Review

Saboteur im Test: Nettes Abschiedsgeschenk von Pandemic

play3 Review: Saboteur im Test: Nettes Abschiedsgeschenk von Pandemic

7.5

Während wir uns mit „Saboteur“ vergnügen, sitzen seine Entwickler schon längst auf der Straße. EA kaufte Pandemic im Januar 2008 und machte das Studio im Rahmen von Umstrukturierungen kürzlich dicht. Dazwischen veröffentliche man „Mercenaries 2“ und „Lord of the Rings: Conquest“ – zwei Spiele, die den Erwartungen nicht entsprachen. Es ist fast eine Ironie des Schicksals, dass Pandemics bester EA-Titel posthum veröffentlicht wird.

In „Saboteur“ mimt ihr einen irischen Freiheitskämpfer, der im von Nazis unterjochten Frankreich unterwegs ist. Was macht ein Ire wie Sean Devlin ausgerechnet in Paris? Dieser Umstand wird am Anfang des Spiels auf interaktive Weise erklärt, aber das spoilern wir lieber nicht. Dieser Teil der Geschichte ist auf jeden Fall unterhaltsam und mitreißend inszeniert. Ansonsten ist „Saboteur“ in Sachen Storytelling auf Durchschnittsniveau. Es geht zum einen nicht gerade historisch akkurat zur Sache und zum anderen werden halt immer die gleichen Klischees bemüht.

GTA im Zweiten Weltkrieg

Ok! Ihr helft französischen Resistance-Kämpfern beim Dezimieren der teutonischen Besatzungsmacht. Natürlich sollte man nicht alle Open-World-Games automatisch mit „GTA“ vergleichen, aber „The Saboteur“ bietet wirklich eine Menge Parallelen. Ihr bewegt euch per pedes oder via Fahrzeug durch die offene Spielwelt. Von „Auftraggebern“ erhaltet ihr die üblichen Jobs: Autos oder andere Objekte klauen, Personen verfolgen, killen, befreien und so weiter. Auf dem Mini-Radar sind Kollaborateure, Feinde, Missions-Ziele, Shops und Minigame-Locations markiert. Kennt man in solcher oder ähnlicher Form bereits von der Konkurrenz.

ign20exclusive20the20saboteur20200409_12_wm

Nette Eigenarten

Pandemic ließ sich aber ein paar coole Eigenheiten einfallen. Ihr könnt euch zum Beispiel tarnen, in dem ihr Nazis ausschaltet und in deren Uniformen schlüpft. Allerdings bringt das nichts, wenn die neuen Klamotten blutverschmiert sind. Also wendet ihr beim Kleider-Shopping besser „saubere“ Nahkampf- oder Stealth-Moves an. Uniformiert kann euer Held verbotene Zonen und Nazi-Stützpunkte betreten, aber auch getarnt gilt es gewisse Dinge zu beachten: Auf dem Miniradar wird eure Figur von einem Kreis umgeben. Sobald ein Gegner in diesen Kreis tritt, wird er euch genauer unter die Lupe nehmen, Verdacht schöpfen und zu guter Letzt Alarm schlagen. Das Tarn-Feature trägt auf jeden Fall positiv zur allgemeinen Spannung bei, auch weil nicht alle Feinde so leicht auf eure Maskerade reinfallen.

Schön ist auch, dass sich sämtliche Objekte erklimmen lassen. Zumindest ist uns noch kein Gebäude untergekommen, dass wir nicht besteigen konnten. Viele Dächer sind überdies mit Leitungen verbunden, die ihr entlang rutschen könnt. All das eröffnet mehr Möglichkeiten bei der Ausführung eurer Missionen. Unschön: Sean klettert zwar ähnlich unkompliziert wie Ubisofts Assassine, aber leider nicht halb so geschmeidig. Ein paar Climbing-Animationen mehr hätten dem steifen Iren nicht geschadet.

Nebenbeschäftigung

Abseits der Story-Missionen gibt es in „The Saboteur“ eine Menge zu erledigen. Da wären zum Beispiel unzählige Nazi-Stützpunkte, Wachposten und Straßensperren, die ihr auslöschen könnt. Das bringt nicht nur Punkte, sondern erleichtert auch eure Situation. Ist ja logisch: Je weniger Wehrmacht im Viertel, desto entspannter das Resistance-Geschäft.

Davon abgesehen, macht es einfach Spaß sich immer neue Vorgehensweisen einfallen zu lassen. Die ganze Bagage vom Dach aus wegsnipern? Langweilig! Uniform klauen, vorbeispazieren, Sprengsatz anbringen und an der Explosion erfreuen? Schon besser! Auto mit Dynamit präparieren, auf den Wachposten zu rasen und raushüpfen, bevor alles in die Luft geht? Wundervoll!

Licht und Schatten

Euer Handeln macht sich auch in Sachen Stadtbild bemerkbar. Ist ein Viertel von Nazis bevölkert, wird es in düsterem Schwarz/Weiß präsentiert. Befreite Gegenden erstrahlen hingegen in prächtigen Farben. Wo wir schon mal bei der Optik sind: „Saboteur“ sieht insgesamt gerade mal „ok“ aus.

Dafür ist die Spielwelt riesig, eine Menge Zeug zerstörbar und das Passanten-Aufkommen recht hoch. Die Engine scheint die gleiche zu sein, wie in „Mercenares 2“ und das sah ja auch nicht so prall aus. Sämtliche Figuren und Objekte sind etwas detailarm, die Animationen steif und dazu gesellen sich regelmäßige Pop-Ups und Tearing.

saboteur

Spielerische Mängel

Auch spielerisch ist nicht alles prima. Beispiel: Ihr wurdet entdeckt. Schnell zum Auto und weg von hier! Eure Nazi-Verfolger hängen an eurem Auspuff und feuern aus allen Rohren. Plötzlich drehen sie ab und scheinen sich nicht mehr für euch zu interessieren. Ist das ein Bug? Leider nicht. Immer wenn ihr auf der Flucht eine bestimmte Marke auf dem Radar überquert, endet die Fahndung.

Das sorgt regelmäßig für absurde Szenen, in denen wild um sich feuernde Gegner anscheinend plötzlich das Gedächtnis verlieren. Die künstliche Intelligenz ist auch sonst eher niedrig angesiedelt. Wenn ihr auf Feinde ballert, weichen diese in der Regel nicht mal aus. Shootouts erinnern deshalb eher an klassische Schießbuden.

saboteur_original

Leider können wir euch nicht nicht sagen, ob die deutsche Version von „The Saboteur“ in Sachen Gewaltdarstellung geschnitten ist oder nicht. Publisher Electronic Arts versichert, dass lediglich die Hakenkreuze entfernt wurden. Uns selbst liegt gerade keine Importversion vor, darum können wir den wahren Sachverhalt noch nicht prüfen. Störend empfinden wir aber, dass sich in der deutschen Version keine Original-Sprache auswählen lässt.

7.5

Wertung und Fazit

PRO
  • nicht verfügbar
CONTRA
  • nicht verfügbar

Saboteur im Test: Nettes Abschiedsgeschenk von Pandemic

„Saboteur“ hätte mit etwas mehr Schliff locker einen Punkt mehr verdienen können. Das Kletter-Feature ist nicht gerade elegant gelöst, die KI stellenweise ein schlechter Witz. Trotzdem machts Spaß und das liegt an der Vielfalt, die man euch bietet. Wir verbrachten zum Beispiel alleine schon drei Stunden bei der Vogeljagd. Auf berühmten Sehenswürdigkeiten wie dem Eifelturm herumzuklettern hat auch was. Insgesamt bleibt das Gefühl, den Entwicklern wäre irgendwann die Zeit ausgegangen. Dennoch ein nettes Abschiedsgeschenk von Pandemic. „Saboteur“ hätte mit etwas mehr Schliff locker einen Punkt mehr verdienen können. Das Kletter-Feature ist nicht gerade elegant gelöst, die KI stellenweise ein schlechter Witz. Trotzdem machts Spaß und das liegt an der Vielfalt, die man euch bietet. Wir verbrachten zum Beispiel alleine schon drei Stunden bei der Vogeljagd. Auf berühmten Sehenswürdigkeiten wie dem Eifelturm herumzuklettern hat auch was. Insgesamt bleibt das Gefühl, den Entwicklern wäre irgendwann die Zeit ausgegangen. Dennoch ein nettes Abschiedsgeschenk von Pandemic.

Hotlist

Kommentare

uncharted2gamer

uncharted2gamer

04. Dezember 2009 um 13:41 Uhr
susumu_hori

susumu_hori

04. Dezember 2009 um 13:58 Uhr
telefonmann

telefonmann

04. Dezember 2009 um 14:36 Uhr
theJaegerfan

theJaegerfan

04. Dezember 2009 um 16:23 Uhr