PS4-ANGESPIELT: The Witcher 3 – Wild Hunt

Es sieht fabelhaft aus, ist gigantisch groß und durch und durch erwachsen. Doch gut wie spielt sich die neue Rollenspiel-Hoffnung aus dem Hause CDProjekt RED wirklich? Hält die Technik was Presse-Screenshots und Gameplay-Videos versprechen? Vor Ort beim Entwickler im schönen Warschau konnte sich PLAY3.DE erstmal selbst ein Bild vom Mammutprojekt machen und den Titel mehrere Stunden auf einem High-End-Rechner mit Konsolen-Gamepad ausprobieren.

The Witcher 3 - PS4 screenshot 01

Rundgang durch die heiligen Hallen
Bevor unsere Reise in die nördlichen Königreiche beginnt, nutzt das Studio die Gelegenheit, die anwesenden Journalisten durch die Räumlichkeiten der Entwicklungsabteilung zu führen. Auf zwei Stockwerken eines äußerlich eher unscheinbaren, innen jedoch umso gemütlicher eingerichteten Bürogebäudes arbeiten über 200 Mitarbeiter unter Hochdruck an der Fertigstellung des Rollenspiel-Giganten. Wir erhaschen Blicke in ein professionell eingerichtetes Tonstudio, entdecken ein nahezu Plakat-großen Ausdruck der Spielwelt und dürfen das emsige Treiben der Programmier-Abteilung aus nächster Nahe beobachten.

Der Rundgang endet schließlich mit einem sehr aufschlussreichen Blick über die Schultern eins deutschen Mitarbeiters, der uns enthusiastisch die Vorzüge des Beleuchtungssystems der leistungsfähigen REDengine 3 erläutert. Spätestens jetzt juckt’s einem in den Fingern, diese Welt endlich selbst zu betreten. Bevor man sich allerdings darin verlieren darf, wird erst einmal gebadet…

The Witcher 3 - PS4 screenshot 02

Des Hexers Herzblatt
Langsam gleitet die Kamera am Rand einer hölzernen Wanne entlang und gibt den Blick frei auf einen von Narben übersäten Oberkörper. Was der badende Protagonist scheinbar nicht bemerkt: Im selben Moment schlüpft ein schlangenartiges Wesen in den mit dampfendem Wasser gefüllten Bottich. Die Spannung steigt – bis klar wird, dass des Hexers Herzblatt Yennefer hier ihre magischen Finger im Spiel hat. Im wahrsten Sinne des Wortes…

Warum sich Geralt und seine große Liebe – sie liegt gerade textilfrei auf einer Couch und ließt ein Buch – in der Burg Kaer Morhen befinden, wird zu diesem Zeitpunkt nicht verraten. Fest steht nur, dass Yennefer seine eindeutig zweideutigen Sprüche charmant abblitzen lässt. Es gäbe Wichtigeres zu erledigen. Das Training der kleinen Ciri zum Beispiel. Für alle, die die kecke Göre noch nicht kennen: Sie ist die Adoptivtochter von Geralt und Yennefer und erhält im späteren Storyverlauf in einigen ausgewählten Passagen eine Rolle als spielbarer Charakter.

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Rein ins Vergnügen
Dann endlich dürft ihr erstmals die Kontrolle übernehmen und nach Lust und Laune die mit viel Liebe fürs Detail eingerichteten Räumlichkeiten erkunden. Wer’s eilig hat, sprintet sofort hinaus ins Freie und startet auf diese Weise das Tutorial, welches inhaltlich geschickt mit dem Auftakt der Story verwoben ist. In einem Wettrennen mit der Ciri frischt ihr zunächst eure Kletter- und Sprungkünste auf. Anschließend bittet Schwertmeister und Hexerkollege Vesemir zum Duell. Kenner der ersten beiden Teile werden sich bei all dem sofort zurechtfinden und dürften es wahlweise auch überspringen.

Alle anderen folgen den klar formulierten Textanweisungen, achten auf gelb hinterlegte Bildschirmelemente und stellen fest: Die Steuerung ist kein Hexenwerk sondern sehr logisch aufgebaut. An der Geschmeidigkeit von Geralts Bewegungen beim Wettlauf durch die Burganlage sollte CD Projekt allerdings noch feilen – die muten im Direktvergleich mit einem „Unity“ zuweilen noch etwas plump an. Ganz anderes des Hexers Auftreten im Kampf oder zu Pferd. Hier wirkt ein Großteil der Animationen bereits wie aus einem Guss.

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Der Kniff mit dem Zeitsprung
Die Grundlagen von Kampf und Fortbewegung verinnerlicht, präsentiert eine dramatisch geschnittene Zwischensequenz den ersten großen Storyaufhänger. Nur soviel: Mächtige Geisterkrieger genannt „The Wild Hunt“ stürmen die Szenerie und tun etwas, dass Geralt mitten ins Herz trifft. Dann folgt ein Zeitsprung und das eigentliche Spiel beginnt.

Spürbar benommen von voran gegangenen Ereignissen erwacht Geralt irgendwo in der Pampa neben seinem Hexer-Kumpanen Vesemir. Zeit zum gemütlichen Wachwerden bleibt jedoch keine, denn wenig später stürzen sich keifende Ghoule auf das Heldenduo. Was tun? Logisch, die Silberklinge zücken und den Unruhestiftern die Kehlen aufschlitzen. Wie schon in Teil zwei darf man hier ebenfalls stets zwischen zwei Schwertern wählen. Frei nach dem Motto: Eisen zertrennt Menschenfleisch am besten, Silber dagegen das von Fabelwesen. Vor allem Letztgenannte sind es dann auch, die Geralt in der Anspielfassung die meisten Kopfschmerzen bereiten.

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Genauer gesagt ein marodierender Greif. Unter Zuhilfenahme eurer Witcher-Sinne – sie zeigen unter anderem Missions-relevante Fußspuren am Boden –, findet ihr schon bald heraus, warum das Federvieh derzeit Amok läuft. Jemand hat sein Weibchen brutal massakriert. Aus Rache tötet das Männchen nun wahllos Nutztiere und Menschen in der Region. Dem Kommandanten der örtlichen Nilfgaard-Garrison gefällt das natürlich gar nicht. Geralt als „Mann vom Fach“ hingegen kommt dieser Umstand sehr gelegen. Der Deal: Wenn er den Riesenvogel einen Kopf kürzer macht, verrät ihm der Kommandant Informationen, die die Story weiter vorantreiben.

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„Ich lasse Ärger verschwinden – ich bin ein Witcher“
Bevor ihr dem Greif den Garaus machen könnt, ist allerdings ausreichend Vorbereitung nötig. Heißt im konkreten Fall: Informationen zur Bestie beschaffen und eine Heilerin aufsuchen, die verrät, wo ein bestimmtes Kraut zu finden ist, dessen Duft die Kreatur aus großer Distanz anlockt. In welcher Reihenfolge ihr solche Missionsziele angeht, spielt meist keine Rolle. Wem zwischendurch der Sinn nach weiteren Nebenquests, einem virtuellen Bordellbesuch, einer Runde Gwent (ein mittelalterliches Kartenspiel) oder anderen Schandtaten steht, den wird die Storystruktur nicht daran hindern.

Ja, den Spieler abzulenken – darauf versteht sich „The Witcher 3“ ganz hervorragend! PLAY3.de zum Beispiel konnte es nach erfolgreicher Großwildjagd einfach nicht lassen, die „Da geht’s weiter“-Empfehlung der Entwickler in den Wind zu schlagen und auf Gut Glück nach Norden zu reiten. Ergebnis: Während ein Großteil der geladenen Medien sich gegen Ende der Veranstaltung auf den schroffen Skellige-Inseln austobte, quälte sich unser Ross auf dem Festland durch eine Sumpflandschaft, in der es vor grotesken Kreaturen nur so wimmelte.

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Erkunde und staune!
Doch unser Querfeldein-Trip sollte schon bald belohnt werden. Zum einen von einem peitschenden Orkan, der noch einmal die Stärken des Echtzeit-Wettersystems hervorhob. Zum anderen von einer Begegnung der besonderen Art. Die Rede ist von Novigrad! Als plötzlich am Horizont die meterhohen Mauern und Türme der größten Stadt in der Welt von „The Witcher 3“ aufblitzten, machte sich ein schelmisches Grinsen auf unserem Gesicht breit. Hätten wir diesen Ort überhaupt betreten dürfen? Egal! Begeistert waren wir trotzdem. Vor allem nachdem wir durchs Stadttor trabten und uns ganz allmählich bewusst wurde, wie riesig und quicklebendig allein dieser Schauplatz ausfällt.

Marktschreier preisen ihre Waren an, Bettler bitten um Almosen, Rittersleut’ stolzieren in schwerer Rüstung umher, leichte Mädchen umwerben ihre Freier, Handwerker gehen ihrem Tagwerk nach, Tänzerinnen bezirzen reiche Kaufleute, Möwen kreisen über den Schiffen der Fischer im Hafen – toll, was hier alles los ist! Laut Entwickler beherbergt allein Novigrad mehrere Tausend Nicht-Spieler-Charaktere, die je nach Tageszeit unterschiedlichen Aktivitäten nachgehen.

Doch auch kleinere Örtlichkeiten sprudelten bei unserer Anspiel-Runde nur so vor Leben. In einem Dörfchen auf dem Lande trällerten Kinder lustige Reime, schnatterten Gänse die matschigen Wege entlang während ältere Damen den neuesten Klatsch und Tratsch austauschten. Kurzum: Die Mittelalter-Atmosphäre begeistert, wenngleich hier und da noch Feinschliff nötig ist.

The Witcher 3 - PS4 screenshot 05

Bitte ausbessern!
Die Tauchpassagen zum Beispiel steuern sich noch etwas hakelig. Auch Treppensteigen ist ein Problemthema – zumindest was die dazu passenden Animationsphasen bei NPCs angeht. Oder das Segeln: Es sieht zwar ganz fantastisch aus, wenn Geralt in einer kleinen Jolle den riesigen Ozean erkundet und raue Winde das flatternde Segeltuch in Wallung versetzen. Sobald sich jedoch kleinere Clipping-Fehler dazugesellen und die Beine des Helden einfach durch die Bootwand ragen, verfliegt die Illusion ziemlich schnell. Ebenso erging es uns mit einem Pulk Feinde im Startgebiet – in einem Moment noch klar zu sehen, wurden die Widersacher plötzlich unsichtbar und konnten nicht mehr anvisiert werden. Seltsam!

Um fair zu bleiben sei gesagt, dass sich die Zahl solcher Ungereimtheiten in unseren drei Stunden Gameplay stark in Grenzen hielt. Vielmehr galt: Egal ob nun Dialoge, Kämpfe, Zwischensequenzen, Inventar, Weltkarte, Crafting-System usw. – alle diese Elemente harmonieren bereits großartig, wirken fertig und in sich abgeschlossen. Rechnet man nun noch die verbleibenden zwei Monate Entwicklungszeit für Feintuning-Maßnahmen hinzu, stehen die Chancen nicht schlecht, dass CDProjekt RED hier ein wirklich rundes Produkt abliefert.

System: PlayStation 4
Vertrieb: Bandai Namco
Entwickler: CD Projekt RED
Releasedatum: 19. Mai 2015
USK: ab 18 Jahren
Offizielle Homepage: http://thewitcher.com/witcher3/

Einschätzung: sehr gut

Schon in der ersten 60 Minuten bekommt „The Witcher 3“ das hin, wofür andere Genre-Vertreter Stunden brauchen: Dialoge, Charaktere, Spielwelt und Atmosphäre reißen mich so mit, dass ich voll und ganz in der Erfahrung versinke. Entsprechend schnell verflogen auch die übrigen zwei Stunden Anspielzeit. Im Nachhinein war ich sogar etwas verärgert, dass der Termin mit knapp 50 Minuten Verspätung begann – zu gern hätte ich mich noch länger mit dem wortgewandeten Zeremonienmeister des Kaisers von Nilfgaard unterhalten; weitere Male den Nervenkitzel von Entscheidungssituationen mit 10-Sekunden-Timer durchlebt; den Gelehrten in der Dorfkneipe beim Gwent herausgefordert; mit meinem treuen Gaul die majestätischen Bergregionen der Welt bereist; weitere der unzähligen Nebenquests gelöst... Doch sei’s drum, das fertige Spiel rückt in greifbare Nähe. Meistern die Polen jetzt noch die heiße Feinschliff-Phase, dann wird das hier ganz groß – um nicht zu sagen kolossal! Mein Tipp: Wer bereits mit „The Witcher 2“, „Skyrim“ und „Dragon Age: Inqusition“ seine helle Freude hatte, reicht am besten jetzt schon für Ende Mai Urlaub ein. Denn so viel steht fest: Unter 75 Stunden Spielzeit wird man all die wunderbaren Details dieser Herzblut-Produktion kaum erfassen und würdigen können!

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