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Persona 5 im Test: Die neue JRPG-Referenz

Zu den etwas spezielleren JRPGs gehört zweifelsohne die Reihe "Shin Megami Tensei". Mittlerweile etwas weniger düster und vielleicht gerade deswegen schon fast erfolgreicher ist die Unterserie "Persona". Diese erfreut sich seit Jahren großer Beliebtheit galt allerdings lange Zeit häufig als Geheimtipp. "Persona 4" hob das Level deutlich an und begeisterte viele Besitzer einer PS Vita. Nun, acht Jahre später, sind die Arbeiten an "Persona 5" vollbracht und wir verraten euch im Test, ob sich das lange Warten gelohnt hat.

play3 Review: Persona 5 im Test: Die neue JRPG-Referenz

9.5

Zu den etwas spezielleren japanischen Rollenspielen gehört zweifelsohne die Reihe „Shin Megami Tensei“. Mittlerweile etwas weniger düster und vielleicht gerade deswegen schon fast erfolgreicher ist die Unterserie „Persona“. Diese erfreut sich seit Jahren großer Beliebtheit, galt allerdings lange Zeit eher als Geheimtipp. „Persona 4“ hob das Level deutlich an und begeisterte viele Besitzer einer PS Vita. Nun, acht Jahre später, sind die Arbeiten an „Persona 5“ vollbracht und wir verraten euch im Test, ob sich das lange Warten gelohnt hat.

Zwischen Mathe-Aufgaben und blutigen Gefechten

Als wäre der Alltag eines pubertierenden Schülers nicht schon anstrengend genug, wird euer namenloser Held direkt zu Beginn des Spiels fälschlicherweise einer Straftat beschuldigt. Um euch wieder auf den richtigen Weg zu bringen, werdet ihr kurzerhand in einer anderen Stadt zur Schule geschickt und dürft fortan im Dachboden eines alten Cafés wohnen. Seid froh, denn es könnte ja auch viel, viel schlimmer kommen.

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Was wir gut finden

Immerhin könnte es ja sein, dass wie aus dem Nichts eine App auf eurem Handy auftaucht, die euch auf mysteriöse Weise in eine andere Welt entführt. Oder ihr entwickelt euch zu einem Phantom-Dieb, der abseits der Realität die Herzen seiner Opfer bekehrt. Ihr könntet euch auch mit den Behörden anlegen und einer langen Haftstrafe entgegen blicken. In „Persona 5“ bleibt all das nicht rein hypothetisch, sondern bestimmt das turbulente Spielgeschehen.

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Bemerkenswert ist hierbei vor allem das Feingefühl, mit dem es den Entwicklern gelingt, alle Handlungsstränge und Szenen zu einem großen Ganzen zu verbinden. Trotz all der Komplexität und der unterschiedlichen Ebenen der Erzählung bleibt die Geschichte von „Persona 5“ nachvollziehbar und leicht bekömmlich. Zumindest wenn ihr den mitunter morbiden Ton und den poppigen Stil des Spiels mögt.

Referenzen der Pop-Kultur sind ebenso ausschlaggebend wie Kunst der Marke Andy Warhol und japanische Medien. Die Schauplätze der realen Welt sind dabei nicht weniger beeindruckend als die Szenen im sogenannten Metaverse. Trotz des gezeichneten Stils zeigt euch „Persona 5“ eine durchaus glaubwürdige Spielwelt. Die Stadtteile sind zwar nicht besonders weitläufig, doch authentisch gestaltet. Dadurch fällt es euch nicht schwer, die Spielwelt ernst zu nehmen und euch von ihr einnehmen zu lassen.

Durch und durch attraktiv

Von „Persona 5“ geht bereits nach wenigen Momenten im Spiel eine große Anziehungskraft aus. Die schlüssige Handlung und ein geschmeidiger Wechsel zwischen den Szenen sind hierfür zwar wichtig, doch wären nichts ohne die brillante Präsentation. Ohne Ambitionen einer besonders realistischen Grafik schießt „Persona 5“ mit der Style-Kanone aus vollen Rohren und bietet euch in jedem Moment ein eindrucksvolles Bild.

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Selbst kleine Menüs und Einblendungen sind bis in den letzten Winkel ausgestaltet. Der Spielfluss ist dadurch unglaublich hoch, da so das Erlebnis kaum unterbrochen wird. Obwohl kräftige Farben vorherrschen und der Bildschirm zeitweise ordentlich beladen ist, bleibt das Geschehen übersichtlich. Alles bewegt sich ineinander und jeder Szenenwechsel schürt Vorfreude. Durch eine Symbiose aus Musik, Klängen und Bildern entstehen so episodenhafte Abschnitte, die jeweils für sich genommen auf eine ganz eigene Art funktionieren. An dieser Stelle gebührt auch ein großes Lob dem Soundtrack, der mit Ohrwürmern keinesfalls geizt.

Spielerisch äußerst sich der ständige Wandel ebenfalls. In der wirklichen Welt besucht ihr die Schule, antwortet auf Fragen der Lehrer, kauft ein oder geht Hobbies nach. Jede Aktion hat dabei einen Nutzen, aber auch Kosten in Form von Zeitaufwand. Da ihr meistens eine Deadline vor euch habt, besteht euer Handeln im Alltag hauptsächlich aus dem Management von Ressourcen und Zeit. Je nach Situation trefft ihr euch auch mal mit euren Vertrauten und stärkt eure Bindung. Auch das bringt euch Vorteile, lässt allerdings auch Zeit vergehen. Cleveres Vorgehen wird in allen Fällen belohnt und die Mechaniken sind nicht nur unterhaltsam gestaltet, sie greifen auch alle ineinander über.

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Entdeckt ihr beispielsweise eine verschlossene Kiste in einem Dungeon, kann es sein, dass gleich mehrere Aufgaben auf euch warten, bevor ihr an den Inhalt der Truhe gelangt. Ein Nebenjob bringt euch Geld, der Händler an der Ecke das richtige Material und mit ein wenig Geschick bastelt ihr euch einen Dietrich. Gedankengänge wie diese geben dem Spiel die notwendige Tiefe und führen zwangsläufig dazu, dass ihr euch gerne mit der Spielwelt und ihren teilweise verborgenen Vorzügen auseinandersetzt.

Ein paar Diebe der besonderen Art

Spannend wird es, wenn ihr in die bereits erwähnte andere Welt abtaucht. Hier im Metaverse verkörpern Persona die Sehnsüchte der Menschen. Hat jemand besonders gestörte Herzenswünsche und zieht andere dadurch in Mitleidenschaft, entsteht in dieser besonderen Dimension eine Art Palast. In diesen brecht ihr als Phantom-Dieb mit euren Begleitern ein und versucht, den wertvollsten Schatz der Zielperson zu stehlen. Gelingt es euch diese symbolische Geste durchzuführen, kommt das Subjekt in der realen Welt wieder zur Gesinnung.

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Kämpfe finden im Metaverse rundenbasiert statt. Während eure Begleiter jeweils nur eine Persona in die Schlacht führen, steht euch eine ständig wachsende Auswahl zur Verfügung. Neue Exemplare erhaltet ihr unter anderem durch Verhandlungen während der Kämpfe. Da jede Persona spezielle Starken und Schwächen besitzt, habt ihr so die Möglichkeit, eure Auswahl auf die Fähigkeiten eurer Mitstreiter abzustimmen.

Die richtige Wahl eines Elementar-Angriffs ist in Persona 5 nämlich entscheidend. Schafft ihr es, den Schwachpunkt eines Gegners zu knacken, stehen euch Kombos frei, die einen Kampf schnell zu euren Gunsten entscheiden. Der Fluss aus Aktionen ist hierbei hervorragend umgesetzt. Kennt ihr beispielsweise bereits die Schwachstelle eines Gegenübers, könnt ihr per Knopfdruck direkt eure Fähigkeiten nach einem passenden Angriff durchsuchen und spart euch so bei Kämpfen gegen einfachere Gegner eine Menge Zeit.

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Wie schon das Zeit- und Ressourcen-Management in der realen Welt, greifen auch die Kampf-Mechaniken im Metaverse toll ineinander und blenden sich entsprechend weich in das Geschehen. Dazwischen schleicht und hüpft ihr auf leichten Sohlen mit stylischen Bewegungen durch feindliche Gebiete. Diese unterscheiden sich nicht nur optisch, sondern auch spielerisch voneinander und überraschen euch regelmäßig mit originellen Mechaniken und Eindrücken.

Was wir schlecht finden

Kritik an „Persona 5“ zu üben, fällt wirklich schwer. Da es gefühlt neue Maßstäbe für das Genre JRPG setzt und schon fast einen Meilenstein in der Videospielgeschichte abstellt, fallen kleinere Mängel so gut wie gar nicht ins Gewicht. Erwähnt gehören sie dennoch. So kann es beim Schleichen vorkommen, dass die Kamera an Kanten etwas umständlich wird und ihr nach Gefühl auf Gegner zuspringt. Schaut ihr genau hin, könntet ihr auch ein paar matschige Texturen entdecken. Diese blendet ihr angesichts des ständigen Style-Gewitters aber automatisch aus.

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Ein Kritikpunkt, der etwas mehr ins Gewicht fällt, ist die Sprachausgabe. Zwar sind sowohl die japanischen als auch die englischen Stimmen durch die Bank passend ausgewählt und erstklassig eingesprochen, doch wurden weder deutsche Bildschirmtexte noch eine Lokalisierung der Synchronisation umgesetzt. Da es eine Menge zu lesen und zu hören gibt, könnte der Verzicht auf diese Optionen bei Spielern mit geringen Englischkenntnissen zu Frust führen. Ein Spiel dieser Klasse sollte idealerweise jedem zugänglich sein.

9.5

Wertung und Fazit

PRO
  • umfangreiche Handlung
  • unterhaltsame Spielmechaniken
  • ergiebige Meta-Ebenen
  • hohe Dichte an Eindrücken
  • stilsichere Präsentation
  • fantastischer Soundtrack
  • vielschichtige und sympathische Charaktere
  • hoher Wiederspielwert
CONTRA
  • keine Lokalisierung

Persona 5 im Test: Die neue JRPG-Referenz

Vergleicht ihr die Abschnitte über die positiven und negativen Aspekte in diesem Test, fällt euch sicher ein gewisses Ungleichgewicht auf. Das rührt einfach daher, dass "Persona 5" tatsächlich unglaublich gut ist. Es verbessert nicht nur so ziemlich jeden Gesichtspunkt des Vorgängers, es erteilt mit einer irren Leichtigkeit Lektionen in Stilsicherheit und Komposition. Unter der dicken Schicht aus fetzigen Szenen und unterhaltsamen Kämpfen verbirgt sich ein dichtes Geäst aus psychologischen Spielen und Theorien. "Persona 5" fordert euch immer wieder dazu auf, Ambitionen zu Deuten und Charakterzügen zu Analysieren während es euch menschliche Abgründe zeigt. Diese vielschichtige Meta-Ebene rundet das Spielerlebnis nicht nur ab, sondern verleiht ihm eine bodenständige Substanz, die euch fessel und hin und wieder auch nach dem Spielen zum Grübeln bringt. Trotz aller Komplexität schafft es "Persona 5", übersichtlich zu bleiben. Gleichzeitig bietet es genug Tiefgang für Fans der Reihe, während es Neulingen genügend Zeit lässt, sich auf die Spielwelt einzulassen. Gelingt euch das, bekommt ihr ein japanisches Rollenspiel mit reichlich Potential, einen Platz in eurer persönlichen Hitliste zu belegen. Die acht Jahre Warten seit dem Vorgänger machen sich definitiv bezahlt. Langlebige und unterhaltsame Spielmechaniken, eine komplexe und spannende Handlung und eine optisch wie akustisch aufwändige Gestaltung - Persona 5 destilliert die mittlerweile traditionelle Formel und darf getrost als Meisterwerk bezeichnet werden. Wart ihr bis zu diesem Punkt noch kein Fan der Serie, habt ihr jetzt die besten Chancen, einer zu werden.

Hotlist

Kommentare

16bitCupcake

16bitCupcake

07. April 2017 um 09:23 Uhr
attitude2011

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Michael Knight

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07. April 2017 um 09:36 Uhr
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Keisulution

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Wosnleicht

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Murat&Sally

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Tim3killer

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Peter Enis

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07. April 2017 um 16:04 Uhr
Murat&Sally

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07. April 2017 um 16:32 Uhr
Lichtenauer

Lichtenauer

07. April 2017 um 17:54 Uhr
NathanDracke

NathanDracke

07. April 2017 um 19:10 Uhr