PS4-ANGESPIELT: Hitman

Pünktlich zum 11. März lässt IO Interactive seinen Auftragskiller mit der blutroten Krawatte zum mittlerweile sechsten Mal von der Leine. Auf einem Event in London Ende Januar konnte play3.de schon mal ausführlich probemeucheln.

Hitman - PS4 Screenshot 01

Der Prolog – die Aufwärmübung
Unser erster Kontakt mit Agent 47 findet ziemlich genau dort statt, wo der hier abgebildete Screenshot aufgenommen wurde. Ihr befindet euch auf einer Art Außenterrasse einer gigantischen Trainingseinrichtung der International Contract Agency (ICA). Kaum die Anlage betreten, startet eine spannend geschnittene Zwischensequenz, deren Inhalt wir an dieser Stelle noch nicht vorweg greifen möchten, da er Teil des vom 12. bis zum 15. Februar stattfindenden PS4-Betatests sein wird.

Nur so viel: Der gesamte Prolog-Level spielt etwa 20 Jahren von den Ereignissen des Hauptspiels und illustriert, wie 47 überhaupt erst von der ICA rekrutiert wurde. Schlüsselperson in diesem Zusammenhang ist Diana Burnwood. Fans kennen die aufgeweckte Britin sicher noch aus zahlreichen Vorgängerspielen, wo sie unseren glatzköpfigen Helden regelmäßig mit delikaten Missionsdaten, neuen Zielen, Klienten und anderen wichtigen Dingen versorgte.

Obwohl der Prolog bereits viele Storydetails aufgreift, soll er natürlich auch dazu dienen, euch an die Spielmechaniken und das Grundkonzept von „Hitman“ heranzuführen. Konkret: Das Spiel wirft euch in zwei recht überschaubar strukturierte Übungsszenarien – ein aus Holzgerüsten nachgebautes Schiff sowie eine nachgestellte Flugzeugbasis auf Kuba – und gibt Schritt für Schritt Hinweise, wie ihr eure ersten Zielpersonen aus dem Verkehr zieht und anschließend ungesehen das Weite sucht. Diese Feuertaufe bestanden, dürft ihr die Missionen dann noch einmal mit einer ganz eigenen Strategie in Angriff nehmen, sprich nach Lust und Laune experimentieren.

Hitman - PS4 Screenshot 02

Absolution-Fettnäpfchen gekonnt umschifft
Schon hier kristallisiert sich heraus, dass das neue „Hitman“ seinen Fokus wieder vollends auf eine möglichst mitreißende Sandbox-Erfahrung legt und Fehler der Vergangenheit gezielt vermeiden will. Ihr habt das Ruder in der Hand und müsst einen fiesen Plan aushecken, wie, wann und wodurch euer Ziel über die Klinge springt. Autosaves, die sich nicht mal den Alarm-Status von Wachen merken können? Sind Schnee von gestern. Stattdessen speichert ihr den Spielstand nun einfach ab wann ihr es für richtig haltet. Eine klassische Automap zur effektiven Planung eines Attentats? Ist im Gegensatz zu „Absolution“ endlich wieder an Bord. Gleiches gilt für die Option Türen manuell zu schließen, was unserem lautlosen Assassinen in Teil fünf bekanntlich nicht vergönnt war. In mehrere Abschnitte zerstückelte Level wie in „Absolution“? Wurden ebenfalls zu den Akten gelegt. Jede Mission spielt sich in einem riesigen, komplett begehbaren „Sandkasten“ ab, wo jede Handlung Konsequenzen nach sich zieht – was wiederum deutlich mehr Spannung reinbringt.

Hitman - PS4 Screenshot 03

Der Schlange den Kopf abschlagen
Dass es die Macher wirklich ernst meinen mit ihrem neuen Motto „total freedom of approach“, wird allerdings erst im Paris-Level klar, welches im Hier und Jetzt spielt und den zweiten Teil unserer Gameplay-Demo darstellt. Euer Auftrag in der Mission „Showstopper“? Den russischen Oligarchen Viktor Novikov und dessen Herzensdame – das Ex-Model Dalia Margolis – während der sogenannten Sanguine Fashion Show ausknipsen. Denn das High-Society-Pärchen hat ordentlich Dreck am Stecken und leitet insgeheim einen derzeit nur unter dem Namen IAGO bekannten Spionring. Der wiederum verkauft Staatsgeheimnisse in speziellen Auktionen an den Meistbietenden und hat so schon die ein oder andere internationale Krisensituation heraufbeschworen.

Dem Plot zufolge ersteigerten beispielsweise Separatisten auf der Krim solche Informationen und nutzten sie dann, um eine Kernschmelze in einem Kraftwerk am Golf von Odessa einzuleiten. Und auch das berüchtigte Delgado Drogenkartell war schon bei IAGO-Auktionen aktiv und soll die dort ersteigerten Flugpläne genutzt haben, um anschließend die Maschine des chilenischen Staatspräsidenten vom Himmel zu schießen.

Hitman - PS4 Screenshot 04

Kreativität ist Trumpf
Gründe Novikov und Margolis die Lebenslichter auszublasen gibt es also zur Genüge. Nicht zuletzt weil noch während der von Novikov gesponsorten Fashion Show eine weitere Auktion stattfindet. Das Problem, vor allem für „Hitman“-Neulinge: Der Ort des Geschehens, das fiktive, im Herzen von Paris verortete Palais De Walewska, ist um ein Vielfaches weitläufiger als der ICA-Trainingslevel. IO Interactive selbst präzisiert diese Angabe sogar noch und spricht von einem Areal, sechs bis sieben Mal so groß wie der größte „Absolution“-Level. Kein Wunder also, dass man sich hier ob der zahlreichen Interaktionsmöglichkeiten fast schon erschlagen fühlt – allerdings im positiven Sinne, denn mehr Aktionsmöglichkeiten bedeuten natürlich auch mehr Mittel und Wege, die Zielpersonen zu eliminieren.

Wer mag kann Novikov zum Beispiel durch frühzeitiges Aktivieren des eigentlich für den späteren Abend geplanten Feuerwerks nach draußen locken und ihn dann in die Seine schubsen, wo er jämmerlich ersäuft. Oder ihr manipuliert einen der meist hochgelegenen Lautsprecher des Soundsystems, so dass dieser – perfektes Timing vorausgesetzt – den selbsternannten Modezaren unter sich begräbt. Blei zwischen die Augen im Atrium oder ein brutaler Frontalangriff mit einer Feueraxt im Barbereich erfüllen natürlich ebenfalls ihren Zweck, rufen im Gegensatz zu subtileren Methoden wie Vergiften oder geschickt inszenierten Unfällen allerdings umgehend ein ganzes Heer an Wachpersonal auf den Plan.

Hitman - PS4 Screenshot 05

Brotkrumen für Grünschnäbel
Zugegeben, wer vorher noch nie „Hitman“ gespielt hat, steht in den ersten Minuten wie der Ochs vorm Berg. Damit aber auch diese Zielgruppe voll auf ihre Kosten kommt und möglichst spektakuläre Kills von A bis Z durchziehen kann, führt „Hitman“ die sogenannten „Opportunities“ ein. Das Konzept erinnert ein bisschen an eine ganz ähnliche Funktion aus Ubisofts „Assassin’s Creed“ und meint im Grunde genommen hilfreiche Denkanstöße, die klar auf der Karte markiert werden – sofern ihr die Option zugeschaltet habt.

Ist dies der Fall, stoßt ihr im Bereich nahe der Umkleidekabinen beispielsweise auf die Gelegenheit „Undercover Model“. Jetzt einfach ein kleines Weilchen abwarten und die freundliche Stimme im Ohr verrät euch, dass sich ein männliches Model namens Helmut Kruger auf der Veranstaltung befindet. Doch nicht nur das: Burnwood zufolge ist Kruger unserem Agent 47 wie aus dem Gesicht geschnitten. Glatzkopf, markante Wangenknochen, athletischer Körperbau – die beiden sehen sich wirklich verblüffend ähnlich.

Hitman - PS4 Screenshot 06

Nun ja, den Rest kann sich jeder selbst zusammenreimen: Sobald Ihr euch die Kleidung von Kruger geschnappt habt und der Schönling bewusstlos in einer unscheinbaren Ecke schlummert, werden die lästigen Sicherheits-Checks in nahezu allen Levelbereichen zum Kinderspiel. Hinzu kommt: Weil Margolis und Kruger befreundet sind, hat dieser – und damit natürlich auch der verkleidete 47 – freien Zutritt in das besonders gut gesicherte zweite Stockwerk der Anlage. Also den Ort, wo sowohl die Auktion stattfindet, als auch Margolis zuletzt gesichtet wurde. Verrückt: In seinem neuen Outfit darf 47 sogar den Catwalk betreten, im Blitzlichtgewitter baden und daraus schließlich spielerischen Nutzen schlagen (wie genau, sei nicht verraten). Vorher müsst ihr gleichwohl dem Maskenbildner einen Besuch abstatten, damit auch wirklich niemand Verdacht schöpft. Toll! Und ein weiterer Beleg für den klaren Fokus auf spielerische Freiheit.

Ständiger Content-Flow
Das Interessante an „Hitman“: Habt ihr ein Level erst einmal abgeschlossen, geht’s eigentlich erst richtig los. Denn abseits der konkret mit der Hauptstory verwobenen Aufträge, dienen die verschiedenen Sandkasten-Levels auch als Szenario für viele weitere Herausforderungen. Da wäre zum Beispiel der bereits aus „Absolution“ bekannte Contracts-Modus zum Erschaffen eigener Aufträge. Jeder der insgesamt über 300 Nicht-Spieler-Charaktere pro kann dort als Ziel gebrandmarkt werden, das es dann – unter Einhaltung bestimmter Bedingungen zu erledigen gilt. Diese sogenannten „Contracts“ lassen sich nun kinderleicht mit der Community teilen bzw. von anderen herunterladen.

Hitman - PS4 Screenshot 07

Ergänzend dazu servieren die Dänen erstmals den Escalation-Modus. Gemeint sind von den Entwicklern entworfene Zusatzaufträge innerhalb eines Szenarios. Der Dreh: Hat man einen Auftrag abgehakt, „eskaliert“ der Schwierigkeitsgrad und stellt euch vor eine noch knackigere Aufgabe. Das Ganze wiederholt sich mehrere Male und richtet sich somit primär an Kenner und alle, die einen Level letztlich wie ihre Westentasche kennen.

Für wohlige Nervenkitzel dürften darüber hinaus die sogenannten „Elusive Targets“ sorgen, also Ziele innerhalb eines Levels, die nur in einem ganz bestimmten Zeitraum auftauchen und dann für immer verschwinden. Die Schwierigkeit dabei: Welcher Nicht-Spieler-Charakter eigentlich auf der Abschussliste steht, muss jeder für sich selbst herausfinden. Vorzugweise indem er Gespräche von anderen Figuren im Level belauscht, Hinweise sammelt und generell zwischen den Zeilen liest. Eine prickelnde Idee, insbesondere weil IO Interactive verspricht, dass jede dieser „trügerischen Zielpersonen“ über eine ganz eigene Hintergrundgeschichte verfügt, die man sich Stück für Stück zusammenpuzzelt.

Hitman - PS4 Screenshot 08

In Häppchen serviert
Im Vorfeld sorgte die Ankündigung für ziemlichen Wirbel, mittlerweile ist die Sache aber in Stein gemeißelt: „Hitman“ erscheint in Episoden-Form und zunächst nur als Download. Den Anfang macht die eben beschriebene Kombination aus Prolog und Paris-Level, auch „Intro Pack“ genannt. Hierfür müsst ihr nach aktuellem Stand knapp 15 Euro hinblättern. Jede weitere der insgesamt fünf noch geplanten Zusatzepisoden soll dann je 10 Euro kosten. Wer gleich alles auf einmal kaufen will, nimmt die „Full Experience“ zum Vollpreis. Wichtig: Egal für welches Paket ihr euch entscheidet, die kommenden Szenarien erscheinen erst nach und nach. Italien zum Beispiel ist derzeit für April geplant, Marroko für Mai. Thailand, USA und Japan folgen wahrscheinlich im Juni, Juli und August. Zwischen einzelnen Episoden gibt’s außerdem frische Contracts, Entwickler-Herausforderungen sowie Elusive Targets. Haben alle Episoden das Licht der Welt erblickt, soll der Titel zudem – „Life is Strange“ oder „Resident Evil Revelations 2“ lassen grüßen – als Disk-Fassung erscheinen.

System: PS4
Genre: Stealth-Action
Vertrieb: Square Enix
Entwickler: IO Interactive
Releasedatum: 11. März 2016 (Intro Pack)
USK: Einstufung ausstehend (voraussichtlich ab 18 Jahren)
Webseite: https://hitman.com/de

Einschätzung: sehr gut

Anfangs war ich skeptisch, ob das „Intro Pack“ genügend Substanz bieten würde. Nach ausführlichen Streifzügen durch das Prolog- und speziell das Paris-Level verflogen diese Zweifel dann allerdings ziemlich schnell. Einfach klasse, wie viele, teils wirklich spektakulär inszenierte Meucheloptionen hier angeboten werden. Auch die neuen Tricks der KI gefallen: Wachposten zum Beispiel eskortieren 47 nun aus abgesperrten Bereichen und deponieren konfiszierte Waffen an speziellen Orten – richtig eingefädelt, lässt sich beides natürlich zum eigenen Vorteil nutzen. Durch die schiere Größe der Umgebung, das bewusste Weglassen von Autosave-Punkten, die Wiedereinführung der Karte und die hohe Eigendynamik der über 300 Nicht-Spieler-Charaktere pro Level wird hier wirklich jeder Missionsdurchlauf zum schweißtreibenden Erlebnis, das eiskalte Nerven und perfekte Planung erfordert. Also genau das, was „Hitman“-Fans eigentlich an der Serie schätzen und in „Absolution“ zuweilen unterging. Die Präsentation? Macht ebenfalls einiges her und sorgt dank detailreicher Umgebungen, solider Figurenmodelle, stabiler Bildrate, schicker Zwischensequenzen und 1A Sprachausgabe für eine gelungene Atmosphäre. Hier und da wünsche ich mir allerdings noch mehr Detailanimationen gewünscht. Beim Schließen von Türen zum Beispiel griff 47 in der Anspielmission noch nicht aktiv nach der Türklinke. Ein weiteres Problem betrifft die Instabilität der gezeigten Version. Ein Großteil der Event-Besucher berichtete von Komplettabstürzen und auch wir erlebten zwei fiese Crashes. IO Interactive schiebt das Problem unter anderem auf die an sehr schlecht belüfteten Orten aufgestellten Konsolen und gelobt schnellstmöglich Besserung. Davon abgesehen aber ein wirklich vielversprechender Titel, der – sofern die Kontinuität der Inhalte stimmt – am Ende sogar von seiner neuen, episodischen Struktur profitieren könnte.

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