Review

TEST: Castlevania

play3 Review: TEST: Castlevania: Lords of Shadow

9.0

Die Belmonts sind wieder unterwegs! Wir haben uns den Reboot der alteingesessenen Konamis-Serie ganz genau angesehen. Schließlich schaffte es bis dato Konami nicht, die Kultreihe anständig in die dritte Dimension umzusetzen.

Auf PlayStation ist in puncto „Castlevania“ nach wie vor das 2D-Abenteuer „Symphony of the Night“ aus dem Jahr 1997 das Maß aller Dinge. Die PS2-Versionen gingen dagegen sang- und klanglos unter. Kein Wunder, das Erbe war zu groß, dass sie hätten antreten sollen.

Das absolut unbekannte spanische Entwicklerstudio Mercury Steam – bislang nur für zwei bedeutungslose B-Videospiele-Produktionen wie „Clive Barker’s Jericho“ bekannt – zeichnet nun im Auftrag von Konami für die „Castlevania“-Saga verantwortlich. Die Entwickler haben eine eigene Engine programmiert, die zum Zungeschnalzen ist.

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Worum geht’s in der Story? Die Erde wurde mit einem Fluch belegt und die Seelen der Toten können nicht entweichen. Verantwortlich dafür sind die Lords of Shadow, die dem Spiel auch dem Untertitel geben.

Diese Herrschaften haben zudem die Frau des Spielhelden Gabriel Belmont getötet. Dieser kann seine Allerliebste wieder aus dem Reich der Toten zurückholen, indem er die sogenannte Göttermaske findet. Und drei Mal dürft ihr raten, wer dieses Relikt besitzt … genau, die Lords of Shadow.

WAS WIR COOL FINDEN

Die Atmosphäre und Setting
„Castlevania: Lords of Shadow“ ist ein wirklich wunderschönes, schön anzuschauendes Spiel. Egal ob hartgesottener „Castlevania“-Fan oder Action-Adventure-Liebhaber, das fantastische Umgebungsdesign und die liebevoll detaillierte Spielewelt hat uns in seinen Bann gezogen.

Vor allem dann, nachdem wir die ersten beiden actionreichen Level – spielt man auch in der Demo – absolviert hatten. Denn danach entfaltet „Lords of Shadow“ seine volle Pracht zeigt innerhalb kürzester Zeit seine ganzen Facetten. Mercury Steam hat hier großartige Arbeit geleistet und eine Fantasy-Welt erschaffen,  deren Look und die der schön ausgearbeiteten Charaktere, z.B. Pan, sehr an den Stil des spanischen Filmemachers Guillermo del Toro erinnert.

Auch die Abwechslung der einzelnen Welten kann sich sehen lassen. So erwarten euch im Verlauf des Spiels unter anderem lichtüberflutete Zauberwälder, heimtückische Sumpflandschaften, zerfallene Städte und – typisch Castlevania – ein düsteres, todgefährliches Schloss. Sprich: Für optische Abwechslung wird permanent gesorgt.

Das Gameplay
Die Mischung macht’s – das dachten sich wohl auch die Entwickler, und bieten euch in „Castlevania : Lords of Shadow“ einen gelungenen Gameplay-Mix. Im Zentrum des Geschehens steht das Kampfkreuz von Gabriel Belmont. Die Waffe ist ein Multifunktions-Tool, das ihr im Laufe des Spiels mit zusätzlichen Upgrades erweitert. Im Kampf gegen allerlei Kreaturen setzt ihr verschiedene Combos ein, die ihr euch mittels erhaltener Erfahrungspunkte kauft. Manche Upgrades sind mehrstufig.

Das klingt nach „God of War“ – so ist es auch, doch „Castlevania: Lords of Shadow“ ist dennoch eigenständig. Denn mit dem Kampfkreuz wird – wie anfangs erwähnt – auch geklettert, was das Zeugs hält. Ihr schwingt euch damit beispielsweise auch über tiefe Schluchten.

Mit dem Kampfkreuz löst ihr auch Rästel: Durchs Weiterkommen in der Story, erhält man Upgrades, mit denen man beispielsweise Steinsäulen zersägen kann. Besonders beeindruckt haben uns zudem die Reiteinlagen. Auf dem Rücken eines gepanzerten Wildschweins trampelten wir grüne Gnome nieder, andererseits rammten wir damit eine verriegelte Tür ein.

Neben diesen Kampf und Geschicklichkeits-Einlagen mit eurem Kampfkreuz kommen auch Puzzle-Sequenzen nicht zu kurz. Man fühlt sich hier an klassische Action-Adventure im Stil von „Soul Reaver“ erinnert. Ihr müsst zwar nicht Gegenstände von A nach C dann nach D und endlich nach B transportieren – doch ihr müsst eure grauen Zellen anstrengen, um diese Aufgaben lösen zu können.

https://www.youtube.com/watch?v=J4TxECeOVrQ

Und wenn’s mal nicht klappt, kauft ihr euch einen Lösungsansatz mit euren Erfahrungspunkten. Allerdings wird man zu wenig „bestraft“, wenn man diesen Service in Anspruch nimmt. Ihr bekommt an dieser Stelle keine Erfahrungspunkte, die ihr euch aber an anderer Stelle wieder locker-luftig-leicht einheimst.

Die Bosskämpfe
Deutlich inspiriert von „Shadow of the Colossus“ erwartet euch am Ende einer jeden Welt ein kolossaler Endboss. Hier müsst ihr – wie beim PS2-Klassiker auch – ungemein taktisch klug vorgehen, um die mehrere Bildschirme großen Riesen zu Fall zu bringen. In jedem Fall ein schönes Element, das zur Abwechslung beiträgt.

Die Spieltiefe
Während die meisten anderen Action-Adventure Spiele heutzutage in der Regel nach maximal zehn Stunden den Abspann präsentieren, ist bei „Castlevania: Lords of Shadow“ dann erst Halbzeit angesagt. Ihr dürft euch hier auf rund 20 Stunden Spielspaß freuen, bei dem auch eine Menge Wiederspielwert enthalten ist.

So könnt ihr nämlich in bereits absolvierte Levels durchstreifen und dort bestimmte Herausforderungen meistern oder Areale erkunden, zu denen ihr beim ersten Besuch noch keinen Zutritt hattet. Unter anderem deshalb, weil Gabriels Kampfkreuz anfangs noch nicht alle Funktionen besitzt.

Der Soundtrack

Beim Soundtrack des Spiels haben sich die Entwickler ebenfalls auf Neuland gewagt und die japanische „Castlevania“-Komponistin Michiru Yamane gegen den nahzu unbekannten Spanier Óscar Araujo ausgetauscht. Das Resultat: Gemeinsam mit einem 120-köpfigen Orchester und einem 80 Mann starken Chor haucht Araujo auch akustisch neues Leben in die „Castlevania“-Serie ein.

Der Klangteppich des epischen und absolut bombastischen Fantasy-Soundtracks sorgt für düstere Atmosphäre und gehört zum einem der besten Scores, die wir bislang als musikalische Untermalung für ein Videospiel hören durften.

Die Synchronstimmen
Zusätzlich zum stimmigen Soundtrack kann das Spiel auch auf eine absolute Top-Riege an Synchronsprechern zählen: Während der dunkle Held Gabriel Belmont von „Robert Carlyle“ („28 Weeks Later“)mit einem wundervollen schottischen Akzent gesprochen wird, übernimmt niemand geringeres als Sir Patrick Stewart (X-Men) die Rolle des Mitstreiters Zobek.

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Auch der Rest der Garde fügt sich wunderbar in das Spielgeschehen ein. Die Entscheidung dabei auf englische Synchronsprecher zu setzen, unterstützt das Fantasy-Setting des Spiels ungemein, auf der anderen Seite raubt es zugleich dem Spiel einiges Tiefe. Denn: Der deutschsprachige Bildschirmtext der Geschichte wird zum Teil in einem virtuellen Buch niedergeschrieben, dessen Buchstaben nicht optimal lesbar sind.

In diesem Fall hätte eine deutsche Lokalisierung, vorausgesetzt man wählt gute Sprecher, für noch mehr Spieltiefe gesorgt. Was uns direkt zu den Punkten führt, die uns bei „Lords of Shadow“ überhaupt nicht gefallen haben.

WAS WIR NICHT SO COOL FINDEN

Komischer Einstieg

Uns persönlich hat der Anfang des Spiels zu wenig zur Geschichte des Spiels selbst erklärt. Ein paar wenige Sätze vom Sprecher bzw. ein paar Zeilen im schwer lesbaren Buch sind die einzigen Infos, die man kredenzt bekommt. Aber offenbar ist das Teil des Konzepts. Nach einem kurzen Intro werdet ihr direkt in das Geschehen geworfen und erhaltet die ersten Kampf-Tutorials für das Spiel.

Später erkennt man, dass die Entwickler sich an bestimmten Stellen im Skript bewusst Zeit nehmen und dann intensiv auf die Figuren und deren Background eingehen und eben nicht zu viel zu Anfangs erklären wollten. Jedoch zählt hier die Ausgangslange zu Spielbeginn. Hier wird man zu sehr ins kalte Wasser geschmissen.

Die Kamera
Obwohl die Kamera die meiste Zeit des Spiels ihre Dienst erfüllt und bewusst spektakuläre Perspektiven auswählt, um das Spiel und die Umgebungen in Szene zu setzen, gibt es auch Momente, wo wir uns das manuelle Justieren der Kamera gewünscht hätten, um die Übersicht zu wahren bzw. vorab die Umgebung abscannen zu können.

Die Framerate
Während das Spiel die meiste Zeit mit konstanten 30 Frames läuft, ist uns aber dennoch aufgefallen das es ab und an Momente gibt, bei denen die Bildwiederholrate in den Keller geht. Das ist nicht megadramatisch, aber eben auch nicht perfekt.

9.0

Wertung und Fazit

TEST: Castlevania: Lords of Shadow

Der Reboot ist geglückt und hat fast alle Erwartungen übertroffen. Nach den enttäuschenden PS2-Versuchen, herrschte bei uns Skepsis, ob die „Castlevania“-Serie abseits vom Nintendo DS noch ein Mal die Kurven kriegen würde. Doch wir wurden eines Besseren belehrt.

"Castlevania: Lords of Shadow" kam, sah uns siegte. Auch wenn das Spiel bereits anhand der stimmungsvollen Trailer sehr verheißungsvoll aussah, hätten wir Konami bzw. Mercury Steam nicht zugetraut, ein derart gutes Spiel auf die Beine zu stellen.

Euch erwartet eine Mischung aus "God of War", "Prince of Persia" und "Shadow of the Colossus" - ohne dabei aber seine eigene Identität zu verlieren. Im Gegenteil: Sämtliche Elemente haben ihre eigene, ausgesprochen „Castlevania“-typische Indentität. Uns hat das epische Abenteuer rund um Gabriel Belmont in seinen grandiosen Fantasy-Bann gezogen, daher eine ganz klare Kaufempfehlung.

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Kommentare

jerry-11111

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04. Oktober 2010 um 22:25 Uhr
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