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Test: BioShock 2

play3 Review: Test: BioShock 2

8.5

In „Bioshock“ überlebte euer Charakter einen Flugzeugabsturz und fand sich kurz darauf in einer abgedrehten Unterwasserstadt namens Rapture wieder. Eine Art submarines Utopia, erbaut vom wahnsinnigen Möchtegern-Philantropen Andrew Ryan. Die mutierten Bewohner Rapures musstet ihr euch mit allerlei Waffen und der Hilfe so genannter Plasmide vom Leib halten. Diese erlauben der Spielfigur zum Beispiel Feuerbälle, Blitze und so weiter von Stapel zu lassen.

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Weil Plasmide in der Regel nicht gratis sind, braucht‘s das passende Zahlungsmittel – im Bioshock-Universum „Adam“ genannt. Wie gelangt man am einfachsten an diese wertvolle Substanz? Man schnapppt sich kleine mutierte Mädchen (Little Sisters), welche mit einer Spritze durch Rapture geistern und herumliegenden Leichen das kostbare Adam abzapfen. Problem: Little Sisters werden von Big Daddys beschützt. Das sind Typen, die eine Art gepanzerten Taucheranzug mit dicken Waffen tragen. Wer also an das edle Adam will, muss erst Big Daddys killen.

Du bist Big Daddy
Damit kommen wir auch gleich zur wichtigsten Neuerung von „Bioshock 2“. 2K Marin entschieden sich nämlich dazu, den Held aus Teil 1 in Rente zu schicken. Stattdessen übernehmt ihr in der zweiten Episode des Ego-Shooters die Rolle eines Big Daddy, was natürlich grundsätzliche Änderungen mit sich führt. So schwingt ihr jetzt selbst den gefürchteten Riesenbohrer und das Steuern eures Charakters fühlt sich ebenfalls anders an. Ihr spürt das Gewicht und die Power des Kolosses quasi mit jedem Schritt. Ganz so mächtig, wie die anderen Big Daddys seid ihr aber nicht.

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Story
Die Oberbösewichtin Sofia Lamb ist beinahe so durchgeknallt wie ihr Quasi-Vorgänger Andrew Ryan. Sie strebt eine Gesellschaft an, in der das Wohl der Allgemeinheit über allem steht. Euch ist das eigentlich wurst, denn ihr seid auf der Suche nach einer ganz speziellen Little Sister. Mrs. Lamb hat zu dieser Kleinen auch eine enge Bindung und hetzt euch deswegen halb Rapture auf den Hals. Leider können wir nicht weiter ins Detail gehen, ohne zu spoilern.

Kurz: Ihr kämpft euch durch eine feindselige, aber vertraute Welt, mit vielen alten und ein paar neuen Gefahren.

Was wir cool finden

Unglaubliche Atmosphäre
In Sachen Atmosphäre war schon der Vorgänger unschlagbar. Das außergewöhnliche Setting wirkt heute natürlich nicht mehr ganz so revolutionär, aber einzigartig ist es immer noch. Grafik, Sound, Artdesign, Architektur, Charaktere – all das ergibt ein echt faszinierendes Gesamtkunstwerk. Auch wenn wir in Wirklichkeit noch nie mit einem Haufen Irrer in eine Unterwasserstadt gesperrt wurden, sind wir uns sicher, dass es sich genau so anfühlt wie in „Bioshock 2“.

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Es ist erstaunlich, wie viel Liebe zum Detail in dem Spiel steckt. In anderen Titeln findet ihr abseits der Hauptwege hin und wieder mal eine Ecke, in der Munition oder Health-Items rumliegen. In „Bioshock 2“ stolpert ihr in ruhigen Ecken hingegen über Zeugnisse vergangener Tragödien. Da finden sich dann neben nützlichen Items auch mal verstümmelte Leichen und Audio-Tagebücher, die quasi den Verfall Raptures aus der Sicht von Einzelpersonen schildern.

Der akustische Abwechslungsreichtum ist ebenfalls enorm. Egal wo ihr auch seid – man hört immer, dass ihr euch in einem maroden Riesengebilde am Grund des Meeres befindet. Rapture ächzt und knarrt, es gluckert und zischt, die irren Bewohner führen wirre Selbstgespräche und über allem schweben die Melodien alter Gassenhauer. Einfach spitze!

Plasmide & Tonikas
Plasmide lassen sich jetzt in mehreren Stufen aufleveln, was auch deren Funktionen erweitert. Beispiel Feuer-Plasmid: Stufe 1 = Feind geht in Flammen auf. Stufe 2 = Haltet ihr den Button länger gedrückt, gibt‘s eine große Zündung, die gleich mehrere Feinde in Brand setzt. Stufe 3 = Ein fetter, tödlicher Flammenwerferstrahl! Cool ist auch die dritte Stufe des Insektenschwarm-Plasmids. Feinde, die vom Insektenschwarm gekillt werden, verwandeln sich in fiese Nester, die wiederum neue Insekten ausspucken. Manche der Plasmide lassen sich übrigens nicht im Multiplayer-Modus nutzen…

Auch die Tonikas sind zurück. Das sind ausrüstbare Items, die Charakterwerte und Fähigkeiten beeinflussen. So könnt ihr dann Selbstschussanlagen, Überwachungskameras und Roboter reparieren, mehr Schaden vertragen, besser hacken, schneller laufen und so weiter. Einige Tonikas wirken sich gravierender aus, als andere. Zum Beispiel wird das Game echt leichter, wenn sich eure Lebensenergie durch das Herumstehen in Pfützen regeneriert.

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Vieles zu entdecken
Die Story-Missionen laufen in einer festen Reihenfolge ab und der Zugang zu allen Teilen Raptures steht euch auch nicht jederzeit frei. „Bioshock 2“ ist also kein Open-World-Shooter, aber trotzdem alles andere als linear. Die Level-Architektur bietet keine typischen Ego-Shooter-Schläuche, sondern frei begehbare „Stadteile“, in denen es jede Menge zu entdecken gibt. Wir verbrachten zum Beispiel die meiste Zeit damit, nach Little Sisters zu suchen, um uns Adam zu erschleichen.

Ballern Deluxe
Wieder gibt es konventionelle Waffen wie Maschinengewehr, Granatwerfer oder Schrotflinte, aber auch Mini-Selbstschussanlage und Raketen-Harpunen, die euer Opfer durchbohren, in der Gegend herumschleudern und dann explodieren. Sämtliche Waffen lassen sich mit unterschiedlichen Munitionstypen füttern und aufleveln. Wenn ihr etwa den Bohrer komplett ausbaut, können damit sogar Projektile reflektiert werden. Neu ist auch die Hacking-Gun, mit der ihr aus sicherer Entfernung Roboter, Geschütze und Kameras umprogrammiert.

Für jeden Gegner habt ihr die richtige Waffe am Start, wobei strapazierfähige Gesellen à la Big Daddy oder Brute Splicer nicht euer größtes Problem darstellen. Richtig intensive Auseinandersetzungen gibt‘s, sobald eine Big Sister Jagd auf euch macht. Diese flinken Kollegen setzen ebenfalls Waffen und Plasmide ein und verlangen euch so einiges ab.

Little Sisters beschützen
Findet ihr eine Little Sister, könnt ihr sie entweder töten, um das Adam zu ernten oder aber ihr könnt sie herumtragen, nach Leichen suchen und so noch mehr Adam sammeln. Sobald ihr die Kleine bei einer Leiche absetzt, werden jedoch eine ganze Menge schlecht gelaunter Gegner herbei stürmen. Ihr müsst also dafür sorgen, dass die Kleine das Ganze unbeschadet übersteht. Hört sich nach nerviger Beschützermission an, aber dank eurer großzügiger Bewaffnung machen diese Sequenzen richtig Laune. Um das Ganze zu überleben müsst ihr nämlich die Umgebung scouten, die wahrscheinlichsten Routen eurer Gegner identifizieren, Fallen und Selbstschussanlagen aufstellen. Spielt sich stellenweise fast schon wie „Tower Defense“.

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Kamera-Forschung
Im ersten Teil konnte man Gegenstände und Charaktere fotografieren, um sich Verbesserungen zu verdienen. Allerdings war man währenddessen unbewaffnet, was manchmal nerven konnte. Im Nachfolger aktiviert ihr eure Filmkamera und könnt normal weiterballern, während eure Feinde auf Zelluloid gebannt werden. Wer beim Filmen unterschiedliche Waffen an unterschiedlichen Gegnern ausprobiert, findet nicht nur gegnerische Schwachstellen, sondern kassiert auch coole Boni.

Gut/Böse
Little Sisters killen oder retten? Das eine bringt mehr Adam und das andere kommt im sozialen Umfeld viel besser an. In anderen Situationen stellt euch das Spiel vor eine ähnliche Wahl: Wollt ihr eine Schlüsselfigur töten oder verschont ihr sie? Die Auswirkungen eurer Entscheidungen beeinflussen den Spielverlauf zwar nicht so gravierend wie in einem Bioware-RPG, aber es ist auf jeden Fall schön, die Wahl zu haben.

Was wir doof finden

Bioshock 1.5
Wenn man mal ganz ehrlich ist, dann fühlt sich „Bioshock 2“ gar nicht so sehr wie ein echter Nachfolger an. Eher wie ein sehr ausführliches Add-On. Wenig neue Gegner, wenig neue Plasmide und auch sonst kennt man das meiste in abgewandelter Form aus dem Vorgänger. Ihr seid jetzt zwar ein Big Daddy, aber dennoch läuft eigentlich alles genau so, wie im Erstling. Ihr habt anfangs kaum Fähigkeiten oder Waffen, ein mysteriöser Fremder unterstützt euch per Funk und immer seid ihr auf der Suche nach einem Zugang in den nächsten Abschnitt.

Die im Vorfeld angepriesenen „Außenmissionen“ beschränken sich meist auf kurze Unterwasserspaziergänge, die spielerisch und optisch wenig bieten. Man latscht halt von einem Ausgang zum nächsten und hält dabei nach Adam-Schnecken und Items Ausschau. Einerseits sind wir irgendwie froh, dass in Sachen Gameplay nichts verschlimmbessert wurde, aber ein paar mehr neue Gameplay-Elemente hätten uns schon gefreut.

Hacking vereinfacht
Dieser Punkt ist zwar Geschmacksache, aber wir persönlich fanden die alten Hacker-Puzzle besser. In „Bioshock 2“ huscht lediglich ein Zeiger über‘s Display und ihr müsst „X“ drücken, um ihn auf einem grünen oder blauen Feld zu stoppen. Landet der Zeiger auf einem roten Feld, schrillt sofort der Alarm los. Puzzles wichen also Reaktionstests, die bei Einsatz entsprechender Tonikas nicht mal mehr die Reaktion fordern.

Story nicht ganz so packend
Die Geschichte ist dieses mal nicht ganz so packend und die Zwischensequenzen zogen uns auch weniger in ihren Bann. In der Hinsicht hatte der Vorgänger sehr viel mehr zu bieten. Man hatte im ersten Teil das Gefühl, einer größeren Gefahr zu trotzen. Könnte auch daran liegen, dass Sofia Lamb die meiste Zeit über recht langweilig rüberkommt. Da hatte der Megalomane Andrew Ryan definitiv mehr Charisma.

Multiplayer
Ja, das Erwartete ist eingetreten: der MP-Modus ist unspektakulär und eher als nette Dreingabe zu verstehen. Euch stehen unter anderem Deathmatch-, Eroberung- und Capture The Flag-Varianten zur Auswahl. Ihr könnt verschiedene Klassen und Loadouts wählen, erhaltet Punkte, schaltet neue Ausrüstung frei und so weiter und sofort. Solide, aber nicht halb so raffiniert oder ausgefeilt wie bei „Modern Warfare“ und Co. Wobei auch in dieser Testphase auffiel, dass der Spielspaß proportional mit der Erfahrung der teilnehmenden Spieler zunimmt.

System: Playstation 3
Vertrieb: 2K Games
Entwickler: 2K Marin
Release: 9. Februar 2010
USK: ab 18
offizielle Homepage: www.2kgames.com/bioshock2

8.5

Wertung und Fazit

PRO
CONTRA

Test: BioShock 2

„Bioshock 2“ fühlt sich irgendwie nicht wie ein echter Nachfolger an. Eher wie ein üppiger Nachschlag für Fans des Erstlings. Mit einem lustigen Mehrspieler-Modus als Treuebonus. Die Levels sind neu, die Story anders, aber das meiste altbekannt. Ihr seid eben wieder in Rapture – nur zehn Jahre später. Atmosphäre und Gameplay bleiben einzigartig, auch wenn die Story nicht ganz so zündet wie im Ersten. Fast hätten wir es vergessen: Die deutsche Sprachausgabe ist wirklich durch die Bank gelungen!

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