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PS4-TEST: Evolve

play3 Review: PS4-TEST: Evolve

8.5

Gutes Spiel, miese DLC-Politik? Die Meinungen zum Mehrspieler-Jagd-Shooter „Evolve“ gehen bereits kurz nach dessen Start weit auseinander. Auf Plattformen wie Metacritic straft die Community „Evolve“ mit niedrigen User-Ratings ab. Die Hauptursache liegt in der gewaltigen Flut an Zusatzinhalten und kostenpflichtigen Extras. Ein Beispiel: Wer „Evolve“ vorbestellt hat, bekommt das vierte Monster – Behemoth genannt – gratis. Spätentschlossene müssen dagegen 14,99 Euro im Nachhinein blechen.

„Evolve“ macht einmal mehr deutlich, dass hinter unserem liebsten Hobby inzwischen eine knallharte Industrie steckt. Es dreht sich um Umsatz und der wird mit allen Mitteln eingefahren. Doch dieser fade Beigeschmack ändert nichts daran, dass „Evolve“ zu den innovativsten und zugleich intensivsten Mehrspieler-Shootern der letzten fünf Jahre gehört. Nach unzähligen Stunden auf Multiplayer-Safari sind wir uns sicher: „Evolve“ rockt und zwar derart mächtig, dass asymmetrische Online-Gefechte zum neuen Trend werden könnten!

Was wir cool finden

Shear ruft … und die Jäger folgen
Das Grundkonzept hinter „Evolve“ sollte inzwischen jedem Spieler bekannt sein: Vier Jäger müssen ein Monster erlegen. Alle fünf Teilnehmer werden im Idealfall online von echten Spielern gesteuert. Sind davon nicht genügend vorhanden, greifen Computer-Bots ein, die einen (überraschend) guten Job erledigen.

Insgesamt stehen zwölf Jäger – jeweils drei für die Klassen Trapper, Assault, Medic und Support – zur Verfügung. Deren Ausrüstung variiert leicht. Medic Lazarus kann mit der nach ihm benannten Kanone beispielsweise tote Kameraden wiederbeleben. Im Gegensatz zu seinen Kollegen Val und Caira heilt er Verwundete nicht. Die Trapper-Klasse wiederum trägt die Bürde, das Monster aufzuspüren und stellt somit die Anführer der Gruppe dar. Mit Hilfe von Perks verbessert ihr zudem die Grundeigenschaften eurer Figuren und verpasst ihnen beispielsweise schnellere Nachladezeiten oder mehr Feuerkraft. Die Jäger steuert ihr aus der traditionellen Ego-Perspektive – direkt und unkompliziert.

Die Spielerfahrung als Monster ist eine gänzlich andere. Goliath, Krake und Geist kontrolliert ihr aus der Verfolgerperspektive. Die Steuerung ist weit weniger direkt und phasenweise sogar unpräzise. Daher erfordert es auch einige Übung, um mit den turmhohen Kreaturen kontrolliert umzugehen. Zu Beginn jeder Runde ist ein Monster noch schwach. Es muss fressen und sich an ruhigen Plätzchen entwickeln. Erst in seiner vollkommenen Pracht verbreitet es ordentlich Angst und Schrecken und greift auf alle vier hochgelevelten Fertigkeiten zurück.

Im Hauptspielmodus „Jagd“ geht es genau darum: Vier Jäger müssen das Monster killen. Das Ungetüm wiederum gewinnt, wenn alle Jäger platt oder ein Stromrelais zerstört ist. Hinzu kommen noch Spielarten wie „Nest“ (Monstereier zerstören bzw. verteidigen) und „Rescue“ (Eskort-Einsatz), sowie „Evacutation“, der fünf Maps lose zu einer rudimentären Geschichte verknüpft. Bei insgesamt 16 Maps ist in „Evolve“ speziell in den ersten Spielstunden viel Abwechslung geboten. Die Karten sind dank der üppigen Vegetation verschachtelt und unübersichtlich. Es erfordert einiges Geschick, ehe man sich gekonnt mit Jet-Packs von einem Plateau zum nächsten katapultiert und sich wirklich auf den Karten auskennt.

Evolve Screenshot 1

Wechselnde Kräfteverhältnisse
Der Spielspaß in einem asymmetrischen Mehrspieler-Shooter wie „Evolve“ steht und fällt mit der Balance zwischen den gegnerischen Parteien. Wären die Jäger drückend überlegen, will niemand mehr das Monster spielen – und natürlich umgekehrt. Doch „Evolve“ trifft in diesem Fall den Nagel auf den Kopf und benutzt die Spielbalance, um eine gehörige Portion Extra-Dynamik einzubringen. Anfangs hat das Monster – ganz egal, ob Goliath, Krake oder Geist – keine Chance gegen einen gut eingespielten Jagdverein. Der Druck liegt zunächst auf der Vierer-Truppe. Sie sind überlegen und müssen das Ungetüm möglichst schnell finden. Doch mit jeder der drei Evolutionsstufen pendeln die Kräfteverhältnisse mehr in Richtung des Monsters und es erfordert ein gutes Teams, sowie routinierte Spieler, um eine Stufe-3-Bestie souverän zur Strecke zu bringen.

Waffen und Perks sind fein aufeinander abgestimmt und zeigen die Routine, die Turtle Rock im Umgang mit der Thematik hat. Natürlich sind die vier Klassen nicht sonderlich innovativ, doch die Unterschiede machen in diesem Fall den Reiz aus. Gleiches gilt für die Monster. Sie entsprechen völlig unterschiedlichen Herangehensweisen und erlauben so immer wieder andere Taktiken. In den Online-Matches gab es Goliaths, die fast ausschließlich geschlichen sind oder gar mit Hilfe von Kadavern falsche Fährten gelegt haben. Der Kraken wiederum fliegt durch die Areale und hinterlässt somit kaum Spuren. Es sind diese Feinheiten in der Spielbalance, die einen in „Evolve“ trotz scheinbarem Optionsmangel bei der Stange halten.

Evolve Screenshot 4

Details, Details, Details!
„Evolve“ würde sicher nicht halb so viel Spaß machen, wenn es nicht so cool und „cartoonish“ aussehen und vor derart vielen Details strotzen würde. Viele dieser Kleinigkeiten sind aber nicht nur bloßes Mittel zum Selbstzweck, sondern Teil des Jagderlebnisses. Die absolut feindliche Tierwelt von Shear beispielsweise kreiert den Eindruck eines lebendigen Planeten, ist aber für Jäger eine echte Bedrohung und für Monster wichtige Nahrungsquelle. Über Elite-Tiere eignet sich das Monster zudem kurzzeitige Boosts an.

Die in „Evolve“ verwendete Cry Engine erzeugt eine herrlich finstere Planetenwelt – allerdings auf Kosten langer Ladezeiten. Doch speziell die Mischung aus Sound und Grafik macht in diesem Fall den Nervenkitzel aus. Sobald sich das Monster weiterentwickelt, hört ihr etwa entfernt seine Schreie. Kommt es dann näher, wackelt der Boden förmlich. Kommt es schließlich zur Konfrontation, sind Schreckmomente – etwa wenn der Kraken mit seinen Elektro-Attacken aus der Luft angreift – garantiert.

Was wir weniger cool finden

Offline = besseres Training
Diese Schwäche wundert niemanden wirklich: „Evolve“ ist für Einzelspieler gänzlich unattraktiv. Dank der umfangreichen Tutorial-Missionen und der starken Bot-KI eignen sich die Einzelspielerausflüge hervorragend, um die Spielmechanik und die Steuerung zu erlernen. Doch langfristig bietet „Evolve“ einfach zu wenig, um Solo-Spieler wirklich zu motivieren. Keine Kampagne, keine Geschichte – Nur mit Online-Kumpeln kommt das wirkliche Jagd-Feeling auf.

Evolve Screenshot 5

Wenig Zusatzmotivation
Dieser Kritikpunkt schlägt die gleiche Kerbe: Uns fehlten im Test einfach die netten Extras, die man durch den Multiplayer freischalten konnte. Natürlich sind die zusätzlichen Jäger sehr cool. Doch andere Mehrspieler-Shooter bieten spürbar mehr – beispielsweise zusätzliche Outfits oder Ausrüstungsgegenstände. In „Evolve“ muss man Monster und Jäger so nehmen, wie sie von den Entwicklern vorgegeben sind. Ein persönlicherer Touch mit Individualisierungsobjekten wäre daher schön gewesen.

Evolve Screenshot 7

Die traurigen Momente
Tatsächlich ist nicht jede Jagd ein wildes Spektakel. Speziell wenn ihr in eine zufällig zusammengewürfelte Jagdgesellschaft geratet, kann „Evolve“ auch enttäuschend und langweilig sein. Nicht selten zerstreut die Gruppe sich dann über die Karte und man rennt über Minuten durch den Urwald. Zu guter Letzt haut einen dann noch das Monster platt. In diesen Fällen – die durchaus vorkommen können – ist „Evolve“ frustrierend und sogar ein wenig zäh. Das beste Spielerlebnis bekommt ihr deshalb auch nur dann, wenn ihr mit Freunden oder wenigstens mit Mitspielern zockt, die sich über Spielkonzept hinter „Evolve“ im Klaren sind.

System: Playstation 4
Vertrieb: 2K Games
Entwickler: Turtle Rock
Releasedatum: 10. Februar 2015
USK: ab 16
Offizielle Homepage:http://www.evolvegame.com/

8.5

Wertung und Fazit

PS4-TEST: Evolve

„Evolve“ entspricht tatsächlich genau dem Spiel, das ich mir von ihm erwartet habe: Spannend, intensiv und absolut anders. Natürlich ist die DLC-Politik ärgerlich, doch das eigentliche Spielerlebnis hängt wahrlich nicht an einem zusätzlichen Monster, Extra-Skins oder ein paar Jägern. „Evolve“ ist – nach dem Xbox-exklusiven „Titanfall“ - der vielleicht innovativste Ego-Shooter der letzten Jahre. Kaum ein Spiel erzeugt eine derartige Dynamik und Spannung auf dem Schlachtfeld. Der Wechsel der Kräfteverhältnisse ist ein Garant für coole Momente. In „Evolve“ packt einen die konstante Anspannung im Genick und schüttelt einen in den Schlachten kräftig durch. Aber trotz aller Lobhudeleien muss sich „Evolve“ auch Kritikpunkte wie das durchwachsene Fortschrittssystem, die langen Ladezeiten und die unsaubere Monstersteuerung gefallen lassen. Beim nächsten Mal bitte nochmal drüber bügeln! Bis dahin aber ist „Evolve“ für den ersten Teil einer neuen Marke erstaunlich weit und sicherlich der erste, echte AAA-Höhepunkt im Spielejahr 2015.

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Kommentare

ManHunter31

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