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Killing Floor 2 – Horden-Modus zum Vollpreis oder neues Left 4 Dead?:

play3 Review: Killing Floor 2 – Horden-Modus zum Vollpreis oder neues Left 4 Dead?

8.0

Ego-Shooter erlebten in diesem Jahr ein echtes Revival. „Battlefield 1“ erfand sich im Ersten Weltkrieg geradezu neu und bot mit den Operations einen motivierenden und gleichermaßen spannenden neuen Spielmodus. „Titanfall 2“ überraschte mit seiner gelungenen Kampagne und einem gewohnt souveränen Multiplayer. Nur „Call of Duty: Infinite Warfare“ hinkt derzeit noch ein bisschen hinterher, ist aber meilenweit davon entfernt, eine waschechte Enttäuschung zu sein. Wie passt nun eine Anarcho-Ballerei wie „Killing Floor 2“ dazu? Ganz einfach, es bietet scheinbar unkomplizierte Splatter-Action und wird Koop-Jünger enorm lang mit seinem erstklassigen Gameplay an die Konsole fesseln.

Was wir gut finden

Die Horde grüßt

Auf den ersten Blick präsentiert sich „Killing Floor 2“ spartanisch. Wo aktuelle Shooter mit einer Mischung aus Kampagne und Multiplayer aufwarten, gibt es hier lediglich wenige Optionen. Die Einzelspielerkomponente beschränkt sich auf das kurze Tutorial und eine Solo-Variante des Überlebensmodus, die aber wenig Spaß bringt. Eine Splitscreen-Option existiert ebenfalls nicht.

Knallharter Koop-Shooter für „Left 4 Dead“-Fans

Stattdessen setzt Entwickler Tripwire alles auf den Überlebensmodus im Online-Betrieb. Bedeutet: Sechser-Teams wehren immer größer werdende Wellen von Zeds, also genetische manipulierten Kampfmaschinen, ab und versuchen zu überleben, ehe am Ende einer von zwei Bossen auf sie wartet. Das Grundkonzept spielt sich ähnlich wie der Zombie-Modus in „Call of Duty: Infinite Warfare“. Ihr könnt also Zugänge verbarrikadieren, verdient Geld für Abschüsse und könnt dafür neue Waffen einkaufen. Diese Spielart gibt es auch als Versus-Variante, in dem Spieler selbst die Zeds kontrollieren dürfen. Hier erinnert die Grundidee stärker an „Left 4 Dead 2“, hinkt aber leicht hinter dem Koopmodus hinterher.

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Gut gelöster Klassenkampf

Grundlage für die muntere Monsterhatz bilden die zehn verschiedenen Klassen. Jede bringt ein eigenes Arsenal und (beim Aufleveln) zusätzliche Fertigkeiten mit sich. Der Berserker beispielsweise steht mit Schlagwaffen an vorderster Front, der Kommando strotzt vor Waffen und der Sanitäter verteilt besonders effektive Erste-Hilfe-Spritzen. Der Clou: Durch die Benutzung der klassenspezifischen Kriegsgeräte sammelt ihr Erfahrungspunkte für die jeweilige Soldatengattung. Zwischen den Runden kauft ihr beim Händler neue Ausrüstung ein und habt Zugriff auf das gesamte Arsenal. Verbesserungen erhaltet ihr aber nur für die ausgewählte Klasse. Trotzdem ermutigt das System zum Experimentieren mit den verschiedenen Ausrüstungsgegenständen.

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Der Spaß am Gemetzel

Der Minimalismus steht „Killing Floor 2“ ausgezeichnet. Obwohl das Gameplay repetitiv anmutet, entfaltet es schnell einen guten Fluss und hohe Motivation. Alle verfügbaren Funktionen sind gut zu einander ausbalanciert. Die Waffensysteme beispielsweise fühlen sich allesamt anders an. Die Desert Eagle etwa richtet für eine Pistole immensen Schaden an, besitzt aber einen gewaltigen Rückschlag. Ungewöhnliche Waffen wie Granatwerfer oder der Sägeblätter verschießende Ausweider fügen sich exzellent ein. Die verfügbaren Maps bieten allerlei Grusel-Klischees – wie etwa einen verlassenen Knast oder einen Kerker – und eine gute Mischung aus großen Höfen und engen Gassen, in denen sich die Kämpfe knubbeln.

Damit auch so richtiges „Left 4 Dead“-Feeling innerhalb der Koop-Schlachten aufkommt, besitzt „Killing Floor 2“ ein ausgereiftes Zerstörungssystem. Die Mutanten explodieren also in viele Einzelteile und können mit Schlagwaffen in handliche Brocken zerhackt werden. Im Vergleich zu etwa „Titanfall 2“ oder „Call of Duty: Infinite Warfare“ verzichtet das Spiel auf Kinkerlitzchen wie Jetpacks oder Wall-Runs. Ihr könnt noch nichtmal schlittern oder in Deckung gehen.

„Killing Floor 2“ ist schnelle, einfache und dennoch gnadenlose Koop-Action. Es lebt von dem Gore-Faktor und dem starken Teamplay. Denn im Kampf mit dicken Brocken wie dem Fleshpound, dem Husk oder dem Scrake kommt es vor allem auf gute Zusammenarbeit an, da die Biester den Bildschirm förmlich überfluten und einen im schlimmsten Fall binnen Sekunden auseinander nehmen. Für besonders schöne Abschüsse wechselt das Spiel in den schwarz-weißen Zeitlupenmodus und erlaubt so kurzzeitig präzisere Schüsse. „Killing Floor 2“ wirkt weitaus anspruchsloser als es tatsächlich ist und überzeugt mit seiner guten Balance und der robusten Spielmechanik.

Was wir schlecht finden

Müder Singleplayer

Solisten werden an dem Koop-Shooter keine Freude haben. Eine Kampagne gibt es nämlich nicht. Stattdessen probiert ihr euch abseits des allzu knappen Tutorials lediglich an einigen Trockenübungen. Ihr spielt also alleine den Überlebensmodus. Das aber ist langfristig eine Qual. Schließlich stürzen sich alle Zeds automatisch auf euch, sodass jede Runde zur Ballerei im Rückwärtsgang mutiert. Selbst das Bekämpfen der Bosse macht alleine keinen Spaß und die fehlende Gruppendynamik schadet dem Spielfluss immens.

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Reichlich Kinderkrankheiten

„Killing Floor 2“ machte es uns im Test nicht immer leicht. Verbindungsabbrüche und Lags waren an der Tagesordnung. Allzu häufig kickte uns das Spiel aus der Lobby oder brach Partien ab. Besonders störend fielen allerdings die Lags – trotz schneller Internetleitung – auf. Immer wieder sprang die Spielfigur von einem Punkt zum nächsten. Bei dem schnellen Gameplay von „Killing Floor 2“ können solche kurzen Momente entscheidend sein. Das Matchmaking war darüber hinaus noch längst nicht perfekt. Außerdem stören wir uns an der integrierten Kaufoption für kosmetische Erweiterungen.

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Noch ausbaufähig

Jeder der sich „Killing Floor 2“ zum jetzigen Zeitpunkt kauft, bekommt lediglich den Überleben- und den Versus-Überleben-Modus. Im Klartext heißt das, dass es dem Spiel derzeit noch massiv an Fleisch auf den Rippen mangelt. Natürlich macht die Koop-Variante immer und immer wieder Spaß, doch wer gerne aus einer Fülle an Optionen auswählt, ist hier falsch und sollte vielleicht noch einige Monate warten. Bereits bei früheren Projekten lieferte Entwickler Tripwire regelmäßig Updates mit neuen Waffen, Maps und anderen Inhalten nach. Ebenfalls schade: Die Interaktionsmöglichkeiten zwischen den Spielern beschränken sich derzeit auf das Verteilen von Spritzen, Munition oder Geld. Das Verarzten gefallener Gegner beispielsweise ist nicht möglich.

8.0

Wertung und Fazit

PRO
  • robuste Koop-Shooter-Mechanik
  • spaßiges Splatter-Festival
  • gut ausbalanciertes Klassensystem
CONTRA
  • zu wenig Interaktionsmöglichkeiten zwischen den Spielern
  • müde Einzelspielermodi
  • inhaltlich wenig Abwechslung

Killing Floor 2 – Horden-Modus zum Vollpreis oder neues Left 4 Dead?

„Killing Floor 2“ entpuppt sich als Shooter-Wundertüte. In der ersten Stunde erschlägt einen das Spiel förmlich mit Blut, umher fliegenden Körperteilen und Zeds. Auf den ersten Blick könnte man es glatt als primitiven „Left 4 Dead“-Klon abtun. Doch dieser Eindruck ändert sich mit jeder weiteren Partie. Schnell findet ihr heraus, dass nur Teamwork zum Erfolg führt. Zugleich werdet ihr immer mehr mit den vielfältigen Waffensystemen und den Klassen experimentieren. Die stetigen Level-Aufstiege und die damit verbundenen Verbesserungen motivieren und zugleich nimmt einen der Überlebenmodus gefangen. Natürlich sind die Abläufe immer wieder ähnlich, doch das ändert nichts daran, dass die Spielmechanik hinter „Killing Floor 2“ absolut unverwüstlich ist. Jede neue Partie macht Freude. Und wird es einem mal zu langweilig, schraubt man einfach den Schwierigkeitsgrad nach oben. Allerdings bleiben auch einige Kritikpunkte: Der Ingame-Shop wäre absolut nicht notwendig gewesen. Auch die Server-Leistung lässt aktuell noch schwer zu wünschen übrig. Und natürlich ist der Umfang bei aller Langzeitmotivation noch zu gering. Trotzdem: „Killing Floor 2“ punktet als sympathischer, anarchistischer Koop-Shooter mit sehr gelungenem Kern-Gameplay. Wer ein „Left 4 Dead“ für PlayStation 4 sucht, bekommt hier zumindest eine gute Alternative.

Hotlist

Kommentare

dieselstorm

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Frank castel

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