuellen Ego-Shootern zu sein. Denn ähnlich wie in „Battlefield 4“ kommt auch „Killzone: Shadow Fall“ kaum über das Niveau eines schlechteren Groschenromans hinweg. Dabei startet das Spiel dramatisch und in sich stimmig mit der Flucht von Lucas Kellan und seinem Vater aus New Helghan. Wie „The Last of Us“ zeigt auch „Killzone“ seinen Helden zunächst als kleinen Jungen. Doch was dann geschieht, spottet jeglicher Beschreibung. Mit zwei kurzen Einblendungen überspringt das Spiel kurzentschlossen 18 Jahre. Was dazwischen passiert ist? Lucas ist jetzt ein supertoller Shadow Marshall und der Konflikt zwischen Helghast und Vektanern brodelt heißer als jemals zuvor. Mehr muss ich anscheinend nicht wissen.

Die Geschichte von „Killzone: Shadow Fall“ wirkt in sich unzusammenhängend. Gerade in der ersten Hälfte wirft mich das Spiel immer wieder in einen willkürlichen Einsatz nach dem nächsten. So folgt beispielsweise auf einen Terroranschlag sofort eine Geiselnahme und anschließend ein Bombenattentat auf den Bahnhof der Hauptstadt. Aber anstatt ein Gefühl der Not und der Panik zu vermitteln, plätschert „Killzone“ nur vor sich hin und schwingt dabei dir Moralkeule. Gerade im späteren Verlauf hämmert „Killzone“ geradezu auf Kernthemen wie Rassismus herum. Subtil ist anders. Spannend leider auch.

Das macht sich leider auch im Level-Design bemerkbar. Die gute Nachricht: Die insgesamt 10 Abschnitte sind riesig groß und – ähnlich wie in „Crysis 3“ – alles andere als linear. Das Problem: Die Missionsbeschreibungen gehen zwischen den Aufträgen komplett unter. Und läuft das Kapitel erst einmal, nerven mich Bildschirmanzeigen, die derart klein und funzelig sind, dass ich sie kaum identifizieren kann.

Bestes Beispiel: In Kapitel 6 muss Lucas der Helghast-Überläuferin Echo Feuerschutz geben. Warum aber der weiße Marker auf dem weißen Scheinwerfer platziert wurde, bleibt wohl ein Geheimnis der Entwickler. So stolpere ich aufgrund fehlender Erklärungen und mangels Karte immer wieder durch die Missionen, Orientierungspunkte gibt es nicht. Die Benutzerführung ist schlichtweg miserabel. Ständig verlaufe ich mich, renne in Sackgassen. Eine offene Level-Gestaltung befürworte ich ohne wenn und aber, aber dann will ich auch dem Szenario entsprechende Hilfsmittel haben, mit denen ich – wenn ich es denn möchte – möglichst schnell von Punkt A nach Punkt B finde. Dass Lucas einen Scanner der Umgebung, aber kein GPS-System besitzt, ist angesichts des Science-Fiction-Szenarios geradezu grotesk lächerlich.

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Denn sie wissen nicht, was sie tun
Ähnlich unausgegoren wirkt die Gegner-KI. Das Verhalten der Helghast-Soldaten schwankt zwischen gefährlich und Grundschule. Je komplexer die Level-Struktur, desto mehr tendieren ihre Angriffsmuster allerdings in Richtung Hühnerhaufen bei Großbrand.

Besagter Bahnhof in der Hauptstadt Vektas beispielsweise ist nicht nur hübsch anzuschauen, sondern auch geprägt durch viele Höhenunterschiede, vorbei fahrende Züge und wenige sichere Plattformen. Hier wuseln die Spezialisten wild durcheinander, klettern hoch und runter, versuchen mich irgendwie ins Fadenkreuz zu bekommen. Ihre eigene Deckung vernachlässigen sie dabei sträflich.

Halbwegs solide präsentiert sich die Gegner-KI allerdings auf Ebenen. Hier gelingt es den Burschen ganz ordentlich, sich hinter Mauern in Stellung zu bringen und gelegentlich versuchen sogar einzelne Truppen, mich zu umzingeln.

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Wo bleibt das Adrenalin?
Was mir bei „Killzone: Shadow Fall“ wirklich fehlte, war aber das Gefühl von Panik und Dringlichkeit. Wo in „Call of Duty: Ghosts“ und „Battlefield 4“ die Welt um mich herum untergeht, ist „Killzone“ geradezu stoisch ruhig. Selbst wuchtige Endschlachten fühlen sich wie eine bessere Zwischenlösung an. Ein paar Kampf-Walker und einige unsortierte Fußtruppen. Mehr gibt es in diesem Falle nicht. Danke ausreichend vieler Waffen und Granaten sind selbst solche entscheidenden Schlachten meist weitaus einfacher als Standard-Kämpfe mit einer Überzahl an Militärs.

So schön „Killzone: Shadow Fall“ insbesondere in der Darstellung weiter Landschaften und Städte ist, so unspektakulär wirken viele der Schlachten. Splittergranaten verpuffen geradezu und das Zerstörungsmodell – etwa bei Wänden, Kisten oder Deckungsmöglichkeiten – kommt im krassen Gegensatz zu „Battlefield 4“ hier viel zu selten zum Einsatz. Die pure Effektdichte hätte ruhig eine Spur deutlicher sein können. Bei einem PS4-Spiel erwarte ich bei hektischen Schusswechseln geradezu, dass mir die Trümmer im Dutzend billiger um die Ohren fliegen. Das kreiert ein Gefühl der Bedrohung, welches ich gerade in späteren Levels von „Killzone“ doch arg vermisst habe.

System: PlayStation 4
Vertrieb: Sony
Entwickler: Guerilla Games
Releasedatum: 29. November 2013
USK: ab 18
Offizielle Homepage:http://www.killzone.com/

7.0

Wertung und Fazit

TEST: Killzone: Shadow Fall – Wirklich der PS4-Systemseller?

6.5 oder 7.0 - wir haben uns für die 7.0 entschieden. Ausgemacht hat diese Entscheidung der Multiplayer-Modus, dieser war für uns das Zünglein an der Waage. Nichtsdestotrotz, „Killzone: Shadow Fall“ ist für mich eine herbe Enttäuschung. Es gab nur ganz wenige Momente, in denen mich das Spiel wirklich gepackt hat. Schuld daran ist die miserable Benutzerführung, die viel zu kleinen Bildschirmanzeigen und eine Hintergrundgeschichte, die das Flair früherer Tage vermissen lässt. „Killzone: Shadow Fall“ gibt mir keinen Grund, mich auch nur einen Hauch für das Spiel zu interessieren: Die Story und allen voran der Hauptcharakter sind absolut farblos. Die Botschaft stumpf. Die Gegner sind dumm. Die Missionen wirken unzusammenhängend und sind über weite Strecken zu unspektakulär. Allerdings – und das halte ich „Killzone“ zu Gute – sieht es gerade in den Außen-Levels wirklich fantastisch aus. Die weiten Blicke über Städte und Landschaften sind beeindruckend, die Lichteffekte erzeugen zuweilen eine hübsch-düstere „Blade Runner“-Atmosphäre. Als Shooter präsentiert sich „Killzone“ als solider Durchschnitt mit einer guten Steuerung und einem semi-spannenden Waffenarsenal. Gut gefielen mir dagegen die Drohne und die Implementierung des neuen Dualshock Controllers. Die OWL gibt mir eine zusätzliche taktische Komponente und der Lautsprecher im Gamepad versorgt mich zwischendurch mit Audiofiles. Eine nette Idee! Trotzdem hätte Guerilla Games hier viel mehr rausholen müssen. „Killzone: Shadow Fall“ zeigt eindrucksvoll, wozu die Playstation 4 technisch in der Lage sein kann, offenbart aber gleichzeitig den spielerischen Stillstand mit dem gerade das Shooter-Genre zu kämpfen hat. Vor fünf Jahren hätte mich „Killzone“ noch von der Couch gefegt. In Zeiten von „Bioshock Infinite“ oder auch Titeln wie „Call of Duty: Ghosts“ und „Battlefield 4“ – jeder Titel hat seine individuellen Stärken – erwarte ich auch vom Next-Gen-"Killzone" schlichtweg mehr!

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