System Shock trifft Dead Space: Wir haben Prey angespielt!

Am 10. Februar lud Bethesda in die Deutschland-Zentrale nach Frankfurt, um die ersten zwei Stunden aus „Prey" anspielen zu lassen. PLAY3.DE machte sich ohne zu zögern auf den Weg und hat eine ganze Wagenladung interessanter Hands-on-Eindrücke mitgebracht…

Kennt ihr eigentlich die amerikanische Komödie „Und täglich grüßt das Murmeltier“ mit Bill Murray? Ja? Okay, dann wisst ihr sicher auch, dass der eben genannte Hollywood-Star dort den zynischen Moderator eines Wetterkanals verkörpert, der eines Tages in einer Art Zeitschleife hängen bleibt.

In der Rolle von Morgan Yu erleben wir zu Beginn unserer Hands-On-Session etwas sehr ähnliches. Keine Lust, irgendetwas zur einleitenden Hintergrundgeschichte von „Prey“ zu erfahren? Dann raten wir euch – obwohl selbst der Entwickler keinerlei Spoilerwarnungen ausspricht – dringend dazu, erst bei der Zwischenüberschrift „System Shock trifft Dead Space“ weiterzulesen.

Prey - PS4 Screenshot 01

Good Morning Morgan

Wir schreiben den 15. März 2032. Protagonist Morgan Yu (wir haben uns vor Spielbeginn für die männliche Version entschieden) erwacht im Bett seines luxuriös ausgestatteten Hochhaus-Apartments. Die Sonne scheint, aus dem Radiowecker ertönt entspannte Musik. Yu schnappt sich sein seltsames, Backstein-großes Smart-Device und erhält Sekunden später einen Anruf von seinem Bruder Alex Yu. „Hey Morgan, aufwachen. Du verschwendest Tageslicht. Ich hab’ den Helikopter geschickt, um dich abzuholen. Wir müssen nur noch ein paar Tests durchführen. Und vergiss nicht deinen Anzug zu tragen.“

Prey - PS4 Screenshot 11

Gesagt, getan. Wir schlüpfen in den Raumanzug, stöbern noch ein bisschen in einigen herumliegenden Büchern und machen uns dann schnellen Schrittes in Richtung Helikopter-Landeplatz. Auf dem Weg begrüßen wir dabei noch die freundliche Haustechnikerin Patricia Varma. Endlich auf dem Dach angekommen und im Helikopter Platz genommen, das erste Wow-Erlebnis. Gänsehaut erzeugende Synthie-Musik setzt ein, der Heli hebt ab und los geht’s über die Skyline einer Millionenstadt, die aufgrund einer angrenzenden Hängebrücke entfernt an San Francisco erinnert.

Allerdings bleibt kaum Zeit die Aussicht zu genießen, denn bereits nach weniger als zwei Minuten ist der Flug vorbei und Morgan bereits im Gespräch mit seinem durchaus korpulenten Bruder Alex. „Nur noch eine Woche, dann sind wir bereit, um in den Orbit zu fliegen“, verspricht Alex und drängt uns sogleich an einigen Testprogramm von einem gewissen Dr. Bellamy teilzunehmen. Nun denn, auf zu neuen Taten, schließlich wollen wir bald in Richtung Weltall aufbrechen!

Prey - PS4 Screenshot 05

Doch kaum den eher beengten Raum mit XXL-Glasscheibe betreten, spüren wir ein seltsames Unwohlsein in der Magengegend. Nicht zuletzt aufgrund der immer bizarrer werdenden Aufgabenstellungen. In Testraum zwei zum Beispiel müssen wir uns hinter einem Stuhl verstecken. Testraum vier wiederum tischt uns ein wahrlich verstörendes Multiple-Choice-Gedankenspiel auf, das in etwa so beginnt: „Ein Zug rast auf fünf Menschen zu, die am Gleis festgebunden sind. Du kannst den Zug veranlassen, das Gleis zu wechseln, doch auch auf Gleis zwei befindet sich eine festgebundene Person. Was also möchtest du tun? a) Die Weiche stellen b) Nichts“.

Wir wollen nicht zu viel verraten, aber am Ende des Parcours geht so einiges richtig schief. Morgan selbst? Wird bewusstlos und erwacht zu einem späteren Zeitpunkt wieder in dem Raum, wo die Geschichte begonnen hat. Auf den ersten Blick wirkt alles normal, doch dann… Nun, das müsst ihr im Mai schon selbst erleben. Nur noch soviel: Am Ende des Prologs findet sich Morgan an Bord der Raumstation Talos-1 wieder – und die ist überrannt von hochgradig aggressiven, Typhon genannten Aliens…

Prey - PS4 Screenshot 02

System Shock trifft Dead Space

Was folgt ist eine sehr interessante Symbiose aus Rollenspiel, Ego-Shooter und First-Person-Survival-Action. Denn nun müsst ihr, getrieben von unglaublicher Neugier, herausfinden, was zum Teufel hier wirklich passiert ist. Die brennendsten Fragen gleich zu Spielbeginn: Was genau wollen die in Form von Rauchschwaden auftretenden Außerirdischen überhaupt? Bin ich tatsächlich der einzige Überlebende an Bord? Und ganz wichtig: Welche Fluchtmöglichkeiten gibt es? Oder besteht der einzige Ausweg zu überleben vielmehr darin, jedes einzelne Alien auszulöschen?

Stichwort auslöschen. Dahingehend leistet die Gloo Gun in der ersten Spielstunde ganz hervorragende Dienste. Wie der Namen schon sagt, versprüht sie flüssigen Kleber. Dieser härtet binnen Millisekunden aus und führt dazu, dass die oft rasend schnellen Gegner sozusagen mitten in der Kampfanimationen erstarren. Jetzt wieder den Schraubenschlüssel zücken, einmal fest draufschlagen und der Widersacher ist Geschichte. All zu lange zögern solltet ihr mit dem Gnadenstoß allerdings nicht, denn nach nicht einmal zehn Sekunden hat sich selbst der schwächste Typhon aus seiner misslichen Lage befreit und das Kleber-Gefängnis von innen heraus aufgebrochen.

Prey - PS4 Screenshot 10

Doch die Gloo Gun kann noch viel mehr, als Gegner temporär in Schach halten. Leck geschlagene Gasleitungen zum Beispiel dichtet ihr damit wunderbar ab. Gleiches gilt für defekte Elektrogeräte von denen Kurzschlüsse ausgehen. Einfach einen Batzen Klebstoffmasse drauf und der Fall hat sich erledigt. Die nötige Geduld und genügend Munition vorausgesetzt, könnt ihr mit geschickt an Wänden platzierten Klebstoffhäufchen sogar provisorische Treppenstufen formen und auf diese Weise höher gelegene Stockwerke erreichen. Ein Levelobjekt pendelt ständig hin und her, soll aber in Position gehalten werden? Auch für solche Problemstellungen kommt der Superkleber mehr als gelegen.

Experimentieren konnten wir darüber hinaus mit einer futuristischen Shotgun. Das Ding verschießt ziemlich großkalibrige Munition und schickt die 4-beinigen Mimics mit nur einem Treffer ins Jenseits. Für die deutlich größeren, auf zwei Beinen laufenden Phantoms genügten im Probespiel zwei Treffer. Wichtig: Die Preview-Version umfasste nur einen kleinen Startbereich der gigantischen Raumstation.

Im finalen Spiel dürft ihr dann die komplette Anlage erkunden – zeitweise sogar schwerelos in einigen der zahlreichen Außenbereiche. Außerdem verspricht Bethesda deutlich stärkere Feindtypen als die eben skizzierten. Ganz weit oben in der intergalaktischen Nahrungskette steht dabei Nightmare, ein intelligentes Wesen mit gewaltiger Kraft, das eigenes dafür geschaffen wurde, Yu zu finden und zu töten.

Prey - PS4 Screenshot 04

Durchs Auge ins Hirn

Wie es sich für ein Spiel aus dem Hause Arkane Studios gehört, darf natürlich auch ein üppig ausgestatteter Fähigkeitenbaum nicht fehlen. „Prey“ unterscheidet hier zwischen drei großen Talentzweigen, jeder mit einer Vielzahl von Verästelungen. Um überhaupt etwas freizuschalten, benötigt ihr allerdings zunächst einmal sogenannte Neuromods. Diese sind über die gesamte Station verteilt und müssen jeweils in einem äußerst schmerzhaften Verfahren „angewendet“ werden. Konkret: Mit einem speziellen Gerät sticht sich Morgan hauchdünne Nadeln ins Auge. Die so hervorgerufenen Nervenimpulse stimulieren bestimmte Gehirnregionen und führen letztlich dazu, dass ihr die ausgewählte Fähigkeit erlernt.

Fähigkeitenbaum Numero eins hört auf den Namen „Scientist“ und gewährt Zugriff auf zahlreiche, passive, teils jedoch aufrüstbare Skills. „Metabolischer Schub“ etwa erhöht die Lebenspunkte, die ihr beim Konsumieren von Nahrung regeneriert, während „Mediziner“ die Effektivität von Medikits auf 150 Prozent steigert. „Necropsy“ hingegen ermöglicht euch, getöteten Typhons besonders wertvolle Organe zu entnehmen, um daraus später selbst Neuromods herzustellen.

Prey - PC Screenshot 06

Deutlich umfangreicher fällt der Fähigkeitenbaum Ingenieur aus. Hier tummelten sich in der bisher nur auf PC gezeigten Vorabversion bereits 18 verschiedene Upgrades. Mit „Heben 1“ etwa wuchtet ihr schwere Objekte aus dem Weg oder schleudert sie euren Feinden entgegen. Weitere Talente umfassen unter anderem die Fähigkeit, eine Vielzahl von Apparaturen zu reparieren, die Inventar-Kapazität des Anzugs zu erhöhen, Sammelobjekte in verschiedene Verbrauchsmaterialien zu zerlegen, Waffen aufzurüsten oder den Output von Recycle-Maschinen zu erhöhen.

Bliebe noch Scientist. Dieser Techtree umfasst alles, was mit dem Gebrauch von Waffen, der Stamina-Leiste, der Bewegungsgeschwindigkeit sowie den Schleich- und Kampffähigkeiten von Morgan zu tun hat. Auffällig: Die in drei Ausbaustufen verfügbare Neuromod „Belastbarkeit“ erhöht nicht nur Morgans Lebensenergie, sondern steigert obendrein seine Lebenserwartung. Zunächst um 25, dann um 50 und schließlich um 75 Jahre. Ein Wink mit dem Zaunpfahl, dass Morgan im Verlauf der Geschichte sehr, sehr lange im All bleiben wird und sich das Spiel über einen größeren Zeitraum erstreckt? Spätestens am 5. Mai 2017 werden wir es herausfinden.

Prey - PS4 Screenshot 09

Schade, aber letztendlich der Tatsache geschuldet, dass dies erst später im Spiel verfügbar wird: Ein Erstkontakt mit der bereits im allerersten Gameplay-Video gezeigten Fähigkeit „Mimic“ war nicht möglich. Wir können euch zum jetzigen Zeitpunkt also nicht verlässlich sagen, wie es sich anfühlt, wenn man zu einer unscheinbaren Kaffeetaste wird und dann unbemerkt durch kleine Öffnungen kullert. Wohl aber können wir euch warnen, denn streng genommen ist „Mimic“ die zentrale Fähigkeit des gleichnamigen Typhon-Gegners. Wundert euch also nicht, wenn ihr einen Raum betretet und sich der Aschenbecher, der Stuhl oder der Aktenordner neben euch plötzlich in einen fiesen Überraschungsgast verwandelt. Verrückte Entwickler-Info: Welche Objektmutation ein Mimic wählt, ist nicht geskriptet. Vielmehr entscheidet die KI je nach Situation aufs Neue, welche Transformation sie als nächstes vornimmt.

Prey - PS4 Screenshot 03

Schaffe, schaffe, Dinge baue…

Genau wie bei „Resident Evil 7“ und anderen Spielen mit ausgeprägten Survival-Elementen kämpft ihr auch in „Prey“ stets mit einer gewissen Munitionsknappheit. Abhilfe schafft aufmerksame Exploration der Umgebung und ein überraschend umfangreiches Crafting-System, dessen Möglichkeiten sich in knapp zwei Stunden Hands-on-Zeit allerdings nur im Ansatz ausloten ließen. Gleiches möchten wir für die bisher präsentierten Knobelpassagen behaupten. Schlüsselkarten finden, gut versteckte Lüftungsschächte aufstöbern, kleine Hacking-Minispiele meistern – all das war sehr unterhaltsam inszeniert, aber zweifelsohne nur die Spitze des Eisbergs.

Einschätzung: sehr gut

Inhaltlich und spielerisch übt „Prey“ bereits jetzt eine faszinierende Sogwirkung aus. Nach dem aufwühlenden Intro will man einfach unbedingt wissen, wie’s weitergeht und nimmt unzählige Risiken in Kauf, um genau das herauszufinden. Was wollen die Aliens? Wieso schickt Stationsbetreiber TranStar keinen Aufräumtrupp? Wer ist unsere mysteriöse Kontaktperson January? Welches dunkle Geheimnis hat Yus Bruder Alex zu verbergen? Und was hat es eigentlich mit dem seltsamen Flackern im Hauptmenü auf sich? Ein erster Hinweis darauf, dass sich Morgan die ganze Sache vielleicht nur einbildet? Den Entwicklern jedenfalls würde ich einen solchen Twist durchaus zutrauen. Bauchschmerzen bereitet mir dagegen die etwas angestaubte Grafik. Zugegeben, das coole Retro-Sci-Fi-Design der Station begeistert. Noch zu häufig konfrontieren euch die Macher jedoch mit etwas unspektakulären, gleichfarbigen Texturen und für heutige Verhältnisse viel zu simpel modellierten Umgebungsobjekten. Sei es nun der Zierfisch im Zugangsflur zu Morgans Schlafzimmer oder der Hubschrauber auf dem Dach seines Apartmenthauses - optisch bleibt „Prey" bisher deutlich hinter seinen Möglichkeiten zurück. Blende ich dieses Manko jedoch mal für einen Moment aus, bleibt viel Zuversicht, dass hier etwas ganz Großes heranreift. Ein Spiel, das Genrekenner ab Mai vielleicht sogar in einem Atemzug mit artverwandten Titeln wie „Dead Space“ oder „System Shock“ erwähnen.

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