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Ni No Kuni 2 - Schicksal eines Königreichs: Das Märchen-JRPG im Test

play3 Review: Ni No Kuni 2 – Schicksal eines Königreichs: Das Märchen-JRPG im Test

9.0

Mit „Ni No Kuni 2 – Schicksal eines Königreichs“ erreicht euch die Fortsetzung des modernen JRPG-Klassikers „Ni No Kuni – Der Fluch der weißen Königin“. Da letzterer jede Menge positive Resonanz erzeugte, sind die Erwartungshaltungen in Richtung der Fortsetzung entsprechend hoch. Auch die beiden Verschiebungen deuten darauf hin, dass Level-5 viel Wert auf den letzten Feinschliff legen und ihr somit einen würdigen Nachfolger erwarten dürft. Fraglich ist zudem, ob sich die reduzierte Zusammenarbeit mit Studio Ghibli am Ende bemerkbar macht.

Im Test verraten wir euch, was euch in „Ni No Kuni 2 – Schicksal eines Königreichs“ erwartet und ob es dem Anspruch des ersten Teils gerecht wird.

Was wir gut finden

Volltreffer aus der Kitsch-Kanone

Habt ihr auch nur das geringste Interesse an kitschigen Anime-Geschichten oder Märchen, seid ihr bei „Ni No Kuni 2 – Schicksal eines Königreichs“ goldrichtig. Kitsch ist in diesem Zusammenhang auch durchaus positiv zu verstehen, denn was euch hier geboten wird, ist maßgeschneidert, um zu berühren.

In „Ni No Kuni 2 – Schicksal eines Königreichs“ begleitet ihr Evan, der einer Gattung entstammt, die halb Mensch und halb Katze ist. Nachdem der Junge um sein Anrecht auf den Thron gebracht wurde, setzt ihr sich zum Ziel, ein eigenes Königreich zu erschaffen, in dem alle Bewohner glücklich zusammenleben.

Wie ihr euch vorstellen könnt, ist der Weg dorthin allerdings lang und steinig. Schicksalhafte Begegnungen und umfangreiche Aufgaben pflastern eure Pfade, was der übergeordneten Erzählung viele zusätzliche Handlungsstränge liefert. Die unzähligen Figuren, die euch im Verlauf des Spiels begegnen, wachsen euch schnell ans Herz und dank reich ausgeschmückter Hintergrundgeschichten, erinnert ihr euch selbst nach Stunden noch an vergleichsweise unwichtige Begegnungen.

Ni No Kuni 2 - Schicksal eines Königreichs - Review - Test - Play3 - 01

Komplexer als gedacht

So stark wie die Erzählweise sind auch die spielerischen Aspekte von „Ni No Kuni 2 – Schicksal eines Königreichs“. Das gewöhnungsbedürftige Kampfsystem des Vorgängers wurde komplett beiseite gepackt und durch Gefechte in „Hack and Slay“-Manier ersetzt. Diese fühlen sich wunderbar flüssig an und erlauben euch durch die Zugabe von taktischen Elementen, auf die unterschiedlichen Verhaltensmuster eurer Gegner zu reagieren.

Mit einer Gruppe aus bis zu drei Helden kämpft ihr gegen allerhand Feinde. Von großen Gruppen kleinerer Gegner bis hin zu haushohen Monstern ist so ziemlich alles vertreten. Da jeder Feind andere Taktiken und Angriffe auf das Schlachtfeld bringt, nutzen sich die Kämpfe nicht ab und machen auch im späteren Verlauf des Spiels noch so viel Spaß wie zu Beginn. Im Grunde sogar noch mehr.

Denn eine der großen Stärken von „Ni No Kuni 2 – Schicksal eines Königreichs“ ist die Tatsache, dass in angenehmen Abständen neue Spielmechaniken eingeführt werden. Selbst wenn ihr eigentlich davon ausgeht, dass ihr euch langsam dem Ende nähert, überraschen euch die Entwickler noch mit zusätzlicher Spieltiefe. So begeistert „Ni No Kuni 2 – Schicksal eines Königreichs“ nicht nur durch einen enormen Umfang, sondern auch durch ein konstantes Level an Spielspaß.

Ni No Kuni 2 - Schicksal eines Königreichs - Review - Test - Play3 - 02

Keine Spur von Langeweile

Die Balance eines JRPGs ist angesichts der langen Spielzeit und eurer damit verbundenen, emotionalen Investition in das Spiel natürlich äußerst wichtig. Misslingt dieser Aspekt, entstehen unschöne Stellen, an denen Kämpfe plötzlich unverhältnismäßig schwer werden. Immerhin sollte es Teil eurer spielerischen Freiheit sein, selbst zu entscheiden, wann ihr euch der Hauptgeschichte widmet und wann ihr euch lieber mit Nebenaufgaben beschäftigt.

„Ni No Kuni 2 – Schicksal eines Königreichs“ hat hierfür eine elegante Lösung gefunden. Durch einen umfangreichen Katalog an Zusatzaufgaben habt ihr stets die Möglichkeit, extra Erfahrungspunkte zu sammeln und Spiel-erleichternde Vorteile freizuschalten. Auch hier profitiert der Unterhaltungswert von der Komplexität der Mechaniken.

Um an dieser Stelle eurer Verständnis für den Umfang noch etwas zu schärfen, sei so viel verraten: Die Aufgaben im Spiel reichen von Kriegssituationen aus der Vogelperspektive, in denen ihr Armeen steuert über klassische Botengänge bis hin zur Verwaltung eures Königreichs, das im Grunde auch locker in Form eines Mobile-Spiels als eigenständiger Idle-Miner durchgehen würde.

Und als hättet ihr damit noch nicht genug zu tun, warten unzählige potentielle Bürger darauf, als Talent für euer Königreich rekrutiert zu werden, wo sie Erfahrungspunkte sammeln und durch cleveren Einsatz in den richtigen Gebäuden euren Fortschritt vorantreiben. Das klingt schon geschrieben richtig gut und ist auch spielerisch unheimlich unterhaltsam, zumal alle Mechaniken eng miteinander verbunden sind und sich gegenseitig beeinflussen.

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Nur Träume können schöner sein

Auch wenn die Beteiligung seitens der berühmten japanischen Anime-Schmiede „Studio Ghibli“ nicht mehr so ausgeprägt wie im ersten Teil ist, versprüht „Ni No Kuni 2 – Schicksal eines Königreichs“ den typisch gehaltvollen und fantasiereichen Flair, den ihr von Filmen der Produktionsfirma gewohnt seid. Sämtliche Figuren, die Spielwelt und natürlich die vielen variantenreichen Wesen, denen ihr begegnet, passen sich wie selbstverständlich in die märchenhafte Spielwelt ein.

Abgerundet wird die Präsentation wie erwartet durch pompöse Orchester-Stücke und eine sowohl im japanischen Original, als auch auf Englisch stimmig umgesetzten Vertonung der Charaktere. „Ni No Kuni 2 – Schicksal eines Königreichs“ präsentiert sich von Anfang bis Ende konstant auf Top-Niveau und lässt nur wenig Platz für Wünsche nach mehr.

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Was wir schlecht finden

Zugänglichkeit statt Tragik

Ab diesem Punkt mag es euch wohl kaum verwundern, doch es gibt tatsächlich relativ wenig an „Ni No Kuni 2 – Schicksal eines Königreichs“ auszusetzen. Zumal ein Teil der Kritik davon abhängt, ob ihr den ersten Teil mochtet und warum. Dieser ist nämlich von Seiten der Kampfmechaniken, aber auch in Hinblick auf die Handlung weniger zugänglich, was vielen gefällt. Ecken und Kanten verhelfen „Ni No Kuni – Der Fluch der weißen Königin“ zu einem eigenwilligen Charme und gleichzeitig sorgen manche Handlungsabschnitte für großen, emotionalen Tiefgang.

Hier kann „Ni No Kuni 2 – Schicksal eines Königreichs“ nur bedingt mithalten und wirkt insgesamt einfach eine ganze Spur glatter als sein Vorgänger. Das hat natürlich auch jede Menge positive Effekte, doch fehlt es der Handlung etwas an Tragik. Für den Spielspaß ist das nicht weiter schlimm, doch unterscheidet sich das Spiel in diesem Aspekt beizeiten recht deutlich von seinem Vorgänger.

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Es bleibt ein Ärgernis

Ein weiterer Kritikpunkt ist die Umsetzung der Lokalisierung. Dass JRPGs in der Regel darunter leiden, keine deutsche Vertonung zu erhalten, ist mittlerweile fast zum Standard geworden. Doch schade bleibt es trotzdem. Besonders dann, wenn ein Spiel so gut wie „Ni No Kuni 2 – Schicksal eines Königreichs“ ist.

Viel ärgerlicher als das Ausbleiben einer deutschen Synchronisation ist allerdings der Umstand, dass die englischen Stimmen nicht die gleichen Aussagen treffen wie die deutschen Texte. Vermutlich wurde hier unabhängig voneinander aus dem japanischen Original übersetzt. Setzt ihr also auf genau diese Mischung, werdet ihr häufig von Ungereimtheiten verwirrt. Dass sogar die Namen ausgetauscht wurden, ist da natürlich wenig hilfreich.

Ni No Kuni 2 - Schicksal eines Königreichs - Review - Test - Play3 - 06

9.0

Wertung und Fazit

PRO
  • märchenhafte Inszenierung auf Top-Niveau
  • komplexe und sinnvoll verbundene Spielmechaniken
  • konstanter Unterhaltungswert von Anfang bis Ende
  • trotz des enormen Umfangs
CONTRA
  • weniger Tragik als der Vorgänger
  • keine deutsche Vertonung
  • unterschiedliche Übersetzungen auf Deutsch und Englisch

Ni No Kuni 2 – Schicksal eines Königreichs: Das Märchen-JRPG im Test

Es ist sicher kein Geheimnis, dass "Ni No Kuni - Der Fluch der weißen Königin" seiner Zeit die Messlatte für JRPGs ein gutes Stück höher legen konnte. Das liegt unter anderem natürlich an der Mitwirkung von Studio Ghibli, die nicht ohne Grund die Toplisten im Anime-Bereich maßgeblich mitbestimmen. Dass die Beteiligung der Produktionsfirma in "Ni No Kuni 2 - Schicksal eines Königreichs" vergleichsweise minimal ausfällt, ist glücklicherweise kaum festzustellen. Sowohl die Ausarbeitung der Charaktere, als auch das Gespür für Komik sind auch in der Fortsetzung stark ausgeprägt und schaffen es, euer Herz für die Spielwelt und ihre Akteure weit zu öffnen. Dass das Erlebnis etwas straffer und weniger tragisch ausfällt, ist zwar berechtigte Kritik, doch trübt es das Gesamtbild nur marginal. Denn über allem steht eine bombastische Präsentation, die besonders von Seiten der Spielbarkeit locker für feuchte Augen bei JRPG-Enthusiasten sorgen dürfte. Zudem wurden sämtliche Mechaniken soweit verfeinert und durch sinnvolle Features ergänzt, dass Langweile im Grunde von vorneherein ausgeschlossen ist. Hier sticht unter anderem die Rekrutierung von Talenten weit heraus, die einerseits die Vertrauten aus dem Vorgänger ablöst und andererseits ein Gefühl erzeugt, dass zuletzt von "Suikoden" auf diese Weise eingefangen werden konnte. Am Ende kann über "Ni No Kuni 2 - Schicksal eines Königreichs" vor alleim eines berichtet werden: Es ist ein Meisterwerk und darf sich mit Fug und Recht neben jungen Größen des JRPG-Genres, wie "Persona 5" und "Nier - Automata" einordnen. Auch wenn sich alle drei Spiele zumindest gestalterisch stark voneinander unterscheiden, haben sie doch eins gemein: Im Kern kultivieren sie eine homogene Mischung aus Spaß-bringenden Mechaniken und erreichen dadurch im Ergebnis ein Konzentrat aus konstanter Unterhaltung während sie gleichzeitig die gewohnten Grenzen spielerischen Umfangs ausdehnen. Sind ausgiebige JRPGs genau euer Ding, kommt ihr bei "Ni No Kuni 2 - Schicksal eines Königreichs" mit Sicherheit auf eure Kosten.

Hotlist

Kommentare

Spieletreff

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19. März 2018 um 17:10 Uhr
NathanDracke

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19. März 2018 um 21:04 Uhr
Peter Enis

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20. März 2018 um 09:36 Uhr