Review

Battleborn: Der Test zum knalligen Hero-Shooter

Die „Borderlands“-Macher schlagen zurück: Gearbox lässt die Helden los und präsentiert mit „Battleborn“ einen innovativen und knackigen MOBA-Shooter.

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7.5

Wenn Gearbox Software, das Studio von Randy Pitchford, ein neues Spiel entwickelt, dann ist alles möglich. Die Texaner sind für Gurken wie „Aliens: Colonial Marines“ und „Duke Nukem Forever“ ebenso verantwortlich, wie für Spieleperlen wie die „Borderlands“-Reihe oder „Brothers in Arms“. Ein bisschen „Borderlands“ steckt zweifellos auch in dem Hero-Shooter „Battleborn“. Doch Gearbox spritzt dem kunterbunten Action-Spektakel zumindest im Online-Modus noch eine geballte Ladung MOBA. Manch einer wird sich hier sogar an Spiele wie „Dota 2“ oder „League of Legends“ erinnern fühlen. Das Potenzial für einen großen Hit steckt also auch in „Battleborn“, doch am Ende, das können wir euch direkt an dieser Stelle sagen, wird es dafür nicht reichen.

Was wir gut finden

Quietschbunt und total verrückt: „Battleborn“ ist der Fiebertraum jedes Shooter-Fans. Eingeleitet durch knallige Anime-Filme berauscht das Spiel mit seinem ungewöhnlichen Grafikstil und ganz viel Humor. Was hier auf dem Bildschirm passiert, spottet jeder Beschreibung. Da rotieren Samurais mit roten Klingen durch Eiswüsten, Adlerkrieger fliegen durch die Luft und gewaltige Holzfäller schwingen mächtige Trommel-MGs. Das Artdesign von „Battleborn“ ist eigen, aber macht ungeheuer Spaß.

Speziell die 25 Helden sind mit enorm viel Liebe zum Detail gezeichnet und entfesseln mit ihren individuellen Fertigkeiten ein wahres Effektgewitter. Der Grafikstil des Hero-Shooters wirkt zwar comic-haft überzeichnet, setzt aber auf keinerlei Cel-Shading-Effekte. Dieser Ansatz passt perfekt zu dem überall vorherrschenden Witz und den schrägen Vögeln, die „Battleborn“ bevölkern.

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Motivierendes Heldensystem: Gearbox fährt ein beeindruckendes Ensemble für „Battleborn“ auf und übertrifft in puncto Heldenvielfalt sogar „Captain America: Civil War“. 25 Heroen stehen Gewehr bei Fuß – allesamt mit unterschiedlichen Klassen, Waffen und Eigenschaften. Hüne Montana überragt seine Gegner um zwei Köpfe. Roboter-Butler Marquis greift dagegen zum Steampunk-Scharfschützengewehr und Pinguin Toby sitzt gar in einem gewaltigen Kampfroboter.

Ein bisschen „Borderlands“ steckt zweifellos auch in dem Hero-Shooter „Battleborn“.

Glücklicherweise stimmen bei allem Humor auch die inneren Werte. Die Wahl der Figur entscheidet maßgeblich über den eigenen Spielstil. Grundsätzlich splitten sich die Recken in die Klassen Angreifer, Verteidiger und Unterstützer, doch es gibt viele Abstufungen. Jede Figur hat ihren ganz speziellen Reiz und bietet unterschiedliche Ansätze. Das garantiert hohen Wiederspielwert für experimentierfreudige Gamer.

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Guter Multiplayer (leider ohne Splitscreen): Die große Stärke des Gearbox-Shooters liegt eindeutig im Online-Modus. Alleine macht die Kampagne keinen Spaß und die Versus-Spielarten bleiben trotz solider Bots weit hinter dem Mehrspielererlebnis zurück. Zockt ihr allerdings mit anderen Spielern oder im besten Fall mit Freunden, schaltet „Battleborn“ einen Gang höher. Im Story-Modus kommt selbst bei den zähen Bosskämpfen Freude auf.

Bei den Versus-Optionen gefiel uns das innovative „Schmelze“ am besten. Dieser erinnert leicht an „League of Legends“. Ihr müsst eine Horde von Schergen über die Karte in einen Schredder führen. Das gegnerische Team muss das natürlich verhindern und gleichzeitig seine eigenen Roboter verschrotten. Das Ergebnis aus dieser einfachen Idee sind rasante Online-Gefechte, die einfach mordsmäßig Laune machen. Ohne Teamwork geht hier nichts. „Schmelze“ ist taktisch fordernd und genau das macht den Reiz aus.

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Tausche Kristalle gegen Geschütze und Ausrüstung: Gelbe Kristalle fungieren als zentrales Spielelement. Zerschießt ihr sie und sammelt sie ein, könnt ihr davon innerhalb der Einsätze Hilfsmittel einkaufen. An markierten Stationen beispielsweise postiert ihr auf Tastendruck Geschütztürme, Fallen oder Versorgungsposten. Allerdings kommen die Kristalle auch im Ausrüstungssystem zum Einsatz. Die reichlich vorhandenen Objekte erhaltet ihr als Belohnung für erledigte Bosse oder erfolgreich beendete Missionen. Zudem könnt ihr gegen gesammelte Coins Ausrüstungspakete im Shop kaufen. Mikrotransaktionen gibt es nicht.

Im Inventar stellt ihr euch dann Sets zusammen, von denen ihr eins mit in die Missionen nehmen dürft. Die drei darin befindlichen Gegenstände könnt ihr dann im Feld gegen Kristall tauschen und so euren Charakter unterwegs stärken. Was kompliziert klingt, ist eine sehr sinnvolle Erweiterung des Klassensystems und motiviert enorm zum Weiterspielen und zum Feintunen des eigenen Inventars.

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Leveln in den Missionen: „Battleborn“ setzt auf ein innovatives Levelup-System. Zu Beginn jedes Einsatzes besitzen die Helden nur ihre Grundausrüstung. Durch Abschüsse und das Erledigen von Aufgaben sammelt ihr aber Erfahrungspunkte und schaltet so Augmentierungen frei. Dabei handelt es sich um zehn Waffen- und Fertigkeiten-Upgrades. Dadurch könnt ihr euren aktuellen Recken in jeder Mission an das aktuelle Geschehen anpassen und ihn so aufwerten, wie es euch passt. Das so genannte Helix-System funktioniert klasse und macht die Missionen noch einen Tick dynamischer.

Was wir schlecht finden

Pures Chaos: Leider geht die bereits angesprochene schnelle Action und die knallige Grafik zu Lasten der Übersicht. Besonders die Schläger wie Rath versinken stellenweise in Effekten und Gegnern. Das Bild wirkt dadurch enorm unruhig. Speziell mit vielen Feinden auf dem Schirm weiß man irgendwann gar nicht mehr, von wo man angegriffen wird. Das liegt nicht zuletzt an der Kameraperspektive, die sehr dicht hinter den Figuren sitzt.

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Für Einzelspieler uninteressant: „Battleborn“ ist für den Mehrspielerbetrieb gemacht und entsprechend werden Solisten mit dem Hero-Shooter wenig Freude haben. Die Kampagne krankt an einer arg seichten Geschichte, die trotz des gebotenen Humors niemanden ernsthaft reizen wird. Dazu ziehen sich ein Aufgaben wie Kaugummi.

Müdes Missions- und Bossdesign: Noch schwerer als der platte Plot wiegen allerdings die monoton aufgebauten Einsätze und die teils sehr zähen Bosskämpfe. Zwar gibt es auch Ausnahmen von der Regel wie beispielsweise einen fantastischen Endkampf in der virtuellen Leere, in der Gänze des Spiels aber kämpft man sich nur von einer Gegnerwelle zur nächsten. Wirklich abwechslungsreich ist „Battleborn“ jedenfalls nicht, weshalb den Koop-Missionen selbst im Mehrspielermodus irgendwann die Puste ausgeht. Aktuell liegen zudem zu wenig Versus-Karten vor. Für „Schmelze“ beispielsweise gibt es lediglich zwei Karten, was auf Dauer doch arg wenig ist. Zukünftig wird Gearbox hier aber mit DLCs nacharbeiten.

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Viele kleine Fehler: Bereits zum Start krankte „Battleborn“ an Programmfehlern, die Gearbox allerdings in Windeseile behob. Fehlerfrei ist das Spiel aber dennoch nicht. Im Test blieben immer wieder Gegner in Wänden stecken oder versanken gar komplett in der Umgebung. Bei Wellenangriffen blieben einzelne Monster gar am Startpunkt hängen. Das führte dazu, dass man erst mal die halbe Karte nach dem letzten Widersacher absuchen musste, damit das Spiel weitergeht. Auch das Treffer-Feedback könnte nachvollziehbarer sein.

7.5

Wertung und Fazit

PRO
  • verrücktes und innovatives Setting
  • gelungenes Heldensystem
  • starker Multiplayer
CONTRA
  • für Einzelspieler uninteressant
  • langweiliges Missionsdesign
  • kleine Programmfehler

Battleborn: Der Test zum knalligen Hero-Shooter

„Battleborn“ brauchte seine Zeit, ehe es uns einigermaßen gefiel. Der Prolog mag witzig und unterhaltsam sein, offenbarte aber bereits die gravierendsten Schwächen. Der Story-Modus setzte diesen Trend fort und verdeutlichte, dass der Gearbox-Shooter nur mit ein paar Kumpels so richtig Spaß macht. Doch hat man sich damit abgefunden und arbeitet sich in das innovative Upgrade- und Ausrüstungssytem hinein, so ist „Battleborn“ ein recht unterhaltsames und vor allem wildes Spielvergnügen. Im Online-Betrieb beweist der Hero-Shooter seine wahre Stärke und lässt im „Schmelze“-Modus seine Muskeln spielen. Durch die vielen Klassen und das variable Inventar gibt es reichlich Experimentiermöglichkeiten. Daher ist der Wiederspielwert vergleichsweise hoch. Schließlich bieten alle Helden ganz unterschiedliche Spielansätze. „Battleborn“ ist nicht der absolute Mega-Hit sein, macht aber dennoch als spaßige Mehrspieler-Ballerei mit ganz eigenem Charme und einem unkonventionellen Konzept. Wer also mal einen etwas anderen Shooter sucht, sollte mal ein Auge drauf werfen.

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