PS4-ANGESPIELT: FIFA 16

Alljährlich grüßt das Murmeltier. Ein neues Jahr, ein neues „FIFA“. Und jedes Mal fragt sich die Community, welche Neuerungen es diesmal geben wird und wie sich diese auf das Gameplay auswirken werden.

Vor wenigen Tagen ließ EA Sports die Bombe platzen und kündigte „FIFA 16“ an. Doch diesmal standen nicht Lionel Messi, Cristiano Ronaldo oder Manuel Neuer im Mittelpunkt. EA Sports bringt zwölf Damennationalmannschaften ins Spiel.

Das Ergebnis: Die Kommentarsektionen wurden überflutet mit Macho-Sprüchen und Anfeindungen gegen EA Sports. Selbst Mainstream-Medien wie Kicker oder BILD berichteten über diesen unnötigen und peinlichen Shitstorm.

Und damit zu den schönen Seiten der Videospiele: Anfang Juni lud EA Sports ins Hauptquartier nach Köln ein und es waren sowohl die Damen, als auch die Herren der Schöpfung in einer frühen Fassung von „FIFA 16“ spielbar. PLAY3.DE war natürlich vor Ort und wir waren positiv überrascht, wie viel Mühe EA Sports in den neusten Ableger der Fußballserie steckt.

Frauen-Power
Wie unterscheiden sich Damen und Herren denn nun voneinander? Producer Aaron McHardy bezieht gleich zu Beginn Stellung: „In einer früheren Fassung haben wir einfach die bisherigen Animationen der Männer für die Frauen übernommen. Das passte gar nicht! Stattdessen mussten wir unsere Körpermodelle anpassen, neue Werterichtlinien für die Frauen aufstellen und deren Bewegungsabläufe scannen.“ Die Unterschiede beginnen bei Kleinigkeiten wie etwa Freistößen. Während Männer ihre Kronjuwelen vor plötzlichem Bombardement schützen, halten Frauen häufig die Unterarme vor den Mund oder den Oberkörper. Gleichzeitig laufen sie grundlegend anders und zeigen besonders in Dribblings andere Bewegungsmuster.

In der Praxis sind die Damen eine Spur langsamer, agieren aber bei Dribblings einen Tick wendiger. Durch ihr geringeres Gewicht funktionieren Richtungswechsel schneller. Bewegungen auf kurzen Raum erfasst das Spiel eine Spur flotter. Die Schusstechnik unterscheidet sich nicht maßgeblich von der der Männer. Da uns ohnehin noch ein wenig der rechte „Wumms“ in „FIFA 16“ fehlte, waren die Unterschiede im Abschluss kaum spürbar. Immerhin verändert „FIFA 16“ die Ballphysik dahingehend, dass die Position des Fußes beim Schuss nun exakt berechnet wird und damit endlich Einfluss auf den Abschluss hat.

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Damen und Herren spielen sich anders und das liegt auch an den speziell auf die Frauen angepassten Werten. „Wir gehen immer von dem besten Spielern bzw. der besten Spielerin auf einer Position aus und richten die Attribute entsprechend daran aus. Bei den Herren sind beispielsweise Messi und Ronaldo das Maß aller Dinge. Für die Frauen haben wir deshalb ein ganz eigenes System und ebenfalls solche Ranglisten erstellt. Es ist also nicht so, dass wir einfach die Werte der Männer herunter gedampft hätten oder dergleichen“, erklärt McHardy im Gespräch.

In was für Spielmodi die Damennationalmannschaften auftauchen werden, ist bislang noch nicht bekannt. Aaron gibt sich in diesem Fall salomonisch: „Sie kommen überall dort vor, wo es Sinn macht. Schließlich stehen uns nur zwölf Mannschaften zur Verfügung.“

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Mehr Bewegung, mehr Kampf
Doch kommen wir zu den Herren: In der frühen Demo-Fassung waren unter anderem Teams wie Borussia Mönchengladbach und der BVB, aber auch Champions-League-Sieger Barcelona oder Chelsea enthalten. Der erste Eindruck: „FIFA 16“ ist wieder ein bisschen langsamer als sein Vorgänger und stärkt die Defensive.

So wurden die Tempo-Dribblings spürbar entschärft. Ballführende Spieler verlieren nun dynamischer an Geschwindigkeit und übersprinten Verteidiger dadurch nicht mehr mühelos wie noch in „FIFA 15“. Starke Spieler wie Ronaldo, Neymar und Messi sind zwar immer noch deutlich flinker, können aber leichter gestellt werden. Darüber hinaus erholen sich Verteidiger schneller von Angriffen auf den Ball.

Wer in „FIFA 15“ ein Tackling oder eine Grätsche ansetzte und den Ball verpasste, sah meist gegen die flinken Stürmer kein Land mehr. In „FIFA 16“ springen Spieler nach einer Grätsche durch einen erneuten Druck auf die Aktionstaste geschwind wieder auf die Beine zurück. Zwar hängt der Verteidiger dann immer noch hinten dran, hat aber zumindest eine reelle Chance noch an den Ball zu kommen oder den Stürmer unfair zu stoppen.

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Die neuen Stärken der Verteidigung
Die größte Veränderung macht allerdings die Verteidiger-KI durch. In „FIFA 15“ agierte die Defensive oftmals wie ein Hühnerhaufen, den man kaum einfangen oder koordinieren konnte. Entweder Verteidiger stürmten unwirsch auf den ballführenden Spieler zu oder sie blieben einfach lethargisch stehen. In diesem Punkt macht „FIFA 16“ einen gewaltigen Schritt nach vorne. Verteidiger bewegen sich nun spürbar mehr und versuchen aktiv, Bälle abzufangen. In der Preview-Fassung gab es kaum mehr leichte Pässe und die langen Zuspiele in die Spitze funktionierten nur in Ausnahmefällen. Dadurch kommt es zu weit weniger Eins-gegen-Eins-Situationen mit dem Torhüter und zu weniger leichten Torchancen.

Die neu gefundene Stärke in der Defensive macht sich in einem deutlich anderen Spielverlauf bemerkbar. Alte „FIFA 15“-Tricks funktionieren plötzlich nicht mehr. Hohe Pässe oder steile Zuspiele in die Spitze werden oft abgefangen. Einfache Dribblings enden spätestens sobald ein zweiter Verteidiger dazu stößt. „FIFA 16“ gönnt einem mehr Möglichkeiten in der Defensive und fordert mehr Kreativität im Angriff.

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Neue Ideen in der Offensive
Auch den Problemen in der Angriffsabteilung von „FIFA 15“ wurde nachgegangen. Mittelfeldspieler und Stürmer bewegen sich mehr und bieten sich aktiver an. Trotzdem scheinen sie – zumindest nach unserem subjektiven Eindruck – der stärkeren Verteidigung in Puncto Engagement und Verhalten noch leicht unterlegen zu sein. Viele einfache Pässe kamen nicht an und dadurch geriet oft Sand ins Getriebe. Derlei Schwierigkeiten begründet Aaron McHardy noch als Probleme der Alpha-Fassung. Schließlich steht die Entwicklung von „FIFA 16“ gerade mal bei 70%.

Allerdings führt „FIFA 16“ auch einige spannende Neuerungen ein. Als besonders effektiv stellten sich die modifizierten Steilpässe heraus. Die Power-Pass mit R1 zischt deutlich schneller als normale Zuspiele über den Rasen. Der Vorteil: Die Abwehr kann oftmals nicht darauf reagieren. Der Nachteil: Diese Pässe gehen auch häufig daneben. Allerdings fühlten sie sich in der spielbaren Fassung einen Tick zu stark an.

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Gleiches gilt für die No-Touch-Kontrollen. Auf Tastendruck lassen Spieler den Ball einfach rollen und können so Körpertäuschungen oder plötzliche Richtungswechsel vollführen. Wir befürchten, dass diese Funktion speziell im Online-Modus für Probleme sorgen könnte, da sie Finten zu sehr erleichtert. Besser gefallen uns die neuen Flankenmöglichkeiten. Hohe Zuspiele kommen nun deutlich präziser, flache dagegen mit mehr Schwung. Außerdem gibt es zusätzliche Volley-Animationen, damit Stürmer variantenreicher einnetzen können und die Pocke nicht ständig über die Linie stolpern.

Apropos „stolpern“: Besonders Einsteiger tun sich bei „FIFA“ ja häufig mit den komplexen Tastenkombinationen schwer. Für sie gibt es den „FIFA Trainer“. Diese Funktion blendet im Spiel potenzielle Aktionen ein und lernt dabei sogar mit. Je länger man den „FIFA Trainer“ eingeschaltet lässt, desto komplexere Bewegungen schlägt er vor.

System: PlayStation 4
Vertrieb: EA Sports
Entwickler: EA Sports
Releasedatum: 25. September 2015
USK: noch nicht bekannt
Offizielle Homepage: https://www.easports.com/de/fifa/

Einschätzung: sehr gut

Nach „FIFA 15“ machte sich ein bisschen Ernüchterung breit. Viele kleine und große Macken störten doch den gepflegten Rasenkick. Im letzten Jahr trat die Fußballserie auf der Stelle. „FIFA 16“ dagegen greift viele Schwachstellen direkt an. Das Zweikampfverhalten ist deutlich besser als im Vorgänger. Alleingänge sind längst nicht mehr so mächtig. Die Defensive steht besser und greift aktiver in den Spielbetrieb ein. Die Offensive allerdings muss noch verbessert werden. Im Vergleich zu „Pro Evolution Soccer 2015“ hatte ich noch immer noch den Eindruck eines wirklich dynamischen Offensivfußballs. Zwar musste ich meine Team-Kollegen nicht mehr mit gehaltener Doppelpasstaste über den Platz zerren. Doch von echtem Zauberfußball mit Lust und Leidenschaft war das Mitspielerverhalten auch noch weit entfernt. Aber Kleinigkeiten wie die verbesserten Flanken, neue Dribblings und ein in sich schlüssigerer Spielablauf machen Mut, dass „FIFA 16“ Schwächen des Vorgängers beseitigt und obendrein mit Neuerungen wie den Damennationalmannschaften und sicherlich kommenden Erweiterungen für Ultimate Team seinen Weg gehen wird.

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