PS4-ANGESCHAUT: Space Hulk

Seit nunmehr 28 Jahren verkauft das britische Unternehmen Games Workshop Brettspiele, die im dystopischen „Warhammer 40.000“-Universum angesiedelt sind. Die Science-Fantasy-Schlachten zwischen Menschen, Orks, Eldar und anderen Rassen erfreuen sich riesiger Beliebtheit und haben in der Vergangenheit bereits eine Fülle von Videospielen hervorgebracht. Mit „Space Hulk: Deathwing“ soll nun – nach „Warhammer 40.000: Fire Warrior“ aus dem Jahr 2003 – der nächste First-Person-Shooter  zum Thema erscheinen.

Auf einem Line-up-Event des französischen Publishers Focus Interactive konnte PLAY3.de am 10. Februar 2015 einen ersten Blick auf das Spiel werfen und gemütlich mit den Entwicklern plauschen. So viel vorweg: Optisch konnte der von der „Unreal Engine 4“ angetriebene Kugelhagel definitiv Eindruck schinden. Doch gilt das auch auf spielerischer Seite?

Space Hulk Deathwing PS4 Screenshot 01

5 Freunde müsst ihr sein
Wie schon im Amiga-Spiel „Space Hulk“ aus dem Jahre 1993 steht ein 5-köpfiger Trupp schwerbewaffneter Space Marines im Mittelpunkt des Geschehens. Angeführt von einem mächtigen Librarian landet die Einheit auf einem sogenannten Space Hulk – einem herumtreibenden Raumschiff von gigantischen Ausmaßen; ein fliegendes Etwas, das sich meist über Jahrtausende hinweg durch den Zusammenprall von anderen Schiffen geformt hat und nicht selten entsprechend viele verschiedene Spezies beherbergt. Kurzum: Ein faszinierendes Szenario für einen düsteren Ego-Shooter!

Die Mission des legendären Deathwing-Squads? Beginnend in den äußeren Ebenen des Space Hulks immer tiefer ins Innere eindringen, verborgene Relikte ausfindig machen und diese schließlich für das Imperium sichern. Spielt ihr allein, schlüpft ihr in die Rolle des mit Psy-Kräften gesegneten Librarians und dürft euren Teamkollegen rudimentäre Anweisungen erteilen. Alternativ ist ein Erkunden der Level im 4-Spieler-Koop-Modus möglich. Damit’s keine Streitigkeiten darüber gibt, wer den Librarian spielt, hat der dann allerdings Sendepause.

Wer nun ein Tabletop-Spiel aus Ego-Perspektive erwartet, sei beruhigt.  “Wir wollen kein Brettspiel in einen First Person Shooter umwandeln – das macht für uns keinen Sinn“, so das Team aus dem französischen Chelles. „Stattdessen wollen wir ein FPS im Space-Hulk-Universum erschaffen und obendrein einige zentrale Elemente des Brettspiels nutzen. Aber komplett portieren, nein, das macht keinen Sinn.”

Space Hulk Deathwing PS4 Screenshot 03

Vom KI-Direktor ins Verderben gelotst
Obwohl die Macher noch keine in sich abgeschlossene Mission zeigen wollten, gibt die auf einem Highend-PC vorgespielte Vorabfassung bereits einen ersten Eindruck, wohin die Reise der Kampagne gehen soll. „Wir haben sehr viel Arbeit in die KI investiert. Es gibt kein Skript. Jedes Mal wenn man eines der 10 Level startet, wird man die NPCs nicht an den gleichen Stellen wiederfinden“, verrät der Präsentator von Entwickler Streum On Studio. Geht’s nach den Franzosen, hat man es also vielmehr mit einem KI-Manager zu tun, wie man ihn zum Beispiel aus der „Left 4 Dead“-Reihe für Xbox 360 und PC kennt.

„Zu Beginn eines Levels hetzt die KI dir vielleicht nur eine kleine Schar Gegner auf den Hals. Reagiert der Spieler angemessen, entsendet sie einen größeren Schwarm. Merkt der KI-Manager dagegen, dass man Schwierigkeiten hat, wird er eher wieder etwas zurückhaltend agieren und dir eine Verschnaufpause gönnen. Es ist ein komplexes KI-Konstrukt, das sich bei jedem Spieldurchgang anders verhält – immer abhängig davon wie du selbst spielst“, erläutert der Entwickler das Prinzip.

Space Hulk Deathwing PS4 Screenshot 04

Mit Angstschweiß-Garantie?
Auf die Frage, ob zähnefletschende Genestealer und andere Feindtypen schlau genug sind, dem Spieler dauerhaft durch die verwinkelten Gänge des Space Hulks folgen zu können, zündet bei den Machern dann erst recht der Begeisterungsfunke „Du hast es mit einer Schwarmintelligenz zu tun. Sobald dich ein Genestealer gesehen hat, wissen auch alle anderen wo du bist. Sie können dich tracken. Haben sie dich gefunden, kommen sie von überall. Manchmal sind Gitter am Boden und du siehst, wie sie unter deinen Füssen entlang huschen – da kann schon mal Panik aufkommen!“

Nebst präzisem Umgang mit den zwei mitgeführten Waffen sollen in vielen Situationen vor allem taktische Entscheidungen eine wichtige Rolle spielen. Wo stehen eure Teamkollegen? Habt ihr mit dem Flammenwerfer künstliche Barrieren aus Feuer gelegt, um Feindschwärme an bestimmte Orte umzuleiten? Sind Türen in der näheren Umgebung verriegelt worden? Speziell letztgenanntes Manöver soll für kurzzeitige Entspannung sorgen – zumindest für einige Sekunden oder Minuten. Habt ihr allerdings Pech, reagiert der Feind umgehend und schickt eine besonders mächtige Assault-Einheit, die – siehe aktueller Teaser-Trailer – sogleich kurzen Prozess mit dem versiegelten Durchgang macht…

Space Hulk Deathwing PS4 Screenshot 07

Variantenreich genug?
„Andere Genestealer besitzen die Fähigkeit, dich aus der Distanz anzugreifen, indem sie Plasma auf dich spucken“, so der Entwickler weiter. „Oder nehmen wir die Hunter. Sie werden dich nicht von Angesicht zu Angesicht konfrontieren. Stattdessen versteckt sie sich in der Dunkelheit und warten ab. Bist du in ihrer Nähe, werden sie deinen Radar verschwimmen lassen. Du weißt also nicht genau wo sie sind – bis sie dir plötzlich in den Rücken springen.“

Ja, die Grundzüge des von Streum On Studio skizzierten Gameplays klingen spannend. Nicht zuletzt weil jeder der fünf Space Marines bereits ab der normalen Schwierigkeitsstufe pro Level nur über ein einziges Leben verfügt. Wurde das verwirkt, ist dieser Charakter aus dem Rennen. In Anbetracht der nicht enden wollenden Gegnermassen und der grob umrissenen Spieldauer von 60 bis 90 Minuten pro Level kein anzustrebender Zustand. Fällt beispielsweise der Medic der Truppe vorzeitig den langen Klauen der Genestealer-Brut zum Opfer, habt ihr ein echtes Problem! Spielt ihr dagegen auf „Leicht“, greift eine automatische Lebensenergie-Regeneration wie man sie aus „Call of Duty“ und Co. kennt.

Space Hulk Deathwing PS4 Screenshot 06

Nicht ohne meinen Skilltree
Weiterer Motivationsfaktor ist ein vielschichtiger Fähigkeitenbaum mit fünf großen Verästelungen. Genügend Erfahrungspunkte beisammen, schaltet man verschiedenste Verbesserungen frei, darunter neue Talente für den eigenen Helden oder Teamkollegen, mächtigere Nah- und Fernkampfwaffen sowie neue Psy-Kräfte. Wie viele Erfahrungspunkte am Levelende aufs Konto rieseln, hängt wiederum von der Summe der getöteten Feinde, der Anzahl der überlebenden Teammitglieder, der Menge der gefundenen Geheimnisse, der benötigen Level-Durchspielzeit und einigen anderen Faktoren ab.

Stolz sind die Franzosen außerdem auf das bereits implementierte Trefferzonen-System – bei Freund und Feind gleichermaßen. „Der Körper der Space Marines ist in fünf Lebensenergiezonen aufgeteilt. Sie sollen das Gefühl, in einer dicken Rüstung zu stecken, verstärken. Sind beispielweise die Servomotoren deiner Beine defekt, kannst du nicht mehr rennen. Hat es deine Arm-Motoren erwischt, kannst du nicht mehr so effektiv zielen. Doch wehe der Feind fügt deinem Kopf oder Torso massiven Schaden zu, dann bist du weg vom Fenster.“ Ähnlich verhält es sich mit den Genestealern. „Die sind erst tot, bis sie richtig tot sind“, scherzt der Entwickler. „Wenn du einem Genestealer einen Arm abtrennst, hat er immer noch drei, um dich zu massakrieren. Entfernst du ihm alle Klauen, krabbelt er immer noch im verstümmelten Zustand auf dich zu, um dich zu lynchen.“

 

Space Hulk Deathwing PS4 Screenshot 02

Unreal Engine 4 macht’s möglich
Optisch kommen all solche Dinge hervorragend zur Geltung. Wer anrückende Genestealer nicht gleich mit Storm Bolter, Heavy Flamer oder Plassma Canon über den Haufen schießt bzw. ihnen mit Lightning Claw, Thunder Hammer oder dem Mace of Absolution die Rübe zermatscht, wird tolle Details entdecken. Rasiermesserscharfe Zahnreihen, klebrig wirkende Zungenpartien und gerissen funkelnde Augen zum Beispiel.

Doch nicht nur in Nahaufnahme lässt die neueste Unreal-Technologie ihre Muskeln spielen. Bei ersten Spaziergängen durch die Levelarchitektur stachen bizarre, bis ins kleinste Details animierte Zahnrad-Konstruktionen ebenso hervor wie großformatige Deckenventilatoren, die fantastische Echtzeitschatten warfen. Schön auch die schiere Masse an gleichzeitig auftauchenden Gegnern. Bleibt nur zu hoffen, dass die Bildrate der PS4-Fassung bei so viel Optik-Prunk trotzdem konstant die 30 fps hält.

Space Hulk Deathwing PS4 Screenshot 05

Wissenswert: Konnte man die letztjährige Techdemo auf PC bereits mit Oculus Rift spielen, liegen alle Versionen für VR-Brillen derzeit auf Eis – und damit auch eine Morpheus-Variante. Zitat: „Wir müssen sehen, ob es technisch wirklich machbar ist. Speziell im Hinblick auf Bildrate und Auflösung. Alle Assets sind aber so angelegt, dass sie als VR-ready bezeichnet werden können. Wir müssen sehen wie sich alles entwickelt.“

System: PlayStation 4
Vertrieb: Koch Media
Entwickler: Streum On Studio / Cyanide Studio
Releasedatum: Ende 2015
USK: noch nicht geprüft
Offizielle Homepage: http://spacehulk-deathwing.com/

Einschätzung: durchschnittlich

In zentimeterdicker Terminator-Rüstung und schwer bewaffnet durch klaustrophobische, Alien-verseuchte Raumstationen stapfen, wohl wissend, dass jeder Schritt der letzte sein könnte – das ist es, was für mich den bisherigen Reiz von „Space Hulk: Deathwing“ ausmacht. Darüber hinaus gefällt die Idee eines KI-Regisseurs, der im Hintergrund die Strippen zieht und völlig dynamisch unterschiedlichste Feindtypen in Richtung von mir und meinem Team schickt. Das Problem: Zusammengenommen ergibt das zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr als einen sehr ambitionierten Horde-Modus für bis zu vier Spieler, den man mir als Vollpreisspiel verkaufen will. Noch muss das Entwicklerduo Streum On Studio / Cyanide beweisen, dass sie dieses Konzept in einen erzählerisch mitreißenden Rahmen gießen können. Und genau hiervon hat man so gut wie gar nichts gesehen! Wo sind die lässigen Funkgespräche der abgebrühten Space Marines? Wo die Zwischensequenzen, die mich einstimmen auf das, was es mit dem Space Hulk wirklich auf sich hat? Und vor allem: Wie will man über die angepeilte Spieldauer von 15 Stunden dauerhaft Abwechslung sicherstellen? Auf all diese Fragen bleibt das zugegebenermaßen sehr motiviert wirkende Team Antworten schuldig. Drücken wir die Daumen, dass die Franzosen hier bald Tacheles reden und mal ein oder zwei Level komplett anspielen lassen. Ebenfalls weit oben auf meiner Wunschliste: der angedeutete Zufallsgenerator für zusätzliche Multiplayer-Koop-Level.

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