Angespielt: Final Fantasy XV – So spielt sich das RPG-Epos!

Vier Freunde, ein Luxusschlitten und jede Menge Monster: Square Enix gibt seinem Traditionsrollenspiel mit „Final Fantasy XV“ mutig Starthilfe. Die Redaktion hat das RPG erstmals für mehrere Stunden spielen können.

Playstation-Spieler lieben „Final Fantasy“. Seitdem die RPG-Saga 1997 auf der ersten Playstation aufschlug, gehört sie zum festen Inventar jeder Hardware-Generation. Doch in den vergangenen Jahren stellten sich erst Ermüdungserscheinungen des Dauerbrenners ein.

Mit „Final Fantasy XV“ wagt das Team um Lead Director Hajime Tabata einen mutigen Neustart. Erstmals dürft ihr eine offene Spielwelt erkunden und habt zudem die Gelegenheit, gleich vier frische Helden kennenzulernen. In Hamburg spielte die Redaktion eine Preview-Version über vier Stunden ausführlich vom Start weg an.

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Der Roadtrip beginnt

„Final Fantasy XV“ beginnt mit einem allzu kurzen „Chapter 0“. Wir beobachten, wie Held Noctis und seine Freunde gegen einen mysteriösen Feuerdämon kämpfen. Inmitten der Flammen erkennen wir aber keine Gesichter, doch unsere Freunde scheinen in Schwierigkeiten zu sein. Nach diesem kurzen Ausblick wechselt das Action-Rollenspiel in die Gegenwart.

Im Thronsaal von Insomnia verabschiedet sich Prinz Noctis von seinem Vater König Regis von Lucis. Der junge Monarch reist nämlich nach Tennebrae, wo er seine Zukünftige ehelichen soll. Ihm zur Seite stehen seine drei Kumpels Gladio, Prompto und Ignis. Die ersten Spielstunden verströmen daher die Atmosphäre von „The Hangover“: Vier junge Typen auf einem Roadtrip und natürlich bleibt der Regalia-Luxusschlitten nach kürzester Zeit liegen, so dass die Burschen den Wagen zur nächsten Tankstelle schieben müssen.

An der Charakterkonstellation scheiden sich die Geister: Noctis sieht aus wie ein Emo-Punker und wirkt unzufrieden und arrogant. Gladio ist der Muskelprotz der Truppe, der gerne Macho-Sprüche fallen lässt. Prompto gibt sich als plapperndes Nervenbündel und Ignis ist der rationale Wissenschaftler. Die Dialoge der vier Freunde mäandern zwischen bemüht und ungewollt witzig. Wir sind gespannt, wie sich die Charaktere im Verlauf entwickeln und ob sie womöglich den „jugendlichen Leichtsinn“ irgendwann ablegen.

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Ein Happen für zwischendurch

„Final Fantasy XV“ führt langsam in seine offene Spielwelt ein. Nachdem der Regalia kollabierte, schieben die Jungs die Karre zur nächsten Tankstelle. Dort wird das Auto repariert und wir schauen uns ein bisschen in der Wüstensiedlung um. Restaurantbesitzer dienen als zentrale Anlaufstelle: Sie kochen unserer Truppen nicht nur schmackhafte und stärkende Gerichte, sondern haben auch Jagdaufträge und Umgebungsinformationen auf Lager. Ähnlich wie beim Erklimmen der Türme in „Assassin’s Creed: Unity“ schaltet ihr mit einem Besuch im Imbiss wichtige Kartendetails wie Ressourcen oder Lagerplätze frei.

Final Fantasy XV polarisiert, hat aber enormes Potenzial.

Das leibliche Wohl eurer Kameraden spielt ohnehin eine bedeutende Rolle. Habt ihr mal kein Hotel in der Nähe, könnt ihr an so genannte Refugien eure Zelte aufschlagen. Mit gesammelten oder gekauften Nahrungsmitteln bereitet Ignis dann eine Mahlzeit zu, die eure Spielfiguren für die nächsten 24 Ingame-Spielstunden einen Buff verschafft. Bevor wir es also mit dem Bluthorn – dem ersten Mini-Boss des Spiels – aufnehmen, legen wir eine Pause ein und sorgen so für die Stärkung unserer Truppe.

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Kämpfen wie die Großen

Das Kampfsystem erweist sich in der Anspielrunde als intuitiv und zugleich gewöhnungsbedürftig. Ihr kontrolliert lediglich Noctis direkt, die übrigen Kameraden werden von der KI gesteuert. Aus der Verfolgerperspektive setzt ihr zu Standard-Attacken an. Werdet ihr angegriffen, könnt ihr per Reaktionstest blocken oder im Anschluss sogar eine Parade mit Gegenangriff folgen lassen. Besonders heftige Hiebe schleudern Widersacher gar auf den Boden oder lassen sie benommen zurück. Interessant: Noctis kann bis zu vier Waffen gleichzeitig tragen, die ihr über das Digitalkreuz selbst innerhalb einer Kombo wechseln könnt. Ihr beginnt es also beispielsweise eine Schlagsalve mit der Lanze und endet schließlich mit dem Breitschwert.

Noctis Freunde besitzen lediglich ein Kriegsgerät plus Nebenwaffe: Prompto steht auf Knarren, Gladio nimmt den Bihänder und Ignis hantiert mit Dolchen. Sie agieren insgesamt sehr ordentlich und unterstützen uns in Kämpfen auch mit Lebensenerige. In besonderen Momenten interagiert Noctis gar automatisch mit seinen Freunden und bindet sie in seine Angriffe mit ein. Über erfolgreiche Attacken füllt ihr zudem die Kommandoleiste am linken Bildschirmrand auf und könnt über die L1-Taste Spezialaktionen eurer Kameraden heraufbeschwören. Spielen diese Aktionen in normalen Gefechten mit kleineren Widersachern keine größere Rolle, sind sie in Bosskämpfen von größter Wichtigkeit. Hier müssen wir uns immer wieder per Warp in Sicherheit bringen, um Kommando- und Magiepunkte zu generieren.

An Ankerpunkten verschnaufen wir dann einen Moment und geben die Kommandos. Je weiter weg sich Noctis vom Geschehen befindet, desto schneller regeneriert seine Energie. Allerdings besitzt das Kampfsystem auch seine Schwächen: Durch die vier Freunde und die dazu auftauchenden Gegner herrscht oftmals pures Chaos, das von Button-Mashing dominiert wird. Letztlich brauchten wir nur für einen späteren Endboss ein wenig Taktik. Ansonsten genügte die Kombination aus Zuschlagen und Ausweichen. In der Preview-Version fehlte zudem die bereits angekündigte Pausen-Funktion, sodass wir das Geschehen nicht anhalten konnten. Man muss abwarten, wie sich diese Möglichkeit auf die Dynamik der Schlachten auswirkt.

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Die Grenzen der offenen Spielwelt

So arbeiten wir uns in der Anspielversion von einem Schauplatz zum nächsten. Neben durchaus hübsch dargestellten Story-Missionen absolvieren wir zwischendurch auch sympathische Nebenaufgaben und bringen etwa einem verwöhnten Kätzchen Futter. Gesammelte Erfahrungspunkte werden bei der nächste Pause ähnlich wie in „Dark Souls 3“ in Fähigkeitenpunkte umgemünzt, die wir wiederum in den vier Talentbäumen für unsere Hauptcharaktere investieren. Schade: Bis auf Accessoires und neue Waffensysteme gibt es keine Möglichkeiten, die Helden zu individualisieren. Neue Rüstungen oder dergleichen gibt es zumindest bis hierhin noch nicht. Die Talentbäume wiederum präsentieren sich übersichtlich und bieten Buffs auf bestimmte Fertigkeiten oder zusätzliche Accessoire-Slots.

Die Hauptmotivation besteht darin, die insgesamt 13 versteckten Königswaffen zu entdecken. Sie können nur von Noctis benutzt werden und richten besonders viel Schaden an. Jedoch verbrauchen sie auch Magiepunkte. Gehen sie euch aus, kollabiert der Kronprinz und ist feindlichen Attacken schutzlos ausgeliefert. Entsprechend bringen die Königswaffen zusätzliche Taktik ins Spiel. Neben Nahrungsmitteln liefern auch Elementarzauber extra Fertigkeiten: Vor dem Kampf könnt ihr zuvor absorbiert Elemente wie Feuer oder Blitz miteinander kombinieren oder sogar mit Gegenständen wie Giftstacheln verschmelzen lassen. Dadurch richten eure Attacken entsprechenden Zusatzschaden an.

Einen faden Beigeschmack hinterließ lediglich die offene Spielwelt selbst: Der Regalia fährt wie auf Schienen. Abstecher in die freie Wildbahn gab es anfangs noch nicht. Beim automatischen Fahren seid ihr gar zum Zuschauen verdammt und könnt nichts tun, außer Musik hören. Wir hoffen inständig, dass die Entwickler noch eine vernünftige Schnellreisefunktion implementieren und an den bislang viel zu langen Ladezeiten arbeiten. Vielleicht bringt auch die angekündigte Flugfunktion des Regalia Besserung. Diese haben wir aber noch nicht begutachten können.

Einschätzung: gut

Nach etwas über drei Stunden mit „Final Fantasy XV“ wollen wir mehr sehen: Mehr von der Welt, mehr von den vier Helden und mehr Kämpfe. Denn Square Enix' Rollenspielriese kommt vergleichsweise langsam in Fahrt. Das Kampfsystem wirkt anfangs noch ein wenig verstockt und verwandelt sich aufgrund von Kameraproblemen immer wieder in pures Chaos. Die offene Spielwelt wiederum krankt an den plappernden Helden und den teils merkwürdigen Design-Entscheidungen. Allerdings haben wir das Gefühl, dass unter dieser knöchernen Schicht ein verdammt spannendes Abenteuer versteckt liegt, das weitaus mehr bietet, als wir aus den ersten drei Kapiteln erahnen können. Speziell Spielelemente wie Magie, die Buffs oder auch die Kommandos dürften künftige Schlachten weitaus anspruchsvoller machen. Und gerade die Bosskämpfe hatten es bereits in der Anspielversion mächtig in sich. Interessant dürfte aber vor allem die Entwicklung der Hauptcharaktere und Noctis im Speziellen sein. Die vier Pappnasen sind in den ersten Stunden beinahe noch unausstehlich, zeigen aber im Angesicht der Gefahr mehr Facetten. „Final Fantasy XV“ wird definitiv polarisieren, hat aber dennoch riesiges Potenzial.

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