PS4-ANGESPIELT: Just Cause 3

Nach der Verschiebung des Open-World-Spiels „Mad Max“ im April 2014 wurde es lange Zeit ruhig um den in Stockholm ansässigen Entwickler Avalanche Studios. Erst acht Monate später, genauer gesagt Anfang Dezember 2014, melden sich die Schweden mit Trompeten und Fanfaren zurück: Im Rahmen einer Cover-Story des US-Fachmagazins GameInformer wird das primär in der New Yorker Zweigstelle entwickelte „Just Cause 3“ enthüllt.

Ob es wirklich so gut aussieht und sich so rasant spielt, wie die US-Kollegen behaupten? Bis dato ließ sich das in Anbetracht von nicht vorhandenen Bewegtbildern, geschweige denn eigenen Spieleindrücken praktisch nicht überprüfen. Um dieser Problematik entgegenzuwirken, lud Publisher Square Enix Ende Januar 2015 zu einer ersten, knapp 1-stündigen Hands-On-Runde samt anschließenden Interview-Möglichkeiten ins schwedische Entwickler-Hauptquartier. PLAY3.de war natürlich vor Ort – und wurde nicht enttäuscht…

Just Cause 3 - PS4 Screenshot 01

Der Diktator muss weg!
Dreh- und Angelpunkt der Ereignisse? Die fiktive, diesmal im Mittelmeerraum verortete Spielwelt Medici. Serientypisch unterdrückt auch hier ein machthungriger Tyrann mit einem gigantischen, bis an die Zähne bewaffneten Sicherheitsapparat seine Landsleute. Die Rede ist von General Di Ravello, einem Meister der kollektiven Einschüchterung, der zudem über eine hochgradig effektive Propagandaabteilung verfügt. Im ganzen Land hat sie Werbetafeln und Lautsprecheranlagen aufgestellt, die indoktrinierende Botschaften verbreiten.

Kurz gesagt: Wer die ersten beiden Serienableger gespielt hat, kennt die Ausgangssituation in der sich Topagent Rico Rodriguez befindet. Trotzdem fühlt sich das Szenario erfrischend anders an als der Karibikstaat San Esperito (Teil 1) und die südostasiatische Inselwelt Panau (Teil 2). Das liegt zum einen an den deutlich sichtbaren, optischen Unterschieden – prächtige Olivenbäume, saftige Blumenwiesen und zerklüftete Steilküsten zieren die Landschaft. Zum anderen an der Tatsache, dass Rico in Medici aufgewachsen ist. Die ganze Angelegenheit spielt sich für ihn also auf einer sehr persönlichen Ebene ab. Mehr Details zur Hintergrundstory wollen Firmenmitbegründer Christofer Sundberg und Lead Gamedesigner Francesco Antolini zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht verraten.

Just Cause 3 - PS4 Screenshot 05

Bewährte Spielspaß-DNA
Doch um Plot, Nebencharaktere und Missionsstrukturen soll es laut Avalanche in dieser Präsentations-Phase noch gar nicht gehen. Vielmehr steht das im Mittelpunkt, was die gesamte Spielerfahrung letztlich maßgeblich beeinflusst: die grundlegenden Gameplay-Mechaniken. Den Anfang macht der stark überarbeitete Enterhaken. Wie schon in „Just Cause 2“ kann Rico sich damit an Objekte aller Art heranziehen oder – befindet er sich im Gleitflug mit seinem Fallschirm – Schwung holen. Geht’s allerdings darum, Objekte mit dem Stahlseil des Enterhakens miteinander zu verbinden, klaffen zwischen Teil zwei und drei Welten.

Denn statt wie bisher einer, könnt ihr nun bis zu vier Seilverbindungen zwischen Objekten in der Spielwelt spannen. Und es wird noch besser: Durch Gedrückthalten der linken unteren Schultertaste setzt ihr die in jedem Seil verbaute Hightech-Winde in Gang. Die wiederum sorgt dafür, dass sich ein Seil in Echtzeit zusammenzieht, sprich verkürzt. Was sich allein damit für irrsinnige Sachen anstellen lassen, dürfen wir in einer ersten Übungsrunde mit ein paar Heuballen selbst herausfinden.

Ergebnis: die massiven, zunächst wahllos auf einem Acker verstreuten Heuballen bewegen sich nach dem Setzen von vier Seilverknüpfungen und dem Aktivieren der Winde aufeinander zu und formen eine Einheit. Von großem Nutzen ist das das noch nicht, wohl aber eine gute Deckung.

Just Cause 3 - PS4 Screenshot 02

Stahlseile an die Front!
Seinen Reiz entfaltet das System erst, wenn man es zum Lösen konkreter Problemstellung im Spiel einsetzt, vorrangig natürlich in Kampfsituationen. Wer mag, schnappt sich zum Beispiel einen Militärjeep und spannt einige Stahlseile zwischen dem Fahrzeug und einer Statue des Diktators. Stimmen Winkel der Seilverbindungen und PS-Leistung des Vehikels, müsst ihr nur noch kräftig Gas geben und das Propagandaobjekt kollabiert.

Einer stark erweiterten Objektphysik sei dank, geht der Spaß aber noch weiter: So könnt ihr zum Beispiel die einzelnen Wrackteil mit neuen Seilverbindungen ans Heck des Jeeps tackern und anschließend in eine Militärbasis rasen. Die Brocken der Statue (optimalerweise Kopf und Rumpfteile) schleift ihr dabei wie Abrissbirnen hinter euch her. Das klappt natürlich auch mit Benzinfässern, Propangasflaschen, Passanten, umher liegenden Reifen, Motorhauben, Fahrzeugtüren und was einem sonst noch einfällt.

Just Cause 3 - PS4 Screenshot 03

Ob man die Objekte dabei wie eine Kette in Reihe schaltet oder einzeln an einer oder mehreren „Zugmaschinen“ festmacht spielt keine Rolle. Enterhaken-Profis gehen sogar noch einen Schritt weiter und ketten Explosivgegenstände an vorbeifliegende Feindeinheiten, beobachten die Flugroute und trennen dann im richtigen Moment die Seilverbindungen – Boom!

Komplett physikalisierte Spielwelt
Oder nehmen wir als Beispiel einen sphärischen Gastank. Der besteht in „Just Cause 3“ nicht nur aus hunderten Einzelteilen, die bei entsprechender Zerstörungskraft physikalisch korrekt auseinanderbrechen, sondern ruht zudem auf einzelnen Stützpfeilern. Antolini bringt es auf den Punkt: „In Just Cause 3 ist jede Komponente von solchen Chaosobjekten eine unabhängige Komponente, die wiederum mit den anderen Teilen des Gebildes verbunden ist und letztlich das Gesamtobjekt auf physische Weise formt. Im Falle des Gastanks kannst du also jeden Stützpfeiler individuell zerstören. Oder du nutzt den Enterhaken, spannst Seilverbindungen und reißt die Pfeiler aus ihrer Verankerung. Die Möglichkeiten sind wirklich vielfältig!“

Just Cause 3 - PS4 Screenshot 04

In speziellen Herausforderungen genannt „Destruction Frenzy“, frei übersetzt so viel wie „Zerstörungswahnsinn“, treibt Avalanche das Seile-spannen-Konzept schließlich auf die Spitze. Die Idee: Mit einem vorgegeben Loadout und ohne feindliche Gegenwehr müsst ihr in bereits befreiten Feindbasen möglichst viele Chaosobjekte in die Luft sprengen. Antoloni weiter: „Bevor es losgeht, besteht noch Zeit, sich auf das Spektakel vorzubereiten. Sprich: Ihr dürft Objekte mittels Seilverbindung aneinander ketten, Haftminen platzieren und dergleichen mehr. Dann, sobald die erste Explosion erfolgte, beginnt ein Timer zu ticken. Je nach Größe der Basis hat man bis zu drei Minuten Zeit, ein Inferno der Extraklasse vom Zaun zu brechen. Vorzugsweise natürlich durch geschickte Kettenreaktionen.“

Just Cause 3 - PS4 Screenshot 07

Achtung, Flügelmann im Anflug!
Abgesehen von Fallschirm und erweitertem Enterhaken spendiert Avalanche Rico noch ein weiteres Gadget: den Wingsuit. Gleich Felix Baumgartner und anderen Adrenalinjunkies rauscht ihr damit in einem Affenzahn durch die Lüfte. Ein bisschen Übung vorausgesetzt, sind halsbrecherische Flugmanöver entlang der Steilküste von Medici ebenso möglich wie filmreife Kaperaktionen von vorbeifliegenden Flugzeugen und Helikoptern (diesmal sogar ohne Quicktime-Reaktionstest). Praktisch wenn euch mal wieder die halbe Luftwaffe im Nacken sitzt: Einfach Kurs in Richtung Ozean nehmen, im Sturzflug ins Meer eintauchen und kurz unter Wasser verweilen. Rasant ausgeführt verwirrt das Manöver den Feind so sehr, dass er den Sichtkontakt zu Rico verliert und die Verfolgung abbricht.

Verfeinern könnt ihr eure Flugkünste in eigens dafür erdachten Wingsuit-Herausforderungen. Bestzeiten lädt das Game automatisch ins Netz hoch und vergleicht sie mit denen von Online-Freunden. Anschließend dürft ihr sogar deren Ghost herausfordern. Ein Konzept, das im Übrigen auch für die Fahrzeug-Herausforderungen greift.

Just Cause 3 - PS4 Screenshot 06

Optimal konfiguriert ist halb gewonnen
Um sicherzustellen, dass ihr über den gesamten Spielverlauf mit dem Dreigespann aus Enterhaken, Fallschirm und Wingsuit experimentiert, plant Avalanche außerdem ein Upgrade-System. Gezeigt wurde es noch nicht, der Schwerpunkt soll jedoch darauf liegen, jedes Gadget situationsbedingt „umkonfigurieren“ zu können. Denkbar wären in diesem Zusammenhang zum Beispiel Schubdüsen für den Wingsuit, eine erhöhte Reichweite für den Enterhaken und vieles mehr.

Dagegen bestätigt und bereits zuverlässig in die angespielte Pre-Alpha-Version implementiert ist ein unbegrenzter Vorrat an fernzündbaren Sprengminen. Damit die Balance nicht aus den Fugen gerät, darf Rico allerdings maximal fünf davon nacheinander platzieren und zünden. Ein teuflisches Werkzeug, um die bereits angerissenen Kettenreaktionen in Gang zu setzen!

System: PlayStation 4
Vertrieb: Square Enix
Entwickler: Avalanche Studios
Releasedatum: Ende 2015
USK: noch nicht geprüft
Offizielle Homepage: http://justcause.com

Einschätzung: sehr gut

Meine Güte, was hab’ ich mich in dieser einen, viel zu kurzen Spielstunde gut amüsiert! Allein die Tatsache, dass ich die riesige, knapp 1000 Quadratkilometer große Welt frei erkunden durfte, stimmt mich hoffnungsvoll. Dazu der schnittige Wingsuit, die zahlreichen Fahrzeugtypen und das brillante Konzept multipler Seilverbindungen – toll! Vor allem letztgenannter Punkt, dürfte sich, zusammen mit der mächtigen Physik-Engine und den Video-Sharing-Funktionen der PS4 als das Verkaufsargument für „Just Cause 3“ herausstellen. Denn hat man einmal die Grundprinzipien verinnerlicht, plant man immer schrägere Zerstörungsmanöver – die das fertige Spiel hoffentlich auch auf adäquate Weise belohnt. Womit ich beim größten Problem der bisher gezeigten Fassung angekommen wäre: Derzeit präsentiert sich „Just Cause 3“ als gigantischer, optisch hübsch anzuschauender Offene-Welt-Spielplatz, dem es (noch) an roten Fäden mangelt. In den nächsten Monaten liegt es daher an Avalanche zu zeigen, dass sie gutes Missionsdesign, die Zeichnung lebendiger Figuren und die Inszenierung von dramatischen Wow-Momenten nicht verlernt haben. Sollte das gelingen, steht „Just Cause 3“ schon bald ganz oben auf meiner persönlichen Most-Wanted-Liste für das Weihnachtsgeschäft 2015! Umso mehr, wenn die Schweden noch einen Koop-Modus drauflegen.

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