Monster Hunter World angespielt: Größer, einsteigerfreundlicher, spektakulärer

Seit 13 Jahren erobert „Monster Hunter“ nun schon die Herzen von Action-Rollenspielern weltweit – mit beachtlichem Erfolg. Mehr als 40 Millionen Exemplare konnte Capcom bereits absetzen. Mit „Monster Hunter: World“ soll die Hauptserie nun am 26. Januar 2018 endlich fortgesetzt werden. Auf einer Capcom-Veranstaltung in Hamburg konnte PLAY3.DE eine fast fertige Fassung erstmals mehrere Stunden anspielen.

Unsere Hands-On-Session mit „Monster Hunter: World“ beginnt dort, wo auch die Story des Spiels einsetzt. Wir schlüpfen in die Rolle eines hochmotivierten „Topauswahl“-Jägers, schließen uns der sogenannten 5. Flotte an und segeln mit Gleichgesinnten in Richtung der Neuen Welt, um dort mehr über die mysteriösen Drachenältesten herauszufinden. So zumindest der Plan.

Doch kaum den eigenen Helden sowie seinen katzenhaften Palico-Begleiter in einem verblüffend umfangreichen Charakter-Editor erstellt und die Küstenzone der Neuen Welt erreicht, nimmt die bisher so friedliche Reise eine dramatische Wendung. Ein gigantischer Lava-Brocken schraubt sich mit hohen Geschwindigkeit aus dem Ozean und bringt zahlreiche Schiffe der 5. Flotte zum Kentern, darunter auch das des Helden. Was folgt ist ein kurzer, clever mit dem Prolog verwobener Trainingsabschnitt. Steile Felswände emporklettern, tonnenschweren Gesteinsbrocken ausweichen, glitschige Hänge hinab rutschen, fauchenden Echsenwesen ausweichen – bereits in den ersten Minuten gelingt es „Monster Hunter: World“ ziemlich gut, unsere volle Aufmerksamkeit zu ergattern.

Durchschnaufen in Astera

Nach zahlreichen Strapazen und einer ersten, nervenaufreibenden Begegnung mit einer T-Rex-ähnlichen Bestie befinden wir uns endlich in Sicherheit. Genauer gesagt in Astera, dem Hauptquartier der Menschen in der Neuen Welt. Geschützt von haushohen Palisadenzäunen und befestigten Toren hat die Kommission hier eine eindrucksvolle, frei erkundbare Basis errichtet – mit allem, was das Herz eines echten Monster Hunters begehrt.

Monster Hunter World (4)

In unserer privaten Unterkunft zum Beispiel können wir uns erst einmal mit maßgeschneidertem Kriegsgerät eindecken. Insgesamt 14 verschiedene Waffentypen stehen zur Auswahl, die allesamt unterschiedliche Spielstile ermöglichen. Fernkämpfer etwa liebäugeln mit einem zielsicheren Bogen oder dem Schweren Bogengewehr, einer Art Mini-Artillerie-Geschütz zum Mitnehmen. Oder wie wäre es mit einer Insektenglefe, einer federleichten Lanze, die es dem Träger gestattet, beeindruckende Sprungattacken durchzuführen? Prima für Serien-Neueinsteiger: Sei es nun die private Objekttruhe, die Schmiede, der Ausrüstungsladen oder der Quest-Schalter – überall erklären sinnvoll strukturierte Tutorial-Bildschirme wie alles funktioniert, häufig auch in Kombination mit kleinen Videoclips. Dazu gesellen sich allgemeine Tipps innerhalb der Ladebildschirme.

Wer sich für eine kräftezehrende Jagd stärken möchte, dem sei zudem ein Abstecher in die Kantine empfohlen. Begleitet von wirklich eindrucksvoll choreografierten Zwischensequenzen bereiten drei Chefkoch-Palicos hier auf Bestellung schmackhafte Speisen zu. Dampfendes Brathähnchen, gedünsteten Fisch, deftige Fleischspieße – bereits im Probespiel lief uns mehrfach das Wasser im Mund zusammen! Typisch „Monster Hunter“: Jede Speise geht mit unterschiedlichen Boni einher. Das Standard-Gemüsegericht zum Beispiel steigert unsere Ausdauer um 25 Punkte, während es gleichzeitig unser Widerstand gegen Elementeinflüsse aufpeppt.

Die Jagd kann beginnen

Wohl genährt und adäquat ausgerüstet nehmen wir dann endlich unsere erste Quest in Angriff. Missionsziel? Innerhalb von 50 Minuten sieben Jagras aufstöbern und unschädlich machen. Die Herausforderung dabei: Die vierbeinigen Bestien bewegen sich für gewöhnlich in kleineren Rudeln und unterstützen sich wann immer möglich gegenseitig. Attackiert man also eine von ihnen, dauert es oft nur wenige Sekunden, bis die anderen Jagras aus allen Himmelsrichtungen heranstürmen. Hinzu kommt: Hat man erst einmal zwei dieser Kreaturen niedergestreckt, flüchtet das Rudel und zieht sich in andere Bereiche der Karte zurück, um sich neu zu formieren – ziemlich clever!

Monster Hunter World - Multiplayer Lobby

Überhaupt macht die Künstliche Intelligenz im Probespiel einiges her. Kleinere Wildtiere etwa registrieren die Anwesenheit größerer Kreaturen und nehmen Reißaus, sobald diese zu einer Bedrohung werden. Umgekehrt gilt: Monster, die weiter oben in der Nahrungskette stehen, mischen sich gerne mal aktiv in einen gerade laufenden Kampf ein – was wir natürlich auch zu unserem eigenen Vorteil nutzen können. Mit der Schleuder zum Beispiel, die jeder Held stets mitführt, können wir die Aufmerksamkeit dicker Brummer auf uns lenken und diese gezielt in Level-Bereiche führen, wo sie dann mit anderen Kreaturen interagieren.

Das Schöne in diesem Zusammenhang: Die verschiedenen Szenarien des Spiels (Uralter Wald, Wildturm-Ödnis, Korallenhochland usw.) sind zwar noch in einzelne Zonen unterteilt, störende Ladezeiten bei einem Zonenwechseln erspart uns Capcom jedoch erstmals komplett. Anders als in den Vorgängerspielen handelt es sich bei jedem Szenario also um eine kleine offene, in sich abgeschlossene Welt. Für „Monster Hunter“-Neulinge mag das wenig revolutionär klingen, wer die Serie allerdings schon seit Längerem kennt, wird aufgrund der neuen Bewegungsfreiheit positiv überrascht sein.

Hohe Frequenz an Wow-Momenten

Womit wir wiederum bei Mission zwei wären – die Jagd auf den sogenannten Gross-Jagras. Die nämlich läuft genau dann zu Hochform aus, als es uns gelingt, den Mega-Leguan aus seinem unübersichtlichen Dschungelversteck quer durchs Level in eine weitläufige Ebene zu locken. Positiver Nebeneffekt: Da es hier überall von Pflanzenfressern wimmelt, greift der nimmersatte Groß-Jagras schon bald nicht mehr uns an, sondern verspeist als kleinen Mittagssnack erst mal ein Kuh-großes Kestodon mit Haut und Haaren. Ein wahrlich makaberes, aber optisch überaus imposantes Spektakel (siehe Screenshot unten).

Monster Hunter World - Die Wildturm-Ödnis Wildlands_Waste_Screen_012_Palico_GamesCom_150298500512

All das geschieht natürlich direkt vor unseren Augen und führt dazu, dass der Bauchumfang des Gross-Jagras massiv anwächst – woraufhin sich auch sein Aktionsspektrum verändert. Konkreter formuliert: Aufgrund seines zusätzlichen Gewichts setzt das Monster nun vornehmlich auf fantastisch animierte Rollattacken und eine Art „Wampe-wird-zum-Rammbock“-Angriff.

Nicht minder spektakulär: Während weitere Kestodons dem tosenden Kampf zwischen uns und dem Gross-Jagras zum Opfer fallen, flattern im Hintergrund bereits die Aasgeier an, um sich über die zahlreichen Kadaver herzumachen. Ziemlich cool gemacht!

Jede Menge sinnvolles Feintuning

Dass „Monster Hunter: World“ nach zirka drei Stunden Probespiel einen bleibenden Eindruck hinterlässt, hat aber nicht nur mit überraschend intelligenten Kreaturen, einprägsamen Umgebungen und einem gewohnt variantenreichen Kampfsystem zu tun. Auch die kleinen, auf den ersten Blick unscheinbaren Detailverbesserungen gefallen. Exemplarisch hierfür möchten wir sechs davon hervorheben. 1) Egal auf welches Monster wir eindreschen, „Monster Hunter: World“ zeigt nun erstmals an, wie viel Schadenspunkte eine Attacke verursacht. Auf einen Lebensenergiebalken für jedes Monster verzichten die Entwickler dagegen weiterhin komplett. Ein guter Kompromiss wie wir finden. Wem das Spiel durch die Schadenspunkte-Anzeige zu einfach erscheint, der kann das Feature natürlich auch einfach im Menü abschalten.

Monster-Hunter-World-Bild-1-1

2) Um Heiltränke und dergleichen zu nutzen, musste man in früheren Serienteilen stets stehenbleiben. Diese Einschränkung fällt – nicht zuletzt aufgrund der miteinander verbundenen Zonen – nun weg. Items können also auch beim Laufen konsumiert werden. 3) Das Spiel bietet einen Drop-in/Drop-Out-Koop-Modus. Wer eine Mission beispielsweise alleine gestartet hat und Unterstützung benötigt, muss lediglich eine Leuchtrakete abfeuern und signalisiert anderen damit: „Hey, hier könnt ihr noch mitspielen“. Sobald sich die neuen Spieler eingeklinkt haben, skaliert der Schwierigkeitsgrad dann automatisch. Da Cross-Region-Play unterstützt wird, ist es zudem möglich, dass sich Spieler aus Fernost in eine Partie mit Gamern aus dem Westen einklinken – und umgekehrt.

4) In früheren Teilen wimmelte es nur so von eher eintönigen Quests, bei denen das Sammeln von xy Rohstoffen oder das Erschlagen von xy kleineren Kreaturen im Fokus stand. Diese Aufgaben gibt es zwar immer noch, allerdings werden sie nun in Form sogenannter „Bounties“ zusammengefasst, die man ganz nebenbei erledigen kann – etwa während man sich gerade dem Abschließen einer Hauptquest widmet. Wichtig: Bounties sind nicht Quest-gebunden, können also auch einfach und ganz entspannt im Laufe anderer Quests abgearbeitet werden.

5) Für einen besseren Spielfluss sorgt darüber hinaus die Tatsache, dass das Spiel Story-relevante Aufträge in einem Menü explizit hervorhebt. Bei vorherigen Serienablegern war dies nicht der Fall und führte nicht selten dazu, dass man früher oder später ein Online-Wiki wälzen musste, um eben diese Quests ausfindig zu machen.

Monster Hunter World (18)

6) Blieben noch die sogenannte Spähfliegen. Diese kleinen, grün leuchtenden Insekten schwirren ständig um uns herum und merken sich, sobald wir die Spuren individueller Monstertypen untersuchen. Je nach Kreatur können das zum Beispiel Kratzer an Wänden, Fußabdrücke im Boden oder schleimige Hinterlassenschaften an Zweigen sein. Ausreichend Hinweise gesammelt, leveln die Spähfliegen dann (Monster-spezifisch) auf und führen uns direkt zum jeweils nächsten Hinweis innerhalb der Spielwelt.

Doch damit nicht genug. Setzen wir das Sammeln von Hinweisen weiter fort, lotsen uns die Spähfliegen irgendwann schnurstracks zum gewünschten Monster. Besonders eifrige Jäger können ihre Spähfliegen sogar noch ein weiteres Mal aufleveln, was letztendlich dazu führt, dass Position und Status einer Kreatur dauerhaft auf der Minimap verzeichnet werden. Wichtig: Spähfliegen richten sich in erster Linie an Neueinsteiger oder Spieler, die wenig Zeit mit dem Aufspüren einer Kreatur verbringen wollen. Wer ihre Unterstützung nicht wünscht, kann sie auch einfach ignorieren.

Monster Hunter World - Die Wildturm-Ödnis Wildlands_Waste_Screen_002_Noios_15029849652

Offene Baustellen

Die uns präsentierte PS4-Version von „Monster Hunter: World“ lief bereits sehr ordentlich und ohne Stabilitätsproblem. Trotzdem konnten wir hier und da noch Ungereimtheiten feststellen. Die Dialoge zum Beispiel waren zum Teil vertont, zum Teil aber auch nicht. Dramatisch ist das freilich nicht, befremdlich wirkte es manchmal aber schon. Beispielsweise wenn die Wildexpertin im actiongeladenen Prolog zunächst lautstark Anweisungen gibt, sich dann aber – wenige Sekunden später – fast nur noch in Textform zu Wort meldet.

Ebenfalls nicht sonderlich schön und streckenweise unfreiwillig komisch waren die zahlreichen Clipping-Fehler. Einmal etwa weidete unser Held einen Kestodon aus, während sein rechtes Bein bis zum Knie im Körper der Kreatur steckte. Anderenorts rannten befreundete Jäger einfach durch die Leichen anderer Wesen hindurch (statt darüber hinweg zu laufen) und dergleichen mehr.

Einschätzung: sehr gut

Zum jetzigen Zeitpunkt macht „Monster Hunter: World“ fast alles richtig. Es sieht überraschend gut aus, kommt innerhalb der einzelnen Jagd-Szenarien erstmals ohne Ladezeiten aus, bietet ein gewohnt komplexes Kampfsystem, präsentiert erstaunlich abwechslungsreich designte Monster und Umgebungen, steuert sich hervorragend und läuft vor allem mit drei Online-Mitstreitern zu Hochform auf.

Nicht zu vergessen die spürbar optimierte Einsteigerfreundlichkeit, die vielen neuen Clan-Features sowie zahlreiche spielerische Detailverbesserungen, darunter die praktischen Schadensindikatoren sowie das im Fließtext erläuterte Bounties-System, welches Sammelquests deutlich angenehmer gestaltet.

Kritikpunkte hingegen kann man bisher an einer Hand abzählen. Ja, in Sachen Clipping-Fehler muss Capcom definitiv noch mal ran. Ja, das Ausbleiben der Unterwasser-Jagd stört. Und ja, Cross-Plattform-Koop zwischen PS4 und der später erscheinenden PC-Fassung wird nach aktuellem Stand leider nicht unterstützt. Davon abgesehen stehen bei „Monster Hunter: World“ aber so gut wie alle Zeichen auf Hit. Wir jedenfalls können es kaum abwarten, die finale Testversion in die Finger zu bekommen, um die unzähligen Geheimnisse der Neuen Welt zu lüften.

Neugierig geworden? Bis zum 22. Januar 2018 erhalten alle PlayStation-Nutzer noch einmal Zugriff auf die Beta-Version (ein Plus-Account ist nicht erforderlich). In dieser könnt ihr insgesamt drei Quests entweder allein oder bis drei Mitstreitern abschließen. Die ersten beiden führen euch in den Uralten Wald, wo ihr Jagd auf den gefräßigen Groß-Jagras sowie den Feuerspeienden Anjanath macht. Wer mag, darf außerdem einen Abstecher in die Wildturm-Ödnis wagen, um sich dort dem massiv gepanzerten Barroth entgegenzustellen. In diesem Sinne: Weidmannsheil!

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RiSiNGxSuN

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21. Januar 2018 um 14:02 Uhr
Behaarte Uhse

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21. Januar 2018 um 14:15 Uhr
KoelschBloot

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Aha_interessant

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