ANGESPIELT: Homefront

Beim Event in New York war „Homefront“ das Star-Spiel. Für das Event wurden wir am frühen Morgen mit gelben U.S.-Schulbussen abgeholt (so ein Vehikel spielt gleich zu Beginn des ersten Levels des Storymodus‘ eine Rolle) und zum Veranstaltungsort transportiert. Dieser wurde wiederum über Nacht komplett umgebaut: Man fühlte sich wie in einem Ghetto. Überall hingen Warnschilder in englischer und koreanischer Sprache. Hohe Drahtzäune teilten das Areal in mehrere Bereiche ein und künstlicher Nebel versuchte eine bedrohliche Atmosphäre zu erzeugen.

THQ setzte alles drauf und dran, den Anwesenden klar zu machen, dass „Homefront“ DER wichtigste Titel für das Unternehmen im ersten Halbjahr 2011 ist. Danny Bilson, verantwortlich für die Core Games bei THQ, betonte zwar bereits am ersten Tag der Veranstaltung, dass man wisse, dass man mit dem Shooter nicht an die astronomisch hohen Verkaufszahlen eines „Call of Duty“-Spiels herankommmen werde – doch qualtiativ möchte man es schaffen, dem Platzhirschen aus dem Haus Activision Paroli gehörig Paroli zu bieten.

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Schützenhilfe aus Hollywood
Für den Shooter, der am 8. März 2011 erscheint, engagierte man als Berater den Hollywood-Drehbuchautor John Milius, der die Skripts für „Apocalypse Now“ und „Red Dawn“ schrieb. Letztgenannter Movie weißt sehr viele Parallelen mit der Background-Story von „Homefront“ auf. „Red Dawn“ heißt bei uns „Die rote Flut“ und erzählt die Geschichte einer Invasion der USA durch kubanische, nicaraguanische und sowjetische Truppen, die zur Bildung einer Guerilla-Truppe amerikanischer Teenager führt.

In „Homefront“ okkupieren koreanische Truppen die USA und verbreiten Angst und Schrecken. In dieses Szenario tauchten wir ein, als wir das erste Level anspielten. Wir sitzen in einem gelben amerikanischen Schulbus, der als Gefangenentransporter umfunktioniert wurde, und sehen wie am Straßenrand ein amerikanisches Ehepaar von Besatzungssoldaten erschossen werden – die Kinder stehen hilflos daneben und brüllen ihren Schmerz heraus. Erschütternd. Wenige Augenblicke später wird der Schulbus gerammt, wir werden befreit und das Abenteuer beginnt …

Story und Szenen, die zum Nachdenken anregen
Die Entwickler von Kaos versuchen offenbar und wann immer es auch geht eine beklemmende Atmosphäre zu erzeugen. Die Kulisse, die am Anfang verwendet wird, erinnert an die Bilder aus dem Warschauer Ghetto zu Zeit des Zweiten Weltkriegs. Die New Yorker Entwickler spielen mit Bildern, die man schon mal gesehen hat – nur findet das Déjà Vu nun vor einer Hightech-Militärkulisse im Jahr 2027. Die U.S.-Bürger werden im eigenen Land wie Vieh durch die Straßen getrieben und von koreanischen Truppen skrupellos getötet.

https://www.youtube.com/watch?v=pHd-iMgY-lc

Die Szenen waren anfangs bedrückend, doch besaßen diese nicht die erwartete Nachhaltigkeit. Sobald wir die erste Wumme in der Hand hatten und auf Soldaten der koreanischen Besatzungsmacht schossen, war das bedrückende Gefühl verflogen. Es kehrte der normale Ego-Shooter-Alltag zurück. Zumindest im ersten und einzigen Single-Player-Level, das wir in New York anspielen konnten. Ursprünglich sind wir mit einer anderen Erwartungshaltung an den Titel herangegangen. In unseren Köpfen hatten wir ein Spiel, das sich die toll aufgemachten USA-Level aus „Call of Duty: Modern Warfare“ als Vorbild nimmt und daraus einen PS3-Blockbuster schmiedet. Doch dem Anschein nach wird das nicht der Fall sein.

Story mit Moral
Besonders gut gefallen haben uns die Momente, in denen eure euch gleichgesinnten NPCs das ganze Töten hinterfragen. Sie hadern oft mich sich selbst und mit ihren Taten. Die moralische Komponente ist ausgesprochen lobenswert und hebt „Homefront“ vom mit Pathos und mit U.S.-Patriotismus vollgepumpten „Call of Duty: Modern Warfare 2“ deutlich ab. Das verleiht der Ballerei eine anspruchsvolle Note. Dafür gibt’s von uns ein „Both Thumbs Up!“

Wie bei den meisten Titeln, die bei der THQ Gamers Week gezeigt wurden, kann man jetzt noch nicht sagen, wohin die Reise bei „Homefront“ geht. Wir benötigen eine umfangreichere Preview-Fassung oder besser gleich die finale Version, um eine wertende Aussage treffen zu können. Es lässt sich aktuell keine verbindliche Aussage trafen, ob „Homefront“ mit „Killzone 3“ mithalten kann, da sich zumindest aus technischer Sicht Guerrilla auf die PS3-Hardware konzentrieren und das derzeit bestmögliche herausholen kann.

Inhaltliche Schwerpunktsverlagerung bei Ego-Shootern
Anders schaut’s beim Multiplayer-Mode aus. Dieser ist bei „Homefront“ der eigentliche Kern des Spiels. Wir konnten den Modus stundenlang ausprobieren, etliche Maps und sämtliche Spielmodi.

Wie schon bei „Call of Duty“ und „Battlefield: Bad Company“ zeichnet es sich auch bei „Homefront“ ab, dass bei Ego-Shootern zukünftig das Einspieler-Erlebnis immer mehr in den Hintergrund rückt. Nach einem aufwändig inszenierten, aber recht kurzem Einspieler-Modus geht man in den Mehrspieler-Abschnitt über, mit dem man monatelang Spaß hat.
Story Modi werden – das ist unsere persönliche Meinung – zukünftig nur noch als Werkzeug für die PR- und Marketing-Maschinerie dienen, da sich Storys samt Helden und Bösewichtige, die ein Gesicht haben, besser vermarkten lassen als ein ausgetüfteltes Mehrspieler-Gameplay, bei dem es schwerpunktmäßig um Rankings, Erfahrungspunkte und Upgrades geht.

Der Multiplayer-Mode ist auch die Paradedisziplin der Kaos Studios. Als sie noch unter dem Namen Trauma Studios agierten wurden die New Yorker von DICE, den „Battlefield“-Macher aufgekauft, weil sie mit „Desert Combat“, einem Mod für „Battlefiled 1942“, auf sich aufmerksam machten. Allerdings wurde das Team 2005 im Releasezeitraum von „Battlefield 2“ von DICE wie eine heiße Kartoffel fallen gelassen. Im Januar 2006 kaufte sich THQ bei Trauma Studios ein und machte daraus die Kaos Studios.

Zwei neue charismatische Features
Dass die Kaos-Leute immer noch ein Faible für „Battlefield“ hatten, merkt man „Homefront“ an allen Ecken an. Es spielt sich wie eine modernisierte Version des Multiplayer-Hits von EA DICE – in den Topf kippte man noch etliche „CoD“- und „Enemy Territory: Quake Wars“-Zutaten.

Man möchte meinen, mit den Modi möchte man dem ehemaligen Geschäftspartner einen deftigen Denkzettel verpassen. Mit dem ersten Produkt „Frontline: Fuels of War“ ist dies bekanntlich nicht gelungen. Nun werden in jeglicher Hinsicht die schwersten Geschütze aufgefahren: Eines davon sind die Battle Points (kurz BPs). Für jeden Kill bekommt man BPs gutgeschrieben, dafür kann man „on the fly“ eine neue Waffe oder ein Fahrzeug kaufen. Ist die Map vorüber, wird der Kontostand auf Null zurückgesetzt.

Diese Komponente bringt eine neue komplette neue Spielerfahrung mit sich. Zwar gibt es immer ein Ranking-System, durch fleißige und erfolgreiche Multiplayer-Soldaten bessere Waffen bzw. besseres technisches Gerät bekommt, wodurch ihr besser ausgerüstet in die Online-Schlacht ziehen könnt, doch die Battle Points könnt ihr mit einem Ass im Ärmel vergleichen, dass ihr im passenden Moment zückt. Wie funktioniert’s? Ihr drückt aufs Digipad, wählt beispielsweise eine Panzerabwehrwaffe aus, zahlt diese mit euren Battle Points, habt dann sofort die Waffe im Inventar und schaltet im Anschluss einen Panzer aus, der von einem Gegenspieler manövriert wird. Boom!

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Standard trifft auf Innovation
Werfen wir nun einen Blick auf die Spielmodi und Klassen: Es gibt vier verschiedene Spielvarianten. Deathmatch (24 Spieler), Ground Control (32 Spieler, Objekte einnehmen und verteidigen), Battle Commander Team Death Match (32 Spieler) und Battle Commander (24 Spieler).
Assault, SMG, Heavy, Sniper, Taktical und Stealth sind die sechs Soldatenklassen, deren Äußeres und deren Equipment sich deutlich voneinander unterscheiden und sich individuell verändern und ausstatten lassen. Ihr verfügt über eine primäre und sekundäre Waffe, zwei Granattypen und drei Slots für Perks, dazu gehört z.B. das schnellere Ziehen einer Waffe.

Der Jäger wird zum Gejagten – und umgekehrt
Last but not least bringt der so genannte Battle Commander in den zwei gleichnamigen Spielmodi frischen Wind ins Ego-Shooter-Genre. Die Idee wird sicherlich von anderen Titeln kopiert werden und die Runde machen. Der Battle Commander ist eine Art KI-gesteuerter Spielleiter, der entscheidet, welcher Spieler während der Multiplayer-Schlachten mit zusätzlichen Sondermissionen bedacht wird. Das passiert, wenn der KI-Kommandant euch einen Stern oder gleich mehrere auf die Brust geheftet hat. Letzteres geschieht, nachdem ihr bereits mehrere Spezialaufträge erfolgreich erledigt habt.

https://www.youtube.com/watch?v=cg3ysQ5xSvI

Doch aufgepasst: Die KI setzt auf euch umgehend einen Gegenspieler an, der euch einen Strich durch die Rechnung machen möchte. Andersrum werden ihr zu einem Kopfgeldjäger, wenn euch der Battle Commander befiehlt, einen mit einem oder mehreren Sternen ausgezeichneten Gegenspieler zu eliminieren.

Einen Stern verdient man sich, wenn man beispielweise einen Killstreak hat, bei dem man drei gegnerische Soldaten erledigt, die unabhängig voneinander eine Sondermission ausführen. Erreicht ein Spieler fünf Sterne, und das ist verdammt schwierig, ist diese Person für jeden Gegner auf der Radar-Karte sichtbar, welche sich in der unteren, linken Bildschirmecke befindet. In diesen Modi haben wir die Battle Points für schützende und defensiv ausgerichtete Gegenstände eingesetzt, um die Beförderungen und das eigene Leben nicht zu verlieren. Das ist z.B. eine Splitterschutzweste.

Einschätzung: gut

Auch bei diesem Game, das in NY dargeboten wurde, hätten wir gerne mehr von der Einspieler-Kampagne gesehen, um bei diesen Artikel noch tiefer ins Detail gehen zu können und somit eine aussagekräftigere Tendenz abgeben zu können. Es lässt sich aktuell nur schwer sagen, ob "Homefront" mit "Killzone 3" mithalten kann. Denn das was wir angespielt haben, war nur die Spitze des Eisbergs gewesen, wir hätten sehr, sehr gerne erfahren, wie das Abenteuer weitergeht. Deswegen halten wir uns aktuell wohlwissend zurück, ein "sehr gut" zu vergeben. "Homefront" ist spannend und intelligent inszeniert, dennoch hat die gezeigte Mission nicht ganz unsere Erwartungen erfüllt. Die toll ausgearbeitete und durch aufwändig produzierte Trailer erzählte Background-Story macht unglaublich neugierig, nur diese kann man nicht spielen. Diese dient lediglich als Zubringer zum eigentlichen Spiel. Wir hatten bis zum Anspielen die Erwartungshaltung, dass wir ein Szenario vorzufinden, das die USA-Level von "Modern Warfare 2" in sämtlichen Bereichen toppt. Doch das traf zumindest in dem Level nicht ein. Diese Scharte wetzte beim Event der Multiplayer-Mode wieder aus. Die Battle Points und das Battle-Commander-Feature bringen eine neue Komponente ins Shooter-Genre in das Genre, aber offen gesagt müssen sich diese Ideen im Langzeittest bewahrheiten. Sprich, ob dieses Feature von gewieften Spielern exploited werden kann und inwiefern das Balancing davon beeinflusst wird.

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Para_NoRMaL

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