Angezockt: Steep - Das neue Paradies für Action-Sport-Fans?

Im Rahmen einer umfangreichen Hands-On-Veranstaltung präsentierte Ubisoft am 8. November in Düsseldorf seinen kommenden Open-World-Titel „Steep“ – eine erfrischende Mischung aus Extremsport-Action, Multiplayer-Rennen und cleveren Sharing-Werkzeugen. Play3.de war für euch natürlich vor Ort, spielte mehr als drei Stunden Probe und plauderte ausgiebig mit einem hochmotivierten Entwicklerteam.

Die Fantastischen Vier

Die in einer fiktiven Version der Alpen angesiedelte Extremsport-Sause beginnt mit einem ausführlichen Tutorial. Angespornt von unserem mittels Funkgerät zugeschalteten Kollegen John erlernen wir hier innerhalb von knapp 20 Minuten alles Wichtige zu den Grundlagen von Spielstruktur, Steuerung und Trick-System. Bereits hier reibt uns „Steep“ außerdem eines seiner wichtigsten Alleinstellungsmerkmale unter die Nase. Denn im Vergleich zu ähnlichen Spielen wie beispielsweise dem Free-2-PC-Game „Snow“ seid ihr hier nicht nur auf Snowboard oder Skiern unterwegs, sondern dürft obendrein mit einem Gleitschirm durch die Lüfte segeln oder euch in einem windschnittigen Wingsuit in die Tiefe stürzen. Das Wechseln zwischen einzelnen Fortbewegungsmittel ist vergleichsweise simpel. Einfach den Helden zum Stehen bringen, die R1-Taste drücken und schon habt ihr die Qual der Wahl.

Wer mag, darf am Boden übrigens jederzeit den Walk-Modus selektieren und zu Fuß durch die Gegend stapfen. Nahtlose Übergänge zwischen einzelnen Sportarten sind dagegen nur begrenzt vorgesehen. Ihr könnt also nicht wie Rico Rodriguez aus „Just Cause 3“ mitten im Gleitschirmflug in den Wingsuit-Sturzflug übergehen. Auch ist es nicht möglich, mit dem Snowboard von einem Hang abzuspringen und dann im freien Fall zum Wingsuit zu wechseln. Stört aber kaum, denn obwohl „Steep“ primär die Arcade-Flagge hochhält, soll am Ende des Tages ein gewisser Grundrealismus gewahrt bleiben.

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Der Berg ruft

Einmal das sogenannte Unboarding abgeschlossen, öffnet sich die eigentliche Spielstruktur. Jetzt dürft ihr aus einer Vielzahl von Herausforderungen wählen, die ihr entweder allein oder mit bis zu drei Online-Spielern angeht. Den Anfang während unserer Anspiel-Session macht eine sogenannte „Mountain Story“ mit der verheißungsvollen Bezeichnung „Night Rider“. Die Headlight fest an den Helm geschnallt, geht’s darum, einer Snowboarderin bei Nacht auf einer von ihr vorgegebenen Route zu folgen. Was zunächst nicht sonderlich spektakulär klingt, entpuppt sich schon bald als charmant gemachte Kennenlern-Spritztour eines winzigen Teilabschnitts der gigantischen Spielwelt von „Steep“.

Völlig entspannt pflügen wir durch zentimetertiefen, wohlig knisternden Tiefschnee und erfreuen uns der fantastischen Weitsicht. Gleichzeitig lauschen wir einer Art Märchenerzählerin aus dem Off, die uns mit fast schon poetisch formulierten Worten auf Aravis – eine der ersten Regionen im Spiel – einstimmt. „Ich bin das Gebirge – älter als die Menschheit und so zeitlos wie die Erde selbst. Im Sommer biete ich atemberaubend grüne Weidefläche mit felsigen Gipfeln, die übersät sind von Wildblumen und Milchkühen. Aber hier und jetzt, im kältesten aller Winter, schenke ich euch schneebedeckte Plateaus und Landschaften voller unendlicher Möglichkeiten“.

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Die Karriereleiter erklimmen

Übergeordnetes Spielziel in „Steep“ ist das Anhäufen von Erfahrungspunkten und damit einhergehend das Erreichen neuer Reputationsstufen. Gelingt dies, erhaltet ihr Zugriff auf immer neue Zeitfahren- und Punkte-Herausforderungen, Mountain Stories, Ausrüstungsgegenstände usw. Eine Ausnahme bilden die sogenannten Drop Zones, also Respawn- bzw. Schnellreisepunkte. Um sie in der „Mountain View“ genannten, jederzeit abrufbaren 3D-Karte des Spiels freizuschalten, stehen zahlreiche Möglichkeiten zur Auswahl.

Die klassische und ehrenvollste Variante besteht zweifelsohne darin, die Drop Zone tatsächlich zu erreichen. Die große Herausforderung dabei: Zahlreiche Drop Zones liegen an schlecht zugänglichen Orten und nicht selten deutlich oberhalb eurer aktuellen Position. Es kann also situationsbedingt durchaus Sinn machen, einfach mal Snowboard oder Skier an den Nagel zu hängen und eine Teilstrecke zu laufen.

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Oder ihr wechselt in den Paraglider-Modus, sucht euch einen geeigneten Absprungpunkt und nutzt die meist in Klippennähe auftretenden thermischen Strömungen, um euch der gewünschten Drop Zone aus der Luft zu nähern. Entdecker mit knappem Zeitbudget arbeiten sich alternativ zu einem Punkt in der Nähe der Drop Zone vor, zücken das Fernglas und nehmen ihr Ziel für einige Sekunden ins Visier, um es dauerhaft auf der Karte zu aktivieren.

Klappt natürlich nur, wenn kein Wald oder Bergmassiv die Sicht versperrt. Ebenfalls möglich, jedoch nicht ganz preiswert: Mit bereits freigespielter Ingame-Währung könnt ihr ein Helikopter-Ticket lösen, um euch dann direkt an jedem x-beliebigen Ort innerhalb der Welt absetzen zu lassen.

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Gemeinsam Spaß haben

Keine Frage, das eben erläuterte Explorations-Element passt prima zum Open-World-Ansatz des Spiels. Die Mehrzahl an Adrenalinkicks kredenzt „Steep“ jedoch in seinen über 100 verschiedenen Herausforderungen. Halsbrecherischer Wingsuit-Flüge durch enge Felsschluchten, rasante Slalom-Rennen durch dichte Kiefernwälder, wilde Highscore-Jagden in üppig ausgestatteten Snowboard-Parks, gewagte Paraglider-Wettbewerbe nahe den Gipfeln von Matterhorn und Co. – die Macher geben sich redlich Mühe, für Abwechslung zu sorgen.

Das gilt im Übrigen auch für die Musikuntermalung bestehend aus über 40 Lizenz-Tracks aus den Stilrichtungen Chill, Rock, Hip-Hop, Electro und Zikali. Weil „Steep“ ein ähnliches Online-Konzept verfolgt wie beispielsweise „The Crew“ und „The Division“, ist es zudem ein Leichtes, neue Mitspieler zu finden und diese in einer Gruppe zu vereinen. Schade nur, dass in einzelnen Wettbewerben derzeit nicht mehr als vier Spieler gegeneinander antreten können.

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Do it yourself

Wie es sich für einen aktuellen Trendsport-Titel gehört, verfügt auch „Steep“ über zahlreiche Replay- und Sharing-Funktionen. Ein kurzes Aufrufen der „Mountain View“-Ansicht genügt, schon zeigt eine gepunktete Linie die bereits von euch zurückgelegte Strecke. Manövriert ihr den Auswahl-Cursor nun auf einen beliebigen Punkt der Linie, könnt ihr die Wiederholung von eben dieser Stelle starten. Prima, denn so gelangt man blitzschnell dorthin, wo wirklich sehenswerte Dinge passiert sind. Schön auch die Optionen „Bone Collector“ und „Extreme Only“. Erstgenannte bringt euch automatisch zu den spektakulärsten Unfällen der entsprechenden Abfahrt, letztgenannte rückt besonders tollkühne Manöver in den Fokus.

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Fast noch spannender sind allerdings die kinderleicht zu bedienenden „Create Challenge“-Optionen. Die Idee hier: Statt die gepunktete Linie zu nutzen, um den Startpunkt eines Replays auszuwählen, nutzt man sie, um die gerade absolvierte Fahrt (oder einen Teilabschnitt davon) in eine Herausforderung für andere Online-Spieler zu transformieren. Wie genau diese geartet ist, wird dabei durch Optionen wie „Checkpoint Race“, „Tactical Race“ oder „Freeride Only“ im Detail konfiguriert. Ein wirklich tolles Feature, das die Entwickler auch nach Veröffentlichung des Spiels noch weiter verfeinern möchten.

Wer auf klassische Strecken-Editor-Funktionen gehofft hatte, guckt derweil in die Röhre. Das manuelle Platzieren von Rampen, Kickern, Zieltoren usw. ist derzeit nicht vorgesehen – könnte laut Kreativdirektor Igor Manceau allerdings durchaus Teil eines zukünftigen Gratis-Updates werden. Für das finale Spiel verspricht Ubisoft Annecy darüber hinaus unzählige Geheimnisse. „Wir haben eine Bergregion, die sich Cursed Mountain nennt – hier gibt es viele Sachen, die Fans überraschen werden“, verrät Manceau im Vor-Ort-Gespräch mit play3.de. „Wir leben in den Bergen, wir leben in Frankreich und dort spielt Käse natürlich eine wichtige Rolle. Ein Easter Egg ist daher ein Tribut an einen Käse aus unserer Region.“

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Optisch gut, aber ausbaufähig

Technisch hinterlässt „Steep“ einen soliden Eindruck und läuft deutlich runder als noch auf der Gamescom, wo die gezeigte Version immer wieder mit Pop-ups und zuweilen flackernden Bildbereichen zu kämpfen hatte. Jetzt wirkt das Bild viel klarer und ruhiger und auch die Bildrate gibt keinen Grund zum Meckern. Besonders gelungen: Je nach Fahrstil am Boden kullern regelmäßig einzelne Schneebrocken realistisch den Berg hinab und hinterlassen wunderschöne Spuren im Schnee. Aber auch Momente in denen man zum Beispiel mittels Wingsuit aus einem Heißluftballon springt, während am Horizont ein beeindruckendes Bergpanorama zu sehen ist, bleiben in sehr guter Erinnerung.

Pünktlich zum Release soll’s außerdem volle PS4 Pro Unterstützung geben, was dann in höherer Auflösung und einer nochmals optimierten Bildrate resultiert – tatsächlich begutachten konnten wir die PS4-Pro-Version allerdings noch nicht. Weniger überzeugend: Trotz bestechender Weitsicht, schicker Lichteffekt und der ein oder anderen Schneeverwehung wirkt die Szenerie im jetzigen Zustand oft sehr leblos. Dass mal eine Pistenraupe, ein Schneemobil oder ein Wildtier den Weg kreuzt, kam nicht vor. Ganz zu schweigen von wilden Apres-Ski-Parties oder belebten Wintersport-Orten.

Einschätzung: gut

Ich liebe Spiele wie „The Crew“ oder „Forza Horizon“. „Steep“ fühlt sich – trotz anderem Genre – ganz ähnlich an. Es macht einfach einen Heidenspaß, ganz ohne Stress und untermalt von einem fetzigen Soundtrack einer selbst gewählten Route zu folgen, um die riesige Spielwelt nach und nach kennenzulernen. Zwischendrin nehme ich – wie es mir gerade in den Kram passt – an Events teil, fordere andere Fahrer zu Wettrennen auf, lade coole Replays ins Netz hoch oder erstelle dank intuitiver „Create Challenge“-Funktion Herausforderungen für die Community. Dabei gibt sich „Steep“ alle Mühe, den Spielfluss zu keiner Zeit zu unterbrechen. Schmettere ich beispielsweise mit Hochgeschwindigkeit gegen einen Felsen, reicht ein kurzes Gedrückthalten der Dreiecktaste, schon ist mein virtuelles Alter Ego sofort wieder auf der Piste. Bin ich beim Ski- oder Snowboard-Fahren mal wieder am Checkpoint vorbeigesemmelt, rufe ich einfach die „Mountain View“-Ansicht auf, selektiere einen beliebigen Wiedereinstiegspunkt und schon geht der wilde Ritt - ohne Ladeunterbrechung - an genau dieser Stelle weiter. Richtig klasse ist außerdem die GoPro-First-Person-Perspektive, bei der die Kamera je nach Sportart realistisch mitwackelt und obendrein ein wirklich berauschendes Geschwindigkeitsgefühl erzeugt. Etwas Sorgen bereitet mir allerdings die Langzeitmotivation, speziell für Solo-Spieler. Denn bereits nach kaum mehr als zwei Stunden Nettospielzeit auf dem Event belief sich mein „Global Completion“-Level auf 15 Prozent. Was man in diesem Zusammenhang allerdings nicht vergessen sollte: Mit Alaska liefert Ubisoft Annecy wenige Wochen nach Spielrelease ein weiteres, komplett kostenloses Spielareal nach, dessen Größe sich gleichfalls auf beachtliche 256 Quadratkilometer beläuft. Die bisher noch nicht konkretisierten Turnier-Funktionen machen ebenfalls neugierig. Und sollten die Macher tatsächlich Wort halten und in den Monaten nach Launch regelmäßig kostenlose Inhalte nachliefern (wie wär’s mit Schneemobil-Rennen oder einem Rampen-Editor?), stehen die Chancen ziemlich gut, dass „Steep“ auch in neun bis zwölf Monaten noch jede Menge Wintersport-Fans ans Gamepad lockt.

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Feuchtmacher

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14. November 2016 um 15:20 Uhr
Nathan Drake

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14. November 2016 um 17:54 Uhr
Zockerfreak

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14. November 2016 um 18:25 Uhr
ChuckNorriss

ChuckNorriss

15. November 2016 um 00:23 Uhr