PS4-ANGESPIELT: DIRT Rally

Die ersten vier Teile von „Colin McRae Rally“ – das Original von 1998 im Speziellen – haben bei Genre-Fans bis heute einen großen Stein im Brett. Spätestens mit dem Erscheinen von „Colin McRae: Dirt“ im Jahre 2007 vollzieht die Reihe dann allerdings einen schleichenden Sinneswandel. Hipper, bunter und mehr Trendsport-Elemente – so lautet die von der Community zunehmend kritisch beäugte Marschrichtung.

Mit dem überraschenden Release der Steam-Early-Access-Fassung von „DIRT Rally“ für PC am 27. April 2015 ziehen die britischen Rennspiel-Profis von Codemasters schließlich die Notbremse. Und konzentrieren sich wieder auf das, was seit den Crash- und Gymkhana-Orgien aus „Dirt: Showdown“ und Co. endgültig in den Hintergrund gerückt war: kompromissloses Rallye-Vergnügen.

DIRT Rally - PS4 Screenshot 01

Zurück zu den Wurzeln

Und tatsächlich: Nicht zuletzt weil man sich das Feedback der Early-Access-Käufer sehr zu Herzen nimmt, kassiert „DIRT Rally“ zum Erscheinen der finalen PC-Fassung am 7. Dezmber 2015 eine Topwertung nach der anderen. Am 5. April 2016 rollt die Rallye-Sensation nun auch auf Playstation 4 an den Start. Was genau das in der Praxis zu bedeuten hat, konnte PLAY3.DE jetzt auf einer mehrstündigen Anspiel-Veranstaltung in München herausfinden.

Der Spielspaßmotor von „DIRT Rally“ bleibt natürlich auch in der Konsolenfassung unangetastet. Während euch ein Co-Pilot mit präzisen Informationen zum anstehenden Streckenverkauf versorgt, brettert ihr mit Vollgas über typische Rallye-Strecken und versucht eine möglichst flotte Zeit hinzulegen. Wichtigste Grundregel: Konzentriert fahren und einen kühlen Kopf bewahren, denn eine eingeblendete Ideallinie existiert hier genauso wenig wie die aus vielen anderen Rennspielen bekannte Rückspulfunktion.

Zusätzliche Schwierigkeit: Wer seinen Wagen auf die Piste zurücksetzen lässt – etwa weil er ihn nach einem Verbremser ungünstig in einem Streckenrandobjekt verkeilt hat –, wird mit Strafsekunden geahndet. Ramponiert ihr eurer Gefährt gar bis zur Fahruntauglichkeit oder bugsiert es in eine tiefe Schlucht, hilft nur noch der Etappen-Neustart – was wiederum die Siegprämie schmälert.

DIRT Rally - PS4 Screenshot 05

Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste

Doch nicht nur kleine und große Aus- und Abflüge in Richtung der Streckenrandbegrenzung ziehen deutliche Konsequenzen nach sich. Platzt euch beispielsweise der Hinterreifen, weil ihr einen fiesen Felsbrocken auf der Strecke übersehen habt, werden Grip und Fahrverhalten übel in Mitleidenschaft gezogen. Eine, unter anderem nach harten Aufsetzern splitternde Frontscheibe kann ebenfalls schnell zum echten Problem werden – vor allem wenn ihr bevorzugt aus der Cockpit-Perspektive spielt und nun dicke Risse im Glas die Sicht verschlechtern.

Speziell im Karrieremodus sind Schäden jeglicher Art so gut es geht zu vermeiden, denn zwischen den Etappen steht euch nur ein begrenztes Zeitkontingent für Reparaturen zur Verfügung. Ist das aufgebraucht, können die Mechaniker ihren Job erst nach Abschluss der Etappe fortsetzen. Ihr müsst also sehr genau abwägen, welche Instandsetzungsarbeiten auf der Prioritätenliste ganz oben stehen. Alternativ nehmt ihr für teures Geld bessere Techniker unter Vertrag, die solche Arbeiten zackiger erledigen.

Schön zudem die Auswirkungen verschiedener Tageszeiten und Wetterbedingungen. Regen und Schnee zum Beispiel haben spürbare Veränderungen der Bodenhaftung zur Folge. Wer hingegen des Nachts seine Frontscheinwerfer zerdeppert, muss sich nicht wundern, wenn es plötzlich zappenduster wird und die Jagd nach der ultimativen Bestzeit zur nervenaufreibenden Zitterpartie im Mondschein mutiert.

DIRT Rally - PS4 Screenshot 02

Berauschendes Fahrgefühl

Dass „DIRT Rally“ den Arcade-Elementen zuletzt veröffentlichter Rallye-Racer aus dem Hause Codemasters endgültig Lebewohl sagt, merkt ihr nicht zuletzt beim Handling der Fahrzeuge. Ob man nun ein 240 PS starkes Heckantrieb-Monster wie den Lancia Stratos durch matschige Waldwege in Finnland scheucht, mit einem 100 PS Mini Cooper eine Asphaltstraße im deutschen Baumholder entlang rast oder den 1200 kg schweren, Allrad-getriebenen Ford Fiesta RS Rally über staubige Feldwege in Griechenland peitscht, hat massive Auswirkungen aufs Fahrgefühl.

Traktionskontrolle und ABS könnt ihr auf Wunsch zwar aktivieren, dennoch sollten sich Newcomer speziell am Anfang auf einige Frusterlebnisse einstellen. Das Faszinierende an „DIRT Rally“: Genau wie bei einem „Assetto Corsa“ schreibt man Versagen nie dem Spiel, sondern stets sich selbst zu – was wiederum ungemein anspornt, es beim nächsten Mal besser zu machen.

DIRT Rally - PS4 Screenshot 04

Der Content für Konsoleros im Überblick

Wenn die Konsolenversion am 5. April erscheint, bietet sie nicht nur sämtlichen Content der PC-Fassung, sondern auch zahlreiche Inhalte, welche PC-Nutzern erst nach Einspielen eines zeitgleich erhältlichen Gratis-Updates vergönnt sind. Zwei neue Rallycross-Serien und sieben weitere Fahrzeuge zum Beispiel (Peugeot 208 T16 Pikes Peak, Opel Corsa Super 1600, Peugeot 207 S1600, Renault Clio S1600, Renault 5 Turbo, Renault Alpine A110, Mini Classic Rallycross). Dazu gibt’s die Schotterversion der klassischen „Pikes Peak“ Hillclimb-Strecke, 21 Tutorial-Videos für Offroad-Grünschnäbel sowie drei kultige Fahrzeuglackierungen im Colin-McRae-Stil.

Alles zusammengerechnet kommt ihr so auf insgesamt 46 Fahrzeuge, sechs Locations, über 70 Etappen, drei zentrale Spielmodi (Rallye, Rallyecross und Hillclimb), drei Rallycross-Strecken (plus Varianten) und mehrere spannende Versionen des Hillclimb-Klassikers Pikes Peak.

Echte Rallye-Enthusiasten, die gleich bei der Erstauflage des Spiels zuschlagen, belohnt Codemasters übrigens mit der sogenannten „Legend Edition“. Highlight hierbei ist der als Blu-ray beiliegende Dokumentarfilm „Colin McRae – Rally Legend“. In Spielfilmlänge geht’s darin um den emotionalen Werdegang der britischen Rally-Ikone Colin McRae. Also derjenigen Person, die Codemasters seit 1998 über viele Jahre hinweg inspirierte – und letztlich am 15. September 2007 im Alter von gerade einmal 39 Jahren bei einem Hubschrauberunglück zusammen mit seinem Sohn und zwei Freunden tragisch verunglückte.

DIRT Rally - PS4 Screenshot 03

1080p sind Ehrensache

Technisch hinterließ die gezeigte PS4-Version einen guten bis sehr guten Eindruck. Sei es nun die knapp 20 Kilometer lange, mit tollen Fernsicht-Passagen gespickte US-Hillclimb Strecke Pikes Peak oder die mitreißenden Rallycross-Rundkurs-Rennen mit fünf weiteren KI-Fahrer auf der Strecke – „DIRT Rally“ lief in knackscharfer Full-HD-Auflösung bei butterweichen 60 Bildern pro Sekunde und ließ sich sowohl mit dem Dualshock-4-Controller als auch mit dem zur Verfügung gestellten Logitech G29 Lenkrad blendend steuern.

Überhaupt legt man – wie uns Paul Coleman, seines Zeichen Chief Games Designer der Rennspiel-Abteilung bei Codemasters im Gespräch versicherte – viel Wert auf die einwandfreie Einbindung von möglichst vielen Lenkrad-Typen. Laut ständig aktualisierter Liste auf der offiziellen Webseite beläuft sich die Zahl bereits jetzt systemübergreifend auf insgesamt 37 verschiedene Modelle. Weitere sollen folgen. Super. Genauso wie die Tatsache, dass sich alle Tasten auf Lenkrad oder Controller frei belegen lassen und die Vielfalt an Einstellungsmöglichkeiten ziemlich genau der der PC-Fassung entspricht.

DIRT Rally - PS4 Screenshot 06

Werkstatt todo-Liste

Weniger vorbildlich: die Ladezeiten der Vorabversion. Sie stellten unsere Geduld vor jedem Rennen mindestens 50 bis 60 Sekunden auf die Probe, sollen nach Abschluss sämtlicher Optimierungsarbeiten aber noch deutlich straffer ausfallen. Hoffentlich, denn das Däumchendrehen zwischen zwei Strecken stört den ansonsten schönen Spielfluss gewaltig.

Nachbessern sollte Codemasters außerdem beim Schattenwurf der Fahrzeuge und Umgebungsobjekte. Der wirkte in den Wiederholungen der Konsolenfassung teils noch seltsam ausgefranst und bei Weitem nicht so sanft wie in der PC-Fassung. Ach ja, gegen abspeicherbare Wiederholungen hätten wir ebenfalls nichts einzuwenden.

System: PS4
Genre: Rennsimulation
Vertrieb: Koch Media
Entwickler: Codemasters
Releasedatum: 5. April 2016
USK: ab 6 Jahren
Webseite: http://www.codemasters.com/game/dirt-rally/

Einschätzung: sehr gut

Keine Gymkhana Drift-Action, keine schrägen Mehrspieler-Modi in abgeschlossenen Arenen und garantiert kein hippes Drumherum: „DIRT Rally“ wirft den Funsport-Ballast der letzen Jahre gnadenlos über Bord, konzentriert sich auf das Wesentliche und trifft damit voll ins Herz eines jeden Rallye-Puristen. Geniales Fahrgefühl, hervorragendes Streckendesign, 1A Force-Feedback-Unterstützung, prima Schadensmodell, punktgenaue Beifahrer-Ansagen, wuchtiger Sound, hohe Vielfalt beim Tunen der insgesamt 46 Fahrzeuge – die Rückbesinnung auf alte Stärken war das Beste, was der Serie passieren konnte. Dass die PS4-Fassung bei 1080p mit geschmeidigen 60 Bildern pro Sekunde Gas gibt und sowohl für Lenkrad- als auch Pad-Raser optimiert wurde, muss ich den Briten ebenfalls hoch anrechnen. Kurzum: Eine wirklich gelungene Umsetzung – unter Vorbehalt, dass Codemasters den Ladenzeiten-Schluckauf noch auskuriert.

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