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TEST: Der Herr der Ringe – Krieg im Norden

play3 Review: TEST: Der Herr der Ringe – Krieg im Norden

6.5

Lange war es ruhig in Mittelerde, doch jetzt tobt wieder der ewige Kampf zwischen Gut und Böse: Snowblind Studios wählen für „Der Herr der Ringe: Krieg im Norden“ einen alternativen Story-Pfad und packen die Geschichte in ein Action-Rollenspiel.

Dabei macht „Krieg im Norden“ zwar nur wenig wirklich falsch, aber sticht leider auch nicht aus der Masse hervor.

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Was wir cool finden

Spaßiger Koop-Anteil
In „Der Herr der Ringe: Krieg im Norden“ seid ihr niemals allein unterwegs. Spielt ihr offline, wählt ihr euch einen der drei vorgefertigten Helden aus und geht dann auf die Ork-Jagd. Die KI-Kollegen machen ihren Job einigermaßen ordentlich. Sie kämpfen fröhlich mit und können sogar über das Digitalkreuz befehligt werden. Die Verteidigungsfunktion fällt zwiespältig aus: Auf der einen Seite hilft etwa die Elbin mit ihrem Heilzauber stets weiter.

Andererseits sind die beiden übrigen Figuren nicht in der Lage, einfache Knotenpunkte wie etwa eine Treppe zu bewachen. Ärgerlich: Wir können nicht auf das Inventar unserer Kollegen zugreifen. Wir können ihnen lediglich Gegenstände geben. Ob sie diese dann auch nutzen, bleibt der KI selbst überlassen. Außerdem erfahren wir leider nichts über deren Level-Upgrades und Fähigkeiten. Innerhalb der Missionen ist ein Wechsel der Charaktere „on the fly“ leider nicht möglich. Dafür müssen wir zunächst zurück ins Hauptmenü.

So richtig Freude bereitet „Krieg im Norden“ erst im Mehrspieler-Modus. Ihr habt die Wahl, ob ihr mit zwei Spielern im Splitscreen oder den Heldentrupp online komplett mit Freunden auffüllt. Eine dynamische Drop-In-Drop-Out-Funktion gibt es leider nicht.

Ihr müsst euch aus dem Hauptmenü entscheiden. Glücklicherweise funktionierte dies recht gut und daher macht die gemeinsame Metzelei Spaß. So könnt ihr mit Freunden etwa dem Story-Modus Richtung Norden folgen. Probleme wie besagte KI-Schwächen oder Inventar-Schummeleien fallen hier weg. Stattdessen regiert der gemeinsame Spaß am Schwerter schwingen.


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Solide Action-RPG-Mechanik
„Krieg im Norden“ folgt in Sachen Charakterdesign den klassischen Rollenspielpfaden: Der Zwerg schwingt die Axt, der Waldläufer den Bogen und die Elbin den Kampfstab.

Glücklicherweise sind die Klassen relativ offen, sodass auch ein Zwerg etwa mit einer Armbrust schießen oder der Waldläufer ebenfalls mit ein- oder zweihändigen Waffen umgehen kann. Über das Meucheln von Orks, Skeletten, Trollen und Co. erhaltet ihr Erfahrungspunkte – abhängig von der Art des Treffers und von der Länge der angesetzten Kombo.

Die Kampfsteuerung ist dabei durchweg in Ordnung. Mit zwei Aktionstasten, sowie dem Einsatz der Schulter-Buttons für Special-Moves und Blocken sollte eigentlich jeder klar kommen.
Die RPG-Mechanik hinter „Krieg im Norden“ ist dagegen schon sehr simpel. Ihr verbessert zunächst vier grundlegende Eigenschaften eures Helden und anschließend könnt ihr noch ein Talent auswählen.

Dabei können es Spezial-Attacken wie etwa der Sprung- oder Stealth-Angriff des Waldläufers, aber auch passive Perks zum Verbessern bestimmter Aktionen sein. Das RPG-System kann in puncto Komplexität sicher nicht mit Genre-Größen wie „Mass Effect“ oder „Dragon Age“ mithalten, ist aber dennoch eine solide ausbalancierte Dreingabe zu den insgesamt etwas zu schlauchigen Levels.

Ebenfalls nett: An „ruhigen“ Orten wie Bree könnt ihr eure Waffen reparieren lassen oder im späteren Verlauf sogar ein wenig Sage-Crafting betreiben. Findige Zwergen- und Elbenschmiede schrauben euch hübsche Klunker auf Schwerter, Handschuhe und Äxte und verbessern somit deren Kampfeigenschaften.

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Optik okay, Sound geht so
Auch technisch landet „Krieg im Norden“ nur im Mittelfeld. Dabei hat es besonders grafisch einige wirklich hübsche Ansätze. Sind die Levelkonstruktionen noch so schlauchig, sind Gebäude und Gegner trotzdem recht hübsch designt.

Gerade der Einsatz des übergroßen Adler Beleram ist immer wieder ein cooler Moment – etwa wenn er auf einen mächtigen Troll hinab stürzt. Richtig schön blutig fallen die Kampfanimationen aus. Bei finalen Treffern fliegen hier immer wieder die Körperteile durch die Gegend. Obwohl die Bewegungsabläufe der Figuren insgesamt ein wenig hölzern wirken, sind es gerade diese Finishing-Moves, die ob ihrer Inszenierung im Gedächtnis bleiben.

Während sich die Grafik also auf einem ordentlichen Niveau bewegt, hat uns der Sound nicht überzeugt. Die deutschen Sprecher wirken insgesamt sehr unmotiviert und die Massenschlachten verbreiten akustisch leider nicht das Gefühl von Chaos. Der für die „Herr der Ringe“-Filme so prägende Soundtrack kommt leider nur sehr selten zum Einsatz und wenn, dann wird nur kurz das Thema eingespielt.

Gerade in Übergangsphasen zwischen den Schauplätzen stapfen wir oftmals in vollkommener Stille durch die Areale. Das mag in anderen Spielen der Atmosphäre förderlich sein, bei „Krieg im Norden“ funktionieren diese ruhigen Momente allerdings nicht.

Was wir weniger cool finden

Wer seid ihr? Wo wollt ihr hin?
Die „Der Herr der Ringe“-Filme und Bücher strotzen nur vor grandiosen Momenten und liebenswerten Figuren. Sei es nun die Hass-Liebe zwischen Gimli und Legolas oder epische Schlachten wie in den Minen von Moria.

Gänsehautmomente dieser Art gibt es in „Krieg im Norden“ leider nicht. Die Geschichte führt uns durch eine kleine (Schlachten-)Tournee quer durch Mittelerde in den Norden, wo wir Saurons rechte Hand Agandaur zur Strecke bringen sollen. So löblich es von Snowblind sein mag, sich an einen eigenen Story-Zweig im „Der Herr der Ringe“-Universum zu wagen, so fehlte uns dennoch die Liebe zum Detail und die Perfektion mit denen Peter Jackson oder gar J.R.R. Tolkien an ihre Werke herangegangen sind.

Versteht uns nicht falsch, wir erwarten von einem Videospiel keine Story, die einen Oscar oder Literaturnobelpreis verdient. Aber einen gewissen Anspruch sollte sie schon haben.

https://www.youtube.com/watch?v=darQXELRRXc

Unsere drei Helden bleiben etwa über die gesamte Spielzeit über blass und ohne jeglichen persönlichen Hintergrund. Sie wollen Aragorn helfen? Aha. Unser Waldläufer stammt von den Dúnedain ab? Ach. Wie aber ihre Verbindungen zu Aragorn sind oder ob es gar Zwistigkeiten zwischen den Helden gibt, wird nicht thematisiert.

Auch die in der Geschichte getroffenen Figuren wirken oberflächlich und lieblos. Keine Spur von Emotionen, wie etwa Angst vor dem Krieg oder dem Untergang Mittelerdes. Der Trip Richtung Norden ist nicht viel mehr als ein Vorwand, möglichst viele unterschiedliche Regionen Mittelerdes zu durchstreifen. Einen spannenden Plot, der uns zum Weiterspielen motiviert, gibt es aber eigentlich nicht. Aus der Lizenz hätte Snowblind wirklich vielmehr rausholen können.

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Schon wieder: Schlauchiges Arena-Gekloppe!
„Der Herr der Ringe: Krieg im Norden“ macht es sich wirklich verdammt einfach. Denn im Kern ist es eigentlich nur stupides Arena-Gekloppe. Wir betreten einen neuen Bereich: Die Schleusen öffnen sich und schon überfluten dutzende Gegner das Schlachtfeld.

Nach dem Gefecht gehen wir weiter und treffen die nächste Ork-Horde vor. So geht es eigentlich das gesamte Spiel über – einzig die Gegner variieren in Größe, Form, Farbe und Stärke. Dieses Spielprinzip ist zwar für eine Stunde zwischendurch unterhaltsam, aber nutzt sich auf Dauer doch sehr schnell ab. Gerade, wenn ihr allein zu Felde zieht.

Wenn sich Snowblind schon die Mühe macht, einen alternativen Story-Pfad zu der „Herr der Ringe“-Trilogie zu erschaffen, dann wären doch ein paar Nebenpfade und Extras schön gewesen. Insgesamt fällt das Leveldesign einfach zu schlauchig und trotz ordentlicher Bosskämpfe zu einfallslos aus.

System: PlayStation 3
Vertrieb: Warner Interactive
Entwickler: Snowblind Studios
Erscheinungstermin: erhältlich
USK: ab 18 Jahren
Offizielle Homepage: http://www.derkriegimnorden.de/

6.5

Wertung und Fazit

TEST: Der Herr der Ringe – Krieg im Norden

„Der Herr der Ringe: Krieg im Norden“ ist kein schlechtes Spiel. Aber es fehlen einfach die Gameplay-Elemente, die über das Prädikat „ordentlich“ hinweg kommen. Das Kampfsystem hat mit seiner simplen Steuerung und den einfachen Kombinationen sicherlich seine guten Seiten. Allerdings stört uns der sehr repetetive Spielablauf begründend in dem allzu schlauchigen und gleichförmigen Leveldesign. Dass die Rollenspiel-Anteile verhältnismäßig klein und oberflächlich ausfallen, stört uns dagegen kaum. Schließlich ist „Krieg im Norden“ in erster Linie ein Actionspiel mit einer kleinen RPG-Zugabe. Allerdings fehlt uns gerade bei einem „Herr der Ringe“-Spiel die Faszination, die die Buch- und Filmvorlage ausmacht. Wo sind die tollen Charaktere? Wo die wirklich epischen Momente? All dies fehlt bei „Krieg im Norden“ leider. Übrig bleibt ein solides Action-Rollenspiel – frei von Experimenten oder innovativen Ideen.

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Kommentare

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