Prey angespielt: Wenn Bioshock auf Dishonored 2 trifft

Anzock-Session bei Bethesda in Frankfurt: In der ausführlichen Anspielrunde entpuppt sich der Shooter als ein faszinierendes Erlebnis mit viel Tiefe und noch mehr Abwechslung.

Nach dem genialen „Dishonored 2“ verliert sich Arcane Studios erneut in verrückten Zukunftsvisionen. Das Actionspiel „Prey“ besitzt eine holprige Entwicklungsgeschichte, doch diese findet anscheinend einen versöhnlichen Abschluss. In dem Science-Fiction-Abenteuer kontrolliert ihr Morgan Yu und erwacht in der Forschungsstation Talos I, die (natürlich) von Aliens heimgesucht wird.

Was nach einem typischen Shooter-Klon klingt, entpuppt sich in der ausführlichen Anspielrunde als faszinierendes Erlebnis mit viel Tiefe und noch mehr Abwechslung.

Prey - PS4 Screenshot 10

Nicht so wie es scheint!

In der dritten Mission von „Prey“ erkundet Wissenschaftler Morgan Yu die Laborebene der Raumstation Talos I. Ihr entscheidet selbst, ob ihr eine weibliche oder männliche Spielfigur kontrolliert. Für die Geschichte oder das Programm selbst macht das aber keinen Unterschied. Morgan sucht in der von Typhon-Aliens heimgesuchten Anlage vor allem nach Antworten. Was ist hier passiert?

Clevere Science-Fiction-Action im „Dishonored“-Stil

Die ersten Bereiche sind vollkommen menschenleer. Erst in einem verlassenen Büro entdeckt Morgan Leichen am Boden. Plötzlich ein leises Tippeln. Panisch dreht sich die Protagonistin um. Nichts zu sehen. Dann wieder Schritte. Und wie aus dem nichts attackiert plötzlich ein Mimic-Alien. Die Biester sehen aus wie schwarze Tintenfische und verwandeln sich in Sekundenbruchteilen in Umgebungsgegenstände.

Diese Tarnfunktion macht einen schnell paranoid. Hinter jedem Objekt könnte sich ein Feind verbergen. Morgan Yu ist keine Soldatin. Bereits wenige Schläge genügen und sie segnet das Zeitliche. Bei jedem Angriff verfärbt sich der Bildschirm – das Adrenalin pumpt. Diese realistische Komponente erschwert selbst kleinere Scharmützel und so müsst ihr in „Prey“ stets langsam und mit Geduld vorgehen.

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Ein Helfer in der Not

Zum Glück entdeckt Morgan alsbald das Psychoskop. Mit diesem Sichtmodus scannt sie Lebewesen und erfährt dadurch deren Schwächen und Immunitäten. Arcane Studios koppelt das Erforschen der Typhon an das Talentsystem der Hauptfigur. Sind also die menschlichen Skill-Bäumchen Wissenschaftler, Sicherheit und Technik von Beginn an frei zugänglich, müsst ihr die verschiedenen Fähigkeiten der Alien-Trees Verwandeln, Energie und Telepathie erst noch durch untersuchen lebendiger Gegner aktivieren.

Für das aus den den Trailer bekannte Verwandeln in Tassen oder andere kleinere Objekte scannt ihr beispielsweise zwei Mimic-Viecher. Danach benötigt ihr noch eine vorgegebene Anzahl an Neuromods, um das Talent tatsächlich freizuschalten. Neuromods fungieren sozusagen als Skill-Punkte, jedoch findet ihr sie in der Umgebung oder könnt sie sogar an der Baustation herstellen.

Die Alien-Kräfte erwiesen sich im Hands-On-Test als enorm mächtig. Mit der Psi-Explosion etwa sprengt ihr Widersacher in einem üppigen Radius in die Luft. Der klare Nachteil: Verwendet ihr im Verlauf zu viele Alien-Talente, richtet sich die Station gegen euch. Geschütze und Hilfsroboter attackieren Morgan Yu dann. In der Vorschauversion war diese Funktion noch nicht verfügbar.

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Scannen, schleichen, kämpfen

„Prey“ zeichnet sich vor allem durch seine Vielseitigkeit aus. Es ist trotz der Ego-Perspektive kein echter Shooter. Der direkte Angriff führte allzu schnell in den Bildschirmtod. Stattdessen lohnt sich bedachtes Vorgehen und natürlich vorsichtiges Abtasten. Zu Beginn des dritten Levels besitzt Morgan Yu nur ein spärliches Arsenal. Die schallgedämpfte Pistole richtet wenig Schaden an.

Der Bogen samt Schaumstoffpfeilen dient eher der Ablenkung. Ähnlich wie in „Half-Life“ ist daher der Schraubenschlüssel die effektivste Waffe. Als besonders praktisch erweist sich die Gloo-Kanone. Mit ihr verklebt ihr vorübergehend Gegner und interagiert mit der Umgebung. So isoliert ihr beispielsweise zerstörte Elektroleitungen, löscht Feuer, baut Brücken oder haltet Ventilatoren an. Die Gloo-Kanone ist ein Multifunktionswerkzeug und kommt daher ständig zum Einsatz.

Aufgrund der durch das Scannen der Kreaturen aufgedeckten Schwächen und Immunitäten wechselt ihr häufig zwischen den Waffen. Natürlich genügt im besten Falle auch eine Schrotflinte, doch Munition ist knapp. Interessanter gestaltet sich der Einsatz der verschiedenen Granatentypen. Mit einem Sprengsatz etwa verwandelt ihr umstehende Lebewesen in Rohstoffwürfel.

Sammelt sie aber schnell auf, ansonsten verwandeln sie sich wieder zurück. Andere Granaten legen Psi-Kräfte lahm oder versetzen Typhon-Aliens vorübergehend in Trance. Waffen-Upgrades gibt es ebenfalls. Diese fallen aber vergleichsweise fummelig aus: Im Inventar benutzt ihr Verbesserungssets und vergrößert etwa das Magazin eurer Shotgun oder deren Durchschlagskraft.

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Verschiedene Herangehensweisen

Eure Entscheidungen wirken sich auf den Spielverlauf aus. Damit ist nicht nur die Auswahl der Neuromods gemeint. „Prey“ stellt euch vor moralische Dilemma und bietet auch in Puncto Missionsdesign viele Möglichkeiten. In der angespielten Mission trifft Morgan Yu auf einen Inhaftierten. Dieser bequatscht euch, dass er euch den Schlüssel zur Waffenkammer liefert, sofern ihr ihn frei lasst.

Allerdings handelt es sich um einen verurteilten Menschenhändler. Könnt ihr ihm vertrauen? Es gibt zwei Alternativen: Entweder ihr werft ihm den Mimics zum Fraß vor und erhaltet dafür Rohstoffe oder ihr schleicht euch mit der Verwandeln-Funktion in die Waffenkammer und entscheidet danach über das Schicksal des Gefangenen. Dieser reagiert übrigens auch darauf, wenn ihr das Lager bereits geplündert habt und appelliert an eure Menschlichkeit. Es sind diese Momente, die „Prey“ so besonders machen.

Einschätzung: sehr gut

„Prey“ ist vor allem eins: Anders. Zwar nimmt Arcane Studios immer wieder Anleihen bei „Dishonored 2“ und „Bioshock“, trotzdem aber fühlen sich die Abenteuer auf Talos I frisch und unverbraucht an. Die neue, dritte Mission der Kampagne überzeugt mit ihrem anspruchsvollen Gameplay, den spielerischen Freiheiten und einer erstklassigen Technik. „Prey“ erweist sich in der Hands-On-Runde als spannendes und intensives Action-Adventure, bei dem ihr niemals eure Deckung schleifen lassen dürft. Immer wieder greifen die hinterlistigen Typhon aus finsteren Ecken an, tarnen sich oder tauchen wie aus dem Nichts auf. Diese Unsicherheit kreiert eine ungeheure Atmosphäre. Und dennoch möchte man Talos I weiter erkunden und den Geheimnissen auf die Spur gehen. „Prey“ besitzt – trotz seiner holprigen Entwicklungsgeschichte – alles Potenzial der Welt und könnte eines der ganz großen Spiele 2017 werden.

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Stefan-SRB

Stefan-SRB

17. April 2017 um 12:59 Uhr
Twisted M_fan

Twisted M_fan

17. April 2017 um 18:31 Uhr
xjohndoex86

xjohndoex86

17. April 2017 um 20:59 Uhr
Twisted M_fan

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17. April 2017 um 22:01 Uhr
drbrainnn

drbrainnn

01. Mai 2017 um 18:33 Uhr