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TEST: Dante's Inferno

play3 Review: TEST: Dante’s Inferno

7.5

„Dante of War“? „God of Inferno“? Im Minutentakt erinnert uns Visceral Games‘ („Dead Space“) Titel an Kratos‘ Abenteuer. „Dante‘s Inferno“ klaut wirklich hemmungslos bei „God of War“, aber uns stört das nicht. Obwohl wir eine reine Playstation-Seite sind, sollten wir uns für die Xbox-only-User freuen. Ganz nach dem Motto: Du willst „God of War“ spielen und hast keine Playstation? Dann hol dir die Kopie. Wobei der gute Dante dem direkten Vergleich mit Kratos‘ nicht standhält.

Als Dante metzelt ihr euch durch die Untiefen der Hölle, um die Liebe eures Lebens zu retten. Nein, nicht eure PS3, sondern das Mädel Beatrice, welches von Luzifer persönlich ins lodernde Untergeschoss begleitet wurde. Dabei ist euch eine fette Sense behilflich, die ihr zu Beginn des Spiels dem Tod höchstpersönlich abnehmt.

Wer die Demo gezockt hat, weiß das freilich alles schon. Wobei man ganz klar sagen muss, dass die Demo dem fertigen Produkt nicht gerecht wird, da sie euch die langweiligste Portion des Games präsentiert.

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Was wir cool finden

Bombastisch
Wenn ihr euch als Dante durch die Hölle metzelt, dann scheppert es auf allen Ebenen ordentlich: Der Controller vibriert genau richtig, Geschnetzel und Magie-Einsatz kommen auf dem Screen wuchtig rüber und auch der Sound rumst vorbildlich. Kurz: Das audiovisuelle Feedback sorgt für ein erhebendes „Ich hau die Hölle inklusive Bewohner kurz und klein“-Gefühl. Es gibt schließlich nichts Schlimmeres, als bei einem Hack & Slay kein ordentliches Treffer-Feedback zu erhalten. Erstaunlich übrigens, dass die deutsche Version tatsächlich ungeschnitten ist.

Atmosphäre
Das Design der Level ist der Wahnsinn. Wenn im Hintergrund brennende Menschen ins Nichts stürzen, Wände aus jammernden Seelen bestehen und schleimige Eiterorgane euren Weg pflastern, dann wisst ihr genau wo ihr seid. Dazu gesellt sich ein Charakterdesign, welches fast schon als verstörend krank bezeichnet werden darf. Babies mit Rasiermesserpfoten, eklige Gierschlund-Fettsäcke mit Mäulern an den Gliedmaßen und so weiter. Auch wenn das Spiel in Sachen Gameplay komplett geklont wirkt, ist es in Sachen Level- und Charakter-Design absolut einzigartig. Wo sonst, müsst ihr sogar Türen den Bauch aufschlitzen, um sie zu öffnen?

Kampfsystem & Steuerung
Ist bei so einem Hack & Slay-Action-Adventure mit das wichtigste. Wer „God of War“ gespielt hat (also ihr alle), wird sich sofort heimisch fühlen. Das Kampfsystem ist eingängig, schnell zu erlernen und bietet auch Controller-Akrobaten genug Tiefe. Gegner A mit einer flinken Sensenkombo bearbeiten, dann Gegner B in die Luft befördern, mit einem Air-Juggle peinigen, dann zurück zu A, um den Finishing-Move anzubringen. Dann noch schnell das Projektil des Gegners C kontern und mit einer Kruzifix-Bestrafung quittieren. Kurz: Selbst wenn ihr ihr im späteren Spielverlauf eine Menge Moves und Magie-Skills freischaltet, bleibt das Plätten der Gegner stets intuitiv.

Darüber hinaus gibt es eine Menge Szenen, in denen ihr schnell den Steuerungsanweisungen auf dem Screen folgen müsst. Diese Quick-Time-Events kommen etwas zu häufig zum Einsatz. Immer wenn ihr Finishing Moves startet oder gegen Bosse kämpft. Insgesamt sind Steuerung und Kampfsystem aber wirklich hervorragend.

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Charakter-Entwicklung
Auch hier ließen sich die Jungs von Visceral Games was Cooles einfallen. Ihr könnt die sündigen Gestalten im Spiel nämlich nicht nur killen, sondern auch erlösen. Beispiel: Habt ihr einen Gegner genug Schaden zugefügt, dürft ihr zum „Finishing-Move“ ansetzen. Macht ihr euer Gegenüber nun einfach tot, gibt‘s Unheiligkeitspunkte. Wendet Ihr jedoch einen Erlösungs-Move an, werdet ihr mit heiligen Punkten belohnt. Diese Punkte bestimmen, welche Art Moves Dante freischalten kann. In der Regel sind die „unheiligen“ Finisher aber weitaus cooler anzusehen.

Hin und wieder lauft ihr auch Prominenten Sündern über den Weg. Zum Beispiel Pontius Pilatus, der für die Kreuzigung Jesu mitverantwortlich war. Diese Promis könnt ihr ebenfalls brutal abschlachten oder erlösen. Wählt ihr die Erlösung, dürft ihr euch auf eine Art „Guitar Hero“ für Arme gefasst machen, beziehungsweise im richtigen Moment die richtigen Knöpfchen drücken.
Hilfreich sind auch gut versteckte Artefakte, die eure Fähigkeiten verstärken, aber einen bestimmten Holy- oder Unholy-Wert voraussetzen.

Boss-Battles
Auch wenn quasi jedes Boss-Battle in einem Quick-Time-Event endet, hatten wir mit den teils Bildschirm füllenden Ausgeburten der Hölle viel Spaß. Erstens wegen dem wundervollen Charakterdesign und zweitens, weil jeder Boss eine bestimmte Strategie verlangt. Während die normalen Gegnerwellen also eher auf Highspeed-Geschnetzel ansprechen, geht bei den Bossen ohne die richtige Taktik gar nix.

Schwierigkeitsgrad
Muss man einfach mal sagen: Selbst auf dem leichtesten Schwierigkeitsgrad ist dieses Spiel nichts für Casual Gamer. „Dante‘s Inferno“ ist aber nicht unfair, sondern einfach angenehm fordernd. Die Lernkurve steigt unserer Meinung nach genau im richtigen Winkel und sorgt dafür, dass der Spieler quasi mit der Spielerfahrung wächst.

Ein paar echt gute Rätsel
Meist sind die Rätsel lasch und quasi im Handumdrehen gelöst. Das Umlegen von Hebeln oder das zu offensichtliche Verschieben von Objekten zum Beispiel. Hin und wieder wird es aber tatsächlich knifflig und abstrakt. Wenn ihr etwa in einem Raum mit mehreren Portalen seid, in dem die Grenzen zwischen Oben und Unten verwischen.

Viele Geheimnisse zu entdecken
Jeder Abschnitt und jeder Raum beinhaltet versteckte Seelenbrunnen oder Artefakte. Es lohnt sich demnach alle Abzweigungen zu untersuchen, bevor man sich zum Ende eines Levels begibt. Zwar warten solche Abzweigungen nicht mit spielerischen Neuerungen auf, aber gerade das Sammeln von Artefakten birgt durch deren „Buffs“ einen großen Reiz.

Grafik
Nicht alle Figuren und Umgebungsdetails sehen aus der Nähe betrachtet wunderhübsch aus, doch das Art-Design und eine Fülle grafischer Effekte machen das wieder wett. „Dante‘s Inferno“ bietet also optisch hin und wieder echt eindrucksvolles und das Ganze auch noch in butterweichen 60 Frames die Sekunde. Beachtlich ist zudem die Qualität einiger CGI-Videos, die in Sachen Realismus wirklich Square-Qualität erreichen. Die meisten Zwischensequenzen kommen jedoch in einem Zeichentrick-Look daher, der zwar cool aussieht, aber wie ein Stilbruch wirkt.

Sound
Den Sound fanden wir wirklich hervorragend. Vor allem Besitzer einer Suround-Anlage werden sich über die morbide Audio-Kulisse freuen. Aus allen Richtungen hört ihr es Stöhnen, Jammern und schreien. Der Soundtrack trägt ebenfalls viel zur Stimmung bei und die deutsche Sprachausgabe geht – von Dante mal abgesehen – in Ordnung.

Konsequent erwachsen

Blanke Brüste, Kirchenkritik, Gewalt und sexuelle Symbolik am laufenden Band. Visceral Games gingen hier keine Kompromisse ein und drehten quasi alle Regler bis auf Anschlag. Dabei wirkt das Erlebte aber nie billig, vulgär oder übertrieben brutal. „Anspruchsvolles Design für Erwachsene, statt billiger Effekthascherei“, trifft es wohl am besten. Vielleicht erschien das Game genau deshalb ungeschnitten in Deutschland.


Was wir doof finden

Blasser Held
Dante wirkt immer seltsam blass, ausdruckslos und alles andere als vielschichtig. Auch wenn er ständig seiner Alten hinterher jammert, interessiert uns sein Schicksal null. Liegt sicherlich auch an dem Sprecher, den man getrost als Griff ins Klo bezeichnen kann. Soll aber nicht bedeuten, dass die deutsche Sprachausgabe generell schlecht wäre. Dante selbst klingt auch im Original eher lasch. Ihm fehlt definitiv das Charisma oder die Überheblichkeit eines Kratos.

Ziemlich gestreckt & voller Wiederholungen
Manche Passagen dürften nicht nur überkritischen Gemütern arg gestreckt vorkommen. Wenn man zum ersten mal auf dem Rücken eines großen Monsters reitet und ihm befiehlt Fußvolk zu zermanschen, dann macht das richtig Spaß. Wenn man dasselbe eine halbe Stunde später noch mal macht, ist es auch noch ok. Beim dritten mal langweilt‘s dann aber.

Uns beschleicht das Gefühl, als wäre den Machern auf halber Strecke die Puste ausgegangen. Je weiter man im Spiel vordringt, desto mehr Wiederholungen offenbaren sich. Das gilt nicht nur für die gestellten Aufgaben, sondern auch für die Gegner-Typen. Da hilft es auch nicht, dass man (vor allem im letzten Drittel) von einer nicht enden wollenden Gegnerwelle zur nächsten schlittert. Es ist ja ok, wenn man zum Verlassen eines Abschnittes einen Eimer voller Monster vernichten muss, aber hier nimmt das schon sehr ermüdende Ausmaße an.

Kreis-Tasten-Overkill
Wir wollen uns gar nicht über die zahlreichen Quick-Time-Einlagen beschweren. Dann müssten wir ja 70% aller aktuellen Spiele abwatschen. Der übertriebene Einsatz der Kreistaste nervt hier aber ganz enorm. Nicht nur, dass man viele Gegner durch das Hämmern auf selbige erlösen muss. Auf die gleiche Art werden nämlich auch Türen geöffnet, Gesundheits- und Seelen-Brunnen geleert. Wenn ihr also mal wieder vor einer Tür steht, die von zwei Brunnen gesäumt ist, dann müsst ihr euch für eure Hassgefühle nicht schämen.

Trial & Error
Dieser Punkt ist eher Geschmacksache: Einigen dürfte auf die Nüsse gehen, dass manche Passagen nicht auf Anhieb gemeistert werden können. Zum Beispiel, wenn nach einer Sprungpassage aus heiterem Himmel irgendein Tastensymbol eingeblendet wird. Es kommt immer wieder mal vor, dass Dante bereits tot ist, während ihr euch noch fragt, was gerade passiert. Uns störte das nicht so, weil die Checkpoints echt fair gesetzt wurden.

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System: Playstation 3
Vertrieb: EA
Entwickler: Visceral Games
Release: 4. Februar 2010
USK: ab 18
offizielle Homepage: http://www.dantespforten.com

7.5

Wertung und Fazit

PRO
CONTRA

TEST: Dante’s Inferno

Dass es sich hier um einen waschechten Klon handelt, ist unserer Meinung nach kein Manko. Wenn man es genau nimmt, ist heute doch alles schon mal da gewesen, nicht wahr? Trotzdem gibt‘s Grund zu meckern. Warum muss man wegen jedem Pups ewig auf die Kreistaste eindreschen? Muss man die Gesamtspieldauer wirklich durch derart stupides Gegnerwellen-Gemetzel und Wiederholungen strecken? Warum haben die Entwickler aus zehn Spielstunden inklusive Durchhängern nicht einfach sechs durchgehend spannende Stunden gemacht? Fazit: „Dante‘s Inferno“ ist ein gutes Spiel, aber am Thron des offensichtlichen Vorbilds kann es nicht rütteln.

Hotlist

Kommentare

Kenji-BeatZ

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05. Februar 2010 um 05:11 Uhr
heinz.packard

heinz.packard

05. Februar 2010 um 06:56 Uhr
HamburgWarrior

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05. Februar 2010 um 18:30 Uhr
Hansa Forever

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