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Ghost Recon Wildlands im Test: Koop-Kämpfe in Bolivien

play3 Review: Ghost Recon Wildlands im Test: Koop-Kämpfe in Bolivien

7.5

Größer, schöner, besser? Ubisoft erschafft mit „Ghost Recon: Wildlands“ sein bislang umfangreichstes Open-World-Actionspiel. Aber stimmt auch die Qualität?

Unter Hardcore-Gamern ist der Begriff „Ubisoft-Formel“ beinahe ein Schimpfwort. Er beschreibt die Konzeption von offenen Spielwelten in Serien wie „Assassin’s Creed“ oder „Watch Dogs“. In „Ghost Recon: Wildlands“ treibt der Entwickler und Publisher dieses Prinzip allerdings auf die Spitze und münzt es zugleich auf einen launigen Vier-Spieler-Online-Koop um. Nachdem das Spiel in der Beta-Phase bereits reichlich Kritik einstecken musste, präsentiert sich das fertige Produkt eine Woche nach Release aber in durchaus guter Form. „Ghost Recon: Wildlands“ revolutioniert zwar das Genre nicht, liefert aber zumindest solide Action im virtuellen Bolivien ab.

Was wir gut finden

Bolivien lebt

Der Star von „Ghost Recon: Wildlands“ ist eindeutig die Spielwelt selbst. Ubisoft erschafft ein gigantisch großes Areal, bestehend aus 21 Regionen mit insgesamt 11 Klimazonen. Das Spiel öffnet sich bereits kurz nach dem Start. Grundsätzlich könnt ihr Bolivien direkt frei erkunden. „Ghost Recon: Wildlands“ bietet zwar Haupt- und Nebenmissionen, doch gerade die wichtigen Einsätze sind nur lose miteinander verknüpft. Ob ihr also erst das Startgebiet klärt und euch danach in eine der anderen Regionen aufmacht, bleibt euch überlassen.

Die nächste Evolutionsstufe der Ubisoft-Formel

Gerade die technische Umsetzung verdient in diesem Fall ein Lob. „Ghost Recon: Wildlands“ kommt nahezu ohne längere Ladezeiten aus. Speziell auf der Playstation 4 Pro liefert das Spiel eine wirklich tolle Leistung ab. Die Umgebungsgrafik ist auf hochskalierten 4K gestochen scharf. Das unterstreicht die Weitsicht und erzeugt immer wieder tolle Ausblicke. Dazu punktet das Abenteuer mit den vielen unterschiedlichen Szenarien, die ein Land wie Bolivien bietet. In einem Moment lauft ihr durch angenehm bunte Dörfchen, im nächsten flattert ihr im Helikopter über detailreiche Bergmassive und kurze Zeit später rast ihr mit dem Bike über kahle Salzseen. Apropos: Die Fahrphysik wurde im Vergleich zur Beta merklich verbessert. Autos liegen kontrollierbarer auf der Straße und steuern sich nicht mehr wie Schlauchboote. Nur Helikopter erfordern eine gewisse Einarbeitung.

Außerdem überzeugen die wirklich gut gelösten Tages- und Nachtwechsel, sowie verschiedene Wettereffekte. Nachteinsätze bei Regen besitzen ihren ganz eigenen Reiz und kreieren eine wirklich gelungene Stimmung.

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Besser im Koop

Diese Freiheiten spielt „Ghost Recon: Wildlands“ am stärksten im Multiplayer-Modus aus. Wie schon viele Ubisoft-Titel zuvor benötigt der Open-World-Shooter ebenfalls eine aktive Internetverbindung. Offline geht das Spiel gar nicht erst an den Start. Auf Tastendruck wechselt ihr so von Einzel- zur Mehrspielererfahrung, in der ihr in Vierer-Teams – also mit drei weiteren Freunden – Bolivien erkundet und die Missionen erledigt.

Zusammen machen die Einsätze deutlich mehr Spaß. Denn es entsteht schnell eine schöne Dynamik zwischen den Kameraden. Beispielsweise teilen sie sich Zielmarkierungen, beleben einander wieder und benutzen Fahrzeuge gemeinsam. Gerade durch die Einbindung von Jeeps, Helikopter, Panzern und anderen Vehikeln entstehen teils irrwitzige Aktionen. Das Absprechen von Angriffen ist gerade bei lautlosen Attacken extrem wichtig und schürt noch einmal das Wir-Gefühl in der Gruppe.

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Schleichen oder ballern?

Im Solo-Modus übernimmt der Computer die übrigen drei Kameraden. Das mindert die Atmosphäre, da sich die Burschen recht merkwürdig verhalten. Sie warpen sich beispielsweise direkt zu eurem Charakter, wenn ihr euch aus dem Staub macht. Sie werden nie entdeckt, landen dafür aber mit Hilfe des Synchronabschusses stets perfekte Treffer.

„Ghost Recon: Wildlands“ möchte, dass ihr Einsätze langsam angeht. Das bedeutet: Erst ein Gebiet auskundschaften – wahlweise mit Drohne oder Fernglas – und anschließend langsam einen Widersacher nach dem anderen ausschalten, ehe ihr euch dem Missionsziel widmet. Tatsächlich macht der Third-Person-Shooter durchaus Laune. Das Waffen-Feedback funktioniert ordentlich, gelungene Aktionen fühlen sich gut an.

Praktisch: Beim Anvisieren entscheidet ihr selbst, ob ihr auf die Ego- oder die Verfolgerperspektive setzt. Dadurch passt ihr euer Spielerlebnis selbst an. Apropos Anpassung: Natürlich bietet „Wildlands“ auch ein umfangreiches Erfahrungssystem. Mit Hilfe gesammelter Ressourcen und Talentpunkte aktiviert ihr rund 50 Skills – darunter auch aktive Fähigkeiten wie den Fallschirm, Minen oder Granatwerfer. Diese schaltet ihr sehr fix frei und könnt sie danach noch einmal zusätzlich aufwerten. Das motiviert!

Was wir schlecht finden

Sammelei ohne Ende

Allerdings treibt „Ghost Recon: Wildlands“ die berühmte Ubisoft-Formel auf die Spitze. Für das angesprochene Talentsystem benötigt ihr neben Skill-Punkten auch vier verschiedene Ressourcen, die ihr innerhalb der Spielwelt markiert. Immer wieder sammelt ihr zudem Informationen über den Standort neuer Aufgaben – wie beispielsweise Nachschublieferungen oder Waffenkisten. Letztere beinhalten Bauteile für über 80 integrierte Schießprügel. Waffennarren vergnügen sich – ähnlich wie in „The Division“ – beim munteren Kanonen-Tuning und probieren immer wieder neue Visiere und Griffe aus. Gefundene Ausrüstung wählt ihr direkt im Feld aus und passt dadurch eure Ausrüstung an.

All diese Systeme funktionieren ordentlich. Der Kritikpunkt liegt hier eigentlich in der scheinbaren Seelenlosigkeit von „Ghost Recon: Wildlands“. Zu viele Spielelemente fühlen sich altbekannt an. Neue Akzente setzt Spiel abseits der gewaltigen Welt kaum. Es überflutet einen stattdessen mit Sammelobjekten und überschwemmt die Karte mit Symbolen. Zu den Haupt- und Nebeneinsätzen gesellen sich zudem Rebelleneinsätze, mit denen man sich die Unterstützung der Widerstandskämpfer sichert. Auf diese Weise ruft ihr euch beispielsweise einen Mörserschlag herbei oder ordert kurzerhand ein Fahrzeuge per Luftpost. Im Test gab es immer wieder Probleme mit den Absetzpunkten der Vehikel. Einige Male platzierte man die Bestellung auf dem höchsten Berge in der Nähe.

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Soldatenroutinen

Leider gestalten sich auch die Missionen als längst nicht so abwechslungsreich und motivierend, wie es sich wünschen könnte. Zugegeben, dieses Manko ist Meckern auf hohem Niveau, trotzdem gewinnt „Ghost Recon: Wildlands“ für seine Missionen keinen Kreativpreis. Ihr sammelt Informationen, späht Zielpersonen aus oder infiltriert Basen. Die Action ist stets ordentlich, krankt allerdings an den häufig gleichen Abläufen. Immer wieder späht ihr zunächst das Gebiet aus, erledigt Widersacher aus der Distanz und arbeitet euch dann vor. Die Fahrzeugeinsätze – wie etwa das Überfallen der Nachschubtransporte – sind die unterhaltsamere Ausnahme, da hier wirklich Chaos ausbricht. Viele Einsätze fühlen sich aber nach gewohnter Routine an und plätschern vor sich hin. Gerade die Gegner-KI reagiert oftmals nicht schnell genug und ignoriert Abschüsse teils komplett. Das mindert ebenfalls die Motivation.

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Keine interessante Geschichte

Die mangelhafte Atmosphäre hinter „Ghost Recon: Wildlands“ begründet sich letztlich aus der schwachen Story. Der Einstieg und der Aufbau des Gangster-Paten El Sueño machen zwar Lust auf mehr, aber die eigentliche Geschichte gerät aufgrund des Open-World-Gameplays schnell unter die Räder. Lediglich seine Bosse zeigen so etwas wie Persönlichkeit, doch das reicht nicht aus, um bei 50 und mehr Spielstunden für Atmosphäre zu sorgen. Auch die Ghosts selbst präsentieren sich teils arg unsympathisch und erinnern eher an den stereotypen Soldaten als an tiefe Figuren mit Ecken und Kanten. Insgesamt fühlt sich „Ghost Recon“ daher wie eine gewaltige Spielwiese an, der es aber an Seele und Persönlichkeit mangelt.

7.5

Wertung und Fazit

PRO
  • gewaltige, wunderschöne Spielwelt
  • gut gelöster Koop-Modus
  • großer Umfang
CONTRA
  • uninteressante Story
  • monotones Missionsdesign
  • arg viel Sammelobjekte

Ghost Recon Wildlands im Test: Koop-Kämpfe in Bolivien

„Ghost Recon: Wildlands“ macht im Test eine definitiv bessere Figur als bei der durchwachsenen Beta. Der Militär-Shooter zeigt die nächste Dimension von Ubisoft patentierter Open-World-Formel. Das Motto lautet in diesem Fall: Noch größer, noch schöner – und das alles im Koop. Grundsätzlich funktioniert das Konzept gut. Speziell mit Freunden erzeugt das Spiel schnell eine gewisse Sogwirkung und die Mischung aus typischer Action und spaßiger Sammelleidenschaft hat es in sich. Der Schauplatz Bolivien trägt seinen Teil zu dieser Faszination bei. Die Spielwelt ist gewaltig und – gerade auf der Playstation 4 Pro – wunderschön. Spielerisch leistet sich „Ghost Recon: Wildlands“ einige spielerische und erzählerische Mängel: Die Geschichte und ihre Charaktere spielen nahezu keine Rolle. Viele Missionen und Taktiken wirken leider allzu bekannt. Und die Gegner-KI schwankt zwischen Genie und Wahnsinn. Insgesamt erscheint „Ghost Recon: Wildlands“ daher etwas seelenlos, bietet aber trotzdem solide Action in schönster Umgebung.

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Kommentare

Michael Knight

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Murat&Sally

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Michael Knight

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Michael Knight

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Frank castel

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