Review

TEST: Star Ocean – Integrity and Faithlessness – Kraftloser Rollenspiel-Riese!

Tri-Ace und Bandai Namco greifen nach den Sternen: Die Traditionsserie „Star Ocean“ kehrt nach sieben Jahr Abwesenheit mit einem neuen Ableger zurück, verpasst im Test aber die Chance, einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen.

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6.5

„Star Ocean“ gehört – ebenso wie „Final Fantasy“ – zu den ganz großen Namen der japanischen Rollenspielszene. Tri-Ace brachte den ersten Teil bereits 1996 für den Super Famicon, also den Super Nintendo, heraus und punktete damals mit dem umfangreichem Emotionssystem und in Echtzeit ablaufenden Kämpfen. Die Mischung aus Science-Fiction, knackigen Schlachten und einem gefühlvollen Plot wurden zum Markenzeichen der „Star Ocean“-Serie.

Mit „Integrity and Faithlessness“ erscheint nun nach gut sieben Jahren Pause der fünfte Teil. Dieser baut nicht etwa auf dem Vorgänger „Last Hope“ auf, sondern erzählt eine vollkommen eigene Geschichte. Aber keine Bange, an den Tugenden der RPG-Saga hält Tri-Ace auch im Jahr 2016 fest, patzt dafür aber in anderen Bereichen.

Was wir gut finden

Stimmige Spielwelt

„Star Ocean – Integrity and Faithlessness“ startet wie ein klassischer Science-Fiction-Film: Die friedliche Welt von Faykreed wird von außerirdischen Invasoren angegriffen. Nur Soldat Fidel Camuze und seine Kindheitsfreundin Miki Sauvester können sie retten. Zu diesem Zweck verlassen sie ihre Heimatstadt und sammeln in der etwa 30 Stunden währenden Kampagne immer mehr wackere Kämpfer um sich.

Das Rollenspiel erzählt seine Geschichte ohne Zwischensequenzen und setzt stattdessen auf Ingame-Grafik. Angesichts der starren Gesichter und der hölzernen Animationen hätte man hier vielleicht doch besser auf Filmchen zurückgreifen sollen. Immerhin aber überzeugt die Darstellung der Umgebungsgrafik. Faykreed besitzt seine schönen Ecken und gerade wenn die Lichteffekte – etwa bei einer untergehenden Sonne am Meer – mitspielen, kreiert „Star Ocean“ ansehnliche Augenblicke.

Natürlich kann das Japan-Rollenspiel in puncto Präsentation nicht mit „The Witcher 3: Wild Hunt“ mithalten. Doch insgesamt überzeugt das Abenteuer über weite Strecken mit stimmungsvollen und gleichermaßen hübschen Arealen.

Star Ocean Integrity and Faithlessness - PS4 Screenshot 07

Handliche Echtzeit-Kämpfe

Das Herzstück des Spiels sind zweifellos die unzähligen Echtzeitkämpfe. Denn sobald ihr die meist sicheren Städte verlasst, warten unzählige Monster und andere Kreaturen auf euch. Glücklicherweise müsst ihr nicht jedes Duell austragen, sondern könnt den Biestern auch ausweichen oder gar ein Gefecht per Flucht verlassen. Allerdings erhaltet ihr dann auch keine Erfahrungspunkte.

Nett, aber nicht überragend: Star Ocean 5 versinkt in der Mittelmäßigkeit.

Das Kampfsystem funktioniert wider erwartend ordentlich und spielt sich vergleichsweise intuitiv. Egal, wie groß eure Party sein mag, ihr kontrolliert stets immer nur eine Spielfigur, könnt aber jederzeit zwischen den Charakteren wechseln. So entscheidet ihr über starke oder schwache Angriffe, ladet sie auf oder führt gar Spezial-Attacken aus. Die Kämpfe laufen recht flott ab und sind zuweilen einen Tick zu unübersichtlich. Gerade die kleineren Widersacher stellen viel zu oft keine Herausforderung dar, packender sind da die großen Bosskämpfe.

Star Ocean Integrity and Faithlessness - PS4 Screenshot 01

Alles eine Frage des Jobs

Denn wenn ihr es mit den dicken Brocken aufnehmen wollt, ist trotz allen Button-Mashings viel Taktik gefragt. Sie kommt durch die freischaltbaren Charakterrollen ins Spiel. Mit ihnen legt ihr die Verhaltensweisen eurer Kameraden fest und bestimmt damit über deren Fertigkeiten.

Heiler beispielsweise platziert ihr so in den Hintergrund und fördert mit weiteren Upgrades die Aufladung ihrer magischen Fähigkeiten. Angreifer verpasst ihr dagegen Buffs für bestimmte Gegnertypen. Ihr könnt diese Fertigkeiten jederzeit – auch während des laufenden Kampfes – anpassen und behaltet somit immer die Kontrolle über die Geschehnisse. Gleichzeitig machen die Kämpferrollen häufig den Unterschied zwischen einem leichten Sieg und einer knappen Niederlage aus.

Was wir schlecht finden

Die Kraft der Monotonie

Doch so gut das Kampfsystem sein mag, es täuscht es doch nicht über die Schwächen im Missionsdesign hinweg. Im Gegensatz zu „The Witcher 3: Wild Hunt“ setzt „Star Ocean – Integrity and Faithlessness“ zu oft auf seelenlose Sammelaufgaben, die durch die teils monotonen Kämpfe gegen schwächere Monster in die Länge gezogen werden.

Zu allem Überfluss fühlt sich die ansonsten hübsche Spielwelt von „Star Ocean“ vergleichsweise leer und unnatürlich an. In den offenen Bereichen trefft ihr fast nie auf NPCs, sondern lediglich auf Gegner. Dazu versperrt einem das Spiel immer wieder bestimmte Bereiche, sofern man nicht weit genug in der Handlung voran gekommen ist. Dadurch fehlt es an einem Gefühl für die Größe und Freiheit innerhalb des kleinen Universum.

Ebenfalls nervig: Es gibt kein Auto-Save! Stattdessen wird lediglich an sporadisch eingestreuten Punkten abgespeichert. Das führt immer wieder zu Problemen und dazu, dass ihr das „Vorspiel“ zu manchem Boss-Gegner gleich mehrfach absolvieren müsst.

Star Ocean Integrity and Faithlessness - PS4 Screenshot 02

Geschichte ohne Herz

Die vielleicht größte Schwäche des neuen „Star Ocean“ bleibt allerdings die schwache Handlung dank flacher Charaktere und mangelnder Höhepunkte. Wie bereits angedeutet, präsentiert das Tri-Ace seine Story lediglich mit Ingame-Grafik. Dadurch mangelt es an Emotionalität, die durch hübsche Closeups oder andere filmische Stilmittel aufgegriffen werden könnten. Dazu wirken die Figuren altbacken und konservativ geschrieben. Es fehlt an Überraschungen oder wenn es welche gibt, dann sind diese nicht 100% nachvollziehbar. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern gelingt es also dem fünften Teil leider nicht, einen voll und ganz in den Bann zu ziehen.

Star Ocean 5 Integrity and Faithlessness (10)

Keine deutschen Texte

Dass „Star Ocean – Integrity and Faithlessness“ dazu auch noch auf eine deutsche Übersetzung verzichtet, passt da in das Gesamtbild. Natürlich sind gerade Japano-Rollenspieler englische oder gar japanische Sprachausgabe gewohnt. Doch Tri-Ace und Square Enix verzichten in diesem Fall vollends auf deutsche Untertitel oder Menüpunkte. Zwar sind die Dialoge vergleichsweise einfach, trotzdem gehören zumindest deutsche Texte inzwischen zum guten Ton.

6.5

Wertung und Fazit

PRO
  • durchaus hübsche Spielwelt
  • gelungenes Echtzeit-Kampfsystem
  • Charakterrollen bringen Tiefe in die Schlachten
CONTRA
  • arg monotones Missionsdesign
  • dröge Darstellung der Geschichte
  • ausschließlich englische bzw. japanische Texte

TEST: Star Ocean – Integrity and Faithlessness – Kraftloser Rollenspiel-Riese!

Bei „ Star Ocean – Integrity and Faithlessness“ scheint die Zeit ein bisschen still zu stehen. Wo sich andere Spiele zumindest ein bisschen an den westlichen Markt anpassen, da zieht Tri-Ace seinen Stiefel gnadenlos durch. Uns störten besonders die biederen Nebenaufgaben, die ausschließlich zum Hoch-Grinden und nicht etwa zum Ausschmücken der durchaus interessanten Spielwelt genutzt wurden. Stumpfe Sammelaufgaben sollte es in einem Rollenspiel im Jahr 2016 nicht mehr. Genauso wenig wie platte Charaktere oder fixe Speicherpunkte. Trotzdem besitzt das Japano-RPG seine Stärken, die manche Probleme schnell vergessen machen. Die Kämpfe sind gerade wegen der üppigen Partys und der funktionalen Kämpferrollen sehr gut gelungen und so trösten die Boss-Kämpfe über gewisse Längen hinweg. Das Erkunden der Spielwelt besitzt trotzdem seinen Reiz. Daher ist „Star Ocean“ für Freunde japanischer Rollenspiele sicherlich einen längeren Blick wert, auch wenn es nicht der erhoffte große Wurf geworden ist.

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Kommentare

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