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TEST: Gran Turismo 5

play3 Review: TEST: Gran Turismo 5

8.0

Es ist die Rückkehr einer Legende: „Gran Turismo“ steht seit Beginn der Playstation-Ära für Perfektion und technische Genialität. Doch der fünfte Teil kämpfte bereits von Beginn an mit Startschwierigkeiten.

Unzählige Release-Verschiebungen und Konzeptveränderungen hinterlassen Spuren an dem einstmals makellosen Image des „Real Driving Simulators“. Wir haben „Gran Turismo 5“ dem Langzeittest unterzogen. Wie schlägt sich die Rennsimulation? Kann sie doch noch an alte Glanzzeiten anknüpfen?

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Was wir cool finden

Der Umfang und die Vielfalt
Falls ihr euch gefragt habt, warum der Test von „Gran Turismo 5“ so lange auf sich hat warten lassen: In diesem – doppelten – Pluspunkt liegt der Grund. „Gran Turismo 5“ ist ein Spiel für die ganz langen Winterabende. Autofreunde dürfen sich hier über Tage und Wochen im virtuellen Rennzirkus verlieren. Der GT-Modus ist umfangreich wie selten zuvor und wird noch um einen zumindest stabil laufenden Online-Modus ergänzt.

Doch bevor ihr euch in den Konkurrenzkampf mit anderen Fahrern wagt, solltet ihr erst einmal in den GT-Modus einsteigen. Hier schaltet ihr – wie für „Gran Turismo“ typisch – Lizenzen durch Fahrprüfungen frei, ergattert Preisgelder und neue Fahrzeuge im A-Spec- und B-Spec-Modus und bastelt natürlich auch fröhlich an eurem Fuhrpark herum. Die Streckenvielfalt und die Anzahl unterschiedlichster Herausforderungen ist riesig. Das Angebot reicht dabei von klassischen Rennserien bis zu Rallye- und Kartwettbewerben. Diese stellen zweifellos eine nette Ergänzung zum GT-Fuhrpark dar und bringen nochmal ordentlich Pfeffer ins Spiel.

Die Spielzeit und die Langzeitmotivation ist gerade für Autonarren riesig. Denn auch wenn die technische Umsetzung der 1.000 Fahrzeuge stark schwankt, so darf doch jeder frei über seinen Fuhrpark entscheiden und mit umfangreichen Tuningfunktionen an ihnen herumschrauben. Ein weiterer Bonus: Im wirklich erstklassigen Fotomodus macht ihr Bilder eurer Lieblinge und teilt sie mit der Community.

Der Online-Modus wirkt mit seinen eingeschränkten Lobby-Funktionen leider ein wenig deplatziert. Dafür überzeugt aber der Splitscreen-Modus mit ausreichend Übersicht und (zumeist) flüssiger Bildrate.
Urteil: Sehr gut

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Das Fahrgefühl
Trotz aller kleinen und großen Macken muss man „Gran Turismo 5“ eins zugestehen: Es spielt sich erstklassig! Einmal mehr liefern Digital Polyphony eine gelungene Rennsimulation ab. Denn auch wenn das Geschwindigkeitsgefühl nicht so berauschend ausfällt wie bei manch anderem Spiel, überzeugt „Gran Turismo 5“ mit realistischer Fahrphysik. Wenn wir über die Curbs holpern ist das ebenso gut spürbar, wie das Durchdrehen der Reifen beim zu schnellen Nehmen einer Kurve.

„Gran Turismo 5“ ist anspruchsvoll und wer hier versucht „Burnout“-mäßig durch Kurven zu rumpeln, findet sich schnell an der Leitplanke wieder. Wie schon in den Vorgängern zählt besonders bei den Lizenzen jedes Zehntel. Und genau dieser Anspruch macht „Gran Turismo 5“ wieder aus. Kleine Fehler werden bestraft, gelungene Aktionen belohnt. Das motiviert und passt zum Slogan von „The Real Driving Simulator“.
Urteil: Sehr gut

Die Premiumfahrzeuge
Von insgesamt rund 1.000 Fahrzeugen erwarten euch im Verlauf 200 Premiumboliden. Diese sind das Prunkstück von „Gran Turismo 5“. Die Fahrzeuge wurden herrlich detailliert nachgebildet und gehören ohne Zweifel zu den am besten umgesetzten Traumkarossen in der Spielegeschichte. Hübsch geschwungene Formen, ungeheuer viele Details und dazu eine traumhaft umgesetzte Cockpitperspektive. Anhand der Premiummodelle kann jeder deutlich erkennen, zu was die PS3 technisch aktuell in der Lage ist. Klasse!
Urteil: Gut

Was wir weniger cool finden

Der Sound
Die Akustik hinterlässt einen zwiespältigen Gesamteindruck: Die Menüklänge – eine Mischung aus Alternative und Jazz – passen irgendwie zum Ambiente, werden aber garantiert nicht jedem gefallen. Aber diese Einschätzung ist subjektiv. Was die Motorensounds angeht, herrscht bei „Gran Turismo 5“ eine Zweiklassengesellschaft. Viele Premiumkarossen klingen wirklich realistisch – kraftvoll und wuchtig.

Andere Boliden haben dagegen den Klang von getunten Staubsaugern. Aber den Vogel schießt leider der Soundeffekt bei Karambolagen ab: Ein dumpfes „WUMM“ ertönt, als hätte jemand auf eine Plastiktrommel geschlagen. Dieser „Sound“ ist wohl durch die Qualitätskontrolle gerutscht.
Urteil: Befriedigend

Die KI
Die gute Nachricht: Der Einstieg in „Gran Turismo 5“ ist leicht. Denn die ersten Rennen im A-Spec-Modus stellen wahrlich keine große Herausforderung dar. Das liegt weniger an den Strecken, als vielmehr an der schwachen Gegner-KI.

Die Burschen bremsen auch im späteren Rennverlauf Kurven viel zu früh an und tuckern förmlich um die Ecke. Wer hier spät genug bremst oder die übrigen Fahrzeuge als Stopper benutzt, schafft auch mit schwächeren Boliden problemlos Siege in höheren Klassen. Realistisches Gegnerverhalten sieht einfach anders aus. Hier gibt es keine Rivalitäten oder andere Gimmicks, sondern lediglich 08/15-Fahrer vom KI-Grabbeltisch.
Urteil: Ausreichend

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Das Schadensmodell
Prinzipiell haben wir kein Problem damit, uns ein Feature in einem Spiel erst zu erarbeiten. Aber wenn wir dann erst ab Level 20 und nach zig Spielstunden endlich ein Schadenmodell erhalten, erwarten wir auch etwas für unsere Mühen. Was bei „Gran Turismo 5“ allerdings geboten wird, ist leider nur Mittelklasse. Denn: So richtig gehen nur die Premium-Wagen kaputt und lassen gelegentlich Karosserie-Teile auf der Piste zurück.

Bei den „normalen“ Fahrzeugen gibts nur Kratzer und Dellen zu sehen. Hier und da verzieht sich ein wenig die Karosserie. Wo bleiben die eiernden Räder? Wo die wirklichen Auswirkungen auf das Fahrverhalten? Die Rallye-Fahrzeuge kommen dabei noch mit am besten weg. Trotzdem: Das Schadensmodell wird seinem Namen nicht gerecht und ist gerade im Vergleich zu Konkurrenz sehr enttäuschend.
Urteil: Mangelhaft

Die Standardfahrzeuge
Die andere Seite des „GT5“-Fuhrparks präsentiert sich leider alles andere als hübsch. Denn bei einem Großteil der übrigen 800 Fahrzeuge handelt es sich lediglich um lieblos rüber portierte Standardmodelle. Deren Qualität schwankt zwischen „noch hübsch“ und „erschreckend dreist kopiert“.
Da ärgern wir uns über eckige Radkästen, hässliche Lichtreflexe und natürlich über seltsam unscharfe Rücklichter. Ein Teil der Standardboliden sind einfach eine bodenlose Frechheit, die weder der Playstation 3 noch dem großen Namen „Gran Turismo“ gerecht werden. Hier war Yamauchi-San wohl auf Effekthascherei au. Getreu dem Motto: „Hauptsache wir haben 1.000 Fahrzeuge im Spiel.“
Urteil: Mangelhaft

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Die technischen Macken
„Gran Turismo“ – Dieser Name steht für spielerische und besonders technische Perfektion. Doch davon ist im fünften Teil nur noch wenig übrig geblieben. Denn das Spiel weist derart viele Mängel auf, dass man damit bequem ein Buch füllen könnte. Das Dilemma beginnt mit einer satten 8 GigaByte großen Installation zur Verkürzung der Ladezeiten. Machen wir uns nichts vor: „Gran Turismo 5“ geizt nicht mit Ruhepausen zwischen den Rennen. Das Arsenal reicht von fünf bis sieben Sekunden zwischen den ungemein verschachtelten Menüs, bis hin zu 20 bis 25 Sekunden zum Start eines Rennens.

Die nächste Schwachstelle ist die Spieldarstellung selbst: Hier nerven unzählige Grafik-Bugs und Performance-Probleme. Im Rennen stört etwa das Tearing den Gesamteindruck. Immer wieder zerreißt es das Bild – offensichtlich aufgrund fehlender V-Sync-Routinen – im unteren Teil des Screens. Viele Kurse und besonders die hübsch dargestellten Stadtkurse leiden unter teils deftigen Slowdowns. Wir hoffen, dass der bereits angekündigte Performance-Patch in Zukunft Abhilfe schafft.

Weiterhin wirkt die Streckenführung selbst auf vielen Kursen geradezu altbacken. Uns fehlten die hübschen Details am Rande und besonders das Leben, das abseits jedes Parcours tobt. Stattdessen tummeln sich hässliche 2D-Pappfiguren auf den Rängen und schwenken kaum animierte Fahnen. „Gran Turismo 5“ wirkt alles andere als realistisch, sondern auf vielen Strecken geradezu kalt und emotionslos.
Urteil: Ungenügend

Info: Wir haben Kazunori Yamauchi, Serienvater von „GT5“, auf die Schwächen des Vorzeigerennspiels angesprochen. Wie der motosportbegeistere Japaner dazu Stellung bezieht, lest ihr in diesem Interview.

Unser Special über die Odyssee von „Gran Turismo HD“ und „Gran Turismo 5“ lest ihr hier.

System: Playstation 3
Vertrieb: Sony
Entwickler: Digital Polyphony
USK: ab 6 Jahre
Release: erhältlich
Offizielle Homepage: http://www.gran-turismo.com/

8.0

Wertung und Fazit

TEST: Gran Turismo 5

„Gran Turismo 5“ scheitert an seinen eigenen Ansprüchen. Die Serie war bislang bekannt für ihre Perfektion und dafür, die aktuelle Konsolengeneration bis zum letzten Bit auszureizen. Das gelingt „Gran Turismo 5“ nicht. Stattdessen fallen hier unzählige kleine und große Fehler auf, die offensichtlich in der von Beginn an chaotischen Entwicklung begründet liegen. So ist „Gran Turismo 5“ zwar noch immer ein gutes Rennspiel mit ungeheurem Umfang und steiler Motivationskurve. Für die Serie aber stellt das Spiel wohl den absoluten Tiefpunkt dar. Wir sind gespannt, wie sich die angekündigten Patches auf die Spielbarkeit auswirken. In der aktuellen Version aber können wir „GT5“ keine bessere Wertung geben. Dafür sind die unzähligen technischen und konzeptionellen Fehler einfach zu eklatant.

Hotlist

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Kommentare

Para_NoRMaL

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Para_NoRMaL

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