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PS4-TEST: Star Wars Battlefront

play3 Review: PS4-TEST: Star Wars Battlefront

7.5

Die Marketingmaschinerie läuft auf Hochtouren. Ziemlich genau vier Wochen vor dem Kinostart von „Star Wars: Episode VII – Das Erwachen der Macht“ karren Third-Party-Gigant Electronic Arts und Haus- und Hof-Entwickler DICE „Star Wars Battlefront“ an den Start. Bereits seit dem 17.11. konnte sich play3.de Tag und Nacht mit der deutschen PS4-Verkaufsfassung des Mehrspieler-fokussierten Shooters austoben – und ist hin- und hergerissen…

Star Wars Battlefront - PS4 Screenshot 02

Was wir cool finden

Prasselnde Blasterkanonen, knisterndes Lichtschwert-Summen und hektischer Rebellen-Funk – bereits in der einführenden Trainingsmission mit Darth Vader in der Hauptrolle macht „Battlefront“ unmissverständlich klar, wo es seine Trumpfkarten ausspielt: bei Grafik und Atmosphäre. Angetrieben von der leistungsstarken „Frostbite 3“-Engine zaubert DICE eine Optik auf die Mattscheibe, wie sie „Star Wars“-Jünger bisher noch in keinem „Krieg der Sterne“-Game erlebt haben. Egal ob nun aufwändig modellierte Tie-Fighter an euch vorbei fauchen, fantastisch animierte AT-ATs nach minutenlangem Bomberbeschuss spektakulär zu Boden krachen oder Kopfgeldjäger Boba Fett mit seinem Jetpack zu spektakulären Flugmanövern ansetzt – das Mammut-Projekt des schwedischen Entwicklers sieht in fast allen Lebenslagen wirklich hinreißend aus.

Die Weitsicht begeistert, die Texturen sind angenehm scharf, die Level-Hintergründe überzeugen mit einer Vielzahl sich bewegender Objekte und die Partikeleffekte lassen ebenfalls kaum Wünsche offen. Besser noch: „Battlefront“ läuft auf der PS4 – selbst in Spielmodi mit 40 Spielern gleichzeitig – butterweich mit 60 Bildern pro Sekunde (bei einer nativen Auflösung von 900p). Einher mit der flotten Bildrate geht eine sehr präzise Steuerung, die sich auch ohne Absolvieren der insgesamt fünf Trainingsmissionen meistens fast von selbst erklärt.

In Sachen Server-Performance gibt’s ebenfalls kaum etwas zu meckern – zumindest im Praxistest mit der deutschen Verkaufsversion (inkl. Patch 1.02). Während der gesamten Testphase sind wir nicht einmal aus einem Match gefolgen, noch hatten wir mit nennenswerten Lags, abrupten Crashes oder anderen Schwierigkeiten zu kämpfen. Ein echter Fortschritt im Vergleich zum anfangs arg verbuggten „Battlefield 4“. Der Fairness halber sei jedoch erwähnt, dass sich auf Twitter und auch hier auf der Seite in den Kommentaren zahlreiche Spieler meldeten, die von Abstürzen, fiesen Ladehängern und Fehlercodes sprechen. Die Mehrzahl der User scheint allerdings recht angetan von der Online-Performance.

Star Wars Battlefront - PS4 Screenshot 01

Für jeden was dabei
Spielerisch betrachtet macht „Battlefront“ seine Sache in den ersten acht bis zehn Stunden ziemlich gut. Alle der insgesamt neun Multiplayer-Modi stehen umgehend zur Verfügung, sind dank kurzer Erklärbildschirme schnell verinnerlicht und decken eine Vielzahl von beliebten Spielvarianten ab. Ihr steht auf Klassiker wie Team Deathmatch, Capture the Flag oder die Eroberung von Kontrollpunkten? Dann solltet ihr anfangs vielleicht einen Blick auf die Modi Gefecht, Fracht oder Droidenalarm werfen. Ihr wollt euch erstmal warm schießen und euch anschließend ins Online-Haifischbecken stürzen? Dann seid ihr in den auf Koop-Action ausgelegten, löblicherweise auch Splitscreen-tauglichen Modi „Schlacht“ und „Überleben“ zumindest für ein Weilchen ganz gut aufgehoben.

Luke, ich bin dein Vater
So richtig kommt das eingangs erwähnte „Star Wars“-Feeling allerdings erst in Vorherrschaft (Kontrollpunkt-Schlacht auf XXL-Karten) und einigen ausgefalleneren Modi auf, die wir im Folgenden anreißen wollen. Den Anfang macht Helden vs. Schurken. Hier prallen zwei Teams bestehend aus je drei Standard-Infanterie-Einheiten und je drei unterschiedlich befähighten „Superhelden“ des „Star Wars“-Universums aufeinander. Die Aufgabe jedes Teams besteht nun darin, die Helden der Konkurrenz zu eliminieren. Konkret: Sobald Luke, Leia und Han Solo aus Team A ins Gras beißen, geht die Runde an das Imperium. Verliert Team B dagegen Darth Vader, Darth Sidious und Boba Fett, punkten die Rebellen. Ein launiger Modus – nicht nur für Lichtschwert-Schwinger!

Weg mit den Kampfkolossen!
Oder nehmen wir „Kampfläufer-Angriff“, in der englischen Version besser als Walker-Assault bekannt. Zwei Teams mit je 20 Spielern treffen hier in einer gigantischen Materialschlacht aufeinander. Das zugrunde liegende Gamepay-Setup ist clever: Während das Imperium zwei mächtige AT-AT-Einheiten bis zum Erreichen einer bestimmten Kartenposition verteidigen muss, halten die Rebellen mit allem dagegen, was ihr Arsenal hergibt und erobern gleichzeitig Uplink-Stationen, um Bomberstaffeln anzufordern. All das wirkt in den ersten Minuten recht chaotisch, zieht dann aber unglaublich schnell in seinen Bann und gibt vor allem in der Gruppe mit PSN-Freunden richtig Gas. Nicht zuletzt weil DICE Balancing-Ungereimtheiten und Spawn-Punkte nach negativem Feedback zur Beta noch einmal überarbeitet hat. Blöd nur, dass für dieses Modus-Schmuckstück derzeit gerade mal vier Karten angeboten werden.

Star Wars Battlefront - PS4 Screenshot 03

Bodennahe Luftschlachten
Freunde packender Luftschlachten werden außerdem mit „Jägerstaffel“ einige nette Momente erleben. Im Cockpit von X-Wing und A-Wing blast ihr hier zum Angriff gegen Tie-Fighter und Tie-Abfangjäger. Missionsziel: Möglichst viele gegnerische Schiffe vom Himmel holen und fliehende Transportschiffe pulverisieren. Der Millennium Falcon und ein weiteres prominentes Schiff der Saga sind natürlich ebenfalls Teil dieser Spielvariante, die DICE – wie alle anderen Modi auch – auf den vier Planeten Tatooine, Sullust, Hoth und Endor ansiedelt.

Vier zum Start, einer kostenlos danach
Apropos Planeten: Das Design der derzeit zwölf Karten kann bis auf wenige Ausnahmen überzeugen. Die meisten Szenarien sind schön verwinkelt, bieten zahlreiche Areale für Nah- und Fernkämpfer und machen auch optisch ordentlich was her. Vor allem der Imperiale Hangar, die Schwefelfelder und das Jawa-Refugium könnten sich zu echten Fan-Lieblingen entwickeln. Mit zwei auf dem brandneuen Planeten Jakku angesiedelten Bonus-Karten möchte DICE ab dem 8. Dezember außerdem die inhaltliche Brücke zum neuen „Star Wars“-Film schlagen. Verlockend: Vorbesteller dürfen die letztgenannten Maps sogar schon eine Woche früher spielen.

Star Wars Battlefront - PS4 Screenshot 04

Was wir weniger cool finden

Kampagnen-los
Wer auf eine mehrstündige Kampagne gehofft hatte, der wird von „Battlefront“ bitter enttäuscht. Bis auf die bereits angerissenen Modi „Schlacht“ und „Überleben“ sowie die Trainingslevel lässt das Studio mit Hauptsitz in Stockholm Solisten gnadenlos im Regen stehen. Schade, denn für Geschichten-Erzähler ist die Lizenz bekanntlich eine Goldgrube und auch technisch hätte man auf einem fantastischen Fundament aufbauen können. Kurz gesagt: Hier verspielen die Nordländer gewaltiges Potential.

Zu anspruchslos?
Dass „Battlefront“ in diesem Test ordentlich Federn lässt, hat jedoch noch viele andere Gründe. Wichtigster Kritikpunkt: Nüchtern betrachtet halten sich spielerischer Anspruch und der gebotene Umfang in überschaubaren Grenzen, was zusammengenommen wiederum stark auf die Langzeitmotivation drückt. Klar, ihr könnt mit den spiel-internen Credits neue Waffen, Outfits, Emotes und Sternenkarten (Loadout-Extras mit Abklingzeit) freispielen. Ein wirklich vielschichtiges Perk-System, mehrstufige Waffen-Upgrades, Medi-Kits, Munitions-Management, Einheitenklassen, Wiederbelebungs-Gadgets, Fernsteuer-Drohnen, frei umherstehende Fahrzeuge und andere taktische Finessen will DICE der Spielerschaft hingegen nicht zumuten. In diesem Fall sogar bewusst, weil es letztlich auch darum geht, eine möglichst breite Zielgruppe anzusprechen – was „Battlefront“ mit Bravour gelingt.

Star Wars Battlefront - PS4 Screenshot 06

Das Problem bei dem eben skizzierten Ansatz: Nach knapp zehn bis zwölf Stunden beschleicht nicht nur Shooter-Kenner das seltsame Gefühl, einen Großteil von „Battlefront“ schon abgefrühstückt zu haben. Wo man bei anderen Genre-Vertretern gerade erst anfängt, die Komplexität der Inhalte schätzen zu lernen, ist hier irgendwie schon die Luft raus und Dinge wie das Abgrasen von Trophäen oder das Freischalten weiterer Helden-Skins rücken in den Fokus. Schade zudem, dass Motivationsspritzen wie ein Karten-Editor, ein Emblem-Editor und ein Theater-Modus nicht Teil des Pakets sind.

Das gab’s doch mal in Battlefield
Hinzu kommen Macken wie die fehlende Spawn-Punkt-Auswahl auf einer Level-Übersichtskarte, die wenigen und viel zu ähnlichen Waffensysteme sowie das gänzliche Ausbleiben von dynamischen Map-Events. Wie cool wäre es zum Beispiel gewesen, wenn ein Sternenzerstörer mitten in der Schlacht aufs Spielfeld kracht und das Kartenlayout komplett umkrempelt. Oder wie wäre es mit einem Geschwader abstürzender A-Wing, die plötzlich auf der Endor-Karte die Zugänge zur Ewok-Baumhaus-Konstruktion in Stücke reißen? Ach ja: Und wo bleibt eigentlich die Option für private Matches?

 

Star Wars Battlefront - PS4 Screenshot 05

DLC-Abzocke?
Ein weiteres Problem betrifft die von EA und DICE abgesteckte DLC-Politik– speziell wenn man sie in Relation zum eher dürftigen Umfang des Hauptspiels stellt. Gleich vier Addon-Pakete sollen in den nächsten Monaten erscheinen. Alle zusammengenommen ergänzen sie insgesamt 16 neue Karten, vier neue Spielmodi, vier neue Helden und über 20 Sternenkarten-Extras (Waffen, Fahrzeuge etc). Kosten soll der Spaß für Season-Pass-Käufer knapp 50 Euro – also ähnlich viel wie das Hauptspiel. Hätte man das Hauptspiel für sagen wir 35 bis 40 Euro auf den Markt gebracht, ginge das Preis-/Leistungsverhältnis der Zusatzinhalte in Ordnung. So aber wirken sie schlichtweg überteuert und man stellt sich die Frage, warum nicht mehr davon ins Hauptspiel integriert wurde – oder wie die Jakku-Maps – kostenlos nachgereicht wird.

System: PS4
Vertrieb: Electronic Arts
Entwickler: DICE
Releasedatum: 19. November 2015
USK: ab 16 Jahren
Offizielle Homepage: http://starwars.ea.com/de_DE/

7.5

Wertung und Fazit

PS4-TEST: Star Wars Battlefront

Was für ein Fest für „Star Wars“-Enthusiasten! „Battlefront“ sieht fantastisch aus, klingt umwerfend, fängt die Atmosphäre der Ursprungs-Trilogie dank aufwändig nachmodellierter Charaktere, Fahrzeuge, Waffen und Örtlichkeiten überzeugend ein und spielt sich bedingt durch die hohe Bildrate sowie die stabile Server-Performance anfangs wirklich großartig. Hat man jedoch erst einmal ein halbes Dutzend Partien in jedem Online-Modus ausgetragen und die storytechnisch extrem mager inszenierten Solo- bzw. Koop-Inhalte abgehackt, bröckelt die zunächst so makellose Fassade. Spätestens jetzt merkt man, dass es dem Titel in vielen Bereichen an Tiefgang, Umfang und Anspruch mangelt. Einheitenklassen, klassisches Munitions-Management, komplexes Waffen-Tuning, Medi-Packs, Abschuss-Serien-Belohnungen, Spawn-Punkt-Auswahlkarten und viele weitere taktische Elemente anderer Shooter fehlen komplett. Ganz zu schweigen von einer Solo-Kampagne, echten Gameplay-Innovationen und umfangreichen Kreativ-Optionen (Theater-Modus, Level-Editor, Modus-Editor etc.). Würde EA das Hauptspiel günstiger anbieten bzw. die Fülle an kommenden Season-Pass-Inhalten deutlich preiswerter gestalten, ginge das Preis/Leistungs-Verhältnis noch in Ordnung. So aber bleibt das Gefühl, dass DICE zwar einen wirklich ordentlichen Shooter abliefert, am Ende des Tages jedoch gewaltiges Potenzial verschenkt.

Hotlist

Kommentare

Plastik Gitarre

Plastik Gitarre

22. November 2015 um 00:08 Uhr
Old_Stallone

Old_Stallone

22. November 2015 um 02:38 Uhr
NewGoldDream

NewGoldDream

23. November 2015 um 10:09 Uhr