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PS4-TEST: Dragon Age

play3 Review: PS4-TEST: Dragon Age: Inquisition

9.0

Wie viel Kritik musste Bioware seit dem Erscheinen von „Dragon Age 2“ einstecken? Ganz egal, ob mit dem Kampfsystem des Rollenspiels oder mit dem Ende von „Mass Effect 3“ – Scheinbar konnte es das Entwicklerteam niemandem so wirklich recht machen.

Kein Wunder, dass „Dragon Age: Inquisition“ so etwas wie eine Liebeserklärung an den ersten Teil der Saga ist. Mit Drachen, Pausenmodus, kantigem Dialogsystem und riesigem Spielumfang.

Was wir cool finden

Die Welt ist nicht genug
„Dragon Age: Inquisition“ umfasst insgesamt zehn Gebiete, von denen allein die Hinterlande so groß sind wie die beiden ersten Teile zusammen. Soll heißen: „Inquisition“ ist riesig. Wer sich wirklich beeilt, hat die Hauptgeschichte nach 40 bis 50 Stunden durch. Wollt ihr wirklich jede Kleinigkeit entdecken, seid ihr sicher mehr als 100 Stunden beschäftigt.

Das Missionsdesign ist über die Zeit abwechslungsreich und motivierend. Mal schließt ihr die überall in der Welt verstreuten Risse, durch die Monster nach Thedas gelangen. Mal erledigt ihr kleinere Kampf- oder Botendienste. „Inquisition“ leidet zwar zuweilen auch unter dem für Rollenspiel typischen Sammelwahn und lässt euch immer wieder Gegenstände einholen und abliefern. Aber diese Problematik hält sich schwer in Grenzen.

Stattdessen nutzt Bioware auch die Nebenaufgaben, um spannende Geschichten zu erzählen. So wird beispielsweise das Hinterland durch den Konflikt zwischen Magiern und Templern durchgeschüttelt. In fast jeder eurer Aufgaben erfahrt ihr Einzelschicksale oder zusätzliche Details über diesen Streit. „Dragon Age: Inquisition“ setzt den Fokus stets auf die Figuren und ihre Hintergründe. Selbst wenn manche Aufgaben vergleichsweise simpel sind, so machen sie im Gesamtkontext Sinn und erhalten so eine Bedeutung und Schwere.

Daher wird es wohl niemanden überraschen, dass „Dragon Age: Inquisition“ ein sehr geschwätziges Rollenspiel ist. Über die Zeit schaltet ihr neben dem Elfenmagier Solas, Hüterin Cassandra und Schurke Varric noch weitere Charaktere frei. Das Gefüge innerhalb der Gruppe ist ebenso interessant wie die einzelnen Charaktere selbst. So lohnt es sich immer wieder mit den Burschen und Damen zu plaudern. Auf diese Weise kreiert ihr eine persönliche Bindung her und schafft Sympathien oder Antipathien. Liebschaften gibt es natürlich auch.

An Schlüsselstellen müsst ihr erneut wichtige Entscheidungen treffen. Wollte ihr mit Templern oder Magiern paktieren? Wollt ihr Dunkelmagier Dorian wirklich mitnehmen? Diese Wahlmöglichkeiten sind von größter Wichtigkeit und ähnlich wie bei „Mass Effect 3“ das Salz in der Suppe. Die Dialoge sind gespickt mit Freiheiten und wichtigen Sätzen, die häufig den Verlauf eines Gesprächs und die Verhältnisse der Figuren untereinander verändern können.

Die Synchronisation der deutschen Fassung ist bis auf wenige Nebendarsteller sehr gelungen. Gerade die Protagonisten wurden akzentuiert und emotional in Szene gesetzt. Ähnlich souverän präsentiert sich „Dragon Age: Inquisition“ auch in Sache Grafik: Abseits einiger technischer Macken (siehe weiter unten) kann sich Biowares Rollenspielriese durchweg sehen lassen und bietet abwechslungsreiche Landstriche, Bauten und Dungeons.

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Lebt die Inquisition!
Die Risse bedrohen ganz Thedas. Diesmal dreht sich „Dragon Age: Inquisition“ nicht nur um einen kleinen, regionalen Konflikt. Vielmehr sollt ihr eine ganze Welt retten und zu diesem Zweck die Inquisition anführen. Die Inquisition ist eine riesige Organisation, die über die zehn Gebiete Thedas‘ herrschen und richten soll.

Die erste Hälfte des Spiels seid ihr damit beschäftigt, die Machtposition der Inquisition zu sichern. Zu diesem Zweck erfüllt ihr Aufträge, schaltet neue Gebiete mit Machtpunkten frei und entsendet eure Truppen über die taktische Karte. Das System erinnert leicht an die Bruderschaft aus „Assassin’s Creed: Brotherhood“. Ihr startet einen Auftrag, Zeit vergeht und anschließend erhaltet ihr Rückmeldung, wie der Job erledigt wurde.

Auf diese Weise erweitert ihr den Einflussbereich der Inquisition. Mit Hilfe von Boni verbessert ihr Bereiche wie die Armee oder die Spionage der Inquisition. Doch dem nicht genug: Ab einem gewissen Punkt herrscht die Inquisition und ihr seid der Anführer. Von dort an habt ihr mehr Entscheidungen zu treffen und könnt außerdem auch noch eure eigene Burg gestalten. Kurzum: Das Inquisitionssystem ist massiv und erlaubt euch, unzählige Stunden mit vielen kleinen und großen Aufgaben zu verbringen.

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Launige Kämpfe …
„Dragon Age: Inquisition“ wartet mit insgesamt vier Schwierigkeitsgraden auf, zwischen denen ihr jederzeit wechseln könnt. Die beiden niedrigeren Stufen eignen sich perfekt für Action-Spieler. Wer seinen Vorrat an Heiltränken stets auffüllt, sollte auch bei Bosskämpfen oder Schlachten mit Drachen nicht in Probleme kommen.

Profi-Rollenspieler können getrost auf einem der höheren Schwierigkeitsgrade anfangen. Denn nur hier macht der taktische Pausenmodus wirklich Sinn. Mit ihm pausiert ihr das Spiel, wechselt zwischen den Figuren und gebt ihnen Befehle. Anschließend lasst ihr das Spiel entweder in Echtzeit weiterlaufen oder spult langsam vor. Mit den Sticks könnt ihr die Kamera frei drehen und zoomen. Dadurch stehen euch nur in Ausnahmesituationen Objekte im Weg. Der Pausenmodus ist somit eine starke Alternative zum Actionmodus.

Habt ihr keine Lust auf Taktik, könnt ihr die Kämpfe auch problemlos in Echtzeit bestreiten. Dann platziert ihr aktive Fertigkeiten einfach auf den Aktionstasten und könnt mit Hilfe der Schultertasten noch zusätzliche Fertigkeiten verwenden. Diese Doppelbelegung macht die Sache komplizierter, aber gibt den vielen Skill-Trees und deren Fähigkeiten eine echte Bedeutung und euch ausreichend Möglichkeiten, euren Kampfstil zu variieren. Auch schön: Einige Fertigkeiten könnt ihr noch weiter upgraden und so verstärken. Gleiches gilt für Rüstungen, Schwerter und Tränken, die ihr mit gesammelten Rohstoffen beim Schmied bzw. beim Apotheker aufrüstet.

Was wir weniger cool finden

Technik-Probleme
Leider offenbart „Dragon Age: Inquisition“ einige technische Schwächen. Zunächst einmal sind die Ladezeiten zwischen den Gebieten außerordentlich lang. Im Gegensatz zu „Assassin’s Creed: Unity“ springt ihr hier häufig zwischen beispielsweise Haven und den übrigen Arealen hin und her. Die langen Ladezeiten stören hier den Spielfluss.

Auch die Grafik selbst bleibt nicht von kleineren Patzern verschont. Gelegentlich werden die Texturen zu spät nachgeladen. Manche Oberflächen wirken sogar detailarm und grobpixelig. Kantenflimmern ist natürlich ebenso dabei, wie wilde Clipping-Fehler. Nicht selten bleibt man beim Klettern irgendwo stecken oder geschlagene Gegner fallen direkt in Objekte hinein.

Für ungewollt komische Momente sorgen dagegen die Party-Mitglieder. Während sich eure Spielfigur mit anderen NPCs unterhält, wandern die Kollegen gerne mal munter durch die Gegend und bleiben an der Umgebung hängen. Die Wegfindungsroutine funktioniert auch nicht immer fehlerfrei.

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… mit kleinen Schwächen
Gerade die Echtzeitkämpfe sind alles andere als dynamisch. Als Krieger steht ihr meist direkt vor eurem Feind und drescht auf ihn ein. Als Magier agiert ihr statisch aus der Distanz. Das Kampfsystem ist simpel und komplexere Aktionen wie Teleportationen oder Blocks müsst ihr erst als Fähigkeiten freischalten. Wer also dachte, „Dragon Age: Inquisition“ würde sich so fordernd spielen wie etwa „Dark Souls“ oder „Lords of the Fallen“, sei gewarnt: Diesen Anspruch hatte Bioware nie und genau deshalb ist der Actionmodus auf Dauer auch vergleichsweise unspektakulär.

Ein weiteres Problem sind die fehlenden Inventaroptionen. Die Menüs von „Dragon Age: Inquisition“ sind ohnehin nicht sonderlich aufgeräumt. Aber es gibt noch nicht einmal die Möglichkeit, verschiedene Ausrüstungssets zum Schnellwechseln anzulegen. Wollt ihr also im Kampf beispielsweise vom Kampfstab auf Schwert und Schild wechseln, müsst ihr das fummelig im Inventar tun. Bioware ist in vielen Punkten darum bemüht, die starren Charakterklassen beizubehalten und geht dafür einige unnötige Kompromisse ein.

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Etwas wenig Rollenspieltiefe
Rollenspieler sind detailversessen und wollen wirklich jede Nuance ihres Charakters verändern. Umso unverständlicher, dass einem „Dragon Age: Inquisition“ nicht erlaubt, Standardeigenschaften wie Stärke selbst mit Punkte aufzuleveln. Stattdessen verteilt es hier bei jedem Level-Aufstieg automatisch Boni.

Ein bisschen seltsam kommt dagegen auch das Heilungssystem daher. Eure Truppe erhält nämlich standardmäßig acht Tränke. Diese füllt ihr in Camps oder Städten kostenlos wieder auf. Kurios: Heilzauber gibt es leider nicht. Das führt gerade als Magier dazu, dass man weniger in die Unterstützerrolle als in die eines Distanzschützen gedrückt wird. Natürlich gibt es Schutzzauber und Barrieren, doch Gesundheitsboosts hätten der taktischen Vielfalt noch besser zu Gesicht gestanden.

System: PlayStation 4, PlayStation 3
Vertrieb: Electronic Arts
Entwickler: Bioware
Releasedatum: 20. November 2014
USK: ab 16
Offizielle Homepage: https://www.dragonage.com/

9.0

Wertung und Fazit

PS4-TEST: Dragon Age: Inquisition

„Dragon Age: Inquisition“ ist das beste klassische Rollenspiel – seit „The Elder Scrolls V: Skyrim“. Und damit hat es für mich genau den Anspruch erfüllt, den ich im Vorfeld an das Spiel hatte. Zugegeben, einige Macken hat „Dragon Age: Inquisition“ dennoch. Gerade die Technik ist bei der Konsolenversion noch arg holprig und auch die Echtzeitkämpfe hätten für meinen Geschmack taktischer und variantenreicher ausfallen dürfen. Aber selbst, wenn ich mich gelegentlich über „Inquisition“ ärgerte, so hat es mich doch nach kürzester Zeit wieder gepackt. Schuld daran ist die gigantische Spielwelt mit ihren tollen Charakteren, den Entscheidungsmöglichkeiten und der Vielzahl an Aufgaben. Die Schlachten sind zwar – gerade mit Drachen oder Bossen – spannend, aber für mich nur Mittel zum Zweck. Wenn ich nach Thedas ziehe, dann will ich Abenteuer erleben und genau die liefert mir „Dragon Age: Inquisition“ in Perfektion.

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