Review

PS3-TEST: Sacred 3

play3 Review: PS3-TEST: Sacred 3

6.5

Das 2004 veröffentlichte Action-Rollenspiel „Sacred“ war so etwas wie das Open-World-Pendant zu „Diablo 2“. Mit diesen Ansprüchen hat „Sacred 3“ leider nicht mehr viel zu tun. Stattdessen verwandelt das Frankfurter Entwicklerstudio Keen Games das Action-Rollenspiel in einen unkomplizierten Online-Dungeon-Crawler, der zwar in Sachen Komplexität der Konkurrenz hinter hinkt, aber für einige Stunden zumindest soliden Spielspaß bietet.

Was wir cool finden

Ancaria in all seiner Pracht
Auf den ersten Blick mutet „Sacred 3“ wie „Diablo 3“ an. Ihr betrachtet das Geschehen von schräg oben, die Kameraperspektive lässt sich nicht verändern. Nur an einigen Schlüsselstellen im Spiel dreht die Perspektive automatisch. Durch den vergleichsweise hohen Kamerawinkel gehen natürlich einige Details verloren, nichtsdestotrotz kann sich „Sacred 3“ absolut sehen lassen. Die Fantasy-Umgebung ist angenehm abwechslungsreich und die Szenarien wechseln zwischen finster ausgeleuchteten Kellern, dicht bewachsenen Waldgebieten und zerstörten Städten.

Auch wenn es nicht viele zerstörbare oder interaktive Objekte in „Sacred 3“ gibt, so erzeugen immer wieder eingestreute Zwischenereignisse wie Artilleriebeschuss hübsche Effekte und ein gewisses Gefühl der Bedrohung. Meine absolute Begeisterung entfacht die Präsentation von „Sacred 3“ dann aber doch nicht. Denn das Spiel neigt auf der Playstation 3 zu derben Ruckeleinlagen. Die stören zwar den Spielablauf kaum, fallen jedoch gerade in der Anfangsphase negativ auf.

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Flotte Kämpfe, viele Feinde
Die Geschichte um Oberschurken Zane und die Zerstörung Ancarias gerät in „Sacred 3“ ins Hintertreffen. Stattdessen kloppt ihr euch durch etwa ein Dutzend große Story-Missionen – Dauer 20 bis 30 Minuten -, sowie durch mehr als 20 kleinere Instanzen. Die Einsatzgebiete wählt ihr direkt auf der Weltkarte aus und tatsächlich sind die Kämpfe ausgesprochen launig. Schuld daran ist vor allem die unkomplizierte Steuerung. Die Spezialfertigkeiten der vier Charakterklassen finden ihren Platz auf den Schultertasten. Mit dem X-Button zeigt ihr euren Standard-Angriff. Mit der Kreis-Taste weicht ihr aus oder blockt. Ja, ihr müsst in „Sacred 3“ euren Defensivstil wählen. Block oder Seitwärtsrolle sind nämlich Fertigkeiten im Spiel.

Die Steuerung läuft in dem Action-Rollenspiel butterweich. Nach wenigen Missionen kugelt man sich vor anrückenden Trollen aus dem Weg, bringt sich vor Keulenattacken in Sicherheit und lernt die Spezialkräfte seiner Helden zu nutzen. Mit der Seraphim etwa ist die Kombination aus Kettenblitz und Druckwelle perfekt, um Horden auszuschalten. Das Handling ist klasse und macht nicht zuletzt den Spaß am Spiel aus.

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Unkomplizierter Multiplayer – on- und offline!
So richtig Freude bereitet „Sacred 3“ im Mehrspielermodus. Dieser läuft entweder mit zwei Spielern an einer Konsole oder mit bis zu vier Teilnehmern über das unkomplizierte Drop-In-Drop-Out-System. Gemeinsam Monsterhorden unschädlich machen, ist absolut unterhaltsam und macht aufgrund der puren Masse an Feinden richtig Laune.

Ein bisschen Teamwork gibt es zudem auch: Per Stoßgebet bufft ihr kurzfristig euren Kameraden oder belebt ihn wieder. Einige Tränke ziehen zudem einen Radius um die eigene Figur. Befindet sich der Kollege in diesem Kreis, profitiert er davon.

Allerdings ist „Sacred 3“ kein sonderlich schweres Spiel. Bereits auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad sind die Monsterwellen mit mehreren Spielern keine Herausforderung. Mein Tipp: Spätestens ab Charakter-Level 15 den maximalen Schwierigkeitsgrad auswählen.

Was wir weniger cool finden

Humor ist, wenn man trotzdem lacht!
Wir Deutschen haben einen ganz besonderen Sinn für Witze und Späße. Aber das Frankfurter Entwicklerteam Keen Games treibt es in „Sacred 3“ auf die Spitze. Trotz des vergleichsweise ernsten Szenarios – der Zerstörung von Ancaria – ist man nur von Komikern umgeben. Eure Touristenführerin Aria nervt ständig mit Sprüchen wie „Gut gemacht und jetzt das Ganze nochmal“. Sie ist sicher nicht unsympathisch, aber erst als sie -ACHTUNG, SPOILER – von Oberschurke Zane entführt wird, kommt so etwas wie Spannung und Dramatik auf.

Den Vogel schießt Keen Games aber mit den Schutzgeistern ab. Auf der Gameplay-Seite buffen diese Geistergestalten euren Helden und verbessern beispielsweise Angriffswerte oder erhöhen die Wahrscheinlichkeit auf kritische Schäden. Soweit eine gute Idee! Allerdings sind die Geister absolute Schwachköpfe und kommentieren jede eurer Aktionen. Da hätten wir etwa einen vollkommen panischen Drachen, der plötzlich „Aaaaaaaah … jetzt geht es mir besser“ brüllt. Oder einen Möchtegern-Macho, der die weiblichen Helden mit zweideutigen Anmachsprüchen bearbeitet und sie nach Treffern als „Sahnetörtchen“ tituliert. Nervig!

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Monotoner Metzel-Alltag
Grundsätzlich sind alle Levels gleich aufgebaut: Es gibt ein Anfang und ein Ende. Dazwischen liegen jede Menge Monster und Kreaturen. Geheimnisse gibt es kaum. Nur gelegentlich verstecken sich Schatzkisten abseits der Route. Viel häufiger aber stellt euch das Spiel vor unsichtbare Wände und führt euch durch die allzu geradlinigen Abschnitte. „Höhepunkte“ des Leveldesign die ständigen Wellenangriffe mit gelegentlichem Schalterdrücken. Viel mehr als Fließbandmetzeln wird in „Sacred 3“ nicht geboten!

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Kaum RPG-Tiefe
„Sacred 3“ ist zu leicht und zu simpel. Loot gibt es nicht. Stattdessen verbessern sich Waffen und Rüstung irgendwann automatisch. Zusätzliche Kampffertigkeiten und Power-Ups kauft ihr mit Gold, von dem es im Spielverlauf mehr als genug gibt. Die Charakterentwicklung ist simpel und linear. Nur selten gabeln sich Fähigkeitenbäume.

Insgesamt vermisse ich einfach die Spieltiefe, die mich abseits des munteren Kampfsystems bei der Stange hält. Mein Charakter ist zu schnell viel zu stark und unter den fehlenden Optionen leidet die Langzeitmotivation. Warum Keen Games von echtem Loot absieht, ist für mich ein absolutes Rätsel. Gerade im Mehrspielermodus wäre es klasse, zu sehen, wie andere Spieler ihre Charaktere ausrüsten und individualisieren.

Über den Autor:Olaf ist bereits seit dem Jahr 2000 als freier Redakteur im Bereich der Video- und Computerspiele tätig. So schrieb er u.a. von 2005 bis 2007 für die Printmagazine „play THE PLAYSTATION“ und die Schwestermagazin „Playstation – Das offizielle Magazin“ und „Games Aktuell“. Heute arbeitet er u.a. für „COMPUTER BILD Spiele“ und „www.spieletipps.de“ oder schreibt Specials und Tests für „playBlu“ von Computec.

System: Playstation 3
Vertrieb: Deep Silver
Entwickler: Keen Games
Releasedatum: erhältlich
USK: ab 16
Offizielle Homepage: http://sacred3.deepsilver.com/de/

6.5

Wertung und Fazit

PS3-TEST: Sacred 3

Natürlich hat „Sacred 3“ mit seinen Vorgängern nicht mehr viel gemein. Aus dem einstigen Open-World-RPG ist ein grundsolides Action-Spiel im „Gauntlet“-Stil geworden. Und tatsächlich macht „Sacred 3“ auf eine perfide Weise Spaß. Die Kämpfe sind speziell mit Freunden oder Online-Partnern für eine oder maximal zwei Stunden gute Unterhaltung. Doch langfristig mangelt es „Sacred 3“ einfach an Anspruch und Tiefe. Irgendwann kann ich das Geplapper von Aria und den Geistern nicht mehr hören. Irgendwann fühlt sich auch das Klimpern der herabfallenden Münzen nicht mehr belohnend an. Selbst die übergroßen Boss-Gegner verkommen schnell zum Pausensnack. „Sacred 3“ ist besseres Fast-Food-Gaming und reicht längst nicht an die Klasse von „Diablo 3“ heran. Trotzdem: Wer ein Spiel für schnelle und einfache Unterhaltung sucht, liegt hier sicherlich nicht daneben.

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Kommentare

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