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TEST: Knights Contract

play3 Review: TEST: Knights Contract

4.5

Gretchen, Doktor Faust und Rapunzel – Die japanischen Entwickler Gamer’s Republic greifen für „Knight’s Contract“ tief in die deutsche Bücherkiste. Ob diese Kreativität alleine ausreicht, um das Hack’n’Slay zu einem ernsthaften Konkurrenten für „God of War 3“ zu machen? Das erfahrt ihr in unserem Test!

Was wir cool finden

Spaßiges Kampfsystem mit Zauberei
Als klassisches Hack’n’Slay macht „Knight’s Contract“ eine gute Figur. Dabei ist es nicht ganz so dynamisch wie „God of War 3“ oder „Devil may cry“. Es erinnert vom Spieltempo eher an „Darksiders“. Heinrich bringt dabei die Muskeln und eine überdimensionale Sense. Gretchen kloppt auf Tastendruck mit Zaubersprüchen dazwischen. Diese sind bedeutend mächtiger als Heinrichs Standard-Attacken. Ein Klick und schon wirft Gretchen eine Zauber-Bärenfalle aus oder spießt die Monster mit einer aus dem Boden schießenden Riesenstachel auf.

Heinrich auf der anderen Seite ist der harte Krieger mit der groben Kelle. Mit leichten, schweren Angriffen und Finishing-Moves. Die Steuerung funktioniert ordentlich und unterscheidet sich kaum von der Konkurrenz. Durch Tastenkombinationen führt ihr natürlich Kombos aus. Doch gerade die Zusammenstellung von Gretchens Magie und Heinrichs Kraft ist das, was positiv bei „Knight’s Contract“ hervor sticht. Nicht zuletzt, weil Gretchen sogar Heinrichs Waffen kurzzeitig buffen kann.

Geradezu nebenbei levelt ihr Gretchens Fähigkeiten mit Hilfe von Orbs auf. Das kommt uns irgend wie bekannt vor und funktioniert aber daher auch ganz gut. „Knight’s Contract“ ist spielerisch sicherlich kein Innovationswunder. Doch die pure Kampfsystem ist durchaus gelungen.
Urteil: Gut

Was wir weniger cool finden

Eine Geschichte zwischen Leid und Mitleid
Germanisten rollen sich bei der freien Interpretation des deutschen Literaturklassikers die Zehennägel hoch. Doktor Faust ist ein wahnsinniger Alchemist. Heinrich – eigentlich der Vorname von Goethes Faust – ein unsterblicher Henker. Und das arme Gretchen eine wiedergeborene Hexe. Puh, da haben sich die Japaner aber mal fröhlich an unserem Kulturgut bedient.

Doch daran wollen wir „Knight’s Contract“ gar nicht messen. Uns stört vielmehr das Charakterdesign, welches nur selten echte Freude aufkommen lässt. Gerade Heinrich ist kein Held. Er ist ein gebrochener Mann. Sein Körper schreit nach dem Tod. Und er wird nicht müde, jede Hexe darum anzubetteln, ihn endlich von seinem Leid zu erlösen. Auch der Pakt mit Gretchen entsteht ausschließlich aufgrund von Heinrichs Todessehnsucht. So sind die Hexe und der Ritter durch den Pakt aneinander gebunden – ähnlich wie die Helden von „Enslaved“.

So faszinierend die Geschichte zu Beginn noch sein mag, so wird sie über die Spielzeit nur als Ausrede benutzt, um das blutige Geschehen notdürftig bei einander zu halten. Ein wenig mehr Tiefe und echte Emotionalität hätte Story und Charaktere vielleicht auf die positive Seite unserer Wertung gebracht.
Urteil: Befriedigend

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Technik, KI und Übersicht
„Knight’s Contract“ hat viele unbearbeitete Baustellen. Besonders grafisch kann das Actionspiel lange nicht mit Genre-Primus „God of War 3“ mithalten. Das Monsterdesign ist zwar nicht hässlich, aber insgesamt doch zu altbacken und zu gewöhnlich. Gerade die Umgebungsgrafik lässt oft zu wünschen übrig. Wiederkehrende Texturen und unscharfe Oberflächen stören den Gesamteindruck ebenso wie die fehlende Interaktivität mit Objekten selbst. Die Levels wirken oftmals einfach langweilig, egal wie sehr sich die Entwickler an der deutschen Baukunst orientiert haben.

Die nächste Haltestelle ist die Gegner-KI. Kleinere Gegner fordern uns regelrecht zum Zuschlagen auf. Sie wehren sich nicht. Sie weichen nicht aus. Sie sind bloßes Kanonenfutter der öden Sorte. Selbst die Bosse erweisen sich zumeist eher als Geduldsprobe, denn als echte Herausforderung. Denn die finalen und zugegebenermaßen nett inszenierten Finishing-Moves werden mit Quick-Time-Events eingeleitet. Selten war die Button-Abfrage derart unpräzise und die Zeitfenster so unberechenbar. Das ständige Wiederholen der selben Aktionen ist die logische frustrierende Folge.

Zu allem Überfluss leidet das Spiel während der Kämpfe auch noch unter Übersichtsproblemen. Gerade in Innenräumen zoomt die Kamera gerne zu dicht heran, sodass ihr bis auf Heinrich und seine Riesensense nicht mehr viel erkennen könnt. Wenn dann noch Gretchen schreit, ist das Chaos nahezu perfekt.
Urteil: Ausreichend

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Dumme, nervige Hexe
„Knight’s Contract“ entpuppt sich als eine rund zehn Stunden andauernde Escort-Mission. Hexe Gretchen ist zwar nicht wehrlos, aber derart verpeilt, dass sie nicht einmal den Weg aus ihrem eigenen Kleiderschrank finden würde. Heinrich ist zwar unverwundbar, sein Körper ist allerdings trotzdem angreifbar. Nach einigen Attacken bricht er in sich zusammen. Wird er kniend dann noch einmal von einem der Monster erwischt, zerreißt es ihn in seine Einzelteile. Wenn das nicht motiviert. Durch kräftiges Hämmern auf die X-Taste setzen wir ihn aber wieder zusammen.

Doch gerade in dieser Zeit läuft Gretchen bevorzugt Amok und rennt Mutanten-Rittern und Zombies direkt ins Schwert. Anstatt einfach das Weite zu suchen. Auch bei Bosskämpfen steht die Gute lieber blöde im Weg rum, als sich vor Monstern in Sicherheit zu bringen. Sie schafft es noch nicht einmal mit Heinrich einigermaßen Schritt zu halten. Bei den zuweilen langen Fußmärschen ertönt immer wieder ein verzweifeltes „Heinrich“, das uns zum Warten zwingt.

Und als ob diese Gameplay-Macken nicht schon schwerwiegend genug wären, können wir Heinrich und Gretchen nur heilen, indem wir die Hexe auf den Arm nehmen. Stellt euch einen dramatischen Endkampf mit einem riesigen Feuer-Streitwagen vor und der Held läuft im Kreis mit seiner Freundin auf dem Arm, damit sich der Energiebalken wieder füllt. Diese Art der Regeneration ist der Atmosphäre alles andere als zuträglich.

Alles in allem verkommen fast alle Mission schnell zur Arbeit. Dadurch rückt der Spaß an den ordentlich spielbaren Kämpfen und der soliden Kombos rasch in den Hintergrund. „Knight’s Contract“ ist über weite Strecken einfach eine mühsame Angelegenheit.
Urteil: Ungenügend

System: PlayStation 3
Vertrieb: Namco-Bandai
Entwickler: Gamer’s Republic
USK: ab 18 Jahren
Release: erhältlich
Offizielle Homepage: http://www.namcobandaigames.com/

4.5

Wertung und Fazit

TEST: Knights Contract

Eigentlich gibt es keinen triftigen Grund, um „Knight's Contract“ zu spielen. Das Kampfsystem haben wir in Titeln wie „God of War 3“, „Bayonetta“ oder „Darksiders“ bereits ähnlich gut oder besser gesehen. Dafür sind die Konkurrenten allesamt hübscher und zugänglicher. „Knight's Contract“ landet daher leider nur im unteren Genre-Mittelfeld. Denn der „Beschütze die Hexe“-Part zehrt gemeinsam mit unzähligen Schlampereien einfach zu sehr an den Gamer-Nerven. Einzig Freunde abgedrehter Story-Ideen finden hier vielleicht einige Momente zum Schmunzeln und Grübeln.

Hotlist

Kommentare

Powerqualle

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DarkRyuHayabusa

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Shakedallic

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