Review

Yooka-Laylee im Test: Alte Schule mit Ecken und Kanten

Vor fast 20 Jahren, als die erste PlayStation für viele das Maß aller Dinge war, feierten 3D-Platformer ihre goldene Zeit. Gex, Banjo-Kazooie und Sly Cooper sind nur ein paar der großartigen Spiele, die aus dieser Ära hervorgehen. Heute ist es allerdings recht still um das Genre. Das wollten ein paar ehemalige Rare-Entwickler nicht auf sich sitzen lassen, und entschieden sich dazu, einen Wiederblebungsversuch zu starten.

play3 Review: Yooka-Laylee im Test: Alte Schule mit Ecken und Kanten

7.5

Vor fast 20 Jahren, als die erste PlayStation für viele das Maß aller Dinge war, feierten 3D-Platformer ihre goldene Zeit. „Gex“, „Banjo-Kazooie“ und „Sly Cooper“ sind nur ein paar der großartigen Spiele, die aus dieser Ära hervorgehen. Heute ist es allerdings recht still um das Genre. Das wollten ein paar ehemalige Rare-Entwickler nicht auf sich sitzen lassen, und entschieden sich dazu, einen Wiederblebungsversuch zu starten.

Zurück zu bunten Wurzeln

Eine erfolgreiche Kickstarter-Kampagne und intensive Jahre der Produktion später, steht „Yooka-Laylee“ nun in den Regalen und verspricht den guten sauberen Spaß einer fast vergessenen Episode der Videospielgeschichte. Knuddelige Protagonisten, eine kunterbunte Spielwelt und freie Erkundungstouren sind nur ein paar der Features, mit denen Playtonic Games den geistigen Nachfolger zu „Banjo-Kazooie“ ausstattet.

Was wir gut finden

Ein gemütliches Plätzchen an der Sonne, eine Hängematte und den besten Freund bzw. die beste Freundin an der Seite. Das Leben in der Schiffsbruchbucht könnte kaum entspannter sein. Diese Rechnung haben  die titelgebenden Tiere Yooka und Laylee allerdings ohne den fiesen Schurken Capital B gemacht. Dieser beschließt in einem Anflug von Größenwahn nämlich, alle Bücher der Welt einzusaugen und anschließend daraus Kapital zu schlagen. Dabei erwischt er unglücklicherweise genau das Buch, das Chamäleon Yooka und Fledermaus Laylee gerade lesen wollten. Als wäre das nicht schlimm genug, verteilen sich nun alle Seiten über die Areale im und um den Hivory Tower und warten an fast unerreichbaren Orten darauf, von euch eingesammelt zu werden.

Yooka-Laylee - Review - 02

Die eigentliche Handlung von Yooka-Laylee ist nicht allzu komplex und, wie für das Genre üblich, recht zweckmäßig. Unterhaltungswert gewinnt die Erzählung aufgrund der Nebenfiguren und den Aufgaben, die ihr von diesen bekommt. Und hier, zwischen sprechenden Straßenschildern und undichten Wolken, hat wirklich alles irgendwelche Bedürfnisse. Da ist die Wiederbeschaffung von Kopfschmuck für ein paar Schneemänner noch eine der normaleren Missionen, die ihr auferlegt bekommt.

Ein durch und durch dynamisches Duo

Die Stärken von Yooka-Laylee fußen zu einem großen Teil auf dem breiten Repertoire an Fähigkeiten, die das ungleiche Paar ins Spiel bringt. Dank Yookas Echsen-Schwanz habt ihr eine praktische Nahkampfwaffe. Über größere Abgründe helfen euch die kleinen aber starken Flügel von Laylee hinweg. Wie es sich für eine Fledermaus gehört, kann sie Schallwellen ausstoßen und wollt ihr einmal unerkannt bleiben, nutzt ihr ganz im Stil eines Chamäleons eure Tarnfunktion. Eine gewisse Eingewöhnungsphase vorausgesetzt, greifen die Mechaniken von „Yooka-Laylee“ schön ineinander und lassen aus der Umgebung einen großen Spielplatz entstehen.

Yooka-Laylee - Review - 03

„Yooka-Laylee“ wirft euch in eine charmante Spielwelt und stellt euch frei, wo ihr zuerst hingehen möchtet. Im Verlauf des Spiels kauft ihr für eingesammelte Federn neue Fähigkeiten, wodurch neue Bereiche zugänglich werden. Einen linearen Ablauf oder eine feste Reihenfolge von Levels sucht ihr hier vergebens. Viel mehr fordert das Spiel von euch, eurem Erkundungsdrang nachzugeben und auf diese Weise, die Geheimnisse der Spielwelt zu lüften. Dadurch, dass euch oftmals im ersten Moment nicht klar ist, ob ein Weg tatsächlich existiert oder es nur danach aussieht, erlebt ihr häufig Überraschungen.

Auch spielerisch entdeckt ihr in „Yooka-Laylee“  immer wieder Neues. Verrückte Verwandlungen, temporäre Fähigkeiten und eine lange Reihe von Spezialkräften sorgen dafür, dass ihr auch nach Stunden noch lange nicht alles gesehen habt. Gleichzeitig werdet ihr so auf natürliche Weise immer wieder dazu angehalten, in bereits besuchte Bereiche zurückzukehren. Die vielen Rätsel, die sich durch euer Repertoire und die Spielwelt ergeben, dass die Entwickler ihre Wurzeln nicht vergessen haben.

Yooka-Laylee - Review - 04

Solltet ihr „Banjo-Kazooie“ gespielt haben, werdet euch mit Sicherheit gleich wie zuhause fühlen. „Yooka-Laylee“ orientiert sich gestalterisch stark an seinem geistigen Vorgänger. Sowohl musikalisch als auch von Seiten des Designs ist die Verwandtschaft unverkennbar. Wenn sogar die Federn und Blätter Augen haben, dann muss es wohl Rare sein. Technisch hat sich seit den 90er-Jahren dafür einiges getan und das seht ihr „Yooka-Laylee“ auf jeden Fall an. Die Oberflächen suggerieren eine feine Stofflichkeit und Elemente wie Feuer, Wasser und Eis sind schön plastisch.

Was wir schlecht finden

Die spielerische Freiheit, die ihr in „Yooka-Laylee“ genießt, kommt nicht ohne ihren Preis. So kann es unter Umständen vorkommen, dass ihr einfach mal nicht mehr wisst, was ihr noch erledigen könnt und wann es Zeit wird, in der Überwelt nach einem neuen Areal Ausschau zu halten. Diese Ruhephasen ziehen den Spielverlauf gelegentlich in die Länge. Da viele Wege recht verwinkelt sind und ihr euch dadurch häufig verlauft, entsteht ein gewisses Frustpotential.

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Auch das eine oder andere Rätsel kostet unter Umständen ein paar eurer Nerven. Zeitdruck spielt in Yooka-Laylee nämlich häufig eine große Rolle. Viele der kleinen Geschicklichkeitstests setzen euch ein knappes Limit und bestrafen euer Versagen hart, in dem sie euch von vorne beginnen lassen. Gleiches gilt für einen Teil der Parcours. Um diese zu meistern bleiben euch oft nur zwei Optionen. Entweder ihr kommt zu einem späteren Zeitpunkt zurück oder übt bis der Dschungeldoktor kommt. Mögt ihr das Prinzip von „Trial and Error“ dürfte diese Kritik für euch eventuell zu verschmerzen sein.

Nicht nur der teilweise schier unfaire Schwierigkeitsgrad ist für eure Fehlversuche verantwortlich. Einige der Spielmechaniken von Yooka-Laylee sind auch einfach etwas gewöhnungsbedürftig. Das heißt allerdings nicht, dass sie zu ungenau oder schlecht entwickelt sind, sondern dass ihr einfach eine Weile benötigt, bis ihr euch eingespielt habt. Verwandelt ihr euch beispielsweise in einen Truck, fallt ihr vermutlich die ersten paar Klippen herunter, bis ihr die Kurven richtig meistert. Eine Lernkurve ist durchaus vorhanden, diese könnte für euch allerdings zum Problem werden, sollte eure Frusttoleranz eher niedrig sein.

Nostalgie in allen Ehren

Wie bereits erwähnt, ist die Spielwelt hübsch gestaltet und die Figuren verkörpern auf moderne Weise den Stil der Ursprünge von „Yooka-Laylee“. Doch so niedlich die Bewohne oft sind, so flach ist ihr Humor. Zwischen Kalauern der Klasse eines Fips Asmussen reiten sowohl die Protagonisten als auch eure Gesprächspartner immer wieder darauf herum, dass ihr euch in einem Videospiel befindet. Das ist das erste Mal lustig, beim zweiten Mal noch amüsant, aber nach zwanzig Anspielungen einfach nur öde.

Yooka-Laylee - Review - 06

In den frühen 90er-Jahren, als Bären noch Puzzlestücke sammelten und fesche Shorts trugen, war eine fehlende Sprachausgabe nicht außergewöhnlich. In „Banjo-Kazooie“ gab es anstelle von Stimmen, rhythmisches Gebrumme und Gesumme. Zweckmäßig und angesichts der damaligen Zeit eine nette Lösung. Doch Nostalgie in allen Ehren. Heutzutage wäre es mit Sicherheit möglich gewesen, die Charaktere mit einer Synchronisation zu versehen. Im Grunde wäre die Verwendung von Lauten gar nicht so schlimm, doch kann es bei längeren Dialogen schon vorkommen, dass das Gestammel der Figuren etwas an euren Nerven zerrt. Zudem hätten die Figuren im Spiel von eigenen Stimmen profitiert, da sie so noch mehr Persönlichkeit gewonnen hätten.

Für eine schöne Vertonung der Figuren hätten die Entwickler auch gerne auf den Mehrspieler-Modus verzichten können. Dieser besteht aus gerade einmal acht Minispielen, in denen ihr euch mit bis zu drei weiteren Spielern lokal messen könnt. Mehr als durchschnittlich ist der Unterhaltungswert nicht, wodurch sich die Dreingabe etwas überflüssig anfühlt.

7.5

Wertung und Fazit

PRO
  • sympathische Spielwelt und Charaktere
  • abwechslungsreiche Spielmechaniken
  • knifflige Rätsel
  • viel zu erkunden
  • nostalgischer Soundtrack
CONTRA
  • teilweise umständliche Steuerung
  • Verzicht auf Synchronisation der Charaktere
  • teilweise schier unfair schwierige Abschnitte

Yooka-Laylee im Test: Alte Schule mit Ecken und Kanten

Es reichen schon ein wenige Minuten in Yooka-Laylee und euch umschmeichelt ein unverkennbarer Retro-Charme. Dabei steht das Spiel in manchen Aspekten im Kontrast zu Standards, die sich bis heute etabliert haben. Anstelle von linearen Abläufen und klar aufgeteilten Kapiteln durchquert ihr eine offene und große Spielwelt und erkundet diese dabei auf eigene Faust. Hinweise sind rar und habt ihr einen gesunden Forscherdrang, werdet ihr immer wieder mit netten Überraschungen belohnt. Leider nehmen es die Entwickler mit der Nostalgie bei einigen Spielelementen etwas zu genau. Teilweise begegnen euch Spielmechaniken, die sich im ersten Moment etwas anstrengend anfühlen. Auch unglückliche Kamerawinkel stören gelegentlich. Und das Fehlen der Synchronisation ist einfach eine verpasste Chance. Bietet sich das Szenario mit seinen bunten Figuren doch gerade zu an, um auch jüngeres Publikum zu begeistern. Zudem nervt das Gebrabbel der Charaktere dezent und eine Stimme würde den Persönlichkeiten mit Sicherheit mehr Ausdruck verleihen. Freut ihr euch schon seit langem darauf, mal wieder ein einen Platformer der alten Schule zu spielen, dürfte euch Yooka-Laylee begeistern. Die Spielmechaniken sind so abwechslungsreich wie die bunte Spielwelt, mit der sie verbunden sind. Zwischen flapsigem Humor und knallharten Prüfungen erwartet euch kurzweiliger Spaß mit zwei Protagonisten, die man einfach lieb haben muss.

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Kommentare

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